beschreiben eine Größenordnung von ca. 5,6 bis 6 Millionen Euro als Anfangskosten. Es gibt auch andere Berechnungen, aber darüber kann Ihnen die Ministerin sicherlich mehr sagen.
(Clemens Große Macke [CDU]: Ha- ben Sie sich also noch gar nicht damit beschäftig? Geld spielt wohl keine Rolle!)
Wir verlangen natürlich, dass diese Finanzierung durch das Land angeschoben wird. Ich denke, ich habe hinreichend Gründe dafür genannt, warum diese medizinische Fakultät notwendig ist. Das
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Das vom Bund teilfinanzierte Sonderprogramm bietet aus der Sicht der FDP keine Perspektive für das Land Niedersachsen. Die FDPFraktion lehnt diesen SPD-Antrag deshalb ab.
Ein befristeter Ausbau der Kapazitäten im Bereich der Humanmedizin um 10 % ist nicht leistbar. Wenn Sie Kapazitätserweiterungen für die drei beliebtesten Studiengänge gefordert hätten, dann wäre das vielleicht noch verständlich gewesen. Ich finde jedoch, dass es überhaupt keine Vorauswahl geben sollte.
Medizin ist nicht nur das teuerste Studium, sondern es hat verschiedene begrenzende Faktoren. Frau Ministerin hat dazu heute Morgen schon gesprochen. Hörsaalmanagement und Aufstockung von Professorenstunden reichen nicht aus, sondern es bedarf auch weiterer Maßnahmen, z. B. Erweiterungsbauten. Denken Sie vielleicht einmal an den Bereich Anatomie.
Niedersachsen investiert in Bildung - siehe Zukunftsvertrag II, gestriges Thema -, und zwar mit einem deutlichen Aufwuchs an Mitteln. Herr Kollege Wulf, ich weiß auch, dass die KVN Zulassungszahlen für das Medizinstudium darstellt und dafür Argumente hat. Aber vorgestern haben wir einen Vortrag vom Institut für Arbeit und Technik gehört, in dem ganz andere Zahlen genannt wurden. Von einer absehbaren ärztlichen Unterversorgung kann nicht in allen Räumen Niedersachsens die Rede sein.
Wir wissen alle auch, dass heute nur etwa sechs von zehn ausgebildeten Ärzten den Arztberuf ausüben.
(Zuruf von der SPD: Auch in Nieder- sachsen? - Olaf Lies [SPD]: Das er- klären Sie mal den Menschen, die bei uns leben!)
Die Zahl der Studierenden einer Fachrichtung auf die Einwohner eines Bundeslandes zu beziehen, ist keinesfalls ein Argument für den Ausbau einer Fachrichtung. Ein Bundesland kann eigene typische Schwerpunkte setzen. Bei uns in Niedersachsen sind das die maritimen, technischen und bergbauspezifischen Fakultäten. Das ist gut und richtig.
Niedersachsen ist für die kommenden Jahre im Hochschulbereich richtig gut aufgestellt. Die FDPFraktion lehnt den Antrag ab. Er ist nicht durchdacht und auch nicht sinnvoll.
Offensichtlich teilt sich die FDP-Fraktion die Redezeit. Herr Professor Zielke hat sich zu Wort gemeldet. Bitte schön! Sie haben noch 3:16 Minuten.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich würde Stadt und Region Oldenburg und dem Nordwesten Niedersachsens von Herzen eine medizinische Fakultät wünschen.
Gerade deswegen frage ich mich, ob dieser Antrag der SPD zu diesem Zeitpunkt der Sache besonders förderlich ist.
Zu den finanziellen Aspekten: Es wäre ja nicht getan mit einer Anschubfinanzierung und der Übernahme eines Teils der laufenden Kosten durch das Land.
Zu den Kosten einer medizinischen Fakultät, die ja wohl mit der MHH oder der Uniklinik Göttingen mithalten können soll, zwei Beispiele: Der Neubau der Operationstraktes in Göttingen kostet 150 Millionen Euro, der Neubau des Demenzforschungszentrums in Göttingen ist mit 46 Millionen Euro veranschlagt, beides bewilligt vom Land Niedersachsen im Mai.
Das sind die Dimensionen der Ausgaben, die ab und an für Universitätskliniken anfallen! Ob der zügige Ausbau der Medizin in Oldenburg möglich wäre, ohne dass über lange Zeit an anderen Stellen des Hochschulhaushalts Abstriche gemacht werden müssten, da bleiben Zweifel.
Nun zur Frage Bachelor/Master statt Staatsexamen in der Medizin. Die meisten Fachverbände und Organisationen von Ärzten lehnen das ab.
