Protokoll der Sitzung vom 08.12.2016

Vorstellbar wäre meiner Meinung nach auch eine Mischform, bei der die Grundversorgung mit Nachrichten, Reportagen, regionalen Berichten, Diskussionssendungen und so weiter frei empfangbar wäre und Angebote, mit denen man im Wettbewerb steht zu privaten Anbietern, bezahlt werden müssen.

Zweitens sind die öffentlich-rechtlichen Sender insgesamt viel zu teuer. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk kostet uns mittlerweile 8 Milliarden Euro Beiträge pro Jahr und damit ist er eines der teuersten Rundfunksysteme der Welt. Er hat mit die höchsten öffentlichen Ausgaben pro Kopf und erreicht dabei nur etwa halb so viele Zuschauer pro eingesetztem Euro wie andere Sender in vergleichbaren Ländern.

(Thomas Krüger, SPD: Es geht um die Quote, oder was?)

Das zeigt die mangelnde Effizienz, Herr Krüger,

(Thomas Krüger, SPD: Ja, uns geht es gerade jetzt nicht um die Quote.)

unseres öffentlich-rechtlichen Rundfunks und da müssen wir etwas ändern.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD – Thomas Krüger, SPD: Es geht uns gerade nicht um die Quote.)

Diese mangelnde Effizienz bei der Erreichung der Zuschauer verwundert nicht, wenn nicht mal die Hälfte des Geldes im Programm ankommt, weil heutzutage diese Sender eigentlich schon Rentenanstalten mit angeschlossenem Sendebetrieb sind. Die Pensionsverpflichtungen wachsen den Sendern über den Kopf. Dazu erhalten manche exorbitant hohe Gehälter beim öffentlichrechtlichen Rundfunk. Wenn Intendanten …

(allgemeine Unruhe – Andreas Butzki, SPD: Sie wollten doch auch da hin! – Zurufe von Christian Brade, SPD, Manfred Dachner, SPD, und Thomas Krüger, SPD)

Ich warte auch gerne.

Wenn Intendanten mehr verdienen als die Kanzlerin, dann läuft hier etwas verkehrt.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD – Zurufe von Thomas Krüger, SPD, und Vincent Kokert, CDU)

Zudem gibt es eine Inflation der Sender, die die Kosten weiter nach oben treibt. Wir meinen, wir könnten bedenkenlos die Hälfte der TV- und Radiosender streichen, ohne die Grundversorgung zu gefährden.

(Thomas Krüger, SPD: Also Sie wollen den NDR streichen?!)

Dann wäre auch mehr Geld für vertiefte Informationen übrig.

(Thomas Krüger, SPD: Wollen Sie den NDR streichen?)

Und Herr Krüger hat mir wieder nicht zugehört.

(Thomas Krüger, SPD: Die Hälfte wollen Sie streichen? Den NDR? – Zuruf von Andreas Butzki, SPD)

Hören Sie bitte mal genau hin! Wir wollen nicht den NDR streichen, wir wollen Programme streichen. Wir wollen den NDR erhalten, weil wir glauben, dass wir ihn brauchen. Ich habe es gerade gesagt, dass wir regionale Informationen brauchen, weil hier der Markt bei den Privaten versagt.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD – Zuruf von Thomas Krüger, SPD)

Wir brauchen ihn, aber wir brauchen keine acht Millionen Beiträge. Wir brauchen nicht diese Inflation der Sender, das ist ganz deutlich. Wir wollen die Bürger von den hohen Rundfunkkosten entlasten. Dafür sind wir gewählt.

(Vincent Kokert, CDU: Ja, genau. Das war der wichtigste Punkt für Sie in der ganzen Legislaturperiode.)

Jetzt kommt der dritte Punkt: Die Öffentlich-Rechtlichen unterliegen zumindest indirekt nach wie vor politischer Einflussnahme.

(Vincent Kokert, CDU: Ach so!)

