Wie eng, wie gefährlich ist denn Corona wirklich? Ich bin ja selbst natürlich verunsichert, das ist doch völlig klar, und habe meine Ängste. Wie ist die Letalität denn wirklich? Ioannidis, einer der weltweit bekanntesten griechischstämmigen US-Amerikaner, Experte, Professor für Medizin, für Epidemiologie, für statistische Medizin, ein weltweit hoch angesehener Mann, ist in einer Studie, die viele Menschen oder viele Länder einbezieht, zu dem Ergebnis gekommen, dass die Letalität hier für unsere Bereiche bei 0,2 Prozent liegt. Das ist doch zunächst mal beruhigend. Das müssen wir doch nicht hochschrauben! 0,2 Prozent ist die wirkliche Letalität, ausgehend von den genannten Infektionszahlen, die ja so statistisch sind, dass da jeder reinfällt, der auch an Corona stirbt, also der hoch vorbelastete Mensch, der jetzt an oder mit Corona stirbt, fällt da rein. Von diesen Zahlen ausgehend ist die Letalität 0,2 Prozent für uns. Das ist doch zunächst mal beruhigend! Das müssen wir doch nicht künstlich hochschrauben!
Nur, Sie können doch nicht leugnen, dass das, was täglich über die Medien läuft und was hier auch verkündet
wird, ein ganz anderes Bild erzeugt. Und da muss man sich doch fragen, warum ist das so. Und da gibt es ja nicht wenige, die auf diese Panik hinweisen. Ich darf noch in Erinnerung rufen, Sie haben ja da früher von dieser Studie im Innenministerium, wo unter Zuziehung vieler Experten eine Studie erarbeitet wurde, die die Kollateralschäden insbesondere untersucht hat, und da ist darauf hingewiesen worden. Und die gibt es ja auch für jeden nachvollziehbar. Fragen Sie doch mal Ihren Arzt in der Nachbarschaft, was denn auch der erste Lockdown bewirkt hatte: dass viele Leute nicht zum Arzt gehen. Gehen Sie denn jetzt so, wo Sie sonst vielleicht gehen würden, zum Arzt? Nein, Sie überlegen sich das dreimal, weil Sie Angst haben, sich anzustecken. Sie unterlassen eine vorgesehene Vorsorgeuntersuchung. Man kann das hochrechnen, das sind Tausende geschätzt, die an diesen Ängsten sterben. Die Verängstigung auch unserer Kinder und Jugendlichen, das wird Folgen haben. Das sagen Ihnen viele Kinderpsychologen.
Das kann man doch nicht einfach wegwischen! Das ist beim ersten Lockdown völlig unbeachtet geblieben. Jetzt stellt sich die Ministerpräsidentin hier hin und lobt den ersten Lockdown und tut so, man kann das Gegenteil nicht beweisen, aber auch der Beweis, dass der Lockdown uns die relativ günstige Situation beschert hat, ist ja gar nicht belegt. Der Reproduktionsfaktor war im März bei Ausrufen des Lockdowns bereits unter 1. Das würden wir uns jetzt wünschen! Es ist überhaupt nicht bewiesen, dass der Lockdown die gute Situation herbeigeführt hat.
Rückblickend sind die Schulschließungen nicht berechtigt gewesen, aber ich gebe ja zu, man lernt dazu. Niemand hatte damals in bösem Willen gehandelt. Das ist völlig klar.
Aber sich hier so hinzustellen, als ob man alles richtig gemacht hätte! Auch die überschießenden Maßnahmen, Herr Krüger, die Strandsperre ist doch nicht vergessen! Das war doch erkennbarer Unsinn! Die Ministerpräsidentin sagt bei Herrn Lanz in dieser Talkshow, nein, sie hat alles richtig gemacht, sie würde es wieder so tun. Und sie hat doch damals gesagt, im Grunde das Gericht gerügt, dass das also eine unsinnige Entscheidung gewesen wäre.
Also ich will darauf hinaus, dass es im Grunde auch jetzt keine Notwendigkeit gibt, denn die Bundes..., die Landesregierung macht denselben Fehler wie damals, sie hängt sich an die Bundeslinie.
Und wir haben damals von Anfang an gesagt, auch aus Rechtsgründen, bei solch einschneidenden Eingriffen muss man auf die Situation vor Ort abstellen. Es hört sich medial wunderbar an, es sei ja sonst nicht vermittelbar, eine bundeseinheitliche Linie zu haben. Das ist aber rechtlich falsch. Bevor wir hier die Gaststätten dichtmachen, müssen Sie sehen, ob es hier notwendig ist, und nicht, ob es in Köln oder in Berlin oder in München notwendig ist.
Trotzdem haben Sie jetzt wieder sich der Bundeslinie angeschlossen, das hat ja mein Kollege Kramer etwas polemisch gesagt, indem jetzt die Staatskanzlei hier irgendwie so ein Vorposten von Berlin geworden ist. Aber das ist die Realität. Sie haben die Verhältnismäßigkeit damit fast verletzt, und es wird in Kürze wieder so sein, dass Sie dann wieder den Schwenk machen. Wir haben damals im Innenausschuss als Erste das angeprangert und haben gesagt, für die Verhältnismäßigkeit müssen wir auf die Situation vor Ort abstellen, die ist hier im Lande eine völlig andere.
