Protokoll der Sitzung vom 05.09.2019

(Heiterkeit vonseiten der Fraktion der CDU – Thomas Krüger, SPD: Ja, selbstverständlich! – Heiterkeit bei Sebastian Ehlers, CDU: Das können Sie nach jedem TOP fragen. – Zuruf von Jochen Schulte, SPD)

Also, ich wiederhole es noch mal: Wer der Erledigterklärung zustimmen möchte, den bitte ich jetzt um ein Handzeichen. – Danke schön. Gegenprobe. – Stimmenthaltungen? – Damit ist die Unterrichtung durch die Landesregierung auf Drucksache 7/3837 verfahrensmäßig für erledigt erklärt.

Ich rufe auf den Tagesordnungspunkt 25: Beratung des Antrages der Fraktion Freie Wähler/BMV – Förderung von Wiederaufforstungsmaßnahmen, auf Drucksache 7/4024.

Antrag der Fraktion Freie Wähler/BMV Förderung von Wiederaufforstungsmaßnahmen – Drucksache 7/4024 –

Das Wort zur Begründung hat für die Fraktion Freie Wähler/BMV der Abgeordnete Borschke.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Sehr geehrtes Präsidium! Allerorten ist derzeit von den großen Waldschäden in Deutschland die Rede. Auch in den Wäldern MecklenburgVorpommerns sind vielerorts große wetter- und schädlingsbedingte Schäden zu verzeichnen. Hinzu kommen die Waldbrände in Lübtheen und Peenemünde, die allein in diesem Jahr mehr als 1.200 Hektar Waldfläche zerstörten. All dies geht mit großen Herausforderungen für die privaten und staatlichen Waldbesitzer einher. Eben diese Herausforderungen sind nicht zuletzt auch logistischer und finanzieller Natur. Hinzu kommen die gesellschaftlichen Erwartungen, nach denen beschädigte und zerstörte Waldflächen insbesondere vor dem Hintergrund der Diskussion um den Klimawandel möglichst schnell wieder aufzuforsten sind. Das ist abermals mit finanziellen Kosten für die Waldbesitzer verbunden.

Es ist auf der Ebene des Bundes, obgleich man das Problem dort erkannt hat, noch nicht viel in praktischer Hinsicht passiert, und die hiesige Landesregierung nimmt sich dieses Themas überhaupt nicht an und fördert stattdessen waldpädagogische Maßnahmen in Wäldern, die

vielleicht bald flächendeckend von starken Schäden durchzogen sein werden. Wenn uns, wie Sie es unter Anführung weltuntergangähnlicher Szenarien immer ankündigen, bald ein Klimawandel in einem seit Menschengedenken noch nie dagewesenen Ausmaß droht, warum ist dann in Anbetracht der Waldschäden bis jetzt noch nicht viel passiert? Warum müssen wir erst aktiv werden, damit überhaupt was passiert? Umweltschutz ist für uns keine leere Floskel, denn Umweltschutz ist Klimaschutz.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Das war aber jetzt eine Floskel.)

Aus diesem Grund haben wir uns dieses Themas angenommen, denn wir alle sind auf die Wälder hier angewiesen und profitieren von ihnen, sei es als Erholungsort im Rahmen eines ausgedehnten Spazierganges oder durch die Nutzung eines Kletterwaldes oder sei es durch seine Schutz- und Nutzfunktion, die er für uns alle als Kohlenstoffsenker und Wasserspeicher sowie als Rohstoff- und Energieträgerlieferant übernimmt. Deswegen gilt es, die Waldbesitzer in Anbetracht der unverhältnismäßig großen Herausforderung verstärkt zu unterstützen.

Hierfür bieten sich zwei Optionen an, die wir mit unserem eingebrachten Antrag zum Thema verfolgen:

Zum einen gilt es gerade im Hinblick auf den Schädlingsbefall, das angefallene Schadholz schnellstmöglich aus dem betroffenen Wald zu beräumen. Nur so kann eine weitere Ausbreitung der Schädlinge verhindert werden. Hierbei kann die Bevölkerung von der Landesforst Mecklenburg-Vorpommern stärker als bisher einbezogen werden, indem beispielsweise vermehrt Anreize zur Selbstwerbung von Brennholz geschaffen werden. Auf diese Weise entsteht eine Win-win-Situation für beide Seiten. Die Landesforst Mecklenburg-Vorpommern spart Kosten bei der Beräumung des angefallenen Schadholzes. Die Privaten mit Selbstwerbung erhalten ihr Brennholz für den privaten Bedarf, bedingt durch die vielen ihnen erbrachten Leistungen, günstiger. Entsprechend gilt es, die Selbstwerbung durch diese und andere Maßnahmen weiter auszubauen und zu fördern.

