Für meine Fraktion steht neben dieser quantitativen Ausweitung der Filmförderung vor allem der qualitative Aspekt im Vordergrund. Damit mit öffentlichen Mitteln geförderte Filme einen positiven Beitrag zum Landesimage leisten können, muss unserer Ansicht nach die Förderung auf Filme konzentriert werden, die auf künstlerisch hohem Niveau die kulturelle, wirtschaftliche und soziale Identität des Landes aus Gegenwart und Vergangenheit darstellen.
Selbstverständlich ist auch, dass verschiedene Zielgruppen angesprochen und entsprechend unterschiedliche künstlerische Formen berücksichtigt werden. Es geht darum, hochwertige Filme zu unterstützen, die dann nicht nur neue Blickwinkel und Einsichten auf MecklenburgVorpommern eröffnen, sondern so auch das Landesimage verbessern. Und wenn es gelingt, das Profil Mecklenburg-Vorpommerns durch erfolgreiche Filmförderung zu verbessern, hätte dies auch weitläufig positive
Der erste Effekt wäre sicherlich die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und Exports unserer Werte. Die Förderung regional produzierter Filme mit Künstlern aus dem eigenen Land bestärkt das Wirgefühl und führt zu mehr Identifikation mit der Heimat. Jeder von Ihnen kennt das, wenn ein Film im eigenen Wohnort gedreht wird, berichtet nicht nur die lokale Presse, nein, wir merken uns auch den Ausstrahlungstermin und versuchen, diesen wahrzunehmen. Die eigene Heimat auf dem Bildschirm zu sehen und den regionalen Dialekt zu hören, ist ein Vergnügen für die meisten von uns.
Erlauben Sie mir an dieser Stelle die Frage: Was wäre Duisburg ohne Schimanski? Der Kult um diesen legendären Tatortcharakter geht sogar so weit, dass die Stadt Duisburg eine Gasse nach dem kantigen Hauptkommissar benannt hat, eine Ehre, die für fiktive Charakter normalerweise gar nicht vorgesehen ist. Sie sehen also, Filmfiguren können Ikonen werden, die ohne Zweifel das Potenzial haben, Botschafter für eine ganze Region und für deren Menschen zu sein.
Ein zweiter Effekt ist die Werbung für den Wirtschaftsstandort Mecklenburg-Vorpommern, denn qualitativ hochwertige Filmförderung ist auch Marketing für den jeweiligen Wirtschaftsstandort. Wenn es gelingt, unser Land in Filmprojekten gut, in einem guten Licht zu repräsentieren, kann dies ein Klima erzeugen, das vielleicht kluge Köpfe davon abhält, unser Land zu verlassen, und andere kluge Köpfe dazu ermutigt, in unser Land zu kommen.
Im Wesentlichen kann sogar der Tourismus vom Film profitieren. Die eindrucksvollen Bilder, die Filme beim Publikum hinterlassen, sind kein Ersatz für Reisen in der realen Welt. Sie können jedoch beim Betrachter den Wunsch wecken, die Drehorte selbst einmal zu besuchen und sich dort auf den Spuren der Stars zu bewegen, sich an das packende Drehbuch zu erinnern
Wissenschaftlich wird dem Phänomen des Filmtourismus bereits seit den 1990er-Jahren nachgegangen, und auch auf der EU-Ebene hat der europäische Sozialausschuss bereits 2006 das wirtschaftliche Potenzial des Filmtourismus erkannt. Ich zitiere aus diesem Sozialausschuss: „Besuche an Drehorten und Schauplätzen“, an denen „erfolgreiche Kino- und Fernsehfilme gedreht wurden, führen gegenwärtig in vielen Regionen zu einer Zunahme der Gästeankünfte und Tourismusaufenthalte.“
Lassen Sie mich die positiven Auswirkungen des Filmtourismus an einem konkreten Beispiel festmachen. Die kroatische Kleinstadt Dubrovnik war schon immer ein beliebtes Reiseziel. Nachdem die Stadt jedoch als Kulisse für die erfolgreiche Serie „Game of Thrones“ diente, stiegen die Besucherzahlen nochmals um ein Drittel an. Seitdem besuchen zahlungskräftige Gäste aus der ganzen Welt das kleine Städtchen an der Adria und lassen die regionale Wirtschaft dort prosperieren.
Sie sehen also, Filmtourismus bedeutet Wachstumschancen im Tourismussegment, und noch mehr, es mindert die Abhängigkeit der Branche vom Saisongeschäft,
da Filmtourismus nachweislich ein Ganzjahresgeschäft ist. Da gibt es eine interessante Studie von Simon Hudson aus dem Jahr 2006, der dezidiert nachweist, dass wir dort einen Ganzjahrestourismus haben.
