Protokoll der Sitzung vom 09.05.2012

Herr Hillmer, ich möchte Sie ganz kurz unterbrechen. - Es sind noch ca. 20 Minuten freie Redezeit. Die könnten wir doch noch durchstehen. Schenken Sie doch bitte dem Redner die Aufmerksamkeit und verlegen Sie Ihre privaten Gespräche nach draußen!

(Karl-Heinz Klare [CDU]: Sehr gut, Herr Präsident! Kanns du dat ok up Platt vertelln?)

Wir haben das Theaterpädagogische Zentrum in Lingen für seine Bemühungen für die plattdeutsche Sprache mit weiteren 85 000 Euro jährlich gefördert. Sie haben das abgelehnt. Wir fördern das Institut für niederdeutsche Sprache mit jährlich 125 000 Euro gegen Ihre Zustimmung. Wir fördern Plattdeutsch über die Erwachsenenbildung mit jährlich über 30 000 Euro - auch gegen Ihre Zustimmung. Und wir fördern den Niederdeutschen Bühnenbund mit jährlich 70 000 Euro, was Sie auch abgelehnt haben. Noch vieles andere mehr ließe sich hier aufführen. Das alles wollen Sie abschaffen.

(Zuruf von der SPD: Quatsch!)

Eigene Vorschläge: Fehlanzeige.

Meine Damen und Herren, das ist Känguru-Politik: große Sprünge mit leerem Beutel. Sie haben viel vor, aber da, wo es darauf ankommt, verweigern Sie sich.

Sehr geehrter Herr Poppe, ich spreche Ihnen persönlich den guten Willen überhaupt nicht ab. Sie dürfen hier schöne Reden halten, aber wenn es darauf ankommt, dürfen Sie keine Haushaltsvorschläge einbringen.

Das Niederdeutsche hat bei Ihnen keine Lobby. Die Regionalsprachen sind bei CDU und FDP besser aufgehoben.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Wir werden auch in den nächsten Haushalten alle Spielräume zur Förderung des Niederdeutschen nutzen. So mokt wi dat.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP - Claus Peter Poppe [SPD]: Das war allzu platt!)

Frau von Below-Neufeldt, Sie haben jetzt für die FDP-Fraktion das Wort. Bitte sehr!

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Niedersachsen hat die Sprachencharta 1999 unterschrieben. So weit hat die SPD natürlich recht. Schlichtweg falsch ist aber, dass Niedersachsen in der Zeit zum Erhalt der plattdeutschen und friesischen Sprachen zu wenig oder nichts gemacht habe. Zutreffend ist allerdings für den Zeitraum der SPDRegierung, dass in der Zeit alles vage und auch sehr nebulös blieb.

Uns heute aufzufordern, Maßnahmen zu ergreifen, ist reiner Aktionismus im Vorwahlkampf. Niedersachsen sprechen aber nicht nur Platt, niedersächsische Wähler sind auch plietsch.

Heimat und Regionalität werden nun auch von der SPD entdeckt. Denn was sonst haben Sie in Ihrem Programm für die Fläche zu bieten? - Heimat und Regionalität, Platt sind nicht nur ein Symbol, sondern gelebte Kultur. In Norddeutschland sprechen 2,6 Millionen Menschen Platt.

Liebe SPD, ja, Niedersachsen ist ein Flächenland, und Sie entdecken, dass in der Fläche Platt gesprochen wird. Sie verorten Platt aber leider nur dort. Lehrstuhl in Oldenburg, Speeldeel in Soltau, Niederdeutsches Theater in Braunschweig - haben Sie davon auch gehört?

(Claus Peter Poppe [SPD]: Ja, si- cher!)

Platt gehört zu Niedersachsen, Platt ist Teil der Kultur - und das überall.

Sie, liebe SPD, haben die Königsdisziplin des Parlamentes gar nicht genutzt. Sie stellten keinen Haushalt auf. Wenn man einen Haushalt vorlegt, dann legt man sich fest und teilt damit auch mit, wo man Schwerpunkte setzt und wo man eigene Werte fördert. Das sind die Leitplanken für den Bürger. Kein Haushalt - keine Festlegung!

(Sehr gut! und Beifall bei der FDP)

Wir Regierungsfraktionen haben mit unserem Doppelhaushalt ganz deutlich gemacht, wofür wir stehen und was uns wichtig ist. Wir nehmen unsere Verantwortung wahr; denn dafür sind wir gewählt. Das nimmt auch der Bürger wahr.

Wir haben Akzente gesetzt - Sie blieben stumm. Machen Sie ruhig weiter mit dieser blassen Oppositionsarbeit!

Wir haben 600 000 Euro für die regionale Kulturförderung, 900 000 Euro für investive Förderung der soziokulturellen Zentren und etwa 2 Millionen Euro für die regionale Kulturförderung eingestellt. Diese 2 Millionen Euro sollen durch Kofinanzierungsmaßnahmen noch einen Aufwuchs erfahren. Ich hoffe, Sie haben dabei auch Ihre eigenen SPDBürgermeister im Blick, die hier Kofinanzierungsmittel einbringen.

Weitere Maßnahmen der Landesregierung seien erwähnt: schulische Projekte - davon haben wir auch eine ganze Reihe -, plattdeutscher Lesewettbewerb, Unterrichtsmaterialien und Ähnliches.