Zum anderen müssen die Wiederaufforstungsmaßnahmen der privaten Waldbesitzer noch stärker als bisher finanziell gefördert werden. Gerade weil die privaten Waldbesitzer schon aufgrund der großen Waldschäden ebenso wie durch die niedrigen Schadholzpreise finanziell belastet sind, gilt es, weitere finanzielle Belastungen durch die Wiederaufforstungsmaßnahmen, von denen letztendlich wir alle profitieren, zu verhindern.

Über die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ wurden für Wiederaufforstungsmaßnahmen in Mecklenburg-Vorpommern bis zur Dürreperiode 2018 bis zu 70 Prozent um maximal 5.000 Euro pro Hektar gefördert. – Jetzt muss ich erst mal was trinken. – Nach der Dürreperiode entschied man sich auf Bundesebene, den Prozentsatz auf 80 Prozent anzuheben. Dieser höhere Prozentsatz wurde zwar auch von der Landesregierung übernommen, es erfolgte jedoch keine entsprechende Anpassung des absoluten Betrages. In der Folge dürfen auch 80 Prozent der Kosten in Mecklenburg weiterhin maximal 5.000 Euro pro Hektar betragen, was den geringen Stellenwert, den Wiederaufforstungsmaßnahmen aus Sicht der Landesregierung zu haben scheinen, erneut gut widerspiegelt.

Deswegen fordern wir, dass das Land MecklenburgVorpommern zukünftig die restlichen 20 Prozent der Kosten für Wiederaufforstungsmaßnamen gedeckelt bei maximal 1.250 Euro pro Hektar übernimmt, damit Waldbesitzer mit den Kosten für die Wiederaufforstung, von der wir alle nutznießen, nicht weiter belastet werden. Gleichzeitig werden dadurch Handlungsanreize zur Wiederaufforstung gesetzt, wodurch diese im besten Fall schneller umgesetzt werden. Gerade vor dem Hintergrund des Zeitraumes, den es bedarf, bis aufgeforstete Bäume ihre Erholungs-, Nutz- und Schutzfunktion vollumfänglich übernehmen, und vor dem Hintergrund unseres fehlenden Wissens darüber, was zukünftig an Schadeinflüssen auf unsere Wälder zukommt, ist der Zeitfaktor ein wesentlicher Aspekt, den es zu berücksichtigen gilt.

Mit den beiden Punkten in unserem Antrag möchten wir sowohl die privaten Waldbesitzer als auch die körperschaftlichen Waldbesitzer in unserem Land bei der Bewältigung der derzeit bestehenden Herausforderungen bestmöglich unterstützen. – Vielen Dank.

(Beifall Dr. Matthias Manthei, Freie Wähler/BMV)

Für die Landesregierung hat ums Wort gebeten der Minister für Landwirtschaft und Umwelt Herr Dr. Backhaus. Bitte schön.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ja, dem Wald in Deutschland geht es schlecht.

(Maika Friemann-Jennert, CDU: Das haben wir schon gehört.)

Und ich will an das anknüpfen, was ich heute Morgen schon gesagt habe. Ich habe manchmal den Eindruck, dass der eine oder andere vielleicht jetzt auch in Richtung Populismus unterwegs ist, aber eines ist vollkommen klar: Die Verhältnisse, die wir in MecklenburgVorpommern haben, sind völlig andere als die im Süden. Wenn Sie sich die Situation im Süden Deutschlands anschauen, dann ist das wirklich eine Tragödie. Und es zeigt sich eben, dass wir andere Wege gegangen sind. Ich werde Ihnen das auch erläutern. Ich gehe davon aus, dass Sie, Herr Borschke, das dann auch verstehen.

(Heiterkeit bei Peter Ritter, DIE LINKE: Verstehen, na?)

