Wenn man den Fahrradtourismus in diesem Land wirklich voranbringen will, dann reichen die 5 Millionen Euro, die 2004 zur Verfügung stehen, bei weitem nicht aus.
Der Radtourismus kann sich auch in Niedersachsen zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor entwickeln. Die Fahrradbranche boomt. Wir wissen, dass Fahrradtouristen mehr Geld ausgeben als Pauschaltouristen. Sie reisen oft außerhalb der Hauptsaison und sind gerade für Tourismusbetrie
- Ja, die sitzen sicher auf dem Sattel. - Wer über Niedersachsens Grenzen hinausschaut, der muss feststellen, dass andere Bundesländer, mit denen wir touristisch konkurrieren, Herr Althusmann, in den letzten Jahren sehr viel kräftiger in die Infrastruktur und die Werbung für den Fahrradtourismus investiert haben.
Unser Antrag zielt auf die Lücken im Angebot, die wir schnellstens schließen müssen: die kundenfreundliche An- und Abreise des klassischen Fahrradtouristen mit der Bahn, die Beförderung der Räder weiter im Nahverkehr zwischen den touristischen Zielen und eine überzeugende gemeinsame Vermarktung.
- In Niedersachsen gibt es das, was es in Bayern und Baden-Württemberg gibt, nicht. An einzelnen Stellen, im Nahverkehr in Hannover auch, aber in anderen Bundesländern gibt es das als Komplettpaket für das ganze Bundesland. Das ist der Unterschied, das ist das Neue.
Um konkurrenzfähig mit anderen deutschen Ferienregionen sein zu können, sollte die Radbeförderung im öffentlichen Personennahverkehr kostenlos sein; denn hier geht es um eine Dienstleistung, die Gäste anlockt, also um Tourismusförderung pur. Bayern und Baden-Württemberg setzen die Maßstäbe, hinter die wir nicht zurückfallen dürfen. Wir brauchen ein Angebot, das die Gäste sofort verstehen, weil es landesweit einheitlich und klar ist. Wir brauchen nicht hier und da mal einen Flickenteppich, sondern ein Konzept für das ganze Land. Dazu sollten wir wie andere Bundesländer die Dienstleistung der kostenlosen Fahrradmit
nahme mit den Bahnanbietern vereinbaren. Die Landesnahverkehrsgesellschaft hat dazu bei den Verträgen, die sie abschließt, die Möglichkeit.
Wir wollen flächendeckend für Niedersachsen die kostenlose Fahrradmitnahme bei allen Bahnverkehren, die vom Land bestellt werden, zumindest außerhalb der Pendlerverkehrszeiten, wenn denn aufgrund begrenzter Platzkapazitäten eine Beschränkung auf die Zeiträume außerhalb der Pendlerverkehrszeiten nötig sein sollte, weil es sonst eine zu hohe Frequenz in den Zügen geben würde. Dazu gehört auch, dass entsprechende Züge mit Mehrzweckabteilen zur Fahrradbeförderung zur Verfügung stehen. In vielen Regionen ist das nämlich noch gar nicht der Fall.
Ein weiteres Beispiel für die Lücken: Der Landtag hat z. B. gegen Ende der letzten Legislaturperiode einstimmig die Initiative der Grünen-Fraktion zur Förderung des naturnahen Tourismus beschlossen. Ein wichtiger Punkt war dabei die Förderung des Mountainbike-Tourismus im Harz. Mit diesem Angebot verbindet sich für den Harz, dass neue, junge Gäste ein attraktives Angebot vorfinden und die Tourismusstrukturen gestärkt werden. Im Augenblick wird im Harz kräftig daran gebaut. Die Mountainbiker müssen aber auch aus den norddeutschen Ballungsräumen und aus den Universitätsstädten abgeholt werden, um dieses Angebot nutzen zu können. Dafür könnte die Bahn entscheidende Beiträge leisten. Ein gutes Tourismusangebot braucht aber noch mehr. In Bayern z. B. gibt es zwei so genannte Fahrradzüge auf den Strecken Ulm - Passau und Hanau - Regensburg. Sie verkehren von Mai bis September an Wochenenden und Feiertagen. Wir wollen, dass die Landesregierung gemeinsam mit den anderen betroffenen Akteuren prüft, ob wir auch in Niedersachsen zwischen unseren Tourismusregionen Harz, Heide, Weserbergland und Küste solche saisonalen Fahrradzüge einsetzen können, um Niedersachsen als gesamtes Fahrradland vermarkten zu können.
