Protokoll der Sitzung vom 19.05.2017

(Zuruf von Enrico Komning, AfD)

Im Antrag heißt es „mit allen verfügbaren Mitteln“. Meine Damen und Herren, Koalitionsbruch gehört nicht dazu. Für die SPD ist es selbstverständlich, dass bestehende Verträge eingehalten werden. Wir müssen daher ablehnen.

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD – Sebastian Ehlers, CDU: Sehr gut!)

Das Wort hat jetzt für die Fraktion der AfD der Abgeordnete Herr Arppe.

Sehr geehrtes Präsidium! Werte Kollegen! Liebe Bürger!

(Karen Larisch, DIE LINKE: Rinnen! – Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE: Richtig.)

Liebe Kollegin Larisch, Sie begrüße ich extra.

(Karen Larisch, DIE LINKE: Danke.)

Wir stellen erst einmal fest, dieses Thema scheint zumindest den Koalitionsfraktionen ziemlich egal zu sein, zumindest auch bei der SPD.

(Thomas Krüger, SPD: Dann haben Sie aber nicht zugehört eben.)

Ich sehe hier ganze sieben Abgeordnete sitzen – das auch mal an die Adresse der Bürger draußen.

(Torsten Renz, CDU: Sie müssen aber die Minister mitzählen, Herr Arppe!)

Sieben Abgeordnete! Das ist ziemlich traurig.

(Zurufe von Thomas Krüger, SPD, und Sebastian Ehlers, CDU)

Die Regierungsbank, na ja, die ist auch nicht gerade üppig gefüllt, aber das nur am Rande.

(Unruhe vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU – Zuruf von Manfred Dachner, SPD)

Das Herzblut bei diesem Thema scheint der SPD zumindest zu fehlen.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Als wir vor zwei Tagen in diesem Hause über die parlamentarische Initiative der AfD zum Schächtungsverbot diskutierten, wurde uns vorgeworfen, eine „Geisterdebatte“ zu führen.

(Thomas Krüger, SPD: In der Tat.)

Das Thema sei irrelevant, hieß es. Solches könnte man auch über den vorliegenden Antrag der Fraktion DIE LINKE,

(Thomas Krüger, SPD: Weil es keine Schächtung gibt, aber es gibt homosexuelle Paare!)

der Fraktion DIE LINKE sagen.

Der Unterschied zwischen Ehe- und Lebenspartnerschaft hat sich in den letzten Jahren immer mehr verringert und tendiert allmählich gegen null. Nicht zuletzt aufgrund der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts haben sich beide Formen des menschlichen Zusammenlebens einander angenähert. Wenn es also nur darum ginge, ist doch im Großen und Ganzen alles erreicht worden. Es geht aber nicht nur darum, liebe Kollegen. Es geht um die völlige Dekonstruktion unserer traditionellen Ordnung zugunsten der Umsetzung linker Gesellschaftsexperimente.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Wer sich einmal mit den durchaus bemerkenswerten strategischen Schriften des US-amerikanischen Vordenkers Saul Alinsky beschäftigt, erkennt schnell das Muster. Die linken Sozialingenieure sind stets auf der Suche nach revolutionären Subjekten, die von irgendeinem Unrecht befreit werden müssen. Das war im 20. Jahrhundert das Proletariat und seit einiger Zeit sind das alle möglichen Minderheiten, zum Beispiel die Homosexuellen. Man könnte auch sagen, diese verschiedenen revolutionären Subjekte sind Mittel zum Zweck. Die LINKEN brauchen sie zur Legitimation und Rechtfertigung eines monströsen Netzwerkes aus Vereinen, Projekten und Institutionen,

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

die mit sehr viel staatlichen Geldern vordergründig irgendwelches Unrecht bekämpfen sollen, tatsächlich aber dem Machtgewinn und dem Machterhalt dienen.

