Protokoll der Sitzung vom 11.03.2010

wenn Sie einen Abgeordneten verfassungswidrig überwachen lassen? Das müssen Sie mal erklären.

Dann erinnere ich Sie noch – ich habe nicht mehr viel Redezeit – an das vergessene braune Erbe. Sechs Fraktionsvorsitzende nach dem Krieg in Serie haben verschwiegen, dass sie bei den Nazis waren. 25 CDU-Abgeordnete haben ihre Nazivergangenheit nicht aufgearbeitet. Auch das für Sie zur Erinnerung!

(Das Ende der Redezeit wird signalisiert.)

Sie sollten Sie sich mal darum kümmern, dass Sie Ihre Nazivergangenheit aufarbeiten und da tatsächlich Klarstellung betreiben.

Als Letztes noch: „Privat vor Staat“ ist Ihre Politik. Die FDP wird erst irgendwann zufrieden sein, wenn der Staat abgeschafft ist.

(Dr. Robert Orth [FDP]: Was für ein Blöd- sinn!)

Dafür steht diese extreme marktradikale Partei.

(Das Ende der Redezeit wird erneut signali- siert.)

So viel zur Situation in Nordrhein-Westfalen. Wir werden einen spannenden Wahlkampf erleben.

Meine Damen und Herren, das war der fraktionslose Abgeordnete Sagel. – Als nächster Redner hat für die Landesregierung Herr Minister Laschet das Wort. Bitte sehr, Herr Minister.

(Zuruf von Marc Jan Eumann [SPD])

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es gab eine große Tradition in der deutschen Nachkriegsgeschichte in 60 Jahren Bonner Republik …

(Zuruf von Ralf Jäger [SPD] – Zuruf von Marc Jan Eumann [SPD])

Wissen Sie, es gab auch mal die Tradition, dass man über Themen sachlich sprechen konnte. Sie stören, ohne dass ich viel gesagt habe.

(Christof Rasche [FDP]: Kann Herr Eumann nicht! – Gegenruf von Rainer Schmeltzer [SPD]: Haben Sie das bei Ihrer Fraktion auch bemerkt, als da eben die Tumulte waren? Das geht in beide Richtungen! – Weitere Zu- rufe)

Okay, dann machen wir es nicht. Okay, dann lassen wir es. Ich dachte nur, Sie seien einen Moment …

(Weitere Zurufe von der SPD)

Ich verstehe doch, dass Sie das Thema reizt und ärgert und dass Sie sich über den Kollegen Ott ärgern, der diese Gespräche führt. Das wissen wir doch alles. Wo ist er überhaupt, der Kollege Ott? Ist er heute nicht da?

(Prof. Dr. Gerd Bollermann [SPD]: Peinlich! – Weitere Zurufe von der SPD – Unruhe)

Ich war etwas zu spät da. Gut.

(Beifall von der SPD – Unruhe)

Darf ich …

(Fortgesetzt Unruhe)

Herr Minister.

Darf ich trotzdem? – Entschuldigung, Frau Präsidentin.

(Unruhe – Glocke)

Ich war fünf Minuten später im Saal. Wahrscheinlich ist es schon gefallen.

(Ralf Jäger [SPD]: Sie haben das Wahler- gebnis schon im Kopf!)

Entschuldigung, trotz anstehender Landtagswahl würde ich jetzt darum bitten, dass wir in der Lage sind, ein paar Dinge, Herr Römer, einfach mal auseinanderzuhalten. Der Kollege Moron hat eben

(Zuruf von Rüdiger Sagel [fraktionslos])

den Verfassungsschutzbericht zitiert. Die Frage ist: Verständigen sich Demokraten darauf, was der Verfassungsschutz ermittelt, was seine Aufgabe ist, die er bei allen Landesregierungen in NordrheinWestfalen parteiübergreifend wahrgenommen hat, und dessen Existenz niemand je infrage gestellt hat, oder machen wir es so, wie es in dieser Debatte gelaufen ist, dass jeder irgendwelche Zwischenrufe macht, wen er persönlich für einen Extremisten hält? Herr Becker hat gestern gesagt – er hat das heute im Plenum wiederholt –:

Jede Kombination – ich betone: jede Kombination; … – ist besser als eine mit diesen Extremisten in der Regierung.

Lieber Kollege Priggen, es steht …

(Norbert Römer [SPD]: Das hat er nicht ge- sagt! – Gisela Walsken [SPD]: Wo haben Sie das her? – Norbert Römer [SPD]: Richtig zi- tieren!)

Meine Kollegen, ich zitiere jetzt wörtlich.

(Gisela Walsken [SPD]: Woraus zitieren Sie denn? Ihre Mitschrift?)

Ich sage es Ihnen doch. Frau Walsken, das ist das Wortprotokoll von gestern. Würden Sie einfach mal eine Sekunde zuhören.

(Gisela Walsken [SPD]: Liebend gern, aber kommen Sie zu Potte!)

Alle Fragen, die Sie...

(Gerda Kieninger [SPD]: Da steht doch „Nicht zitierfähig!“ drauf! – Weitere Zurufe von SPD und GRÜNEN)

Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Ich kann natürlich fortlaufend die Glocke schwingen, würde das aber ungern tun. Es wäre auch für uns eine erhebliche Erleichterung, wenn hier etwas Ruhe einkehren würde.

Dann kann ich den Minister auch gleich fragen, ob er mittlerweile drei eingegangene Zwischenfragen der Kollegen …

Nein, Entschuldigung. Frau Walsken ruft hier dazwischen. Ich komme nicht dazu, ein einziges Wort zu sagen.

(Zurufe von der SPD: Oh!)

Ich will ihr die Antwort auf ihre Frage geben, und sie hört nicht zu. Hören Sie einfach einen Moment zu.

(Gisela Walsken [SPD]: Ich schweige!)

Ich zitiere jetzt das Wortprotokoll des gestrigen Tages, nicht meine privaten Notizen, als der Kollege Becker gesagt hat:

(Rainer Schmeltzer [SPD]: Das ist doch noch nicht freigegeben!)

Jede Kombination – ich betone: jede Kombination; dazu zählt Schwarz-Rot, Rot-Grün, jede andere Kombination – ist besser als eine mit diesen Extremisten in der Regierung.

Damit hat er die Freie Demokratische Partei gemeint. Meine These ist: Wir sollten uns darauf verständigen, den Verfassungsschutzbericht des Landes, der für uns feststellt, wer verfassungsfeindlich ist –

(Rüdiger Sagel [fraktionslos]: Bespitzeln und Abhören, das ist Ihre Politik!)