Protokoll der Sitzung vom 29.01.2009

Deshalb, Herr Präsident, komme ich zu meiner allerletzten Bemerkung.

Frau Beer, Sie haben den Begriff „Zwangsschulzeitverkürzung“ in den Mund genommen.

(Sigrid Beer [GRÜNE]: Genau!)

Sie haben mit uns – zum Glück – in der letzten Legislaturperiode gemeinsam die Schulzeitverkürzung beschlossen.

(Widerspruch von Sigrid Beer [GRÜNE])

Sie haben es aber nicht konzeptionell unterlegt. Und weil Sie keinerlei Hausaufgaben gemacht haben, durften wir zu Beginn dieser Legislaturperiode alles aufarbeiten, was Sie versäumt haben.

(Zuruf von Sigrid Beer [GRÜNE])

Wir sind auf dem richtigen Weg. Wo nachgesteuert werden muss, werden wir das tun.

(Zuruf von Sigrid Beer [GRÜNE])

Aber wir werden die Qualitätsentwicklung im Bildungsbereich von Nordrhein-Westfalen weiterhin so fortsetzen.

(Beifall von FDP und CDU)

Vielen Dank, Herr Witzel. – Für die SPD-Fraktion hat Frau Abgeordnete Schäfer das Wort. Und Sie, Frau Beer, haben leider keine Redezeit mehr.

(Beifall von CDU und FDP – Sigrid Beer [GRÜNE]: Ich habe 15 Sekunden!)

15 Sekunden? – Na gut.

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Ich würde anstelle der Koalitionsfraktionen den Mund nicht so voll nehmen, Herr Witzel.

(Zurufe von CDU und FDP: Oh!)

Das Modell der Schulzeitverkürzung,

(Helmut Stahl [CDU]: Minus 16.000 Lehrer!)

das wir eingeführt hatten, hatte einen gravierenden Unterschied zu Ihrem: Wir wollten eine Flexibilisierung nach zwölf und nach 13 Jahren. Sie haben die Schulzeitverkürzung in die Sekundarstufe I getragen, und zwar mit all den Problemen, die sich jetzt in ganz Nordrhein-Westfalen auftun.

Ein zweiter Punkt. Sie blasen sich hier auf und protestieren gegen die Vorgriffsstellen, die wir eingeführt haben. Haben Sie das einmal mit der CDU besprochen? Was hat die denn gesagt? – Ich habe hier einen Antrag der CDU aus der letzten Legislaturperiode vorliegen, vom 02.05.1996 – sogar aus der vorletzten.

(Lachen und Zurufe von CDU und FDP: Oh!)

Warten Sie doch erst einmal ab. – Er ist von Herrn Recker unterschrieben. Er erwartet, dass die Regierung die Vorgriffseinstellungen um weitere 1.000 Stellen erhöht. Das hat die CDU seinerzeit gefordert, und Sie stellen sich jetzt hier hin und sagen, das sei alles grober Unfug.

(Beifall von der SPD)

Dann müssen Sie sich einmal eine eigene Meinung bilden

(Bernhard Recker [CDU]: Dann müssen Sie den ganzen Antrag lesen!)

und das vielleicht einmal untereinander abstimmen.

(Ralf Witzel [FDP]: Sie leben noch im letzten Jahrtausend!)

Eines ist aber ganz besonders bemerkenswert in dieser Debatte: Kein Redner der Koalitionsfraktionen – auch nicht die Ministerin – ist auf die strukturellen Lücken in ihrem Haushaltsplan eingegangen. Ich zeige Ihnen noch einmal die Seite 338.

(Die Rednerin hält ein Schriftstück hoch.)

Oben steht: Die Schulen sind zu 104 % ausgestattet. – Und hier, zwei Absätze tiefer, schreiben Sie: 4.300 Lehrerstellen fehlen im System.

Keiner hier hat auf diese Frage eine Antwort gegeben, und keiner hat mir eine Antwort darauf gegeben, wie Sie denn die kleinen Klassen mit der 24erGrundgröße versorgen wollen. Auch dafür fehlen 2.000 Lehrer.

(Helmut Stahl [CDU]: Minus 16.000 Lehrer!)

Dann, meine Damen und Herren, schauen wir uns einmal die Seite 22 an; das ist sehr aufschlussreich.

(Zurufe von CDU und FDP)

Ja, das wollen Sie nicht hören. Ich rede über den Haushalt. Sie reden über Wolkenkuckucksheime. – Da steht: 6.915 Lehrerstellen sind neu zu schaffen.

Da steht aber auch drin, dass von diesen 6.915 Lehrerstellen 3.200 in den Ganztag gehen – neuer Bedarf, neue Lehrerstellen, in Ordnung. Da steht auch drin, dass 900 Stellen Vertretungsreserve für die Grundschule eingerechnet werden. Wenn man aber eine Lupe in die Hand nimmt, dann kann man sehen, dass Sie diese 900 Stellen mit Geld geschaffen haben, das Sie aus der Regierungszeit davor vorgefunden haben.

(Zurufe von CDU und FDP – Unruhe)

Sie haben es nämlich nur umgewandelt.

(Zurufe von CDU und FDP – Anhaltende Un- ruhe – Glocke)

Dann haben wir schon einmal 4.000 Stellen.

(Zurufe von CDU und FDP)

Wollen Sie nicht zuhören?

(Zurufe von CDU und FDP – Zuruf: Aufhö- ren!)

Ich habe Zeit. Herr Präsident, halten Sie die Redezeit bitte an. – Danke.

(Anhaltende Unruhe – Glocke)

Liebe Kollegen, ich muss schon sagen, Ihr Verhalten da unten irritiert mich ein bisschen.

(Beifall von der SPD)

Danke, Herr Präsident, mich auch.

Wir können doch wohl erwarten, dass Sie einander zuhören. Das erwarten Sie doch genauso von der Opposition, wenn Sie hier vorne am Pult stehen. Ich bitte Sie, wenigstens die Grundformen des höflichen Umgangs miteinander zu pflegen.

(Beifall von der SPD)

Ich bedanke mich, Herr Präsident. – Das zeigt durchaus auch die Nervosität an der Stelle.