Protokoll der Sitzung vom 09.06.2016

Sie bieten zurzeit ein G 9 mit 55 Stunden MINTUnterricht in den Klassen 5 bis 11. Das ist die Zahl, die uns das Kultusministerium zur Verfügung gestellt hat. Früher hatten wir 58 Stunden. Das sind immerhin 3 Stunden weniger, davon anderthalb Stunden weniger Chemie. Und Sie sagen, dass wir mit weniger Stunden zum gleichen oder sogar zu einem besseren Ergebnis kommen. Das müssen Sie uns erst einmal erklären!

(Zustimmung bei der CDU)

Vielen Dank, Herr Kollege Hillmer. - Frau Dr. Lesemann möchte erwidern. Bitte ebenfalls maximal 90 Sekunden.

Auch ich kann eine Zahl nennen, auch aus einer Unterrichtung durch das MK. Der Anteil der MINTFächerstunden betrug beim alten G 9 27 %, beim neuen beträgt er 25 %. Wenn die Einführungsphase in die Betrachtung mit einbezogen wird, dann steigt der Anteil im MINT-Bereich auf 26,3 %. Das ist am Ende eine kleine Differenz von 0,7 Prozentpunkten. Ich denke, das macht den Kohl nicht fett.

(Zustimmung bei der SPD und bei den GRÜNEN - Jörg Hillmer [CDU]: Das ist ein Unterschied von 3 Stunden!)

Vielen Dank. - Es geht weiter mit dem Beitrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Das Wort hat der Abgeordnete Ottmar von Holtz.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Vor sieben Wochen hat die Landesregierung ihren MINT-Bildungsbericht vorgelegt. Der Bericht zeigt: Sowohl in den niedersächsischen Schulen als auch an den Hochschulen gibt es eine Vielzahl von Maßnahmen, bei denen die MINT-Fächer im Fokus stehen, Maßnahmen, mit denen junge Menschen dafür gewonnen werden sollen, sich für einen akademischen Weg im Bereich der MINT-Studiengänge zu entscheiden.

Doch es wird auch Handlungsbedarf aufgezeigt, beispielsweise bei den Themen Abbrecherquoten und Wissensstand bei den Studienanfängerinnen und -anfängern. Vieles ist also im grünen Bereich. Aber dennoch können wir noch vieles verbessern. Junge Menschen sind wie kleine Entdeckerseelen: Deren Neugierde müssen wir erhalten und fördern. Es geht um Angebote für Schülerinnen und Schüler im Übergang von der Schule ins Studium. Und vor allem junge Mädchen müssen wir für MINTFächer begeistern.

(Beifall bei den GRÜNEN und Zu- stimmung bei der SPD)

Die Zahl der Stunden für MINT-Fächer müssen wir in der Stundentafel gar nicht erhöhen, lieber Kollege Hillmer, wie Sie das in Ihrem Änderungsantrag fordern. Das würde im Übrigen zulasten anderer Fächer gehen, die uns - und, ich denke, auch Ihnen - genauso wichtig sind, beispielsweise Musik und Sport. Wir haben sehr oft schöne Debatten, ob man nicht zu wenig Sportunterricht an den Schulen erteilt.

(Jörg Hillmer [CDU]: Wir reden nicht von einer Erhöhung, sondern nur über den Verzicht auf Kürzungen!)

Das sind nämlich die ersten Streichkandidaten, die auf der Liste stehen.

Was wir aber tatsächlich tun können, ist, die Schulen zu ermutigen, die neuen Möglichkeiten der Schwerpunktsetzung zu nutzen. Das haben wir in unserem Antrag dargestellt. - Das geht auch aus den Zahlen hervor, die Frau Lesemann eben vorgetragen hat. - Denn das ist das, was wir an der Stelle am besten tun können. Es handelt sich um ein neues System, und die Zahlen sind einfach nicht mehr miteinander vergleichbar.

MINT-Fächer sind für Studienanfängerinnen und -anfänger durchaus interessant. An ihnen mangelt es nicht. Das Problem sind am Ende im Hochschulbereich die Abbrecherquoten. Wir brauchen noch mehr als bisher eine fachspezifische Hochschuldidaktik für die MINT-Fächer. Das fordern wir mit dem Antrag ein.

(Beifall bei den GRÜNEN und Zu- stimmung bei der SPD)

Auch Propädeutika, Einführungs- und Begleitkurse für Studienanfängerinnen und -anfänger, Patenschaftsprogramme, ein Mentoring und eine individuelle Studienbegleitung können helfen.

Meine Damen und Herren, dem gemeinsamen Änderungsantrag der Fraktionen der SPD, der Grünen und der FDP ist viel Fleißarbeit in den Reihen der FDP-Fraktion vorausgegangen. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle ganz herzlich und ausdrücklich bedanken.

(Zustimmung bei der FDP)

Uns liegt ein guter Antrag zu diesem Thema vor. Es geht nicht darum, Fächer und Studienrichtungen untereinander auszuspielen, z. B. die Geisteswissenschaften. Die Herausforderung liegt darin, alle zu stärken. Wie das im MINT-Bereich aussehen kann, sagt unser Antrag. Ich freue mich, dass wir ihn - zumindest den Antrag in der Variante von SPD, Grünen und FDP - mit großer Mehrheit beschließen.

(Beifall bei der SPD, bei den GRÜ- NEN und bei der FDP)

Vielen Dank, Herr Kollege von Holtz. - Für die FDP-Fraktion spricht jetzt Frau Abgeordnete Almut von Below-Neufeldt. Sie haben das Wort, Frau Kollegin.

