Und die CSU spricht von Panikmache. Das würde Ihnen die CSU auch bezogen auf Niedersachsen sagen müssen. Sie entlarvt damit die CDU und die FDP in Niedersachsen - Ihre geliebte Schwesterpartei.
Gebetsmühlenartig bringen Sie immer dieselben Vorwürfe, die unberechtigt sind. Ich will nicht alle Argumente dagegen wiederholen. Dafür bräuchte man ja 30 Minuten.
Alle Bundesländer haben ähnliche Probleme. Wir gehen mit dem Aktionsplan kreativ um. Bayern hat übrigens einen ähnlichen Aktionsplan.
Im Ausschuss gab es einen interessanten Beitrag von Herrn Thiele. Indirekt hat er zugegeben, dass Statistiken nicht vergleichbar sind, indem er uns vorwarf, die Sollstunden zum Beispiel für den Ganztag erhöht zu haben; ohne diese Erhöhung wären die statistischen Werte deutlich besser. Herr Thiele, ich muss Ihnen ausdrücklich recht geben. Aber das ist auch der Unterschied: Wir stehen ohne Wenn und Aber zu der Qualitätsverbesserung. Ihnen hingegen geht es um nackte Zahlen, die Sie schon 2004 schöngefärbt haben.
Herr Kollege Strümpel, darf ich Sie kurz unterbrechen? - Herr Seefried würde Ihnen gerne eine Zwischenfrage stellen.
Ich würde vorschlagen, am Ende meiner Rede. Sonst ist mir nachher meine Redezeit weggelaufen. Ich bin immer dazu bereit.
(Astrid Vockert [CDU]: Das wird doch gar nicht angerechnet! - Helge Lim- burg [GRÜNE]: Das steht in seiner Entscheidung!)
Wir setzen auch und vor allem auf Qualität. Der Ganztag light der CDU und der FDP war weder pädagogisch vertretbar noch rechtskonform. Noch deutlicher: Sie hätten schon in Ihrer Wahlperiode die Kapazitäten für die Lehrerausbildung erhöhen müssen. Das war Ihr Grundfehler.
(Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN - Julia Willie Hamburg [GRÜNE]: Richtig! - Ulf Thiele [CDU]: Wir wussten ja nicht, dass Sie das al- les in den Nachmittag packen!)
Teilweise haben Sie sogar die Kapazitäten in der zweiten Phase der Lehrerausbildung zurückgefahren. Sie haben damals sicherlich die Glaskugel gehabt und hineingeschaut und wussten in Ihrer Regierungszeit, dass 2016/2017 36 000 Kinder mehr in den Schulen sind und dass mehr als 600 Sprachlernklassen entstehen. Nein, das konnte keiner voraussehen - auch Sie nicht.
Der Aktionsplan setzt auf kreative Maßnahmen, und Sie kritisieren, polemisieren und instrumentalisieren, obwohl Sie genau wissen: Sie als Opposition und auch nicht mit Regierungsverantwortung, die Sie Gott sei Dank nicht haben,
können diese Situation nicht ändern, ebenso wenig wie die CSU in Bayern und die CDU in vielen anderen Bundesländern auch. Im Gegenteil: Wo sind Ihre sinnvollen Alternativen? - Vergangenheitsbewältigung hilft nichts. Auch in Ihre Zeit hinein: Fehlanzeige!
Lassen Sie uns doch gemeinsam diese Herausforderung annehmen und die Schwierigkeiten überwinden - im Interesse unserer Schule. Opposition sollte hin und wieder auch mal Verantwortung bedeuten.
Und immer wieder arbeiten Sie mit unredlichen Zahlen. Sie kümmern sich in Ihrer Erbsenzählerei zu wenig um die Frage, was gute Schule wirklich ausmacht.
Sie haben den Kindern den gleichen Stoff zugemutet wie nach neun Jahren und damit unnötig Stress und viel zu viel Druck erzeugt. Zu Recht kümmern wir uns gemeinsam um die Arbeitsbelastung der Lehrkräfte, aber viel zu wenig um die Belastung der Schülerinnen und Schüler.
Mit dem G 8 haben Sie, verehrte Opposition, die Arbeitsbelastung für nicht wenige Schülerinnen und Schüler auf deutlich über 40 Stunden angehoben. Mehr Wochenstunden und Hausaufgaben - wo blieb da Ihr Aufschrei? - Auch die Schüler sollten noch Freizeit haben.
- Ja. Aber Sie haben ihnen das zugemutet. Wir schaffen jetzt ein neues Abitur mit weniger Stress. Die Wochenstunden vom G 8 werden in der Summe auf neun Jahre gestreckt.
Kerncurricula werden nicht ausgeweitet. Es bleibt wieder Zeit, beispielsweise für Projektwochen, für ein ganzheitliches, vertieftes Lernen, das nachhaltiger ist. Wesentlich ist auch, exemplarische Inhalte und Instrumentarien der Übertragbarkeit auf andere Themen zu schaffen, zu lernen, wie man lernt,
- ich warte einen Augenblick-, sich selbstständig neue Inhalte zu erschließen und soziale Kompetenzen zu stärken. Eine Fülle von isolierten Fächern bringt keine Steigerung des Leistungsniveaus.
Es kommt immer wieder darauf an, wie Unterricht didaktisch und methodisch gestaltet wird und wie ein ganzheitliches Konzept aussieht. Dabei kann weniger mehr sein.
Ihre Vorstellungen von Pädagogik, Leistungsbereitschaft und Leistungssteigerung sind lange überholt. Insofern ist, vorsichtig ausgedrückt, die Opposition in der Pädagogik nicht auf der Höhe der Zeit. Wenn ich Herr Nacke wäre, würde ich das viel kritischer ausdrücken. Aber ich bin nicht Herr Nacke. Deswegen drücke ich es vorsichtig aus.
Unsere Maßnahmen stärken die Motivation und Leistungsbereitschaft. Unsere modernen didaktischen, methodischen und pädagogischen Vorstellungen begünstigen die individuellen Leistungen und Verbesserungen des Leistungsniveaus.
Gut, dass Niedersachsen unter Rot-Grün diesen Kurs fährt. Ihr Kurs - möglichst viel Stoff, möglichst viele Klausuren, wenig Zeit für Erholung und Freizeit - würde das Gegenteil bewirken. Wir wollen keinen pädagogischen Rückschritt.
Deshalb muss diese Regierung - das müssen Sie sich anhören - über Jahrzehnte in Verantwortung bleiben.
Wir lehnen Ihren substanzlosen Antrag ab. Unter Rot-Grün gibt es vor allen Dingen einen inhaltlichpädagogischen und sinnvollen Fortschritt.
Vielen Dank, Herr Kollege. - Nachdem Sie ja vom eigentlichen Thema abgelenkt haben, möchte ich zur Unterrichtsversorgung zurückkommen. Sie haben über die Sollstundenzuweisung gesprochen. Ich möchte an die Debatte erinnern, die wir gestern in der Aktuellen Stunde geführt haben, nämlich dass es richtig ist, dass die Sollstunden erhöht worden sind.
Ich möchte gerne von Ihnen wissen: Geben Sie heute zu, dass diese Regierung gar nicht in der Lage ist, diese Sollstunden tatsächlich auszufüllen? - Denn im Statistikheft des Landes Niedersachsen ist allein für letztes Jahr ausgewiesen, dass 242 000 Stunden nicht erteilt werden konnten. Bei der jetzigen Unterrichtsversorgung werden 1 Million Stunden nicht erteilt werden können.