Zweitens. Ihr Vertrauen in die Wirtschaft geht uns zu weit. Die Linke ist für eine Öffnung der Hochschulen, die nicht nur auf wirtschaftliche Verwertbarkeit ausgerichtet ist. Wir wollen es auch ermöglichen, dass der Buchhändler Informatik oder die Bankkauffrau Kunstgeschichte studiert. Dass Arbeitgeber für solche Studiengänge Stipendien zur Verfügung stellen, ist zumindest zweifelhaft. Daher dürfen wir uns nicht auf Wirtschaftsstipendien oder eine Ausweitung des Hochschulpakts und Ausbildungspakts verlassen; denn der bisherige Ausbildungspakt ist bereits gescheitert. Ich weiß nicht, woher Sie Ihre Hoffnungen nehmen.
bühren nicht schweigen. Sie haben es getan, vielleicht aus taktischen Gründen - die grünen Gebühren in Hamburg lassen grüßen. Alles, was wir im Rahmen der Öffnung der Hochschulen erreichen wollen, kann nur Erfolg haben, wenn die finanziellen Rahmenbedingungen stimmen. Deshalb gilt auch hier für uns: Weg mit der NiedersachsenSteuer! Weg mit den Studiengebühren!
Zu einer Kurzintervention auf Herrn Perli hat sich Frau Dr. Heinen-Kljajić zu Wort gemeldet. Bitte schön!
Zu zwei Punkten möchte ich ganz kurz Stellung nehmen. Herr Kollege Perli, dass wir gegen Studiengebühren sind, haben wir schon so oft in Anträgen und Forderungen formuliert, dass wir das, glaube ich, nicht immer wieder nach dem Motto „Im Übrigen sind die Studiengebühren abzuschaffen“ mit in Anträge aufnehmen müssen.
An dieser Stelle möchte ich auch ein Missverständnis aufklären. Sie haben eine Feststellung in unserem Antrag so interpretiert, als würden wir die Wiedereinführung von Zulassungsprüfungen fordern. Wir stellen nur fest, dass die Studienverläufe zu Zeiten, als es in Vorbereitung auf die Zulassungsprüfung Vorbereitungskurse gab, sehr erfolgreich waren - natürlich wegen der Vorbereitungskurse, nicht wegen der Zulassungsprüfungen. Die Offene Hochschule sollte ja gerade den Weg über Zulassungsprüfungen überflüssig machen. Diese Prüfungen wollen wir keinesfalls wieder einführen. Wir haben in dieser Feststellung nur darauf verweisen wollen, dass die Tradition der Vorbereitungskurse durchaus ein Beweis dafür sein kann, dass solche Kurse erfolgreich sind und Menschen in die Lage versetzen können, ein Studium erfolgreich zu absolvieren.
Vielen Dank, Frau Präsidentin. - Frau HeinenKljajić, das Problem ist ja, dass Menschen, die aus der beruflichen Bildung kommen - beispielsweise in Oldenburg; die Zahlen sind von der Kollegin
Andretta genannt worden -, nach wie vor immense Kosten entstehen, wenn sie solche Angebote an der Hochschule wahrnehmen wollen. Hierbei müssen wir auch klarstellen - jedenfalls aus unserer Sicht -, dass wir diese Gebühren nicht wollen, dass die Gebühren weg müssen. Denn auch diese Gebühren sind Studiengebühren. Das gilt nicht nur für die Gebühren im Erststudium, sondern auch und gerade für Gebühren im Zusammenhang mit der Offenen Hochschule und mit Weiterbildungsstudiengängen.
Sie haben in Ihrer zweiten Bemerkung richtiggestellt, was aus Ihrer Sicht mit der Feststellung zu den Zulassungsprüfungen gemeint ist. Ich finde die Formulierung in Ihrem Antrag allerdings missverständlich. Wir sind gerne bereit, im Ausschuss eine Anhörung zu diesem Thema durchzuführen, um z. B. in der Frage der fehlenden Vorbereitungskurse Fortschritte zu erreichen. Wir finden es aber extrem wichtig, festzustellen, dass nicht in einem Rückschritt wieder Zulassungsprüfungen eingeführt werden sollen. Es war mir wichtig, das zu betonen.
Danke schön. - Eine letzte Wortmeldung zu diesem Tagesordnungspunkt liegt mir von der FDPFraktion vor. Frau Kollegin von Below-Neufeldt, bitte schön!
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Zunächst eine Bemerkung in Richtung der Kolleginnen und Kollegen der Grünen: Vielen Dank dafür, dass Sie Werbung für die von FDP und CDU eingeführte Offene Hochschule machen! Sie zeigen damit, dass wir von CDU und FDP alles richtig gemacht haben und Sie uns bei unserer Hochschulpolitik endlich konstruktiv unterstützen wollen.