Selbstverständlich habe ich den Waldbrand in Lübtheen vor Augen, im Übrigen auch die beiden etwas größeren Waldbrände vom letzten Jahr, und auf der anderen Seite habe ich immer wieder in den letzten Jahren verkünden können, bevor die Dürre begann, 2018 und 2019, dass die Wälder des Landes Mecklenburg-Vorpommern die gesündesten in Deutschland sind. Das scheint auch nach wie vor so zu sein. Im Vergleich zu dem Stress, den unsere Wälder jetzt durchleiden, ist das auch eine Aussage. Zum anderen, wenn wir uns die unvorstellbaren Brände, die wir im Amazonas haben, in Brasilien oder – ich habe das heute Morgen ja schon gesagt – in Nordamerika oder in Sibirien oder in Mittel- und Südeuropa,

(Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Und in Afrika.)

da sind wir im Vergleich zu dem, was wir zum Glück an Vorsorge getroffen haben, in den letzten Jahren und auch

dank der engen Zusammenarbeit mit den Gemeinden, mit den Forstleuten, mit den Feuerwehren und den Hilfskräften deutlich besser aufgestellt. Nehmen Sie das bitte zur Kenntnis! Aber die Situation ist dramatisch. Da will ich gar nicht drum herumreden. Und es ist gut und wichtig, dass wir darüber sprechen. Zum Teil habe ich aber auch das Gefühl, dass Sie von dem Antrag, wenn Sie sich noch mal in Ruhe anschauen, was Sie eigentlich gefordert haben, etwas in Ihrer Ansprache hier abgewichen sind.

Vielleicht kurz zur Einordnung im Land MecklenburgVorpommern, damit Sie wissen, wie die Lage hier ist: Zu den im Winter 2017/2018 angefallenen Sturmholzmengen von circa 300.000 Festmetern – und wenn Sie wissen, ich hoffe, Sie wissen das, dass wir im Jahr im Durchschnitt insgesamt mit dem Körperschaftswald, mit den Privatwäldern um die zwei Millionen Festmetern an Gesamtertrag bergen und einschlagen – nehmen wir zur Kenntnis, dass wir, in Klammern, das Sturmholz gut verwertet haben.

Im Übrigen, Herr Borschke, Sie sollten jetzt zuhören, ich weiß nicht, ob Sie wissen, wie sich die preisliche Entwicklung im Süden darstellt. Vielleicht haben Sie das zur Kenntnis genommen bei der Fichte. Wo liegt denn der aktuelle Holzpreis? Der liegt jetzt bei 1 Euro, bei 1 Euro für den Kubikmeter oder Festmeter Holz. Oder wenn Sie sich das anschauen, welche Verträge wir mit der Landesforst klug ausverhandelt haben, und nach wie vor auf relativ hohem Niveau, liegen wir bei 50 Euro für den Festmeter Rohholz. Im Übrigen hat sich natürlich auch bemerkbar gemacht, dass insbesondere, was die Waldschutzsituation betrifft, den Befall durch den Fichtenborkenkäfer, sich diese dramatisch verschärft hat. Letztmalig Mitte der 90er-Jahre haben wir eine ähnliche Situation gehabt. Die Kalamitätsholzmengen betrugen im Jahr 2018 380 Kubikmeter oder Festmeter. Das entspricht 19,5 Prozent des durchschnittlichen eingeschlagenen Wertes. Etwa 63 Prozent des Kalamitätsholzes fielen im Privatwald an und im Kommunalwald, der rund 50 Prozent des Waldes in Mecklenburg-Vorpommern ausmacht.

Das heißt, es wirken scheinbar doch auch unsere Waldumbaumaßnahmen, und insofern gehe ich davon aus, dass wir in ähnlicher Weise in diesem Jahr Kalamitätsholzanfälle haben werden, und wir schätzen diese wieder auf um die 300.000 Festmeter. Das deutschlandweite Schadholzaufkommen – ich weiß nicht, ob Ihnen das bewusst ist – liegt bei 32 Millionen Festmetern, wir bei 300.000 Festmetern, davon 18 Millionen Kubikmeter verursacht durch Sturm und 11 Millionen durch Insekten, durch Borkenkäferbefall. Mecklenburg-Vorpommern hat daran einen Anteil von einem Prozent. Bitte relativieren Sie das dann etwas! Ich wünsche mir das sehr, weil da bin ich angefasst, wenn Sie so tun, als ob wir hier die letzten Jahre verschlafen oder nichts getan haben!

