Unsere Fraktion, unser Arbeitskreis war in Rostock im Thünen-Institut, so wie – wie uns bestätigt wurde – auch Ihre Fraktion,
und Sie haben sich dort auch berichten lassen durch Herrn Zimmermann, wie die Fischbestände in der Ostsee gegenwärtig zu sehen sind und wie sie sich entwickelt haben. Ich weiß nicht, ob Sie auf einer anderen Veranstaltung waren, aber wir haben aus dieser Veranstaltung etwas andere Schlüsse gezogen. Es wurde uns dort klar signalisiert, dass sich viele Fischbestände gut erholt haben,
aber gerade beim Dorsch eben die Sache noch kritisch gesehen wird, und deswegen diese Fangbegrenzungen, wie sie jetzt vom Europäischen Fischereirat festgelegt wurden und auch jedes Jahr auf der Ministerkonferenz wieder neu beschlossen werden, einfach nötig sind und dass man dazu übergegangen ist, hier nicht nur die Berufsfischer, sondern auch die Freizeitfischer in die Reglementierung mit einzubeziehen.
Der Minister hat es gerade ausgeführt, ich kann das auch nur unterstreichen, was hier gesagt wurde, der Dorschbestand scheint sich etwas zu erholen. Man geht davon aus, dass wir wahrscheinlich Fangquotenerhöhungen von etwa zehn Prozent bekommen werden. Von dieser Quotenerhöhung werden dann sicherlich auch die Freizeitfischer profitieren. Und ich denke mal, es liegt auch gar nicht in unserem Ermessen, hier als Landtag über dieses Thema mit genauen Zahlen zu beschließen, sondern das ist dem Europäischen Fischereirat vorbehalten.
Deswegen wird unsere Fraktion Ihren Antrag ablehnen, obwohl wir auch ein Herz für die Freizeitfischer haben, diese unterstützen wollen. Aber die jetzigen Zahlen, die vorliegen, die Fische, die jetzt geangelt werden dürfen, stellen ja nicht die Existenz der Freizeitfischerei infrage, und wir müssen hier beiden Gruppen gerecht werden, sowohl den Freizeitfischern als auch den Berufsfischern. Deswegen warten wir ab, was im Herbst entschieden wird. Ich hoffe, es gibt beim Dorsch eine Erhöhung, und dann werden wir allen Seiten gerecht werden. – Danke für Ihre Aufmerksamkeit.
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Dreimal gekocht, macht auch den Dorsch nicht besser. Ich fasse mich darum kurz. Die Ablehnung des vorliegenden Antrages durch meine Fraktion macht diesbezüglich auch nicht nötig, dass ich mich weitschweifig auslasse.
Egal, wie man den Antrag dreht, er ist einerseits sachlich falsch – denn wenn es um die Quoten für 2017 geht, sind ja die Messen schon längst gesungen –, und er ist andererseits völlig überflüssig, da im Rahmen der Gemeinsamen Fischereipolitik der EU Fangquoten für die einzelnen Fischarten sowieso ständig angepasst werden.
Die Vorschläge der Wissenschaftler im Beirat liegen auf dem Tisch. Wie bereits mehrfach erwähnt, wird es voraussichtlich zu einer Erhöhung der Fangquoten kommen. Warten wir also ab, was die Fischereiminister im Herbst dazu sagen! Sicherlich werden trotzdem auch die Angler in dem Jahr Einschränkungen erfahren. Aber das wird von den meisten Anglern sogar mitgetragen, denn es ist einerseits wissenschaftlich begründet und andererseits ist zumindest die Einsicht da, dass auch von den Anglern ein Beitrag zum Erhalt oder besser gesagt zur Erreichung eines günstigen Erhaltungszustandes des Dorsches in der westlichen Ostsee kommen muss. Der Landesverband weiß selbst, dass es bei allem zwischenzeitlichen Optimismus bald noch weniger zu angeln geben wird, wenn die Bestände sich nicht signifikant erholen können, was ohne eine aktive Bestandspflege zurzeit kaum möglich ist.
Die Punkte 2 und 3 des Antrages kann ich im Zusammenhang behandeln. Die hier genannten Forderungen sind Vorschläge des Landesanglerverbandes. Sie sind durchaus plausibel und sinnvoll. Allerdings können wir uns nicht in Mecklenburg-Vorpommern per Landtagsbeschluss in diese Angelegenheit reinmogeln. Die EUVerhandlungen zu den Quoten für 2018 laufen derzeit. Richtigerweise müssten die Punkte 2 und 3 so formuliert werden, dass Mecklenburg-Vorpommern vorschlägt, Deutschland sollte solche Fangbegrenzungen als eigene Position in die Verhandlungen zur Gemeinsamen Fischereipolitik einbringen. Sie haben es so nicht formuliert.
