Der Verband Deutscher Realschullehrer hat in einer Presseerklärung vom 11. Januar 2000 deutlich gemacht, dass die Landesregierung im Rahmen der von ihr eingeführten Einheitslehrerausbildung, die auf massive Kritik nicht nur der ausbildenden Wirtschaft gestoßen ist, bei den Lehramtsstudentinnen und Lehramtsstudenten nicht einmal die Schwerpunktwahl für die Grundschule einerseits und die Hauptschule und Realschule andererseits statistisch erfasst.
Hintergrund ist die Kritik, dass angesichts der drastisch steigenden Schülerzahlen und der ebenso drastischen Pensionierungswelle an Realschulen (vgl. dazu die Antwort der Lan- desregierung auf meine mündliche Landtags- anfrage im Oktober 1999) die Ausbildungskapazitäten der niedersächsischen Studienseminare unter Berücksichtigung von Schwundquoten, nicht nachgefragten Fächerkombinationen, fehlender Mobilität und mangelhafter Qualifikation schon jetzt nicht ausreichen, um auch nur den Ersatzbedarf zu decken, und dass künftig Lehrkräfte aus der neuen Einheitslehrerausbildung mit dem Schwerpunkt Grundschule in der Realschule eingesetzt werden, für die sie nicht qualifiziert sind.
In ihrer Antwort auf die Große Anfrage der CDU-Landtagsfraktion zum „Realschulland Niedersachsen“ hat die Landesregierung dazu u. a. ausgeführt: „Der Hinweis, dass ehemals 90 % der Studierenden den Schwerpunkt Grundschule gewählt hatten, kann sich nur auf den bisherigen Studiengang für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen beziehen.... Der bisherige Anteil der Studierenden für das Lehramt an Realschulen ist nunmehr beim neuen Lehramt in den Schwerpunkt Hauptund Realschule integriert. Die Ausbildung mit diesem Schwerpunkt dürfte, da sie den Studierenden die Möglichkeit eröffnet, zukünftig auch an Realschulen eingestellt zu werden, deutlich an Attraktivität gewinnen.“
1. Wie will sie Planungssicherheit über die notwendige Bedarfsdeckung durch für die Realschule qualifizierte Nachwuchslehrkräfte bekommen, wenn sie die Ausbildungsschwerpunkte der neuen Einheitslehrerausbildung nicht einmal statistisch erfasst?
2. Wie kommt sie zu der Behauptung, dass die Ausbildung mit dem Schwerpunkt Realschulen deutlich an Attraktivität gewinnen wird, wenn sie über die entsprechende Schwerpunktwahl während des Studiums überhaupt keine statistischen Erhebungen anstellt?
3. Welche konkreten Maßnahmen wird sie wann und wo ergreifen, um dem drohenden Lehrermangel an Realschulen durch Ausbildung und Einstellung für diese Schulform ausgebildeter Fachlehrkräfte wirksam zu begegnen?
Es ist richtig, dass die Schülerzahlen im Sekundarbereich I – also auch an den Realschulen – ansteigen werden und gleichzeitig ein erhöhter Ersatzbedarf entstehen wird. Wir haben dafür ein Konzept:
1. Die Landesregierung hat im letzten Jahr mit rd. 3.000 neuen Lehrkräften fast doppelt so viele Lehrkräfte in den Schuldienst eingestellt als im Jahr vorher. Beim Lehramt an Realschulen haben wir die Einstellungsrate von 195 auf 370 erhöht.
2. Im Vorbereitungsdienst für das Lehramt an Realschulen werden wir ab 1. Mai 2000 von gegenwärtig 325 Stellen bis zum 1. Mai 2001 um 90 Stellen auf 415 Stellen erhöhen.