Auch wenn das Bundesverfassungsgericht den Anteil der Parteienvertreter in den Aufsichtsgremien der Sender mittlerweile auf ein Drittel beschränkt hat,

(Thomas Krüger, SPD: Ja.)

ist der Einfluss nach wie vor groß,

(Vincent Kokert, CDU: Sie waren ja selbst mal im Rundfunkrat.)

und das weiß jeder, der in der Praxis unterwegs ist.

(Vincent Kokert, CDU: Legen Sie denn Ihr Mandat ab im Landesrundfunkrat?)

Diesen Einfluss der Parteien wollen wir auf jeden Fall zurückdrängen.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD – Zuruf von Torsten Renz, CDU)

Es darf nicht der Geruch entstehen, dass die Politik Einfluss nimmt, und wenn es wirklich nur der Geruch ist. Die Parteien sind in der Gesellschaft sowieso schon überrepräsentiert. Wir brauchen sie nicht auch noch in den Rundfunkgremien.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Damit bin ich beim Punkt 4, dem letzten Punkt. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk nimmt seinen Informationsauftrag nicht immer in hoher Qualität wahr. Nehmen wir die Vermischung von Nachricht und Kommentar. Dazu kommt die Tendenz zur Hofberichterstattung. Manche Nachrichten werden ganz weggelassen, weil sie nicht ins Bild passen. Ich erinnere an verschiedene Dinge, unter anderem an die Diskussion um die Euro-Rettung, die laut Kanzlerin alternativlos war. Auch da wurde nicht kritisch nachgefragt oder zu wenig nachgefragt, da hätte wesentlich mehr kommen müssen. Nehmen wir die UkraineKrise, die absolut einseitige Berichterstattung.

(Dirk Friedriszik, SPD: Na, Herr Holm! – Zuruf von Manfred Dachner, SPD)

Ich als Journalist verfolge das sehr intensiv. Das war wirklich ein absolutes Novum und ein sehr, sehr schlechtes Bild für unsere Journalisten in diesem Land.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD – Zuruf von Thomas Krüger, SPD)

Nehmen wir das Versagen in der Migrationskrise, als alle geklatscht haben auf den Bahnhöfen. Da hätte man auch sofort kritische Nachfragen stellen müssen. Das kam erst viel, viel später.

(Thomas Krüger, SPD: Das heißt, Sie möchten die Tendenz der Berichterstattung beeinflussen?!)

Nehmen wir die Ereignisse – Herr Krüger, hören Sie zu! –, die tragischen und dramatischen Ereignisse an Silvester in Köln. Das war ein absoluter Tiefpunkt für die Journalisten.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD – Zuruf von Thomas Krüger, SPD)

Erst vier Tage später wurde darüber berichtet. Kleine lokale Journalisten haben dieses aufgedeckt. Die Öffentlich-Rechtlichen haben sich erst am 4. bequemt, als ich es schon zwei Tage wusste, und haben davon berichtet – viel zu spät.

(Vincent Kokert, CDU: Ja, ja.)

Ein absolutes Versagen der öffentlich-rechtlichen Sender in diesem Fall!

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Nehmen wir zuletzt den Mord an der Freiburger Studentin Maria. Kein Wort am letzten Wochenende dazu in der „Tagesschau“. Das ist wirklich unglaublich. Ich habe die Sendung selbst gesehen und konnte es nicht verstehen. Die „Tagesschau“ hat sich damit herausgeredet, es sei nur ein regionales Thema gewesen, dabei wurde das

vorher schon bundesweit diskutiert. Es war sogar in der Sendung „Aktenzeichen XY… ungelöst“, aber kein Wort in der „Tagesschau“. Völlig unverständlich!

(Vincent Kokert, CDU: Ja, war ein Fehler in der Chefredaktion. Und nun?)

Die Journalisten müssen sich nicht weiter für unfehlbar halten. Sie müssen sich wirklich auch mal ernsthaft überprüfen. Das ist wichtig,