Herr Garbrecht, ich will nur auf eines hinweisen: Wir hatten im Jahre 2005 in Nordrhein-Westfalen 7.204 landesgeförderte Schulplätze. Wir haben jetzt 8.222. Damals hatten wir aber auch 4.823 Umschüler, und wir haben jetzt noch 600. Dass bei der Arbeitsverwaltung nichts mehr gemacht wird, um lebensältere Menschen in die Pflegeberufe zu bekommen, lässt sich am Anfang der Spirale nicht auffangen. Das ist die Wahrheit.
Wenn man im Jetzt und Hier lebt, wird man zusehen müssen, zu Zahlen zu kommen, wie sie einmal waren. Das wäre auf jeden Fall schon einmal ein ganz praktischer Einschnitt, um in diesem Bereich mehr Leute in den, wie ich finde, interessanten Beruf zu bekommen. – Schönen Dank.
Wir kommen zur Abstimmung. Der Ältestenrat empfiehlt die Überweisung des Antrags Drucksache 14/9764 einschließlich des Entschließungsantrags Drucksache 14/9813 an den Ausschuss für Arbeit, Gesundheit und Soziales. Die abschließende Beratung und Abstimmung soll dort in öffentlicher Sitzung erfolgen. Wer ist für die Überweisung? – Ist jemand dagegen? – Enthält sich jemand? – Damit haben wir die Anträge einstimmig überwiesen.
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Heute geht es um die Wertschätzung und die Anerkennung der Arbeit der Gesamtschulen in Nordrhein-Westfalen. Lassen Sie mich deshalb zuerst der Gesamtschule Berger Feld in Gelsenkirchen herzlich gratulieren. Sie hat am heutigen Tag 40-jähriges Jubiläum. Sie gehört zu den ersten Gesamtschulen in unserem Land, hat 1969 ihren Betrieb aufgenommen zusammen mit der Gesamtschule Kamen, der Gesamtschule Dortmund-Scharnhorst, der Gesamtschule Fröndenberg, der Gesamtschule Kierspe, der Gesamtschule Osterfeld in Oberhausen und der Bischöflichen Gesamtschule Friedensschule in Münster. Unseren herzlichen Glückwunsch für die erfolgreiche Arbeit in den letzten 40 Jahren!
Wenn es schon keine Gratulation vom Schulministerium gegeben hat, soll das wenigstens hier und heute vom Landtag aus geschehen. Ich gratuliere auch der CDU und der FDP.
Bürgermeister in Hemer und der FDP in Bad Salzuflen, die nicht zugelassen haben, dass man sie von der Landesebene aus kirre macht. Herr Bürgermeister Esken in Hemer und die FDP in Bad Salzuflen haben sich zum Elternwillen für eine Gesamtschule bekannt und die Gesamtschulgründung dort aktiv unterstützt.
Der Rat in Alfter hat gerade eine Neugründung beschlossen. Es gibt zumindest ein Mitglied der FDP in diesem Hohen Haus, das diese Gesamtschulneugründung aktiv unterstützt. Minister Pinkwart – jetzt guckt Herr Witzel ganz entgeistert – hat nämlich den Regierungspräsidenten Lindlar gebeten, den Antrag der Gemeinde Alfter zur Errichtung der Gesamtschule wohlwollend und unverzüglich zu prüfen.
(Beifall von den GRÜNEN – Barbara Steffens [GRÜNE]: Hat er undercover gemacht! – Syl- via Löhrmann [GRÜNE]: Wir „übt“ lieber schon für Jamaika!)
Das war in der „Kölnischen Rundschau“ vom 28. August zu lesen. Er lässt sich zur Gesamtschulneugründung wie folgt zitieren:
Wir sind uns sicherlich einig, dass die weitere Verbesserung der Bildungsmöglichkeiten und Chancen unserer Kinder die höchste Priorität haben muss. Für mich ist bei der Ausgestaltung der Bildungswege der Elternwille ganz wichtig, weil sie die Hauptverantwortung für ihre Kinder tragen.