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Technikland Niedersachsen: Es ist wichtig, dass wir die MINT-Fächer stärken. Deswegen hat sich das auch im Ausschuss sehr gut abgebildet. Alle Fraktionen haben nämlich Anträge zu diesem so wichtigen Thema vorgelegt. Alle Fraktionen waren sich im Grunde genommen darin einig, den Nachwuchs zu fördern, mehr Absolventen an den Hochschulen zu generieren, aber auch mehr Qualifikation und Begeisterung in den MINT-Fächern zu generieren.

Wir haben als Freie Demokraten die Koordination eines gemeinsamen Antrages übernommen. Das haben wir initiiert und auch gut vorangebracht. Das Ergebnis sehen Sie ja heute hier. Es liegt vor.

(Beifall bei der FDP)

Die Freien Demokraten stimmen diesem gemeinsamen Antrag nun auch gerne zu.

Die eben schon mehrfach erwähnte MINTStundentafel in den Schulen will ich nicht unbedingt in den Blick nehmen; denn der Antrag ist weit umfassender, und die MINT-Fächer in den Schulen sind ja auch nachprüfbar. Wenn in dem Antrag steht, es soll „gestärkt“ werden, dann finde ich das

besser, als zu formulieren, es soll „nicht abgebaut“ werden. Es steht also darin: Es wird gestärkt. - Das ist nachprüfbar. Die Schulen müssen also entsprechend in den Stand gesetzt werden.

Es gilt, mit diesem Antrag ein gemeinsames Zeichen zu setzen und vor allem auch inhaltlich konkrete Forderungen zu formulieren. Das ist auch in vielen Punkten konkret und umfassend gelungen.

Worum geht es im Einzelnen? - Es geht um vier große Ziele:

Erstens geht es darum, die Hochschulen zu unterstützen, und zwar Forschungsverbünde zu schaffen, die Exzellenzinitiative für Niedersachsen auf den Weg zu bringen, aber auch um mehr Studenten zu gewinnen.

Zweitens geht es um die Schulen, in denen der MINT-Bereich gestärkt werden soll, eine MINTSchwerpunktsetzung erfolgen soll und Schülerinnen und Schüler begeistert werden sollen.

Drittens geht es darum, die Lehre zu stärken. Es geht darum, Propädeutika zu schaffen. Das hat mein Kollege eben schon angedeutet. Es geht aber auch darum, die Studierenden zu begleiten und zu sehen, ob Unterstützungsangebote nötig und wichtig sind.

(Unruhe - Glocke des Präsidenten)

Im vierten Punkt geht es darum, junge Frauen für MINT-Fächer zu gewinnen.

Warum ist dieser Antrag so wichtig? - Wir sind nach wie vor eine führende Industrie- und IT-Nation. Diese Stellung wollen wir nicht nur erhalten, sondern auch ausbauen.

Wer sich mit dem Positionspapier des deutschen Wirtschaftsrates zum Thema Industrie 4.0 beschäftigt, weiß, dass es in Zukunft mehr denn je um gute Kompetenzen in den MINT-Fächern geht.

34 % der deutschen Unternehmen mit mehr als 20 Arbeitnehmern wollen ihre Beschäftigtenzahl aufstocken. Das heißt, wir brauchen viel mehr Qualifizierte. Wir brauchen viel weniger Abbrecher. Insofern stellt dieser Antrag auch auf geeignete Maßnahmen ab.

(Beifall bei der FDP und Zustimmung bei den GRÜNEN)

Meine Damen und Herren, wir Freien Demokraten haben unseren Teil dazu geleistet, dass MINT in Niedersachsen ein wichtiges und inhaltsreiches Thema ist. Ich hoffe, dass sich dieser Antrag so

umsetzen lässt. Das werden wir natürlich beobachten und begleiten.

Meine Damen und Herren, wir stimmen dem Antrag zu. Ich hoffe, dass wir heute hier eine große Mehrheit dafür finden.

Ich bedanke mich.

(Beifall bei der FDP und bei den GRÜNEN sowie Zustimmung bei der SPD - Unruhe)

Wir bedanken uns auch bei Ihnen, Frau von Below-Neufeldt, für Ihre Rede.

Bevor ich dem Kollegen Uwe Strümpel für eine Kurzintervention von 90 Sekunden das Wort erteile, möchte ich darauf hinweisen, dass dem Sitzungsvorstand auffällt, dass es insbesondere auf der linken Seite des Hauses sehr unruhig ist. Insofern bitten wir, Gesprächsrunden einzustellen und der Debatte wirklich konzentriert zu folgen. Wenn zwischendurch mal die Glocke läutet, hat das einen Grund. Das ist auch eine Erinnerung daran, dass es zu laut ist.

Jetzt hat Herr Uwe Strümpel für 90 Sekunden das Wort. Bitte!

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir freuen uns außerordentlich, dass sich die FDP dem gemeinsamen Antrag anschließt, dass wir einen gemeinsamen Antrag gefunden haben.

Sie haben noch einmal die MINT-Fächer in der Schule angesprochen. Da Sie es nicht vertieft haben, gehe ich davon aus, dass Sie gut rechnen können. Herr Hillmer hätte wahrscheinlich nicht das Fach Mathematik als Schwerpunktthema gewählt.

(Jörg Hillmer [CDU]: Nein, Sie irren! Ich rechne Ihnen das gern vor!)

Denn es ist ein bisschen anders. Man muss es immer differenziert betrachten. Es gibt die alternative - - -

(Zuruf von Jörg Hillmer [CDU]: - Ge- genruf von Petra Tiemann [SPD]: Hö- ren Sie vielleicht erst einmal zu!)