Die notwendige Aufforstungsfläche beträgt deutschlandweit 110.000 Hektar. 110.000 Hektar werden in den nächsten Jahren neu aufzuforsten sein. In MecklenburgVorpommern sind das wie viel Aufforstungen? 400 Hektar sind es insgesamt, ich habe es ja eben schon angedeutet, für 2019 als Schadholzanfall. Und im Übrigen haben wir nicht nur den Waldgipfel, der auf Bundesebene stattfindet, ich hatte auch eine Runde in der norddeutschen Zusammenarbeit, um das vorzubereiten, nach dem Waldbrand sofort einberufen. Ich bin froh, dass die anderen Länder da mitgemacht haben. Zum anderen gehen wir davon aus, dass nicht nur der Waldgipfel ent

scheidende andere Aussagen treffen wird, sondern wir auch Hilfsmaßnahmen insgesamt bereden müssen. Im Übrigen spielt da das Thema, das wir vorhin gerade hatten, die CO2-Problematik, direkt mit hinein. Deswegen gehen wir davon aus, dass mit den Zahlen, die zurzeit vom Bund vorgelegt werden, einem Schadholzanfall von 35 Millionen Kubikmetern, weiterhin Insektenkalamitäten vorliegen und die ausbleibenden Niederschläge natürlich die Waldbestände stark beeinträchtigt haben, nicht nur bei der Fichte, selbstverständlich auch im Kieferbereich. Wenn Sie durch das Land fahren, sehen Sie das zum Teil, auch bei der Buche und der Eiche. Die Bäume im Wald leiden unter diesem Dauerhitzestress und Wassermangel.

Am 25. September wird es den Klima- und Waldgipfel geben und am 27. wird die Agrarministerkonferenz auf Antrag des Landes Mecklenburg-Vorpommern sich dem Thema weiter zuwenden. Ich erwarte ausdrücklich von der Bundesregierung ein starkes Signal, was deutlich macht, eine angemessene finanzielle Unterstützung für die Wiederaufforstungsmaßnahmen auf den Weg zu bringen, da es dringend erforderlich ist, dass diese über mehrere Jahre zur Verfügung gestellt werden. Derzeit werden private Waldbesitzer mittels Steuererleichterungen – auch darauf haben wir im letzten Jahr schon hingewiesen – unterstützt. Für Schadholzmengen aus dem Jahr 2018 werden Tarifvergünstigungen aus ordentlichen Holznutzungen gemäß Paragraf 34b Einkommensteuergesetz gewährt, das heißt, die Reduktion des durchschnittlichen Steuersatzes wird auf ein Viertel gesenkt. Seitens des Waldbesitzers wird versucht, das Kalamitäts- und Schadholz schnellstmöglich zu beräumen und einer weiteren Verwertung zuzuführen, das heißt die Vermarktung über die Holzhändler, Holzindustriebetriebe und auch die Selbstwerber.

Im Übrigen bin ich glücklich darüber, dass wir in Mecklenburg-Vorpommern ein ziemliches Kompetenzzentrum für Holz – auch daran war ich persönlich beteiligt – hier entwickelt haben, und das nicht nur für den Nadelholzaufsägebereich, sondern auch für die zukünftige Perspektive. Vielleicht haben Sie es mitbekommen, dass wir in Malchow ein Holzsägewerk haben, das seinen Betrieb vor drei Jahren wieder aufgenommen hat. Ich bin sehr froh darüber.

Die private Selbstwerbung für Holz – das haben Sie angesprochen – zur energetischen Verwertung durch die Landesforstanstalt wird massiv unterstützt. Auch das haben wir angeschoben. Und nach wie vor ist es so, dass durch diese Möglichkeiten der Selbstwerbung und im Übrigen bis hin zu den Motorsägenkursen wir einiges auf den Weg gebracht haben. Im Jahr 2018 – im Übrigen hängt das auch mit den recht günstigen Energiepreisen zusammen – haben wir insgesamt 37.000 Festmeter Energieholz der Landesforstanstalt durch private Selbstwerber genutzt. Was in den privaten oder Kommunalwäldern an Nutzung erfolgt, das kann ich Ihnen nicht sagen. Die Nachfrage an Energieholz durch Selbstwerber ist schwankend und wird natürlich insbesondere durch die Preise bei Öl und Gas mit tendiert. Und da haben wir zurzeit ja doch recht günstige Bedingungen gehabt. Hinzu kommt, dass wir warme Winter gehabt haben

(Zuruf von Dr. Gunter Jess, AfD)

und damit auch nicht so viel an Energie benötigt wurde. Eine zusätzliche finanzielle Förderung der energetischen