Ja, Herr Pinkwart, darin sind wir uns einig. „Donnerwetter!“ sage ich da nur. Da scheint einer aus der schwarz-gelben Riege die Ergebnisse der Studie zur Kenntnis genommen zu haben,
Sie konnten nämlich belegen, dass mehr als 70 % der Abiturientinnen 2009 ursprünglich keine Gymnasialempfehlung hatten. Und sie konnten eindrucksvoll darlegen, dass fast 35 % des Abiturjahrgangs eine Migrationsgeschichte haben. Es ist eine Erfolgsgeschichte, Frau Sommer, die die Gesamtschulen in NRW geschrieben haben und heute noch schreiben.
Sie bringen Spitzenleistungen in dem Bemühen, die Bildungspotenziale aller Kinder und Jugendlichen zu entwickeln, gerade auch von Kindern, denen das Abitur nicht schon in die Wiege gelegt worden ist.
Die Gesamtschule ist eine Schulform, die trotz der Tatsache, dass sie in Konkurrenz zum gegliederten Schulwesen arbeiten muss, die größte Nähe zu den Schulmodellen erfolgreicher Bildungsnationen aufweist. Sie hält Schullaufbahnen länger offen und bricht Bildungsbenachteiligungen auf.
Die Eltern haben das längst erkannt. Deshalb ist der Ansturm auf die Gesamtschulen in NRW so groß. Deshalb gibt es in ca. 30 Kreisen und Städten nicht nur die Diskussion um die Errichtung von neuen Gesamtschulen, sondern zum Teil auch schon die Beschlussfassung. Und deshalb muss Schluss sein mit der Diskreditierung der Gesamtschulen, wie sie regelmäßig von der schulpolitischen Vertretung der FDP mit Gesamtschulphobie vorgetragen und hier wahrscheinlich gleich noch einmal dargeboten wird.
Herr Pinkwart sollte seinen Fachpolitikerinnen einmal das schulpolitische Einmaleins beibringen und sie in ihren unsachlichen Affronts gegen die Gesamtschulen zurückpfeifen, damit nicht ständig hanebüchener Unfug erzählt wird wie zum Beispiel, dass an den Gesamtschulen Kinder künstlich begabt würden.
Frau Ministerin Sommer, es wird auch Zeit, dass Sie sich für Ihre Äußerungen in der Pressekonferenz 2008 entschuldigen,
sie würden quasi ein Abitur zweiter Klasse vergeben und dürften nicht auf die Bildungsbiografien ihrer Schülerinnen hinweisen.
Die Gesamtschulen haben völlig zu Recht darauf hingewiesen, dass ein Teil ihrer Schülerschaft einen besonderen Unterstützungsbedarf hat, bis hinein in die Sekundarstufe II. Auch deshalb setzen die Gesamtschulen von Anfang an auf das Bildungskonzept Ganztag.
die sich Ihrem sogenannten begabungsgerechten Schulsystem verweigern und der Selektion entgehen wollen.
Sie bestrafen Eltern und Kinder, weil sie nicht die Hauptschule wählen. Dort wollen sie nicht hin, obwohl es dort ein Ganztagsangebot gibt. Viele wollen auch den Ganztag am Gymnasium nicht, weil das Turboabitur „G8“ dranhängt. Sie wollen in die Gesamtschule; aber dort wird ihnen der Ganztag bei Neugründung verweigert. Es ist mies und kleinkariert, was Sie da treiben.
Sie tragen Ihre Ressentiments gegen die Gesamtschule auf dem Rücken der Kinder und Eltern aus, während das Ganztagsprogramm bei den Gymnasien und Realschulen – ich sage es freundlich – sehr verhalten anläuft. Kollegien müssen zum Teil fast zwangsbeglückt werden, damit Sie Ihre anvisierte Zahl auch nur annähernd erreichen.
108 Schulen sollten zum neuen Schuljahr an den Start gehen. Es sind aber nur 96, wie die Ministerin in ihrer Pressekonferenz zum Schuljahresbeginn bekannt gegeben hat. Also sind genug Mittel vorhanden, die neugegründeten Gesamtschulen in Bonn und Hemer unverzüglich einzubeziehen.