Interessant ist ausdrücklich die Differenz zwischen den Studien. Die eine geht von bis zu 2 Millionen Wohnungen aus, die beheizt werden könnten, auf der anderen Seite spricht die Analyse der Klima- und Energieagentur nur von 500 000 Haushalten. Das unterscheidet sich um den Faktor 4. Am Ende weiß man nicht richtig weiter.
Ich glaube, dass es sinnvoll ist, dieses Thema aufgetan zu haben. Ich finde es richtig, dass die CDU-Fraktion diesen Antrag eingebracht hat. Wir werden ihn unterstützen und würden uns freuen, könnten wir auch auf Ihrer Seite ein bisschen mehr Bereitschaft erkennen, dass Energiewende nicht alleine Stromwende, sondern eben auch Wärmewende heißen soll.
Danke schön, Herr Dr. Hocker. - Jetzt hat sich Sigrid Rakow, SPD-Fraktion, zu Wort gemeldet. Bitte schön!
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege Miesner, um Punkt und Komma kann man manchmal ganz hervorragend und intensiv streiten. Ich habe es zum Teil auch so empfunden; denn unsere Anträge liegen ja nun wirklich sehr nah beieinander. - Aber ich will vorn anfangen.
85 % des Energieverbrauchs in Haushalten werden für Raumwärme und Wassererwärmung verwendet. In der Industrie sind es 75 %, die auf den Wärmebereich entfallen. Allein diese beiden Zahlen zeigen schon, dass es Grund genug gibt, sich um die Rückgewinnung von Wärme zu kümmern. Als Ziele stehen dabei die CO2-Einsparung, das Gelingen der Energiewende, aber durchaus auch Innovation und technologischer Fortschritt im Raum.
Meine Damen und Herren, vor dem Hintergrund haben wir einmütig - alle Fraktionen im Umweltausschuss - den CDU-Antrag begrüßt. Wir alle waren uns auch darin einig, dass wir uns intensiv mit ihm befassen wollen.
- Ich sehe einen fröhlichen Herrn Grupe und würde gern wissen, ob ihn meine Rede so fröhlich stimmt oder ob es interessante Dinge dort drüben gibt.
Herr Grupe, Sie haben verstanden, was Frau Rakow gesagt hat? - Ich hätte es nicht schöner sagen können.
Wir haben eine Anhörung durchgeführt. Wir haben eben schon die Aufzählung gehört, wer alles dabei war. Es war wirklich eine sehr interessante Anhörung. Wir haben wichtige Hinweise und Erkenntnisse daraus gewonnen, insbesondere auch aufgrund der Erfahrungen aus der praktischen Anwendung.
Wir haben z. B. gehört, dass Wärmerückgewinnung aus Abwasser das Wärmepotenzial hat, um 18 000 Haushalte zu erwärmen. Wenn man die Industrieprozesse berücksichtigt, kommt man auf eine Zahl von 500 000 Haushalten, die man damit erwärmen könnte. Diese Zahlen vermitteln also durchaus das Gefühl, man sollte sich kümmern.
Die Anhörung ergab auch, dass die Technik für Wärmerückgewinnung vorhanden ist, dass es also an sich nichts Neues ist. Sie ergab dann aber auch wieder als Gegenpunkt: Nicht alles, was möglich ist, ist wirtschaftlich. - Und sie ergab - das ist ein wichtiger Hinweis für uns gewesen -, dass ein Kümmerer vor Ort hilfreich sein kann und dass man das Thema kommunizieren muss, damit es breitere Unterstützung findet.
Wir haben gehört, dass eine Leitlinie zur Abwärmenutzung hilfreich wäre. Daran arbeitet aber die KEAN schon längst. Insofern muss man das hier nicht noch einmal fordern. Wir sehen: Die Klima- und Energieagentur ist durchaus mit dem Themenkomplex befasst.
Wir haben eben vom Kollegen Miesner schon gehört, dass die Abwässer aus Brauereien, Molkereien und aus der Papierherstellung für die Abwärmenutzung besonders geeignet sind. Auch diese befassen sich durchaus schon mit dem Thema.
Grundsätzlich lässt sich zusammenfassen, dass die Anhörung gezeigt hat: Das Thema ist wichtig. Viele wollen sich darum kümmern. Wir haben gehört, dass viel Wissen um die Möglichkeiten der Energiegewinnung vorhanden ist, dass aber dieses Wissen verbreitet werden muss, dass z. B. nur sehr wenig Menschen bis jetzt informiert sind und dass in Oldenburg die Wirtschaftlichkeit in einem Projekt nachgewiesen werden konnte. Die Energierückgewinnung aus Abwasser ist dort durchaus wirtschaftlich mit dem vergleichbar, was andere Heizungstechniken erbringen können.
Wir haben erfahren, dass es in Osnabrück erfolgreiche Projekte gibt, dass es dort das ReWIN, das Regionale Wärmekataster Industrie, gibt. Auch das muss propagiert werden, genauso wie andere Projekte, die Abwärmenutzung zum Thema haben. Das Ganze sollten wir stärker aufgreifen, und wir sollten uns auch in diese Kommunikation einbeziehen.
Meine Damen und Herren von der CDU, wir haben überhaupt kein Problem damit, anzuerkennen, dass Sie dieses Thema präsentiert haben. Aber die Koalitionsfraktionen haben in der Anhörung
aufmerksam zugehört, daraus gelernt und wollen diese Erkenntnisse in einer Entschließung festhalten und heute mit beschließen. Man muss nicht Dinge in den Entschließungstext schreiben, die von der Klimaschutz- und Energieagentur schon in Angriff genommen worden sind. Das können wir hier anerkennen, aber das muss nicht neu gefordert werden.
