rung. Aus ihr ließe sich der Bedarf der medizinischen Versorgung ableiten. Eine Gesundheitsberichterstattung, die selbstverständlich auch Zusammenhänge herstellt zur sozialen Lage, muss detailliert sein, muss kontinuierlich geführt werden und Handlungsempfehlungen für die Politik und für die Akteure im Gesundheitswesen unterbreiten.
Wir müssen unsere Anstrengungen zur Gewinnung von medizinischen und pflegerischen Fachkräften deutlich intensivieren. Das Stipendienprogramm, ich hatte das ausgeführt, ist viel zu dürftig ausfinanziert, jedenfalls in den kommenden zwei Jahren. Die Linksfraktion spricht sich für eine Erweiterung der Studienkapazitäten für das Medizinstudium an den hiesigen Universitäten aus. Wenn wir mehr Medizinerinnen und Mediziner brauchen, müssen wir auch mehr ausbilden.
An einer solchen könnten zusätzlich Medizinerinnen und Mediziner und Psychologen ausgebildet werden. Auch könnten hier konzentriert nicht ärztliche Fachkräfte aus- und weitergebildet werden. Möglich ist aber auch eine Kooperation mit der brandenburgischen Medizinischen Hochschule.
Weiterhin schlagen wir vor, das Berufsbild „nicht ärztliche Assistenzkräfte“ weiterzuentwickeln und die Beschäftigungen den Gegebenheiten anzupassen. Unser Vorschlag – eine Schwester AGnES plus – beispielsweise würde Diagnose, Psychologie und Umgang mit digitaler Technik in erweiterter Art und Weise miteinander verbinden. Voraussetzung hierfür ist die Finanzierungsgarantie von den Krankenkassen unterhalb der bisherigen Patientenzahlen.
Die Anwendung der Telemedizin als Teilbereich der Digitalisierung in der medizinischen Versorgung muss einen kräftigen Schub erhalten. Die von der Landesregierung vorgesehenen 200.000 Euro reichen hinten und vorne nicht. Die Telemedizin muss dringend flächendeckend Anwendung finden. Hierzu bedarf es der Vernetzung der Akteure, der systematischen Aus- und Weiterbildung der Anwenderinnen und Anwender der Telemedizin, klarer Vergütungsregeln und eines verbesserten Datenschutzes.
So weit unsere drei Vorschläge, die wir hier in die Debatte werfen. – Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Wir kommen mit konstruktiven Vorschlägen.
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren und liebe Gäste! Es freut mich, dass wir endlich auch mal zu einem Thema kommen, das seit Langem stiefmütterlich behandelt wird, dessen Auswirkungen aber heute jeder zu spüren bekommt. Für die, die auf die medizinische Versorgung in Mecklenburg-Vorpommern angewiesen sind, ist es allerdings eher eine Grundversorgung in unserem Flächenland, die in der Fläche nahtlos in eine Unterversorgung übergeht. Das aktuellste Beispiel dürfte uns mit der Geburtshilfestation Wolgast noch bestens in Erinnerung sein.
Exemplarisch nehme ich hier mal die Erreichbarkeit von Ärzten. Wer auf dem Lande wohnt, muss nur den Versuch unternehmen, im Falle einer Erkrankung den im zehn Kilometer entfernten Nachbardorf beheimateten Hausarzt zu erreichen. Bei Busverbindungen mit einem Halt frühmorgens und einem am späten Nachmittag wird das zu einem Abenteuer, das man nicht vergisst. Ohne eigenen Pkw ist man schnell aufgeschmissen. Wenn man Pech hat, stellt man bei Ankunft beim Hausarzt fest, dass die Praxis schon seit zwei Jahren geschlossen ist. Aus Mangel an Fachkräften führt diese trotz enormen Bedarfs aber niemand weiter.