3. Außerdem haben wir die Attraktivität für Absolventinnen und Absolventen aus anderen Bundesländern durch das neugeschaffene Lehramt an Grund-, Haupt- und Realschulen erhöht, wenn deren Ausbildung sich auf mehrere Schulformen des Sekundarbereichs I bezieht, können wir sie nicht nur wie bisher in der Hauptschule, sondern auch in der Realschule einsetzen.
4. Studierende treffen ihre Studienwahlentscheidung häufig nach den beruflichen Einstellungschancen. Ich gehe davon aus, dass die in den nächsten Jahren hohen Einstellungsraten in den Schulformen des Sekundarbereichs I auch die Entscheidung der Studierenden werbend beeinflussen werden. Deshalb auch die Prognose, dass der Studienschwerpunkt Haupt- und Realschule häufiger als bisher gewählt werden wird. Dies ist durch gezielte Studienberatung bei Eintritt in das Studium flankierend zu be
gleiten. Noch wichtiger wird die Werbung für das Lehrerstudium im Vorfeld sein. Schon jetzt weise ich in allen Gesprächen und Reden darauf hin, dass der Lehrerberuf ein Beruf mit Zukunftschancen ist. Dies gilt für alle Lehrämter insbesondere für das Studium der naturwissenschaftlichen Fächer. Wer sich beim Studiengang Lehramt an Grund-, Haupt- und Realschulen mit dem Schwerpunkt Hauptschule und Realschule für die Fächer Physik, Musik und Technik, aber auch für Englisch und Französisch entscheidet, wird in Zukunft sehr günstige Einstellungschancen haben.
Es ist vorgesehen, dass gemeinsam mit dem Ministerium für Wissenschaft und Kultur für den Lehrerberuf besonders geworben wird, und zwar mit differenzierten Angaben für die einzelnen Schulformen und Fächer.
Eine Erhebung des jeweiligen Studienschwerpunktes beim Studiengang Lehramt an Grund-, Haupt- und Realschulen ist im Rahmen der amtlichen Statistik aufgrund der Vorschriften des § 3 (Erhebungsmerkmale und Berichtszeit) Hochschulstatistikgesetz vom 2. November 1990 (BGBl. S. 2419) nicht möglich, da nach diesem Bundesgesetz nur der Studiengang, nicht aber eine Schwerpunktwahl abgefragt werden darf. Um dennoch Planungsdaten zu erhalten, werden künftig zusätzliche Erhebungen infolge der Wahl von Kurz- und Langfächern durchgeführt, die ein Rückschluss auf die Zahl der Studierenden, die den Schwerpunkt Grundschule und den Schwerpunkt Hauptschule und Realschule gewählt haben, zulässt.
Vor 1.000 Gästen der IHK Hannover-Hildesheim erklärte Ministerpräsident Gabriel am 10. Januar 2000 in einer wirtschaft- und sozialpolitischen Grundsatzrede, er wolle, neben der Einführung von Studiengebühren, Nieder
sachsen zu einem Vorreiterland im Niedriglohnsektor machen. Dabei hob er insbesondere die Chancen von Niedriglohnmodellen in der Dienstleistungsbranche hervor. Gabriel kündigte an, einen entsprechenden Vorschlag in das niedersächsische Bündnis für Arbeit einzubringen.
1. In welcher Größenordnung plant sie die Durchführung von Kombilohnmodellen, und mit welchen Kosten rechnet sie?
2. Welche Ausgestaltung liegt den geplanten Kombilohnmodellen zugrunde (Dauer, Ziel- gruppe, Branchen, Entlohnungsprinzip, För- dergrundsätze etc.)?
3. Mit welchen Mitteln soll die geplante Durchführung der Kombilohnmodelle finanziert werden, ist eine Umwidmung von Mitteln aus anderen Arbeitsmarktprogrammen der Landesregierung geplant, und welche bisher aufgelegten Programme werden davon in welcher Größenordnung betroffen sein?