Das hat der Anglerverband aber bereits getan, öffentlich und in Gesprächen an der richtigen Stelle. Meine Fraktion bedankt sich hier ausdrücklich für die Arbeit des Landesanglerverbandes. Dieser Verband bringt sich fachkundig in die Diskussion ein, nicht nur als Lobbyist in eigener Sache, sondern auch in Sachen Umwelt-, Natur- und Tierschutz.
Ich selbst – wie wahrscheinlich die meisten von uns – kann nicht einschätzen, ob die derzeitigen Beschränkungen weniger sinnvoll sind als die Vorschläge des Landesanglerverbandes. Darum vertraue ich dem Sachverstand und den Empfehlungen jener Wissenschaftler, die auf diesem Gebiet die Profis sind. Wenn man aber seitens der AfD der Öffentlichkeit suggerieren will, der Landtag möge seine eigene Fangquotenpolitik machen, dann ist das nichts anderes als negativ populistisch.
Meine Fraktion und sicher auch die Kollegen von der SPD- und der CDU-Fraktion sind jedenfalls froh, dass es
eine gemeinsame europäische Fischereipolitik gibt, die dafür sorgt, dass es auch in Zukunft noch etwas zu fischen und zu angeln gibt.
Darum möchte ich noch eines an die Adresse der Mitglieder der AfD-Fraktion loswerden: Das, was Sie heute als nicht hinnehmbar an der EU-Fischereipolitik anprangern, sind die Folgen eines jahrzehnte- und jahrhundertelangen Raubbaus an der Natur, der größtenteils eben nicht nachhaltige Fischerei war. Eine hundertjährige Erfahrung kann auch bedeuten, es wurde hundert Jahre lang was falsch gemacht, so, wie man gerade vor Kurzem erst festgestellt hat, wovon der Dorsch überhaupt lebt. Die bisherigen Defizite im Basiswissen über die Nahrung des Dorsches fußen auf einer fehlerhaften Studie aus den frühen 1960er-Jahren. Schauen Sie in die „Ostsee-Zeitung“ vom 11.07. und Sie werden feststellen, wovon ich rede. Bevor wir den Dorsch freigeben, brauchen wir einfach mehr Wissen, damit dieses Ziel, von dem der Minister gerade gesprochen hat, die Ostsee zu einem nachhaltigen Meer zu machen, auch erreicht werden kann. Bis dahin lehnen wir solche Anträge ab. – Danke schön.
Ja, der Angelexperte, ich spreche jetzt, glaube ich, mehr zum Fisch als zur Schule. Also das hätte ich vorher auch nicht so erwartet. Aber ich will das heute ganz kurz machen, bewusst.
Ich will mal Herrn Borschke erinnern, wir waren ja vor Kurzem bei den Kutter- und Küstenfischern in Velgast. Und da erinnern Sie sich – ich habe das heute in dieser Fachzeitschrift noch mal herausgesucht –, was der Vorsitzende Günther Grothe dort sagte, und ich zitiere jetzt mal: „Wir schimpfen auf die EU-Bürokraten, aber das bringt den Fisch auch nicht zurück. Und ein eigenes, gemeinsames Konzept zur dauerhaften nachhaltigen Bewirtschaftung unserer Bestände vor unseren Küsten haben wir auch nicht. Wir arbeiten nicht mit den Fischereibiologen zusammen, betrachten sie als unsere Feinde, obwohl ihre immer planmäßigere Forschung mehr Erkenntnisse zusammenbringt, die wir dringend benutzen sollten.“ Zitatende.
Wir haben beide nebeneinandergesessen, wir haben das von dem Vorsitzenden dieses Verbandes gehört. Da muss man wirklich deutlich sagen, die Verbände sind teilweise schon wesentlich weiter als einige, die das immer nicht hören wollen. Das Thünen-Institut und Herr Dr. Zimmermann sind auch schon erwähnt worden. Die Fischbestände – das sagte man auch auf dieser Veranstaltung – in der Ostsee sind insgesamt gut und es gibt lediglich Probleme beim westlichen Ostseedorsch und auch beim westlichen Ostseehering. Das ist die Folge davon, dass man sieben Jahre lang nicht den Empfehlungen der Fachleute gefolgt ist.