Ja, insgesamt bin ich zuversichtlich, dass wir durch die Neuaufstellung der Filmförderung die regionale Filmwirtschaft fördern, das Landesimage verbessern können und die Begleiteffekte wirtschaftlicher Art dadurch nutzen.
Ein Wort noch zu unserem Antrag von SPD- und CDUFraktion: Hier ging es schlichtweg darum, noch einmal klarzustellen, dass Medienkompetenz, das Medienkompetenzzentrum etwas anderes ist als Filmförderung. Das war im Antrag der Landesregierung vielleicht ein kleines bisschen... oder nicht ganz so klar, wie es jetzt durch unseren gemeinsamen Antrag noch mal wurde.
Den Antrag der Linksfraktion lehnen wir ab, und zwar insbesondere aus zwei Gründen. Sie haben das Wort „haushaltsneutral“ gestrichen. Das war uns aber besonders wichtig, dass dieses Wort „haushaltsneutral“ drinsteht. Und als Zweites möchten wir auch nicht mehr über den Standort des geplanten Medienkompetenzzentrums diskutieren, sondern die Entscheidung ist getroffen. Es sind unabhängige Einrichtungen, aber sie werden an dem Standort Wismar zusammengeführt. Also das ist auch, glaube ich, insofern sinnvoll, weil es natürlich schon ein paar, bei aller Unabhängigkeit und Getrenntheit der Themen schon ein paar Interdependenzen gibt.
So, ganz kurz noch mal auf den Vorredner von der AfD: Es wurde ja das Thema „Steuerung dieser Einheit“ angesprochen. Wir haben hier einen Aufsichtsrat, wir haben einen Beirat und dann als drittes und eigentlich das entscheidendste Gremium die Jury, die am Ende darüber entscheidet, welches Filmprojekt gefördert wird. Und wenn da irgendwelche Schwierigkeiten noch sind oder Diskussionsbedarf ist, können wir darauf ja gerne noch mal eingehen, aber die Steuerung als solche ist erst mal ganz klar geregelt und kann ja auch natürlich im Zeitablauf geändert werden. – Herzlichen Dank!
die Abgeordnete Frau Kröger. Wir versuchen ein bisschen, die Zeit zu überbrücken. So, jetzt ist das Rednerpult auch frei.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Also man fragt sich, worüber wir eigentlich sprechen. Also ich hätte auch nichts gegen „Game of Thrones“ in Mecklenburg
und wir hätten mindestens genauso schöne Kulissen gehabt, gar keine Frage. Aber darum geht es heute gar nicht, und es wird Sie erfreuen, dass ich denn jetzt die Rolle einnehmen darf, mal ein bisschen Wasser in Ihren Wein zu kippen, denn...
Ja, es tut mir leid, das war jetzt gerade alles so herrlich und so schön, aber es ist eben auch nicht alles Gold, was glänzt.
... aus unserer Sicht kann man Ihren Plan mit einem Satz zusammenfassen. Die MV Filmförderung GmbH muss gegründet werden. Gar keine Frage, aber so, wie Sie sie jetzt planen, sollte sie nicht bleiben, und auch nicht an diesem Standort.
Frau Ministerpräsidentin hat ja bereits vorgetragen, warum Filmförderung wichtig ist und warum sie in MecklenburgVorpommern auch dringend gestärkt werden muss. Deshalb werde ich mich auf unsere Kritikpunkte konzentrieren, denn dass DIE LINKE schon seit Langem eine Fürsprecherin der Stärkung der Filmförderung ist, dürfte Ihnen ja bekannt sein.
Erstens. Filmförderung und Medienkompetenzförderung sind zwei Paar Schuhe. Ihr Antrag vermengt beide Ziele, und auch wenn der Entschließungsantrag hier etwas Abhilfe schafft, bleiben Sie beim Standort Wismar für beide Einrichtungen. Zwar legen Sie fest, beide Einrichtungen sollen institutionell getrennt arbeiten, dennoch vermischen Sie nach wie vor die Handlungsfelder. Diese Herangehensweise geht jedoch an den Realitäten vorbei.
