Protokoll der Sitzung vom 11.03.2010

Heute stiehlt sich der Vize-Ministerpräsident bei jeder Gelegenheit weg und möchte am liebsten mit dem Bund und mit Herrn Westerwelle nichts zu tun haben.

(Beifall von den GRÜNEN – Rainer Schmelt- zer [SPD]: Da wird er rot vor Scham!)

Sie waren hier in NRW aber die Blaupause. Sie sind diejenigen, die öffentliches Wohnungseigentum der LEG an Gesellschaften wie Vendetta und Weiße Rose verkauft haben.

(Zuruf von Helmut Stahl [CDU] – Weitere Zu- rufe von der CDU)

Sie sind diejenigen, die die Sparkassen mit dem Sparkassenrecht bekämpft haben. Sie sind diejenigen, die hier in Nordrhein-Westfalen auch versucht haben, die Kommunalwirtschaft aus ideologischen Gründen zu schädigen, und die sich bis heute dagegen wehren, das zu verändern.

(Beifall von GRÜNEN und SPD – Dr. Gerhard Papke [FDP]: Quatsch!)

Sie sind marktradikale Extremisten. Meine Damen und Herren, weil Sie das sind …

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage?

Selbstverständlich.

Das habe ich geahnt. – Herr Weisbrich möchte gerne eine Frage stellen.

(Zurufe von der SPD: Hey!)

Bitte schön, Herr Weisbrich.

Herr Kollege Becker, ich bin nicht sicher, ob ich Sie richtig verstanden habe. Deswegen frage ich einmal nach. Bezeichnen Sie die FDP als extremistische Partei, die nicht auf dem Boden des Grundgesetzes steht?

Ich will Ihnen das gerne noch einmal erklären

(Dr. Jens Petersen [CDU]: Ja oder nein?)

ich lasse mir die nötige Zeit, um das gründlich zu machen –, obwohl ich nach den Wortwechseln, die wir gestern geführt haben, einen gewissen Zweifel daran hege, ob es überhaupt Zweck hat, wenn ich Ihnen etwas erkläre. Ich versuche es aber gerne.

(Heiterkeit und Beifall von GRÜNEN und SPD)

Ich halte eine Partei, die öffentliches Wohneigentum an Gesellschaften wie Vendetta und Weiße Rose verkauft,

(Lothar Hegemann [CDU]: Was war mit dem Gewerkschaftseigentum?)

die den Mindestlohn bekämpft und die hier in Nordrhein-Westfalen verhindert, dass die CDU und ihre Wirtschaftsministerin sich durchsetzen, um mit uns zusammen das kommunale Wirtschaftsrecht so zu ändern, dass die Oligopole beim Strom wieder Konkurrenz von den Stadtwerken erhalten, also eine Partei, die insgesamt dem Marktradikalismus das Wort redet, für eine extreme marktradikale Partei. Und ich halte sie innerhalb der Parlamente für einen extremen marktradikalen Rand.

(Vorsitz: Vizepräsidentin Angela Freimuth)

Insofern ist sie genau der Gegenpol zu der Linken.

(Beifall von GRÜNEN und SPD – Dietmar Brockes [FDP]: Unglaublich!)

Das ist aus meiner Sicht Fakt. Deswegen, meine Damen und Herren: Sie waren die Blaupause in NRW. Ihnen steht der Angstschweiß auf der Stirn, dass Blaupause in NRW jetzt heißt: Schwarz-Gelb ist nach fünf Jahren beendet. – Ich bin mir sicher, dass wir das alle zusammen schaffen werden.

Ich sage Ihnen auch noch mal deutlich,

(Das Ende der Redezeit wird signalisiert.)

gerade weil es bei Ihnen so viel Empörung hervorruft, und ich es wichtig und richtig finde: Ich glaube, jede Farbkombination hier im Haus zwischen den Fraktionen,

(Das Ende der Redezeit wird erneut signali- siert.)

die es hier im Haus heute gibt, ist eine bessere als eine Kombination mit dieser marktradikalen FDP in der Regierung. – Schönen Dank.