Und natürlich ist es nicht menschenverachtend oder irgendwie nicht angebracht, darauf abzustellen, wie ist denn die Situation auf unseren Intensivstationen. Wie ist die denn, ist die wirklich schon irgendwo bedrohlich? Und ich gebe Ihnen recht, das einzig wirklich Bedrohliche an Corona ist, einmal von der psychologischen Seite, dass man es nicht kennt, da hat man eine völlig andere Wahrnehmung, aber ist, ob irgendwann, wenn es schlimmer würde, Intensivbehandlung nicht mehr vorhanden ist. Davon sind wir aber weit, weit entfernt, denn ansonsten ist von den Zahlen her,
weil es ja immer wieder dann völlig in Abrede gestellt wird, was völliger Blödsinn wäre, die Gefährlichkeit objektiv nach den Zahlen nicht schlimmer als bei der Grippe. Auch dort gibt es tödliche Verläufe. Wir haben 2017/2018 25.000 Tote gehabt, wobei man sagen muss, auch dort wurde an Grippe gestorben, denn es waren natürlich dann auch überwiegend ältere Menschen mit Vorerkrankungen.
Es ist ja auch nicht nur unsere Idee, sondern bei den vielen Sachverständigen, die wir haben, finde ich ja, es gibt ja nun welche, die so ungefähr die Rolle eines Regierungssprechers angenommen haben, aber das kann man sicherlich bei Professor Streeck, der die HeinsbergStudie ja auch da bearbeitet, nicht sagen. Professor Streeck in seiner schlichten und bescheidenen Art hat schon seit Längerem darauf hingewiesen, dass die Massentesterei auf Dauer nichts bringt und dass es ein Virus ist wie jeder andere Virus, dass man den auch nicht ewig unter Kontrolle halten kann, selbst, wenn Sie den wie so ein Partisanenvirus bezeichnen, als heimtückisch. Ja, das ist jedes Virus. Das ist ein Virus wie alle anderen, nur ist für uns neu, wir haben keinen Impfstoff und wir haben noch keine Immunität wie bei Grippe dagegen entwickelt. Das ist alles völlig richtig. Nur, Streeck sagt seit Längerem, es sei ein Strategiewechsel angesagt, weil es voraussehbar ist, dass man dieses Virus nicht wirklich beherrschen kann. Wir müssen begreifen, dass es Viren gibt, und das wird nicht das erste Virus sein, das über uns herfällt, wo wir noch keinen Impfstoff haben. Das ist so.
Und nochmals, die Letalitätsquote ist so, dass man im Grunde nicht in Panik verfallen muss. Es gibt eine ganze Menge anderer Krankheiten. Bei Krebs ist die Rate viel, viel, viel höher. Und trotzdem haben sie in der Bevölkerung zurzeit mehr Angst vor Corona als vor einer Krebserkrankung. Das sind die Realitäten.
wenn Sie von dieser Krankheit befallen sind – und Krebs ist eine Krankheit –, wie das Sterberisiko ist. Und bei Infekt...,
Gut, nochmals: Streeck hat das schon lange gesagt, dass wir uns primär – also ein Strategiewechsel –, dass wir natürlich versuchen sollen und können, das Virus einzudämmen, aber dass das nicht auf Dauer erfolgreich sein wird und dass deshalb wir in erster Linie einen Strategiewechsel betreiben müssen, um uns ganz gezielt den vulnerablen Gruppen zuzuwenden. Das kann man ja vielleicht auch anders sehen. Natürlich ist es auch schwer, diese vulnerablen Gruppen auszumachen, aber im Kern machen wir doch das, dass wir in der Tat wieder dabei sind, einen Großteil der Bevölkerung in Haft zu nehmen, obwohl das Risiko zurzeit im Lande hier noch beherrschbar und relativ gering ist.
Und das Ganze geschieht auch mit einer Psychologie der Sprache. Das ist ja auch interessant. Das ist ja wirklich so zum Teil Kriegsrhetorik. Und am Ende des Horizonts – jetzt entschuldigen Sie den Ausdruck –, wie beim Endsieg so ungefähr, dann wird ja an...,
da ist jetzt ganz gezielt der Impfstoff. Der Impfstoff, das verspricht jetzt Reisinger, ist im März da. Haben Sie schon ganz vergessen, wie oft dieser Impfstoff schon zum Ende des Jahres versprochen wurde? Das ist ja Trump-Rhetorik, was hier betrieben wird. Ich sage Ihnen, ich kann das nicht beurteilen, aber für die Politik ist doch völlig klar, dass wir einen Impfstoff nicht sicher voraussagen können.
Wir wissen – und dann muss ich noch mal sagen, die Kritik der LINKEN, die kann ich völlig, an der Pharmaindustrie. Das ist ein Milliardengeschäft!
Ich bin da längst nicht mehr so naiv zu glauben, dass bei diesem Milliardengeschäft, bei diesem Wettrennen, wer denn den ersten Impfstoff hat, dass da wirklich ganz vorne steht die Sicherheit der Menschen. Das glaube ich jedenfalls nicht mehr.
Dieser Impfstoff, ein sicherer Impfstoff, der allen bisherigen Regeln für Impfstoffe gerecht wird, der steht in weiter Ferne. Und deshalb können wir nicht eine Politik betreiben, deren Logik so ist, dass wir letztlich von einem Lockdown in den anderen taumeln.