Protokoll der Sitzung vom 21.03.2013

und zwar nach dem Koalitionsausschuss.

(Heinz Müller, SPD: Wenn ich rede, ist es nicht richtig, wenn ich schweige, ist es nicht richtig …)

Das Ergebnis waren bekanntlich die längst vereinbarten 100 Millionen Euro.

(Udo Pastörs, NPD: Tja. – Zuruf von Minister Dr. Till Backhaus)

Von seinen scheinbar detailliert berechneten 155,0 Millionen Euro war überhaupt keine Rede mehr.

(Zuruf von Minister Dr. Till Backhaus)

„Das Ergebnis ist enttäuschend“ oder „Mehr war gegen den Widerstand der SPD nicht möglich“

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

oder einfach „Das Ergebnis ist nicht zufriedenstellend“ – so oder so ähnlich, das wären zutreffende Kommentierungen für die Abfuhr gewesen, die sich die CDU abholen durfte.

(Wolfgang Waldmüller, CDU: Trotzdem müssen wir uns nicht nach dem richten, was Sie gerne wollen.)

Ganz anders reagierte jedoch der im Koalitionsausschuss vorgeführte Herr Kokert. Der CDU-Fraktions- vorsitzende war mit dem vollständigen Scheitern seiner Forderung – man höre und staune! – zufrieden. Dieses Theaterspiel wurde dann auch der Presse zu viel und so bohrten die Medien etwas tiefer. Dem Vernehmen nach – ich lasse mich hier gern korrigieren –,

(Wolfgang Waldmüller, CDU: Bis jetzt war alles falsch.)

dem Vernehmen nach hat der Innenminister dann das Ganze als Show eingeräumt, denn seine Fraktion bräuchte auch mal eine Spielwiese.

(Heiterkeit vonseiten der Fraktion der CDU)

Diese Darstellung liegt nahe, wenn man sich die Abfolge der Ereignisse vor Augen führt.

(Egbert Liskow, CDU: Was haben wir denn für ein Theater heute hier?)

Ein kommunaler Solidarpakt als Spielwiese, hier kann man sich mal austoben,

(Helmut Holter, DIE LINKE: Wenn ihr solche Vorlagen liefert, müsst ihr das aushalten.)

ohne etwas anzustellen, ohne wirklich etwas zu bewirken. Das mag zwar etwas Dampf aus der Koalition genommen haben, gegenüber den Kommunen ist ein derartiges Spiel ganz einfach schändlich.

Meine Damen und Herren, und wenn es noch eines Beweises bedurfte, dass es sich um reines CDU-Theater gehandelt hat, der nächste Akt sollte ihn erbringen, diesmal im Innenausschuss. Zum Kommunalfinanzbericht des Landesrechnungshofes hatte meine Fraktion einen Entschließungsantrag eingebracht,

(Helmut Holter, DIE LINKE: Hört, hört!)

Drucksache 6/219,

(Heinz Müller, SPD: Aber wir thematisieren das ja nicht im Ausschuss.)

dessen zweiten Punkt ich hier zitieren möchte: „Eine berechtigte Orientierung auf das stärkere Ausschöpfen

kommunaler Einnahmepotentiale und eigene Konsolidierungsmaßnahmen der Kommunen entlassen das Land nicht aus seiner Verantwortung für strukturelle Defizite kommunaler Haushalte.“

Und jetzt zitiert diese Entschließung weiter aus der Solidarpakt-Presseerklärung der CDU-Fraktion: „Wir müssen den Kommunen strukturelle Hilfe geben. Deshalb ist ein einmaliger teilweiser Schuldenschnitt allein unzurei- chend“, so weit die Entschließung. An dieser Stelle war ich in der Tat sehr gespannt auf das Pro und Kontra der CDU-Fraktion zu unserem Antrag beziehungsweise zu Ihrer eigenen Verheißung.

(Heinz Müller, SPD: Werde ich wieder kritisiert, weil ich was dagegen habe.)

Weitere Hilfen wären zwar notwendig,

(Helmut Holter, DIE LINKE: So wichtig sind Sie auch nicht, Herr Müller. – Zuruf von Heinz Müller, SPD)

sind aber zurzeit politisch nicht umsetzbar.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Wir sind gespannt auf die Reaktion der CDU, Herr Müller.)

Diese oder eine ähnliche Antwort der CDU hätte ich erwartet. Aus der CDU-Fraktion hingegen kam nicht ein einziger Satz,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Wer war denn da da zu der Sitzung?)

nicht ein einziges Wort, nicht eine einzige Silbe.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Welcher Experte hat denn da teilgenommen an der Sitzung?)

Ich glaube, Herr Silkeit.

Apathisch wurden die eigenen Forderungen wie Fremdkörper betrachtet und abgelehnt.

Meine Damen und Herren, wer mit dem Feuer zündelt, der muss mit Brand rechnen. Und auch wer innerhalb einer Koalition kokelt,

(Heinz Müller, SPD: Kokert oder kokelt, oder was?)

der kann nicht sicher sein, dass schon nichts passieren wird.

(Unruhe und Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Der CDU ist es nämlich gelungen, den Vorhang zu verbrennen, hinter dem bisher die konzeptionslose Kommunalpolitik dieser ihrer Landesregierung versteckt wurde.

(Zuruf von Manfred Dachner, SPD)

Laut Solidarpakt fühle sich die CDU – anders als die Landesregierung – den Kommunen besonders ver- pflichtet.

(Egbert Liskow, CDU: Aber ihr müsst ja richtig getroffen gewesen sein, was? Wenn ihr so ein Theater aufführt?!)

Anders als durch die Landesregierung wird die Notwendigkeit postuliert, kommunalen Zusagen eine echte Verbindlichkeit zu geben. Die Hilfen der Landesregierung seien unzureichend. Notwendig seien dagegen wirkliche Maßnahmen. Was ist los in dieser Koalition?

(Wolfgang Waldmüller, CDU: Alles bestens. – Heiterkeit bei Manfred Dachner, SPD: Das möchten Sie gerne wissen, ne?)

Der Koalitionsvertrag jedenfalls ist reine Makulatur.

Und, meine Damen und Herren, nach Auffassung der Landesregierung sei die kommunale Ebene auskömmlich ausfinanziert. Und da diese Auffassung – auch nach Erkenntnis der Landesregierung – nicht haltbar ist, wird ein weiterer Fonds aufgelegt, aber schnell wieder die Einmaligkeit dieser Hilfe betont. Dass auch dies alles an der realen Lage nicht viel ändern wird, habe die CDU erkannt und versucht, mit ihrem Papier zu belegen.

Im Ergebnis Ihrer koalitionsinternen Zündelei haben Sie nun allerdings Ihre potemkinschen Dörfer angezündet. Aussagen der Landesregierung zum Zustand unserer Kommunen werden von einem Koalitionspartner Lügen gestraft. Kommunalpolitische Ansätze der Landesregierung wurden von einem Koalitionspartner als wenig verbindlich charakterisiert. Dagegen wären in Wirklichkeit ganz andere Maßnahmen notwendig.

Meine Damen und Herren, vor diesem Hintergrund wäre ein deutliches Wort, eine Klarstellung des Ministerpräsidenten, das Gebot der Stunde. Dass dies ausbleibt, spricht für sich. Vor allem wirft dies ein bezeichnendes Licht auf diese Koalition und ihr Verhältnis zu den Kommunen. Dieser Regierung fehlt nicht nur ein kommunalpolitisches Herz, sondern ebenso ein kommunalpolitischer Kompass.