Richtig brenzlig wird es nachts, wenn ein Notarzt gebraucht wird. Beim kassenärztlichen Notdienst kann es mitunter mehrere Stunden dauern, bis ein Notarzt zur Verfügung steht, denn das in der Regel allein abzudeckende Gebiet kann enorme Ausmaße haben. Bisher bestand ja noch die Möglichkeit, dass Ärzte über Honorarverträge die Notversorgung auf dem Notarztwagen übernehmen konnten. Aber wie Sie wissen, wurde diese Regelung gerichtlich gekippt. Damit wächst die Gefahr, dass künftig die Versorgung von lebensbedrohlichen Notfällen nicht mehr gewährleistet werden kann. Das ist nicht hinnehmbar. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.
Angenommen, ein Notarzt ist rechtzeitig zur Hand und ein Krankentransport steht auch zur Verfügung, dann kann es immer noch sein, dass das nächstgelegene Krankenhaus hoffnungslos überbelegt ist und nochmals
hundert Kilometer bis zum nächsten Krankenhaus zurückzulegen sind. Die dortige Betreuung findet dann vermutlich durch eine Schwester statt, die durch geplanten Personalmangel aufgrund staatlich angeordneter Wirtschaftlichkeit des Krankenhauses schon seit vier Stunden ihre ungeplante Doppelschicht ableistet. Ist es dort im Zweibettzimmer, das sich vier Patienten gemeinsam die Nacht über teilen, zu unruhig, stehen auf den Fluren Parkplätze für Betten zur Verfügung. Privatsphäre wird durch spanische Wände garantiert und trotzdem bleibt die gemütliche Gruppenatmosphäre erhalten. Keine Sorge, die Krankenkasse zahlt trotzdem den vollen Satz!
Meine Damen und Herren, Not macht erfinderisch, nur darf dieser Erfindungsreichtum nicht auf Kosten der Gesundheit der Patienten ausgelebt werden. – Ich danke Ihnen.
Herr Kollege Koplin, eins finde ich schon ein bisschen, ich will sagen, gediegen und seltsam, wenn Sie auf der einen Seite sich hier vorne hinstellen und der CDU vorwerfen, sie hätte Millionen aus dem Fenster geschmissen, und dann im nächsten Atemzug darauf kaprizieren und aufmerksam machen, dass man eine deutliche Ausweitung der Medizinstudienplätze anstreben sollte.
beim Rausschmeißen von Millionen sind Sie derjenige, der die CDU deutlich überholt. Das muss man ganz klar mal feststellen. Das ist auch nicht unser Thema.
Das Problem ist ja nicht, dass wir zu wenig Medizinstudenten haben, wenn ich das richtig verstanden habe, sondern das Problem ist, dass von denen, die ihren Abschluss machen, letztendlich zu wenige in MecklenburgVorpommern bleiben. Und da muss man sich halt mal Gedanken darüber machen, wie man den Anteil der Leute erhöht, die vorhaben, wirklich im Lande zu bleiben und als Landarzt, Facharzt oder wie auch immer hier ihrem Beruf nachzugehen.
Und auf eins will ich auch noch mal aufmerksam machen: Sie sprachen das für die Stipendien eingestellte Geld an, diese 50.000 Euro, und rechnen dann dramatisch vor, was man daraus an Stipendiaten bezahlen kann. Ich will in diesem Zusammenhang an eine der letzten Sitzungen im Gesundheitsausschuss erinnern, als der Minister persönlich zugegen war und auf eine Nach
frage – ich glaube, sie kam aus Ihrer Fraktion – noch mal ganz deutlich dargelegt hat, dass das kein Thema ist. Die Aussage war folgendermaßen: Gibt es mehr Nachfrage nach diesen Stipendien, wird auch das Geld da sein, um das letztendlich finanzieren zu können.
Ich weiß jetzt nicht, wie das sichergestellt ist über Deckungsringe oder wie auch immer, aber ich habe überhaupt keinen Zweifel,
insofern ist das eine Geschichte, da will ich Sie mal darauf aufmerksam machen, dass das scheinbar sichergestellt zu sein scheint.
Diese Diskussion um das Thema Krankenhäuser, wer will letztendlich was verändern, welcher Standort soll erhalten werden und welcher nicht, das ist doch gar nicht die Frage!