Immer mehr Homosexuelle durchschauen das Spiel. Sie wundern sich, dass linke Parteien und ihre diversen Vorfeldorganisationen sich einerseits zwar für die Homosexuellen einsetzen – das erschöpfte sich zuletzt in absurden Aktionen wie der Unisex-Toilette und dem schwulen Ampelmännchen –, andererseits aber mit Vehemenz den Vormarsch einer Religion unterstützen, die in krassem Widerspruch zu allem steht, was in den vergangenen Jahrzehnten für sexuelle Minderheiten erreicht wurde.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Ich spreche vom Islam. Viele Homosexuelle haben mir gesagt, dass es ihnen völlig egal ist, ob das nun „eingetragene Partnerschaft“ oder „Ehe“ heißt. Sie sorgen sich vielmehr um ganz fundamentale Dinge, nämlich darum, ob man als Schwuler oder als Lesbe in einigen Jahren überhaupt noch auf die Straße gehen kann, ohne sich Gefahren an Leib und Leben auszusetzen. In vielen deutschen Großstädten und Ballungsräumen mit hohem Migrantenanteil ist es heute schon ein Wagnis, sich als Angehöriger einer sexuellen Minderheit auf der Straße zu präsentieren.

(Beifall Dr. Ralph Weber, AfD)

Auch ein Politiker der CDU, Jens Spahn, hat lobenswerterweise immer wieder darauf hingewiesen, dass Gefahr und antischwule Gewalt nicht nur von den allgegenwärtigen Rechtsextremisten ausgehen, sondern immer mehr und immer öfter auch von muslimischen Migranten.

Das wird unterfüttert durch eine Studie des niederländischen Soziologen Ruud Koopmans,

(Jochen Schulte, SPD: Ich dachte schon, Geert Wilders!)

der 9.000 Muslime in Westeuropa befragt hat und dabei herausfand, dass 60 Prozent von ihnen Homosexualität ablehnen. 70 Prozent sagen, religiöse Gesetze stehen über den Gesetzen des Staates. Ich erinnere an unsere gestrige Debatte über das Thema Schächtung.

Man kann diese Politik also metaphorisch mit einem Wollpullover vergleichen, an dem oben zwar noch etwas herumgestrickt wird, während man ihn von unten allerdings wieder aufräufelt. Eine Gesellschaft, in welcher der Islam eine immer größere Rolle spielt, ist kein guter Ort für Homosexuelle. Besonders gilt das, wenn in dieser Gesellschaft politische Parteien das Sagen haben, die bereit sind, zivilisatorische Standards zugunsten religiöser Gebote aufzuweichen und dereinst vielleicht dann auch ganz aufzugeben.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Wir haben das erlebt während der Debatte über das von der AfD geforderte Schächtungsverbot. Tierschutz ist den etablierten Parteien weniger wichtig als der Anspruch einer Religion auf Ausnahmen vom geltenden Recht.

(Zuruf von Christian Brade, SPD)

Wir erleben das auch bei dem unsäglichen Gezerre um das Verbot der Kinderehe.

(Thomas Krüger, SPD: Na das ist jetzt aber etwas wirr, ne?!)

Wir erleben das bei der völligen Indifferenz gegenüber solchen archaischen Bräuchen wie der Beschneidung oder der Idee einiger Politiker,

(Thomas Krüger, SPD: Das ist eine andere Religion, das ist schlecht.)

die Scharia könne doch parallel zum deutschen Rechtssystem existieren. Hier zeichnet sich eine unheilvolle

Entwicklung ab, die immer mehr weitblickende Homosexuelle zu Anhängern der AfD macht, liebe Kollegen.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Sichtbarer Ausdruck – und jetzt hören Sie gut zu,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Wovon träumen Sie eigentlich nachts, Herr Arppe?)

jetzt hören Sie gut zu, Herr Ritter –, sichtbarer Ausdruck dieses Umstandes ist nämlich die Tatsache, dass die einzigen schwulen Abgeordneten im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern der AfD-Fraktion angehören, und nicht bei Ihnen sitzen, Herr Ritter.

(Thomas Krüger, SPD: Woher wissen Sie das? – Peter Ritter, DIE LINKE: Woher wissen Sie denn das?)