(Beifall von GRÜNEN, SPD und Dr. Wilhelm Droste [CDU])

Vielen Dank, Herr Kollege Becker. – Als nächster Redner hat der fraktionslose Abgeordnete Sagel das Wort. Bitte schön, Herr Sagel.

(Zuruf: Jetzt kommt der Koalitionspartner!)

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Gäste im Hause! Die Not scheint groß bei CDU und FDP. Das ist natürlich nicht wirklich verwunderlich angesichts der dramatisch sinkenden Wahlumfragen, insbesondere für die FDP, aber auch die CDU. Da sieht es nicht viel besser aus.

(Zuruf von der CDU: 10 %!)

Offensichtlich müssen sich hier einige das Recht auf Rausch herausnehmen und an sich selbst berauschen. Das ist anscheinend bei Ihnen jetzt notwendig. Bei uns im Wahlprogramm werden Sie es jedenfalls nicht finden, wie vieles andere auch nicht, das Sie gerade erwähnt haben. Zum Beispiel steht auch das Wort „Verstaatlichung“ nicht in unserem Wahlprogramm. Ich weiß gar nicht, was Sie hier für einen Unsinn erzählen.

Aber – das will ich auch so deutlich sagen, weil hier gerade vom Fraktionsvorsitzenden der CDU das Wort „unanständig“ gefallen ist –:

(Helmut Stahl [CDU]: Ja!)

Unanständig, Herr Stahl, ist die käufliche Politik, die wir hier bei CDU und FDP erleben.

(Zurufe von der CDU: Och!)

Das ist unanständig. Die Menschen im Land sind von dieser Politik angewidert und wenden sich deshalb auch in Scharen von Ihnen ab, weil Sie genau für diese Politik stehen.

(Zuruf von der CDU: Sie wissen das!)

Herr Stahl – hören Sie genau zu! –, wenn hier jemand in Westdeutschland mit Extremisten regiert hat, dann ist es die CDU, nämlich mit den Extremisten der Schill-Partei. Alles schon vergessen? In Hamburg haben Sie mit diesen Extremisten von der Schill-Partei regiert.

(Rainer Schmeltzer [SPD]: Ziemlich ruhig hier!)

Im Übrigen – das will ich auch so deutlich sagen – regieren Sie jetzt mit den Extremisten der FDP. Das ist nicht nur meine Meinung.

(Widerspruch von CDU und FDP)

Hören Sie doch zu! – Der „Spiegel“, das sehr bekannte deutsche Nachrichtenmagazin, widmet in seiner Ausgabe vom 18. Februar 2010 unter der Überschrift „Extremisten“ der FDP sogar einen ganzen Artikel. Das vielleicht zur Klarstellung.

Wenn wir uns die Realität hier ansehen, kann ich nur sagen: Sie sind in der Tat extremistisch. Wir haben hier ein verfassungswidriges Verhalten, das wir wiederholt bei der FDP, beim Innenminister – der Wolf im Schafspelz, hier sitzt er – erlebt haben. Online-Durchsuchung: grundgesetzwidrig, Tricksereien beim Kommunalwahltermin: verfassungswid

rig, festgestellt beim Oberverfassungsgerichtshof in Münster. Das ist Ihre Politik.

Sie lassen mich hier als Abgeordneten vom Verfassungsschutz überwachen. Das ist grundgesetzwidrig. Das widerspricht dem Abgeordnetengesetz. Das ist die Politik, die Sie hier machen. Was ist da so anders als bei den Stasimethoden, die Sie immer wieder in den Raum stellen,

(Dietmar Brockes [FDP]: Vorsicht!)

wenn Sie einen Abgeordneten verfassungswidrig überwachen lassen? Das müssen Sie mal erklären.