Protokoll der Sitzung vom 27.06.2018

Grenzskandal, Asyltourismus –

(Peter Ritter, DIE LINKE: Sehr richtig!)

glauben Sie, dass diejenigen, die über das Mittelmeer kommen, sich das als Freizeitfahrt organisieren?! Das ist der Punkt.

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD und Peter Ritter, DIE LINKE)

Was Sie praktizieren, ist doch nichts anderes, als dass Sie unseren Wertekanon nach rechts rücken wollen.

(Dr. Ralph Weber, AfD: Die zahlen fast so viel dafür wie für eine gute Kreuzfahrt.)

Das ist der Punkt: unseren Wertekanon nach rechts rücken. Das ist ein Angriff auf die Moral und auf die Humanität.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE – Unruhe vonseiten der Fraktion der AfD)

Gestern war in den „heute“-Nachrichten ein Bericht über die Berliner Luftbrücke, über die Rosinenbomber im Minutentakt.

(Zuruf von Horst Förster, AfD)

Wenn solche Leute am Ruder gewesen wären wie Sie, dann wären die Berliner damals verhungert, da wäre nichts passiert.

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD)

Wenn man Solidarität in einer derartigen Art und Weise verweigert, dann ist das verwerflich.

(Jens-Holger Schneider, AfD: Das ist nicht zu fassen!)

Und wenn ich diesen grinsenden Jesus Fernandes sehe, dann fällt mir nichts mehr ein an der Stelle. Das sind ernste Themen und da spielen wir nicht mit. Das muss an der Stelle noch mal gesagt werden.

(Zuruf von Dr. Ralph Weber, AfD)

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE – Unruhe vonseiten der Fraktion der AfD – Zuruf von Jens-Holger Schneider, AfD)

Weitere Wortmeldungen liegen mir …

(Unruhe vonseiten der Fraktion der AfD – Zuruf von Dr. Ralph Weber, AfD)

Ich bitte Sie, meine Herren von der AfD-Fraktion,

(Thomas Krüger, SPD: Getroffen.)

sich auch zu mäßigen, Herr Professor Weber.

Weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor. Ich schließe die Aussprache.

Ich rufe auf den Tagesordnungspunkt 17: Aussprache gemäß Paragraf 43 Ziffer 2 der Geschäftsordnung des Landtages zum Thema „Keinen Überwachungswahn nach bayerischem Vorbild“, auf Antrag der Fraktion DIE LINKE.

Aussprache gemäß § 43 Ziffer 2 GO LT zum Thema Keinen Überwachungswahn nach bayerischem Vorbild

Im Ältestenrat wurde vereinbart, eine Aussprache mit einer Dauer von bis zu 45 Minuten vorzusehen. Ich sehe und höre dazu keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.

(Dr. Ralph Weber, AfD: Das macht jetzt überhaupt keinen Sinn.)

Als Erster hat das Wort für die Fraktion DIE LINKE der Abgeordnete Ritter.

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es soll ja auch in diesem Hohen Haus Abgeordnete, Kolleginnen und Kollegen geben, die mehr Befugnisse und Eingriffsrechte für Sicherheitsbehörden fordern und für sinnvoll halten. Das kann man machen, dann sollte aber auch alles funktionieren beziehungsweise sinnvoll sein.

Da lesen wir heute: „Fußfessel-Gesetz für Gefährder ist ein Flop“. Wir hatten heute früh das Thema „… Sicherheit: Mecklenburg-Vorpommern auf gutem Weg“. Und

dann lesen wir vorhin „Bildüberwachung Marienplatz … Kameras werden abgebaut“. Was dann als Begründung aufgeführt wird, das stimmt schon nachdenklich. Dort heißt es: „Der Schutz der Daten vor dem Zugriff Unberechtigter konnte nicht ausreichend gewährleistet werden“. Zitatende.

(Zuruf aus dem Plenum: Genau.)

Da wird einem schon angst und bange. Da stellt sich die Frage, was denn mit den Daten Dritter in der Zeit der Testphase alles so passiert ist.

(Jens-Holger Schneider, AfD: Ja, nix.)

Also Augen auf beim Überwachungsstaat, liebe Kolleginnen und Kollegen!

(Zuruf von Jens-Holger Schneider, AfD)

Und so muss man eben auch feststellen, dass es der CSU gegenwärtig – also ich meine jetzt die OriginalCSU, noch nicht die Möchtegern-CSU – an vielen Baustellen um Sicherheit geht.

(Horst Förster, AfD: Wissen Sie, was die CSU macht?)

Im unionsinternen Asylstreit, so CSU-Generalsekretär Markus Blume, gehe es der CSU um die Sicherheit der Deutschen und nicht etwa um die anstehenden Landtagswahlen in Bayern. Und wenn die CSU-Mehrheit im Bayerischen Landtag trotz großer Widerstände und rechtlicher Bedenken das Polizeiaufgabengesetz umfassend novelliert,

(Zuruf von Jens-Holger Schneider, AfD)

ohne ein Musterpolizeigesetz abzuwarten, dann hat das natürlich nichts mit den anstehenden Landtagswahlen zu tun.

(Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Was hat das mit Mecklenburg-Vorpommern zu tun?)

Aber offensichtlich haben es auch die Einwohnerinnen und Einwohner Bayerns erkannt, zumindest war ich beeindruckt von der Demonstration in München, als 50.000 Leute gegen dieses Polizeigesetz auf die Straße gegangen sind.

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, was uns aus München hier mitgeteilt wird, das kann man zur Kenntnis nehmen, aber glauben müssen wir das alles nicht. Aber dieser Asylstreit hat auch unser Land bereits erreicht. Wir haben gerade im vorangegangenen Tagesordnungspunkt eine Kostprobe erhalten. Auch eine Verschärfung des SOG Mecklenburg-Vorpommern …

(Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Darauf habe ich gewartet.)

Ah ja, Sie dürfen nicht immer so vorschnell sein, lieber Kollege.

Auch eine Verschärfung des SOG Mecklenburg-Vorpommern nach bayerischem Vorbild wird mehr oder weniger verschämt laut angedacht.

(Horst Förster, AfD: Richtig!)

Meine Damen und Herren, im Kern geht es um Folgendes: Das bayerische Polizeiaufgabengesetz senkte bereits 2017 die polizeiliche Eingriffsschwelle durch den Begriff der drohenden Gefahr erheblich ab. Die Polizei muss nicht mehr eine konkrete Gefahr begründen, bevor sie jemanden überwacht. Hintergrund ist das BKA-Urteil des Bundesverfassungsgerichtes 2016, welches allerdings Auswirkungen auf unser Land hat und auf die präventive Terrorismusbekämpfung abzielt. Durch die jetzige bayerische Novelle wird mit dem Begriff der drohenden Gefahr die Eingriffsschwelle für 39 einzelne Polizeimaßnahmen abgesenkt. Dieses Änderungsgesetz wird beklagt.