Apropos Entschließungsantrag: Sie sprechen in Bezug auf das Medienkompetenzzentrum von einem haushaltsneutralen Konzept. Sollten Sie planen, die Bedarfe für dieses Zentrum nicht aus dem Landeshaushalt zu finanzieren, sondern diese Aufgabe der Medienanstalt aufzubürden, möchte ich Sie dringend bitten, diese Haltung zu überdenken. Die Medienanstalt kann ohne finanzielle Unterstützung diese Aufgabe nicht sinnvoll übernehmen, zumal ihr – und das Thema hatten wir heute Mittag – durch den Medienstaatsvertrag auch schon weitere Aufgaben zugewiesen werden.
Zur Filmförderung in Wismar: Aus meiner Sicht folgt Ihre Standortentscheidung nicht den Inhalten, auch nicht den Strukturen und auch nicht den Realitäten, sondern politischen Motivationen, politischen Beziehungen und vor allem Liegenschaftsfragen. Die Konzentration auf den Westteil des Bundeslandes ist mit Blick auf die bestehenden Qualitäten in Mecklenburg-Vorpommern äußerst problematisch.
Ihre Ideen zur Gründung der Filmförderung GmbH sind offenbar unter permanenter Einbeziehung von zwei Bürgermeistern entstanden, statt unter tatsächlicher Berück
sichtigung der Fachszene. Die Probleme und Zerwürfnisse in der Filmszene werden ignoriert, offensichtlich, um hier politische Wünsche zu erfüllen. Kurzum, da war ganz klar ein starker Regionallobbyismus am Werke. Dieses Konstrukt vereint die Interessen der Filmemacherinnen und Filmemacher nicht. Es verbindet sie auch nicht, es spaltet, und es wird neue Konflikte schüren. Sie schreiben in Ihrem Antrag auf Seite 7 zum Thema „Branchenakzeptanz“, ich zitiere: „Die neue Struktur muss als Grundvoraussetzung für den Erfolg des Vorhabens von der Film- und Medienbranche auch akzeptiert werden.“ Richtig, aber genau das erfüllt Ihr derzeitiger Antrag eben nicht!
Zweitens. Wir finden es falsch, jetzt den Sitz des noch gar nicht ausgearbeiteten, wie auch immer aussehenden Landesmedienkompetenzzentrums in Wismar festzuschreiben. Erst der Standort, dann die Inhalte? Richtig wäre, zunächst das Konzept für die zukünftige Medienkompetenzförderung für das ganze Land zu entwickeln und dann die Standortentscheidung zu fällen.
An dieser Stelle möchte ich auch darauf hinweisen, dass ein sogenanntes Medienkompetenzzentrum in seiner Ausrichtung nach wie vor strittig ist und die Einbeziehung der hiesigen Expertinnen und Experten des landesweiten Netzwerkes Medienaktiv M-V und insbesondere der Medienanstalt dringend erforderlich ist. In jüngster Vergangenheit haben Sie diese Gespräche schleifen lassen, und ich kann Sie nur dringend bitten, hier wieder in einen intensiven Austausch zu kommen.
Drittens. Filmförderung und Medienkompetenzförderung, die Vermengung beider Handlungsfelder setzt sich auch im geplanten Beirat fort. Ein Beirat einer Filmfördergesellschaft sollte ein Beirat für Film und Filmförderung sein und nicht für Film- und Medienkompetenz. Und schon an dieser Stelle findet die fachlich-sachliche Vermischung wieder statt, institutionelle Trennung hin oder her. Zudem ist die Medienbildung ein weites Feld und eignet sich auch an keiner Stelle, ein Anhängsel zu sein.
Außerdem finde ich die Zusammensetzung des Beirates in vielerlei Hinsicht unverständlich. Der Beirat sollte ein Korrektiv sein, das fachlich besetzt ist, beispielsweise mit unabhängigen Expertinnen und Experten oder aber auch den Landesfachverbänden. Aktuell soll der Beirat sieben Sitze haben. Schauen wir uns diese Sitze an: Drei Sitze werden in Anspruch genommen von dem Landrat des Landkreises Vorpommern-Greifswald, dem Oberbürgermeister Schwerins und dem Bürgermeister Wismars – warum auch immer!
Hinzu kommen ein Vertreter der Filmland MV gGmbH (ganz klar dominiert durch Schweriner Interessen) , ein Vertreter des MV Film e. V. (also ein Interessenvertreter der Region Wismar/Nordwestmecklenburg), und dann kommt noch ein Vertreter der Medienanstalt dazu und des Interessenverbandes Filmkommunikation. Zähle ich jetzt alle Stimmen im Beirat zusammen, vertreten vier von sieben Stimmen die Interessen Schwerins, Wismars und Nordwestmecklenburgs.