Darum haben wir Ihren Antrag gestrafft und an das angepasst, was wir gehört haben. Dann haben wir einen Änderungsvorschlag eingebracht. Damit haben wir das Ergebnis, was heute hier vorliegt und was wir in dieser Form gerne beschließen möchten. Wir hatten ja an Sie von der CDU das Signal ausgesandt, eine gemeinsam getragene Beschlussempfehlung zu schreiben. Aber dem haben Sie sich total verweigert, da war ja nichts mehr möglich.
Also, meine Damen und Herren von der CDU, nutzen Sie heute die Chance, etwas Sinnvolles gemeinsam mit uns auf den Weg zu bringen! Springen Sie über Ihren Schatten! Stimmen Sie dem geänderten Antrag zu!
Zum Schluss: Ich wünsche allen, die sich mit der Energierückgewinnung aus Abwasser befassen, ganz viel Erfolg, damit dieses Thema wirklich vorankommt.
Vielen Dank, Frau Rakow. - Jetzt hat sich Volker Bajus, Bündnis 90/Die Grünen, zu Wort gemeldet. Bitte schön!
Vielen Dank. - Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir haben heute ja schon intensiv über die Zukunft der Wind- und auch der Bioenergie sowie die geplante EEG-Novelle diskutiert. Doch die Umstellung der Stromversorgung auf Erneuerbare ist ja nur ein Teil der Energiewende.
Um die in Paris vereinbarten Klimaschutzziele zu erreichen, um auf 80 oder gar 100 % Ökoenergie zu kommen, müssen wir endlich auch die Wärmewende vorantreiben. Das bedeutet vor allem: Wir brauchen eine Effizienzrevolution im Wärmebereich.
Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU, ich begrüße Ihre Unterstützung für die Wärmewende in Niedersachsen ausdrücklich. Ich kann aber nicht wirklich nachvollziehen, dass Sie sich dabei vor allem auf die Nutzung von Abwärme aus dem Abwasser konzentrieren.
Anlass für Ihren Antrag war ja offensichtlich ein Projekt der Stadtwerke Osnabrück. Diese betreiben mit großem Erfolg auch die städtischen Bäder. Dort wurde bereits 2011 eine sogenannte DUPURWärmerückgewinnungsanlage installiert. So ganz kann ich nicht verstehen, warum die CDU diesen Besuch erst über vier Jahre nach der Installation der Anlage auf den Weg bringen konnte und damit diese Technik entdeckt hat. Aber gut, das müssen Sie sich erklären.
2014 hat die Anlage ein Upgrade bekommen. Anbieter ist - und damit bleiben wir erfreulicherweise in Niedersachsen - das Lingener Unternehmen Jaske & Wolf. Das Ergebnis spricht für sich: 100 % Wärmerückgewinnung, 95 % Energieeinsparung, 85 % CO2-Reduktion, eine Jahresarbeitszahl von fast 20. Ich freue mich also sehr, dass die CDUFraktion so sehr Gefallen an meinen Stadtwerken in Osnabrück
(Beifall bei den GRÜNEN und Zu- stimmung bei der SPD - Zuruf von der CDU: Das sind nicht Ihre Stadtwerke!)
Vielen Dank, Herr Kollege Bajus. - Vor dem Hintergrund, dass Sie eben „meine Stadtwerke Osnabrück“ gesagt haben, frage ich Sie: Sind das vielleicht auch die Stadtwerke von Herrn Henning und von Herrn Jasper?
Herr Bäumer, ich habe ja schon vorhin erklärt, dass das hier eher keine Weiterbildungsveranstaltung ist. Aber da es um meine Heimatstadt geht, kann ich gerne versuchen, das für Sie aufzuklären. In der drittgrößten Stadt Niedersachsens - die Kollegen aus Oldenburg mögen mir diesen Hinweis verzeihen -
leben über 165 000 Menschen. Jedem einzelnen davon gehören die Stadtwerke Osnabrück. Es tut mir furchtbar leid, dass ich einer davon bin, der sich damit so sehr identifiziert, dass er sagt: Das sind meine Stadtwerke. - Ich glaube, das sehen die Kollegen Jasper und Henning genauso; denn sie machen einen wirklich tollen Job. Danke, dass Sie mir erlaubt haben, Herr Bäumer, hier ausdrücklich darauf hinzuweisen. Sie durften sich ja selbst davon überzeugen.
Die Anhörung im Umweltausschuss hat uns ja bestätigt, dass es um mehr gehen muss. Wir müssen an der Quelle ansetzen. Wir sollten die Wärme nicht im Abwasserrohr auffangen - denn dort ist es viel aufwendiger -, sondern nach Möglichkeit schon vorher und deswegen die Prozesse selbst in den Blick nehmen. Das Ziel ist also, überhaupt die Entstehung von Abwärme zu vermeiden und den vorhandenen Rest zu nutzen und gar nicht erst im Abwasserkanal ankommen zu lassen. Daher ist diese Technik in einem nur sehr begrenzten Anwendungsbereich zielführend. Das hat übrigens Herr Hannemann von den Stadtwerken Osnabrück im Ausschuss ausdrücklich erläutert.
Herr Kollege, ich unterbreche Sie noch einmal. Herr Calderone möchte Ihnen jetzt eine Zwischenfrage stellen.