Protokoll der Sitzung vom 30.08.2012

und dann dieses Pogrom anzuzetteln.

(Peter Ritter, DIE LINKE: So wie Herr Andrejewski zum Beispiel.)

Mehrere Tage wurden Angriffe, Pogrome gegen die Flüchtlinge gestartet, ehemalige Vertragsarbeiter unter Druck gesetzt, die damals in diesem völlig überfüllten Haus lebten. Ein aggressiver Mob von Neonazis und Mitläuferinnen und Mitläufern schleuderte Steine und Brandsätze gegen das Sonnenblumenhaus – unter Johlen und Beifallklatschen einer zuschauenden Menge.

Die Einsatzkräfte der Polizei, die Bundes- und Landespolitik, die ganze Zivilgesellschaft versagten.

(Udo Pastörs, NPD: Tja.)

Es war reiner Zufall, dass in dem Inferno niemand ums Leben kam. Die Wenigen, die helfen wollten, wurden der Lage nicht Herr, die Situation eskalierte völlig. Die fehlgeleitete Wut der Randalierer und ihrer Mitläufer entlud sich an den Bewohnerinnen und Bewohnern des Sonnenblumenhauses.

(Udo Pastörs, NPD: Berechtigte Wut.)

Die wehrlosen Flüchtlinge und Arbeitsmigranten waren die Leidtragenden, die Opfer des randalierenden und gewalttätigen Pöbels, sie waren Opfer einer überforderten und versagenden Politik.

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Die rassistischen Übergriffe erfolgten in einer Zeit, als die Debatte um eine Verschärfung des Asylrechts hochkochte. Wir erinnern uns alle an die Losung „Das Boot ist voll“ und diese Sprüche, die das Leben damals und die Politik begleiteten.

(Udo Pastörs, NPD: Richtig. Hab ich auch gesagt.)

Gerade diese Sprüche und Ihr Beitrag ließen die Situation damals eskalieren.

(Stefan Köster, NPD: Natürlich.)

Nach den Ausschreitungen kam es dann auch zur faktischen Abschaffung des Rechts auf Asyl. Die Drittstaatenregelung wurde eingeführt, wonach Flüchtlinge abgewiesen werden konnten, wenn sie über ein als sicher geltendes Land einreisen.

Im Jahre 1993 trat das restriktive Asylbewerberleistungsgesetz in Kraft. Mit ihm wurden menschenunwürdige Leistungssätze für Asylbewerberinnen und Asylbewerber eingeführt, die lediglich ein Überleben, aber kein Leben ermöglichten. Im Juli dieses Jahres

(Udo Pastörs, NPD: Jetzt klagen Sie die Bundesregierung an.)

kam es dann zu dem Urteil vom Bundesverfassungsgericht, welches vernichtend war. Fast 20 Jahre nach dem Bestehen dieses Asylbewerberleistungsgesetzes wurde es in weiten Teilen für verfassungswidrig erklärt.

Nicht alle Menschen, meine Damen und Herren, wollen an die Ereignisse von 1992 erinnert werden. Das bedauere ich. So zeigten sich viele der Anwohnerinnen und Anwohner am Rande der Gedenkveranstaltungen vom vergangenen Wochenende eher unbeteiligt. Befragt zu den Ereignissen konnten oder wollten viele von ihnen keinen Kommentar abgeben –

(Udo Pastörs, NPD: Weil sie Angst haben. – Zuruf von David Petereit, NPD)

traurige Erkenntnis in der Auseinandersetzung mit diesen Ereignissen aus 1992 in Rostock-Lichtenhagen,

(Udo Pastörs, NPD: Angst haben vor freier Meinungsäußerung.)

traurige Realität, dass die Auseinandersetzung in weiten Teilen der Bevölkerung nicht oder nur unter vorgehaltener Hand stattfindet. Auch deswegen haben wir diese Resolution heute hier zur Abstimmung gestellt, weil wir,

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

ja, weil wir die Menschen auffordern wollen, tatsächlich demokratisches, tolerantes Gedankengut anzunehmen

(Zurufe von Stefan Köster, NPD, und Udo Pastörs, NPD)

und sich öffentlich dazu zu bekennen. Das ist, glaube ich, der Auftrag, den wir als Politik hier erfüllen müssen.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Und gerade weil in Mecklenburg-Vorpommern Rechtsextremismus ein Problem ist –

(Udo Pastörs, NPD: Aha!)

und es ist nicht zu übersehen, dieses Problem –, gerade weil Fremdenfeindlichkeit, Rassismus,

(Stefan Köster, NPD: Ihre Demokratie nach Moskauer Art.)

Feindlichkeit gegenüber Andersdenkenden und gegenüber den schwächsten Mitgliedern in unserer Gesellschaft

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Einzug bis in die Mitte der Gesellschaft gefunden haben, müssen wir aktiv werden und immer wieder Flagge zeigen. Sie sind offen vorhanden, das wissen wir, aber sie sind eben auch latent vorhanden

(Stefan Köster, NPD: Latent vorhanden!)

oder äußern sich oft subtil, auch das ist bekannt.

(Udo Pastörs, NPD: Sie müssen mehr Gesetze machen, mehr Unterdrückung.)

Wir haben als Fraktion den anderen demokratischen Fraktionen vorgeschlagen,

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

heute diese Resolution zu verabschieden: „20 Jahre ausländerfeindliche Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen – Mahnung und Verpflichtung. Für eine lebendige Demokratie, gegen Rechtsextremismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt!“

(Stefan Köster, NPD: Und Deutsche.)

Wir wollen heute diese Resolution verabschieden.

(Udo Pastörs, NPD: Und ungeliebte Meinungen.)

Damit wird von diesem Parlament erneut ein Signal ausgehen: Die Ereignisse von Rostock-Lichtenhagen dürfen nicht in Vergessenheit geraten.

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

Es bedarf einer weiteren gründlichen Aufarbeitung der Ereignisse von 1992, um das Geschehene wachzuhalten und Wiederholungen auszuschließen.

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Es ist unsere Aufgabe, die Zivilgesellschaft weiter zu stärken. Wir brauchen Mut und Courage im Alltag.

(Udo Pastörs, NPD: Ja, haben wir.)

Ausländerfeindlichkeit, Rassismus, Hass und Gewalt dürfen keinen Raum haben – nicht in Rostock, nirgendwo! Wir müssen ein noch größeres Augenmerk auf die Prävention legen, vor allem in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen,

(Udo Pastörs, NPD: Richtig.)