Nicht alles können wir auf Landesebene regeln. Leider hat die Deutsche Bahn AG ihr Angebot zur Fahrradmitnahme im Fernverkehr in den vergangenen Jahren durch die Umstellung auf die eng vertakteten ICE-Verkehre stark eingeschränkt. Das kritisieren wir auf Bundesebene und versuchen, Änderungen herbeizuführen. Ich möchte aber an dieser Stelle auf die beliebte öffentliche Bahn
schelte verzichten und will es bei dem Appell des Landtages an die Bahn AG, wie er im Antrag formuliert ist, belassen. Da, wo die Bahn Engagement zurückzieht, ist das Land gefordert, Eigeninitiativen zu entwickeln, selbst zu handeln. Da setzt unser Antrag an. Ein besserer Verbund zwischen Bahn, Bus und Fahrrad ist eine notwendige Voraussetzung, um den Radtourismus in Niedersachsen weiter nach vorn zu bringen.
Wir hoffen auf eine konstruktive Debatte im Ausschuss und auf eine gemeinsame Beschlussfassung darüber; denn das Interesse daran haben wir anscheinend alle. - Vielen Dank.
Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, vor allen Dingen liebe Kolleginnen und Kollegen der Grünen-Fraktion! In dem ersten Absatz Ihres Entschließungsantrages klingen Ihre Aussagen zum Fahrradtourismus in Niedersachsen sehr positiv. Besonders Ihr Hervorheben der guten Kooperation zwischen dem Land, den Kommunen und den Tourismusorganisationen sind ein Zeichen dafür, dass Sie die besonderen Anstrengungen der Landesregierung honorieren. Viele tausend Kilometer straßenbegleitende Radwege und Radwanderwege, die für den Fahrradtourismus in Niedersachsen schon jetzt ein Event sind, sind in den letzten Jahren mit einem hohen Engagement verschiedener Institutionen, nämlich des Landes und der Kommunen, und im Rahmen des landwirtschaftlichen Wegebaus usw. erstellt worden. Niedersachsen will und wird sich zum Fahrradland Nummer eins entwickeln. Naturnaher
und gesundheitsfördernder Tourismus sowie die Stärkung des ländlichen Raumes sind nicht nur für die Grünen, sondern auch für die Koalitionsfraktionen dabei eine große Herausforderung.
Dass der Fahrradtourismus auch an den Bahnverkehr angebunden werden muss, ist unumstritten. Doch die von Ihnen geforderten Maßnahmen zur Weiterentwicklung erfordern eine sehr kritische Betrachtung und Überprüfung. Nach dem Motto „Ich fordere mal, mal sehen, was dabei herauskommt” können wir heutzutage, unter den derzeitigen finanziellen Situationen aller betroffenen Haushalte auf Landes- wie auch auf kommunaler Ebene leider nicht mehr handeln.
Kundenfreundliche Standards zu schaffen, klingt sehr gut. Die Umsetzung ist aber die andere, nämlich die überaus kostenaufwändige Seite. Höhengleicher Einstieg als Standard bedeutet für unzählige Bahnhöfe sowie bei den unterschiedlichen Zügen unübersehbare Investitionen, die, wenn man Ihren Antrag realistisch betrachtet, nicht zu finanzieren sind.