Verwertung ist für uns nicht vorgesehen und halte ich im Übrigen auch nicht für richtig.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, die sichtbaren Auswirkungen bei der Belastung für die Wälder waren Dürreschäden als Folge der anhaltenden Trockenheit ab Mitte 2018. Die jungen Aufforstungen kamen im Mecklenburg-Vorpommern auf rund 400 Hektar zu Ausfällen durch Dürre, die älteren Bestände zeigen tatsächlich Stressreaktionen oder auch Absterbeerscheinungen, Blattwelke, frühzeitige Blatt- und Fruchtabwürfe sind zu verzeichnen. Erste Auswirkungen des Dürrejahres 2018 haben auf den Umweltmonitoringflächen zu einem tatsächlich 25- bis 30-prozentigen Holzverlust geführt. Gemäß Paragraf 14 Landeswaldgesetz besteht für jeden Waldeigentümer eine Wiederaufforstungspflicht, unabhängig davon, ob es um eine Nutzung der Baumbestände oder um ein Schadensereignis geht, was einer Kalamität entspricht. Wir kontrollieren das im Übrigen scharf und ich bin froh, dass im Wesentlichen insbesondere die kommunalen, aber auch die sonstigen Waldbesitzer unserer Aufforderung mit Rundmails nachkamen, um ihrer Verantwortung für die Kiefern- oder Fichtenbestände gerecht zu werden. Aber auch ich nehme zur Kenntnis, dass der eine oder andere das noch nicht mitbekommen hat.

Das Land unterstützt die Wiederaufforstungsmaßnahmen, soweit es sich um Waldumbau handelt, in Richtung standortgerechter Laub- oder Mischbestände, um damit quasi auch dem Klimawandel entgegenzuwirken, seit Jahren mit 75 Prozent der Kosten, seit Jahren. Durch die neue GAK – auch da waren wir maßgeblich beteiligt –, die jetzt am 23. Juli endlich in Kraft getreten ist, werden nunmehr Wiederaufforstungsmaßnahmen nach Folgen von extremen Witterungsereignissen mit 80 Prozent gefördert, maximal 5.000 Euro pro Fall, also pro Hektar 5.000 Euro. Auch das ist bereits ein erhöhter Fördersatz. Die Aufstockung auf 100 Prozent scheint vor dem Hintergrund der gesetzlichen Wiederaufforstungspflicht und den Einnahmen der Waldbesitzer durch den Holzverkauf nicht gerechtfertigt.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wie bereits erwähnt, verfolgen wir als Landesregierung das Ziel, und wir als Haus sowieso, die Waldmehrung durch gezielte Erstaufforstung oder durch den Umbau zu unterstützen. Waldmehrung ist durch Wiederaufforstungsmaßnahmen nicht erreichbar. Sie dient im Übrigen der Walderhaltung. Das Ziel der Landesregierung zur Waldmehrung wird nur durch Erstaufforstung über die Nichtwaldflächen zu erreichen sein.

Ich habe heute Morgen schon gesagt, wir haben hier in den letzten Jahren um die 230 bis 240 Hektar erreicht. Im Spitzenjahr 2014 waren es knapp 400 Hektar, die wir tatsächlich neu angelegt haben. Aber zu den Hinweisen von heute Morgen ist eines hinzuzufügen, noch mal: Grund und Boden zu erwerben für Aufforstung, ist zurzeit nicht rentabel. Deswegen, glaube ich, braucht es auch eine Umsteuerung. Für mich wären Moorschutz, Frau Schlupp, und Wiederaufforstung ein massives Programm zum Klimaschutz,

(Zurufe von Egbert Liskow, CDU, und Beate Schlupp, CDU)

zum Erhalt unserer Naturlandschaft, für sauberes Wasser und auch für die Artenvielfalt. Wir denken da viel weiter als alle anderen zusammen.

(Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

Ich möchte Sie insofern auch nicht langweilen, aber eines ist klar: Die Auswirkungen der aktuellen Situation in Mecklenburg-Vorpommern sind problematisch. Das will ich nur kurz zum Klimawandel sagen. Deshalb möchte ich noch mal auf einen entscheidenden Punkt hinweisen, dass wir selbstverständlich die Auswirkungen des Klimawandels heute extrem auch in unseren Wäldern zu spüren bekommen. Deswegen haben wir als eines der ersten Bundesländer überhaupt 2010 ein Maßnahmenpaket zur Anpassung der Wälder an den Klimawandel vorgestellt. Ziel ist es, die Stabilität, die Anpassungsfähigkeit der Wälder sowie ihre Funktionen deutlich zu untersetzen.

