Protokoll der Sitzung vom 06.04.2017

(Sebastian Ehlers, CDU: Marx, Engels.)

Insofern zeigt sich, dass es wichtig ist, Frau FriemannJennert, zunächst einmal über Begriffe zu sprechen und zu klären, was soziale Gerechtigkeit ist. Aus unserer Sicht sind sozial-gerechte Verhältnisse solche, in denen bedarfsgerecht und, wenn das nicht möglich ist, fair Rechte und Möglichkeiten, sich in der Gesellschaft zu verwirklichen, sowie Ressourcen verteilt werden.

(Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

Um solche Verhältnisse geht es, um keine Rückwärtsschau mit einem Vergleich von hundert Jahren zuvor,

(Minister Harry Glawe: Jaja, Sie haben mir nicht zugehört.)

zumal Ihre …

(Minister Harry Glawe: Sie zitieren nur das, was Ihnen gerade gefällt.)

Herr Glawe, Ihre Argumente ziehen nun wirklich nicht. Wenn Sie darauf verweisen, dass wir jetzt eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigtenquote haben, die höher sei als noch vor Jahren,

(Minister Harry Glawe: Das haben Sie nicht hingekriegt.)

dann nehmen wir doch mal den Vergleich und kommen zum Beispiel zu der Erkenntnis, dass die Zahlen, die Sie jetzt aufzuweisen haben, nicht besser sind als die des Jahres 2002,

(Minister Harry Glawe: Ah!)

im Übrigen das, in der SPD

(Minister Harry Glawe: Jaja, Herr Koplin.)

und damals noch PDS in Regierungsverantwortung waren, und zwar …

(Minister Harry Glawe: Wollen Sie schon wieder Statistiken fälschen, oder was ist mit Ihnen los?)

Das ist jetzt ein Vergleich sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse. Und warum sind die gestiegen in den letzten Jahren? Herr Glawe, das müssen Sie auch einfach der Ehrlichkeit halber dazusagen.

(Minister Harry Glawe: Unverantwortlich.)

Sie sind gestiegen, weil sich die Teilzeitarbeit verdoppelt hat. Das spielt ja alles mit rein. Das gehört zu einer differenzierten Betrachtung dazu. Wir wollen diese differenzierte Betrachtung, die ist ganz einfach seriös.

Und, Frau Friemann-Jennert, es geht nicht um Wahlkampf allein,

(Zurufe vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU: Nein! Nein!)

aus meiner Sicht.

(Zuruf von Thomas Krüger, SPD)

Nein! „Allein“, „allein“, Herr Krüger! Jetzt will ich Ihnen gern was sagen.

(Zuruf von Sebastian Ehlers, CDU)

Haben Sie sich mal die …

(Unruhe vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

Herr Krüger und Herr Waldmüller, haben Sie sich mal die Frage gestellt, warum sich plötzlich alle, fast alle Parteien mit der Frage der sozialen Gerechtigkeit auseinandersetzen?

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Das hat Herr Ehlers aber noch nicht mitgekriegt.)

Aus unserer Sicht aus zwei zentralen Gründen: Die Parteistrategen – allesamt, so wie wir hier sitzen, haben wir ja auch Parteistrategen – haben erkannt, dass es eine tief sitzende Sehnsucht der Menschen nicht nur nach Orientierung, sondern nach sozialem Halt und Sicherheit, sozialer Gerechtigkeit gibt.

(Torsten Renz, CDU: Das ist Grundsubstanz. Damit arbeiten wir seit hundert Jahren.)

Nein, nein, das ist der eine Punkt, das ist der eine Punkt. Einen kleinen Moment! Es gibt da noch die zweite Erkenntnis, dass in Verhältnissen von Ungleichheit, von zunehmender Ungleichheit, also wenn eine Gesellschaft polarisiert, der Zusammenhalt zerfällt. Frau Oldenburg hat darüber gesprochen. Dieser Zerfall des Zusammenhaltes – und jetzt kommt wieder politische Machtpolitik ins Spiel –, …

(Torsten Renz, CDU: Das stimmt, aber die Frage ist, ob wir bei einem solchen Zustand sind.)

Einen kleinen Moment! Lassen Sie mich das noch mal ausargumentieren!

… der Zerfall dieses Zusammenhaltes macht eine Gesellschaft unregierbar.

(Torsten Renz, CDU: Ja, sind wir denn in so einem Zustand?)

Und weil die Parteistrategen das erkannt haben, reagieren sie darauf mit sehr unterschiedlichen Konzepten. Herr Arppe hat das Konzept der AfD dargelegt. Er hat gesagt, es darf nicht sein, wenn ich das jetzt hier richtig wiedergebe: Stärkung der Selbstentfaltung, sagten Sie, und der Selbstverantwortung und nicht die Fürsorge. Ich halte dagegen die Position der LINKEN: Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit. Es muss also – das ist der Punkt –, es muss ein Regularium geben, das die Schwachen in der Gesellschaft schützt.

(Marc Reinhardt, CDU: Das ist ja wie im Literaturkurs hier.)

Nee, also wir reden über grundsätzliche gesellschaftspolitische Fragen.

(Torsten Renz, CDU: Nee, ich glaube, nicht.)

Aber sicher.

(Torsten Renz, CDU: Sie stellen den Antrag, um die SPD zu treiben.)

Nein, Sie möchten das gern runterzoomen, das können wir auch machen. Sie möchten das gerne runterzoomen und sagen, lassen Sie uns doch über …

(Torsten Renz, CDU: Martin Schulz kommt. Die Umfragen für die SPD steigen.)

Zu Martin Schulz komme ich noch. Ich muss eilen, weil meine Kollegin Jacqueline Bernhardt auch noch sprechen möchte.

(Zurufe von Thomas Krüger, SPD, und Torsten Renz, CDU)

Also hören Sie bitte mal zu! Sie möchten das Kleinteilige haben, das können Sie auch haben, Herr Renz, weil Sie Familienpolitik im Munde führen.

(Minister Harry Glawe: Sie sind ja nicht mal für das Grundsätzliche hier.)

Herr Ehlers hat vorhin davon gesprochen. Und Sie haben die Familiencoaches genannt – im Übrigen eine Erfindung der SPD, mit der Sie sich gerade schmücken. Mehr ist bei mir nicht haften geblieben.

(Minister Harry Glawe: Ja, leider! Weil Sie nicht zuhören können.)

Aber gucken wir uns jetzt mal an, Herr Glawe,