Den Verkehrsverbünden, die bereit sind, kostenlos Fahrradtouristen zu transportieren, werden wir keineswegs im Wege stehen. Aber die Forderung an alle Träger des ÖPNV sowie an die Verkehrsverbünde auf kostenlosen Transport ist absolut unrealistisch. Jeder Transport ist mit einem Kostenaufwand verbunden. Das gilt auch für den Bahnverkehr. Dabei stellt sich die Frage, ob der Fahrradtransport nur eine Aufgabe des ÖPNV sein muss oder ob dies - darüber sollte man ernsthaft nachdenken - auch die Vermieter von Fahrrädern durch besondere Serviceleistungen anbieten könnten oder sollten. Ein sehr gutes Beispiel dafür gibt es in Ostfriesland, wo etwa Paddel und Pedal in einem Gesamtpaket angeboten werden.
Als Fraktion Bündnis 90/Die Grünen fordern Sie die Landesregierung auf, mit den einzelnen Tourismusorganisationen und Kommunen saisonale Angebote für so genannte Fahrradzüge in den Haupttourismusregionen zu entwickeln. Meine Damen und Herren von den Grünen, viele Tourismusregionen sind leider gar nicht mehr mit der Bahn erreichbar, weil es keine Bahnanbindung mehr gibt.
- Ich lebe selbst in einer Tourismusregion und kenne diese Probleme sehr genau. Herr Hagenah, das können Sie mir wirklich abnehmen. Ich weiß, was bei uns los ist.
Der Transport mit Bussen und Fahrradanhängern hat sich mittlerweile zwar gut entwickelt, doch gibt es auch heute noch einen sehr großen Nachholbedarf. Das ist aber auch nicht kostenlos.
Das Gleiche gilt für das von Ihnen geforderte Moutainbike-Wegenetz im Harz. Doch wie weit ist eine Anreise per Bahn an die einzelnen Orte im Harz überhaupt möglich? - Die Tourismusorganisationen und dabei ganz besonders die TMN kooperieren u. a. mit dem ADFC Niedersachsen im Bereich der Vermarktung von Bett- und Bike-Angeboten. Ab 2005 werden Radwanderbroschüren erscheinen, die Routen von Tages- bis zu Mehrtagesrouten beinhalten und ganz sicher ein lukratives Angebot für den Fahrradtourismus bieten.
Meine Damen und Herren, grundsätzlich bin ich davon überzeugt, dass ein echter Fahrradtourist bereit ist, zugunsten eines intakten Radwegenetzes, das wir in Niedersachsen überwiegend anbieten können, auf besondere Serviceleistungen im Bahnverkehr zu verzichten. Eines - ich meine, da müssen wir alle ganz ehrlich sein - dürfen wir nicht verkennen: Die meisten Radtouristen kommen sowieso mit dem Auto, aber garantiert nicht mit der Bahn.
Das soll nicht bedeuten, dass wir dem Bahntransport für Fahrradtouristen keine Bedeutung beimessen. Aber man muss auch die Tatsachen akzeptieren. Dem hier vorliegenden Antrag Ihrer Fraktion können wir so auf keinen Fall zustimmen. - Danke schön.
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Vom Harz bis an das Meer hat unser Land - das wissen wir alle - eine Vielzahl touris
tischer Attraktionen zu bieten. Nicht umsonst wird es daher gerne und Gott sei Dank auch oft besucht. Herr Hagenah, es freut auch mich, dass Sie dies so sehen und Sie in Ihrem Antrag ein großes Lob für die touristische Qualität des Landes und die Infrastruktur vorangestellt haben. Eine gute Verkehrsinfrastruktur ist natürlich unerlässlich für die Entwicklung des Reiselandes Niedersachsen.
Das Fahrrad hat hier in der Tat eine große Bedeutung. Damit kann nicht nur die Schönheit des Landes bewundert werden, sondern es ist gleichzeitig auch ein gutes Sportgerät und trägt zur Fitness und Gesundheit bei.
Wir fördern den Fahrradtourismus. Ich erinnere daran, dass die Landesregierung als eine der ersten Entscheidungen ein neues Programm für den Bau von Radwegen aufgelegt hat.