Die Offene Hochschule hat auch Anerkennung verdient; denn sie ermöglicht die Weiterentwicklung früherer Bildungsentscheidungen und eröffnet dadurch neue Wege für das lebenslange Lernen. Abschlüsse werden damit nämlich zu Anschlüssen.
In ein paar Punkten, Frau Dr. Heinen-Kljajić, stimmen wir Ihnen sogar zu. Wir müssen Vorbereitungskurse in Einrichtungen der Erwachsenenbildung anbieten, damit die künftigen Studierenden
notwendige Kenntnisse in Bezug auf die Organisation des Studiums und auch inhaltliche Schwerpunktsetzungen erhalten und auch das wissenschaftliche Arbeiten erlernen. Es ist wichtig, dass die Hochschulen intensiv mit den Erwachsenenbildungseinrichtungen zusammenarbeiten. Aber all das ist bereits eingeführt. Es muss nur noch weiter ausgebaut und verfeinert werden.
Aufgrund der hohen Qualität der beruflichen Ausbildung verfügen Berufstätige bereits über beachtliche Kenntnisse und umfangreiche Handlungskompetenzen. Diese müssen natürlich im Studium anerkannt werden. Studierende mit Berufserfahrung zeichnen sich durch hohe Motivation und hohe Leistungsbereitschaft aus, allerdings auch durch eine hohe Erwartungshaltung. Es wird sich zeigen, dass die klare Berufszieldefinition zu einem gezielten Studienverlauf führen wird. Dabei ist die Frage gar nicht, ob studiert wird, sondern was und vor allem wo studiert wird.
Welche Überlegungen gingen der Maßnahme Offene Hochschule eigentlich voraus? - Seit einigen Jahren ist offensichtlich, dass sich durch den demografischen Wandel viele Anforderungen ergeben werden. Zum Beispiel wird es einen Fachkräftemangel geben. Wir brauchen in der Wirtschaft heute und in Zukunft gute und qualifizierte Fachkräfte, die in unseren international aufgestellten Unternehmen arbeiten, handeln und vor allem entscheiden. Dort sollen sie auch bleiben. Wer Berufserfahrung hat und ein Studium aufnimmt, der studiert anders als ein Abiturient. Die Hochschulen sind gehalten, sich auf die neue Zielgruppe vorzubereiten und einzustellen. Es ist auch wichtig, dass die Kammern und Schulen ihre Absolventen auf entsprechende Angebote der Hochschulen hinweisen.
Es mag sein, dass es zurzeit nur wenige Studierende gibt, die sich nach einer beruflichen Ausbildung für ein Studium entschieden haben. Meine Damen und Herren, die Offene Hochschule wurde aber erst im vergangenen Jahr etabliert und wird bereits jetzt von vier niedersächsischen Hochschulen angenommen. Was erwarten Sie denn? - Obwohl wir uns erst am Anfang der Offenen Hochschule befinden, haben wir in der Kürze der Zeit doch bereits viel erreicht. Darauf können wir auch stolz sein.
Meine Damen und Herren, Sie sehen: Es ist richtig, viele Aspekte zu betrachten. Deswegen wollen wir von FDP und CDU einen Änderungsantrag
einbringen, der strukturiert die aus unserer Sicht wichtigsten und notwendigen Handlungserfordernisse berücksichtigt.
Das Modell der Offenen Hochschule ist ein Erfolgsmodell, und zwar ein zukunftsweisendes. Bei den Beratungen zur NHG-Novelle haben Sie dem keinerlei oder wenig Beachtung geschenkt.
Danke schön. - Gut ist, dass Sie endlich den Wert der Offenen Hochschule erkennen. Arbeiten Sie mit uns gemeinsam daran, dass sich die Offene Hochschule weiter gut entwickeln kann und gute Chancen für die Studierenden bietet!
Herzlichen Dank. - Nun hat Frau Ministerin Professorin Dr. Wanka für die Landesregierung das Wort. Bitte schön!
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Heinen-Kljajić, als ich Ihnen zuhörte, dachte ich, Sie reden nicht über Niedersachsen, Sie müssen in einem anderen Bundesland gewesen sein.
- Nein, ich kann Ihnen das belegen. Die Überschrift ist ja noch in Ordnung: „Die ‚Offene Hochschule’ zum Erfolgsmodell machen“. Das findet noch volle Zustimmung. Dabei ist es fast eine Binsenweisheit, dass sich in den nächsten Jahren an den Hochschulen sehr viel verändern wird. Die Klientel, die an die Hochschulen kommt, wird bunter werden, wird vielgestaltiger werden, ist nicht mehr die klassische Abiturklientel. Darauf muss man sich einrichten.