Wichtig ist auch die Große Anfrage von CDU und FDP vom 2. Februar 2011. Sie wurde im August letzten Jahres beantwortet und zeigt ganz klar und deutlich auf, wie viele gute Maßnahmen wir getroffen haben. Hätten Sie diese Antwort gelesen, dann wäre die richtige Konsequenz gewesen, Ihren Antrag zurückzuziehen. Das wollten Sie nicht. Sie wahren hier einen Schein der Plattdeutsch-Fans. - Obwohl, Herr Poppe, Ihre Rede hatte durchaus Charme. - Richtig ist deswegen, hier und heute diesen Antrag abzulehnen. Wi künnt dat un wi mokt dat - oder?

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat sich Frau Janssen-Kucz zu Wort gemeldet. Ich erteile Ihnen das Wort. Bitte sehr!

Mien Heer Präsident! Leve Kollegen! Leve Lüü! In Märt 2011 hett de SPD düsse Antrag rinbrocht, de de Regional- und Minderheitenspraken wieder vöranbringen sull. Egentlich hebb ik dat so verstahn, dat Ji jau dorup einigt hebbt, eerst mol de Antwoord up de Grote Anfrog offtowachen, üm to weeten: Wat is in dit Land los? Wat is up Patt brocht worden? Un wat fehlt us dor letztendlich noch?

(Jörg Hillmer [CDU]: Die Antworten waren vorher schon da!)

Jetzt hebbt Ji dat Bespreken makt; dat weer in September, wat ik leest hebb. Ik mutt seggen: Dor is wat up Patt brocht worden. Wi hebbt en Grundlaag. Aver de Grote Anfrog hett ok

klaarmaakt, dat en paar Saken en bietje fehlen deit.

(Beifall bei den GRÜNEN und Zu- stimmung bei der SPD)

Wenn ik mi de Antrag noch mol ankiek - besünners jetzt ok de Ännerungsantrag, över de wi ok wirklich vandaag hier proten mutten -, fünn ik, dat wi noch en paar mehr Antwoorden geven mutten - un nich bloß Antwoorden: Dor mutt ok en bietje wat kummen. Dor mutt man wat för daun.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPD)

Dat reicht nich, Tohlen vörtolesen - de ok noch en bietje gemischt sünd, wenn man de en bietje utnannernehmen deit und weet, wat dor vör Ort los is.

Leve Lüü, de Akzeptanz för Minderheitenspraken is Gott sei Dank anstegen. Aver wi hebbt noch ganz vüll to daun. Wi hebbt twee Johrteihnten achter us, wor man bold nich Platt proten dür, wor man scheef ankeeken word, wenn man Platt proten dei. Denn keem man irgendwor ut de Burkerei. Dat weer eenfach - vandaag wür man seggen: - en Makel. Dorüm hebbt wi noch ganz vüll to daun.

Wi hebbt in Moment füst to minn Minschen - of dat Olden sünd, of dat Kinner sünd -, de de Sprak wiedergeven künnt - un dat jeden Daag. Ik glööv, dat is dat, wat wichtig is. Dorüm sünd wi ganz blie, dat de SPD en hör geännerte Antrag jetzt nich segg, wi mutten en Sprakengesetz hebben, sonnern: Wi brukt en Sprakenplan. Wi mutten dat offstimmen, wat in dit Land los is, van Nordseeküste bit no Braunschweig, bit in Harz, överall dor, wor wi düsse Minderheitenspraken hebbt.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPD)

Gegen en Gesetz ha wi us ok wehrt. Dat is füst to stoor. Sprak is lebendig, Sprak leevt van Proten - oder van Snacken - un dorvan, dat man vunnanner und metnanner lehren deit.

(Glocke des Präsidenten)

Mien Damen un Heren, wat us ok wichtig is, is egentlich, dat dat freewillig geiht. Dat meeste mutt wirklich freewillig kummen. Dat heet, dat wi in Kinnergarten und in School wat up Wegg bringen künnt; aver dat is en Angebot. Wi mutten de Minschenkinner de lebendige plattdüütsche Sprak en bietje dichter ranbringen; aver wi mutten dat

nich van boven - par ordre de mufti - verorden. Dat is verkehrt.

Nettso verkehrt is dat, wenn dat üm Fortbildung un Weiterbildung van Kinnergärtnerinnen un van Lehrers up Plattdüütsch geiht. De hebbt all genog Angebote. Dat Wichtigste is wirklich, dat se dat ut freje Stücken moken deit. Nur denn bliff letztendlich ok wat hangen. Alles annere is de verkehrte Patt.

(Beifall bei den GRÜNEN und Zu- stimmung von Hans-Henning Adler [LINKE])

Noch en Satz: Ik hoop, dat dat klappen deit met de Bestätigung - wat vörsehn is - van de Professur un dat ut de halve Stee in Ollenbörg en ganze worden deit.

(Glocke des Präsidenten)

Wenn man sick de gode Entwicklung ankieken deit, wat de Studententohlen angeiht, kann man nur seggen: Minsch, dor passeert wirklich wat! Dor kummt wat in de Lehrerausbildung! Dor kummt Nowuss! Dor kummt Minschen, de Platt proten willt!

Ik hebb noch en Satz.

Aber den allerletzten!

Wat Hänschen nich lehrt, dat lehrt Hans nimmermehr. - So is dat egentlich ok met Plattdüütsch und Soterfriesisch, aver ok met annere Minderheitenspraken as de van Roma un Sinti. Hier is eenfach wichtig: van Anfang an!

Ein Satz auf Hochdeutsch: Bilingualer Spracherwerb sollte bei allen Menschen unterstützt werden, auch bei Menschen mit Migrationshintergrund. Deshalb unterstützen wir den geänderten Antrag, der hier vorgelegt worden ist.