Protokoll der Sitzung vom 04.03.2009

Vielen Dank, Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das war ein eindrucksvolles Plädoyer für den Primat der Kommunalpolitik.

(Horst Becker [GRÜNE]: Von Ihrem Nachfol- ger! – Zuruf von der SPD: Was war das?)

Genau das hat die Regierungskoalition von Anfang an in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen gestellt. Für uns war immer klar: Wir wollen eine eigenständige Kommunalwahl.

(Lachen von SPD und GRÜNEN – Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: Beschämend! – Zurufe von SPD und GRÜNEN)

Wir wollten, dass die vielen Kandidaten für Stadträte, für Kreistage, für Bürgermeister- und Landratsposten Aufmerksamkeit bekommen und nicht unter die Räder einer so dominanten Wahl wie der Bundestagswahl geraten, meine Damen und Herren. Dabei bleibt es auch.

(Beifall von CDU und FDP – Ralf Jäger [SPD]: Sie wissen, dass das nicht wahr ist! – Weitere Zurufe)

Dass wir mit der Europawahl eine Ideallösung im Auge hatten, ist klar.

(Zuruf von Ralf Jäger [SPD])

Damit hätten wir gleichzeitig die schlechte Wahlbeteiligung bei der Europawahl anheben können. Insofern muss man doch gar nicht so tun, als ob eine Europawahl jemals eine Kommunalwahl dominiert hätte.

(Bodo Wißen [SPD]: Das hat niemand ge- sagt!)

Das ist völlig bar jeder Realität. Das ist im Übrigen mehrfach bestätigt worden. Auch in dem Aufsatz, den Herr Lindner eben zitiert hat, ist das glasklar herausgearbeitet worden.

(Rainer Schmeltzer [SPD]: Stellen Sie Auf- sätze über Verfassungsgerichtsurteile?)

Man muss sich schon mit Jura und mit Demokratie ein bisschen beschäftigen.

(Beifall von CDU und FDP – Lautes Lachen von SPD und GRÜNEN – Zuruf von der SPD: Dann gehen Sie doch als glänzendes Bei- spiel voran!)

Ich komme noch auf Sie zu sprechen. – Wer in der Sache nichts zu bieten hat,

(Rainer Schmeltzer [SPD]: Der Intensivtäter hat gesprochen! Mehr Erfahrung mit solchen Urteilen als Sie kann man nicht haben!)

muss polemisieren und mit Schmutz werfen.

(Widerspruch von SPD und GRÜNEN – Zahl- reiche Abgeordnete von SPD und GRÜNEN deuten auf die Reihen von CDU und FDP. – Lebhafte Zurufe)

So war es jahrelang. Deswegen will ich Ihnen das gern noch einmal darlegen, weil Sie offensichtlich beratungsresistent sind.

(Fortgesetzt Zurufe)

Alle Entscheidungen, bei der man eine juristische Abwägung tätigt, sind mit einem Risiko behaftet.

(Zurufe von SPD und GRÜNEN)

Bevor Sie wieder in Häme ausbrechen, möchte ich Sie darauf hinweisen, dass Sie es geschafft haben, sich im Jahre 1999 binnen kürzester Zeit zwei verfassungsgerichtliche Urteile einzufangen.

(Johannes Remmel [GRÜNE]: Das haben Sie bei Weitem übertroffen! – Zuruf von der SPD: Sie haben sechs Verfassungsgerichts- urteile kassiert! – Weitere Zurufe)

Zum einen wurde die Verfassungswidrigkeit der Zusammenlegung von Innen- und Justizministerium festgestellt.

(Zurufe von SPD und GRÜNEN)

Wenn ich mich recht entsinne, wurde als Argument damals auch das Demokratieprinzip genannt. Das ist ganz spannend zu sehen.

(Zuruf von Sylvia Löhrmann [GRÜNE])

Ich kann feststellen, dass das gleich gelagert war.

(Lebhafte Zurufe von SPD und GRÜNEN)

Auch dabei haben Sie akzeptieren müssen, dass ein Verfassungsgericht eine andere Auffassung vertritt – ebenso wie bei der 5-%-Klausel.

(Johannes Remmel [GRÜNE]: Sie haben ein Verfahren gewonnen! – Zurufe von SPD und GRÜNEN – Gegenrufe von CDU und FDP)

Frau Präsidentin, ich kann auch weiter schreien.

Herr Minister, ich kann zwar gern die Kollegen darauf hinweisen, dass es eine Gepflogenheit in diesem Haus ist, den Argumenten zuzuhören,

(Rainer Schmeltzer [SPD]: Welchen Argu- menten?)

aber ich kann niemanden dazu zwingen.

Vielen Dank. Dann werde ich etwas lauter sprechen.

(Rudolf Henke [CDU]: Aber ich möchte zuhö- ren! Dann sollten Sie mal still sein! – Lachen von SPD und GRÜNEN)

Ich kann jedenfalls nicht feststellen – Sie machen das Ganze immer zum Ziel persönlicher Angriffe –, dass diese Urteile damals irgendwelche Rücktrittsgelüste in den eigenen Reihen ausgelöst hätten.

Ich schaue mir Rot-Grün auf Bundesebene an. Das Gesetz über den Europäischen Haftbefehl 2005: verfassungswidrig! Das Luftsicherheitsgesetz 2006, das auch Flugzeugabschussgesetz genannt wurde: verfassungswidrig! Die Argen – Stichwort: Hartz IV – verfassungswidrig!

(Ursula Meurer [SPD]: Schauen Sie sich doch einmal Ihre „Erfolgsbilanz“ an! – Weitere Zurufe)

Das Gesetz des SPD-Finanzministers zur Pendlerpauschale: verfassungswidrig! 2,5 Milliarden € sind nur die schlappen Konsequenzen.

(Zurufe von Hendrik Wüst [CDU] und Rainer Schmeltzer [SPD])

Meine Damen und Herren, sind die alle zurückgetreten oder was ist da passiert?

(Rainer Schmeltzer [SPD]: Die haben keine sechs „Klatschen“ bekommen wie Sie!)

Es ist doch irrwitzig zu glauben, dass man, wenn das Verfassungsgericht eine andere Auffassung vertritt und wenn es wie in unserem Fall eine schwierige und enge Entscheidung getroffen hat, daraus Rückschlüsse über die Arbeit von Ministerien und von Ministern ziehen könnte.

(Hannelore Kraft [SPD]: Woher wissen Sie das denn? – Weitere Zurufe)

Meine Damen und Herren, das ist doch durchsichtig. Sie wollen Voodoozauber veranstalten. Sie wollen versuchen, für sich etwas herauszuholen, weil Sie politisch in diesem Land nicht reüssieren.

(Lachen von Wolfgang Jörg [SPD] – Zurufe von SPD und GRÜNEN)

Das, meine Damen und Herren, läuft immer nach dem Motto: forsch behauptet – schlapp begründet. Sie mussten alles zurücknehmen. Der jetzige Wahlzeitpunkt 30.8.2009 liegt in dem Zeitraum, den das Verfassungsgericht für zulässig erklärt hat. Das ist eindeutig so.

(Hannelore Kraft [SPD]: Nein!)