Die mag man glauben, als rückwärts gewandt und verstaubt abtun zu können. Aber was tun eigentlich unsere europäischen Nachbarn, die Mitunterzeichner der Bologna-Erklärung? - Sieben Staaten wollen ihre Medizinstudiengänge auf Bachelor/Master umstellen. Einige haben noch nicht entschieden oder wollen es den einzelnen Universitäten überlassen. Aber 19 Staaten haben sich definitiv gegen Bachelor/Master im Medizinstudium entschieden. Wer das kleinreden will, braucht gute Argumente. Das Ausland reißt sich um deutsche Autos, weil sie gut sind. Das Ausland reißt sich auch um deutsche Ärzte, eben weil sie gut ausgebildet sind. Dann haben doch wohl diejenigen, die das bewährte System umkrempeln wollen, die Beweislast, dass ihr Modell deutlich überlegen sei.
Ich will hier gar nicht bewerten, welche Struktur des Medizinstudiums überlegen ist. Aber Fakt ist: An acht medizinischen Fakultäten in Deutschland gibt es neue Modellstudiengänge, „Hannibal“ an der MHH, „POL“ in Hamburg usw. Das sind Studiengänge, die Klinik und Vorklinik, Theorie und Praxis in innovativer Weise verzahnen, und das alles unter dem Dach des angeblich altersstarren Staatsexamens.
Wenn ich den Initiatoren des Projekts in Oldenburg einen Rat geben dürfte - und ich meine das sehr ernst -, dann den, ihr innovatives Modell - keine Frage! - in den Rahmen der Approbationsordnung einzupassen. Damit würden sie sich sehr viel unnötigen Gegenwind ersparen.
Zu diesem Beitrag hat sich Herr Kollege Wulf zu einer Kurzintervention gemeldet. Ich erteile Ihnen das Wort.
Herr Kollege Zielke, zu den europäischen Dimensionen: Wenn Sie sich einmal in unseren Nachbarländern umschauen, werden Sie feststellen, dass die Niederlande inzwischen auf Bachelor/Master umgestellt haben. Sogar die konservative Schweiz macht es. Belgien und Dänemark haben das Modell übernommen, und in unserem Nachbarland
Tschechien hat man es den Hochschulen überlassen. Das heißt, rund um Deutschland herum ist die Entwicklung schon so weit. Natürlich ist die Umstellung auch in anderen Ländern noch in der Diskussion; das ist überhaupt keine Frage.
Dass andere Länder von unseren deutschen Ärzten profitieren, liegt natürlich nicht allein an der traditionell guten Ausbildung, die man natürlich besser machen kann. Vor allen Dingen liegt es daran, dass die Arbeitsbedingungen für Ärzte in den anderen europäischen Ländern deutlich besser sind als bei uns in Deutschland. Das hat nichts mit der Ausbildung zu tun.
Es ist sehr schön, dass einige Länder um Deutschland herum auch andere Wege ausprobieren. Aber Frankreich, Italien, Spanien, England und die meisten skandinavischen Länder tun es nicht. Dann kann man doch wohl nicht von einer eindeutigen Lage sprechen.
Bevor ich Herrn Adler das Wort erteile, möchte ich noch mitteilen, dass die Fraktion DIE LINKE damit einverstanden ist, den Tagesordnungspunkt 32 direkt zu überweisen.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Diskussion um eine medizinische Fakultät in Oldenburg hat schon eine gewisse Geschichte. Ich darf Sie darüber informieren, dass der Gründungsausschuss dieser Universität in den Jahren von 1970 bis 1973 eine Planungskommission Medizin eingerichtet hat, der ich damals als studentischer Vertreter angehört habe. Wir hatten damals in dieser Planungskommission schon mit den Leitern der Oldenburger Krankenhäuser zu
Herr Kollege Adler, einen kurzen Moment! - Darf ich Sie um Ruhe bitten? Herr Schminke, Herr Siebels, nehmen Sie bitte Platz, oder verlagern Sie die Privatgespräche nach draußen. - Herr Adler, Sie haben das Wort!
Danke schön. - Das ist damals gescheitert, weil der damalige Kultusminister von Oertzen gesagt hat: Ich kann das nicht bezahlen. - Dann gab es noch eine Diskussion um eine zahnmedizinische Ausbildung in Oldenburg. Auch die wurde beendet, weil letztlich der Wissenschaftsrat Nein gesagt hat. Das ist der Hintergrund.
Das Numerus-clausus-Problem, das damals Ausgangspunkt für den Wunsch in Oldenburg war, ist aber bis heute geblieben. Inzwischen braucht man einen NC-Schnitt von 1,1, um an der Universität Göttingen Medizin studieren zu können. 40 000 Bewerber für diesen Studiengang bewerben sich um 8 600 Studienplätze. Das ist die Realität, die nach wie vor nicht hinzunehmen ist.
Ich meine, wir sollten auch keine Angst davor haben, dass deutsche Mediziner ins Ausland gehen. Das ist eine hervorragende Sache. Denken Sie einmal daran, dass ein aufstrebendes Entwicklungsland wie Kuba auch Ärzte in andere Länder schickt, zum Beispiel nach Venezuela, nach Afrika und in andere Länder Lateinamerikas. Das ist keine schlechte Sache.