Die Situation zeigt ausdrücklich, hätten wir dieses nicht gemacht, sähe die Situation heute viel dramatischer aus. Im Übrigen sind wir das erste und einzige Bundesland, das zehn Prozent der Waldflächen aus der Nutzung genommen hat und damit für den Natur- und Umweltschutz bereitgestellt hat. Ziel der Bundesregierung waren mal fünf Prozent. Bitte nehmen Sie das zur Kenntnis! Hauptaufgabe ist die Erhöhung, ganz klar, der Risikovorsorge und die Vorsorge für das Risikomanagement. Wir haben ein Zielwaldmodell erarbeitet, im Übrigen erstmalig zu 1996. Wir haben damit einen Wald skizziert, der sich an die Standortverhältnisse anpassen soll und damit auch das Programm zur naturnahen Waldbewirtschaftung auf den Weg gebracht. Zum Beispiel haben wir auch sehr frühzeitig den Anteil von standortbewussten und standortangepassten Baumarten von 35 Prozent auf 65 Prozent erhöht. Der Waldumbau wurde hier insgesamt zulasten der Fichte und der Kiefer vollzogen, wenn auch die Kiefer insbesondere im Süden auf den ganz leichten Standorten und im Südosten nach wie vor eine der standortangepasstesten Baumarten ist und dem Klimawandel trotzen wird. Auch das ist wichtig.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben letztmalig eine Aktualisierung und Überarbeitung des Zielwaldes im Jahr 2016 diesem Hohen Haus vorgelegt. Ich hoffe, der eine oder andere weiß das noch. Mit dem Blick nach vorn – auch das will ich hier sagen – ist eine weitere Erhöhung des Anteils standortangepasster und naturnaher Mischbestände ganz klar unser Ziel, um damit den Laubholzanteil deutlich zu erhöhen. Pro Jahr – Herr Borschke, das will ich Ihnen auch noch mal ausdrücklich sagen – werden 4 Millionen Euro tatsächlich für den Waldumbau in Mecklenburg-Vorpommern investiert. Aber das ist nur der Landeswald. Auch im Privat- und Kommunalwald werden seit 20 Jahren jährlich im Durchschnitt 2 Millionen Euro an Fördermitteln des Landes Mecklenburg-Vorpommern bereitgestellt. Wenn Sie es zusammenrechnen, sind das immerhin 6 Millionen Euro pro Jahr, und durch den Eigenanteil der Waldbesitzer dürften jährlich noch mal 2,7 bis 3 Millionen Euro dazukommen.

(Eva-Maria Kröger, DIE LINKE: Also, Herr Minister, ich bin überzeugt. – Heiterkeit bei Peter Ritter, DIE LINKE: Nee, Herr Borschke noch nicht ganz.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ein abschließendes Wort zu den Wildbeständen, lassen Sie mich aus aktuellem Anlass ausdrücklich auch dazu etwas sagen. Mecklenburg-Vorpommern verfolgt das Ziel, Wald und Wild müssen Hand in Hand gehen.

(Bernhard Wildt, Freie Wähler/BMV: Sehr richtig! – Zuruf von Andreas Butzki, SPD)

Aber der Wald darf durch das Wild nicht leiden, auch das will ich ausdrücklich unterstreichen. In MecklenburgVorpommern wurden im Jagdjahr 2018/2019 insgesamt 156.164 Stück Schalenwild erlegt. Diese hohen Streckenergebnisse deuten ausdrücklich darauf hin, dass wir zum einen die Maßnahmen bei der Reduktion der Wildschweinbestände auf den Weg gebracht haben, und auf der anderen Seite, dass wir in Teilen des Landes Mecklenburg-Vorpommern eine deutlich erhöhte Wildsituation haben. Wir werden hier Gegenmaßnahmen einleiten. Im Übrigen haben wir landesweit das Wildwirkungsmonitoring auf den Weg gebracht. Wir werden es auch weiter umsetzen. Ziel ist schließlich auch, die Abschussplanung an die Ergebnisse des Wildwirkungsmonitorings anzuknüpfen und damit letzten Endes für einen gesunden artenreichen Wild- aber auch Waldbestand zu sorgen. – Herzlichen Dank.