Ministerpräsident Gabriel hat sowohl in der Regierungserklärung vom 15. Dezember 1999 als auch in seiner Rede anlässlich der Jahresauftaktveranstaltung der IHK Hannover-Hildesheim am 10. Januar 2000 angekündigt, das Thema „Beschäftigungsmöglichkeiten für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit geringer Qualifikation“ zum Gegenstand der Erörterungen des Bündnisses für Arbeit und Ausbildung zu machen.
Dieses ist in der Sitzung der Lenkungsgruppe des Bündnisses für Arbeit und Ausbildung am 24. Januar 2000 geschehen.
Die Bündnispartner haben dem Vorschlag zugestimmt und die Einrichtung einer Arbeitsgruppe vereinbart, die - unterstützt durch externe Wissenschaftlerinnen bzw. Wissenschaftler - ein entsprechendes Konzept für die Lenkungsgruppe erarbeiten wird. Die Beantwortung der Anfrage ist deshalb erst nach Vorlage dieses Konzeptes und seiner Bewertung durch die Lenkungsgruppe möglich.
Die im Juni 1999 herausgegebene regierungsamtliche „Statistik der allgemeinbildenden Schulen in Niedersachsen“ verzeichnet zum Schuljahresbeginn 1999/2000 im September einen Schülerzahlzuwachs von 14.278 Schülerinnen und Schülern. Tatsächlich waren aber nur 8.606 Schülerinnen und Schüler mehr zu beschulen. Das ist eine Differenz von 5.672 Schülerinnen und Schülern und damit eine Abweichung von nahezu 40 %.
1. Wie erklärt sich die Differenz in der Schülerzuwachsprognose um fast 40 % auch angesichts der Tatsache, dass Geburtenzahlen und anderes statistisches Material sicherlich verfügbar sind?
2. Wie will sie wirksame Maßnahmen zur Sicherung der Unterrichtsversorgung ergreifen, wenn im Juni prognostizierte Schülerzuwächse im September um 40 % variieren können?
3. Von welchem Anstieg der Schülerzahlen vom Schuljahresbeginn 1999/2000 zum Schuljahresbeginn 2000/2001, differenziert nach allgemein bildenden und berufsbildenden Schulen, geht die Landesregierung mit welchem Grad von Wahrscheinlichkeit aus?
Die Schülerprognose wird auf der Basis der jeweils aktuellen Schulstatistik, Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungsprognose differenziert für die einzelnen Schulformen mit Eingangsquoten und Übergangsquoten zwischen den Schuljahrgängen errechnet. Insgesamt sind 60 Quoten festzulegen, mit denen dann die einzelnen Jahre durchgerechnet werden.
Eine Prognose stimmt nur dann mit der später eintretenden Wirklichkeit überein, wenn die Annahmen der Prognose auch zutreffen. Bei einer Schülerprognose sind kurzfristig Annahmen über die Zuwanderung und langfristig über die Geburtenzahlen von wesentlicher Bedeutung.
Seit 1989 haben sich durch die Öffnung der Grenzen starke Veränderungen in der Bevölkerungsentwicklung ergeben, die vorher nicht prognostiziert werden konnten. Die hohe Zuwanderung Anfang der neunziger Jahre führte zu einer Korrektur der Bevölkerungs- und Schülerprognosen nach oben. Jetzt musste der starke Rückgang der Zuwanderung in die Bevölkerungs- und Schülerprognose eingearbeitet werden.
Das Nds. Landesamt für Statistik konnte erst im November 1999 eine neue, mit den anderen Ländern hinsichtlich der Zuwanderung abgestimmte Bevölkerungsprognose vorlegen. Daraufhin wurde
Im Jahre 1998 wurde für den Schuljahresbeginn 1999/2000 eine Schülerzahl an den allgemein bildenden Schulen von 974.755 prognostiziert. Die Statistik ergab dann eine Schülerzahl von 968.628. Damit lag die tatsächliche Schülerzahl um 0,6 % unter der Prognose.