Niedersachsen ist mit dem Gesetzentwurf im letzten Jahr ganz weit vorne gewesen. Darin sind alle Hürden abgebaut. Man kann einfach mit der beruflichen Ausbildung und der beruflichen Praxis ohne Aufnahmeprüfung studieren. Frau Andretta hat ganz stolz gesagt: Aber das mit den Meistern waren wir. - Daraufhin hat sie das Beispiel Oldenburg genannt. Aber wo sind die Meister? - Wir finden keine! Von den drei Kandidaten war nur einer erfolgreich.
Ich will Ihnen sagen, woran das liegt: Für die Meister gab es eine Eingangshürde. Das ist falsch. Man darf keine Eingangshürde aufbauen, sondern man muss sie hereinlassen und dann selbstverständlich dafür sorgen, dass sie qualitativ höchste Anforderungen erfüllen.
Nachdem wir erst im letzten Sommer das Gesetz geändert haben, finde ich es fast lächerlich, schon nach neun Monaten - wir immatrikulieren im Herbst - zu fragen, wie viele Studenten in so kurzer Zeit hinzugekommen sind. Sie brauchen auch nicht jedes Vierteljahr nachzufragen; denn, wenn man ein bisschen Ahnung vom Hochschulwesen hat, dann ist völlig klar, dass die Umsetzung dieses Konzeptes, nämlich andere als bisher an die Hochschulen zu ziehen, langwierig ist. Da sind keine kurzfristigen Erfolge möglich.
Um Erfolg zu haben, muss man das machen, was Sie auch in Ihrem Antrag geschrieben haben: Man muss das Angebot bewerben, man muss motivieren, man muss diejenigen, die kommen, unterstützen. Das ist nichts, was die Hochschulen alleine machen können, sondern dazu müssen die unterschiedlichsten Partner zusammenarbeiten: die Hochschulen, die Erwachsenenbildung, die Wirtschaft. Deswegen ist es sehr wichtig, dass man hierbei zusammenarbeitet.
Zum Aspekt der Werbung: Was haben wir in den letzten Monaten gemacht? - In den letzten Monaten gab es zig Diskussionsrunden, bei denen präsentiert wurde, was die Offene Hochschule ist, bei denen informiert wurde. Am Dienstag der nächsten Woche findet ein großer Kongress mit umfangreichster Resonanz aus ganz Niedersachsen statt, bei dem es genau um dieses Thema geht. Dort kommen alle unterschiedlichen Akteure an einen Tisch. Es wird Bilanz gezogen und überlegt, was als nächstes zu tun ist.
Ich will jetzt nicht nur auf die Diskussionsveranstaltung hinweisen. Wir entwickeln zurzeit eine niedersächsische Weiterbildungsplattform - so lautet der Arbeitstitel -, in der sämtliche Angebote, die in dieser Hinsicht interessant sein könnten, verzeichnet sind, und eine Onlinedatenbank mit allen einschlägigen Hochschulangeboten und Angeboten der Erwachsenenbildung, die in diese Richtung gehen.
Für die Beratung braucht man Netzwerke, damit jemand im Emsland oder im Alten Land sofort weiß, wie das funktionieren kann. Diese Netzwerke befinden sich bereits im Aufbau, gerade ausgehend von den Hochschulen, die am Modellprojekt ANKOM beteiligt sind. Außerdem betreibt Niedersachsen ein mehrjähriges Modellprojekt mit acht Bildungsberatungsstellen. Sie sind modellhaft finanziert und über ganz Niedersachsen verteilt. Dort wird jetzt zielgerichtet beraten. Am Ende der Projektlaufzeit werden wir überlegen, was davon sinnvoll war, was beibehalten wird und wie man das verstetigt.
Natürlich müssen diejenigen, die einen Beruf erlernt und gearbeitet haben, für das Studium vorbereitet werden. Sie müssen dann auch noch ein Stück im Studium begleitet werden. Deshalb haben wir bereits im Haushalt 2011 Gelder für einen sehr wichtigen Partner bei der Beratung und bei der Vorbereitung für die Erwachsenenbildung eingestellt. Dabei werden nicht nur vereinzelt Dinge gemacht, sondern jetzt wird systematisch überlegt, was gemeinsame strukturelle Vorbereitungsmaßnahmen sind und wie solche Kurse und Begleitprogramme für diese jungen Leute aussehen könnten. Wir haben eine Expertengruppe, deren Arbeit zu einer verbindlichen Vereinbarung zwischen der Landesrektorenkonferenz und der Agentur für Erwachsenenbildung führen soll. Aber es kommt nicht nur darauf an, dass systematisch Vorbereitungskurse überall im Lande in gleicher Form angeboten werden - standardisierte Programme -, sondern es geht auch um ganz individuelle Programme.
Hier wurden vier Hochschulen angesprochen, an denen einiges modellhaft erprobt wurde. Bundesweit gab es im Rahmen des ANKOM-Projektes elf