Wir wollen, dass die Schülerinnen und Schüler nach ihrer Begabung gefördert werden. Deshalb halten wir am gegliederten Schulwesen fest.
Das gegliederte Schulwesen unterstellt keine Gleichheit der Begabungen am Anfang der Schullaufbahn, und es strebt keine Gleichheit der Bildung an ihrem Ende an. Es gewährleistet aber, dass jeder seine individuellen Talente bestmöglich entfalten kann. Das Schulwesen, das wir wollen, kennt keine Restschule. Es fördert praktische und theoretische Begabungen gleichermaßen.
Wir sorgen für mehr und besseren Unterricht. Wir werden in dieser Legislaturperiode 4.000 zusätzliche Lehrerstellen gegen den Unterrichtsausfall schaffen. Damit fangen wir sofort an. Bereits zum Start des neuen Schuljahres im August stellen wir 1.000 neue Stellen bereit.
Wir werden alle Anstrengungen unternehmen, um die zusätzlichen Lehrerinnen und Lehrer so rechtzeitig einzustellen, dass sie - ich weiß, dass das jetzt sehr ambitioniert ist, und ich habe keine Garantie dafür, dass es klappen kann - spätestens mit Beginn …
- Ich bin mir ganz sicher, dass die Eltern, die uns jetzt im Fernsehen zuhören, dieses Verhalten entsprechend würdigen.
zeitig einzustellen, dass sie ihre Arbeit an den Schulen, die einen wirklichen Bedarf nachweisen, mit Beginn des neuen Schuljahres - spätestens nach den Herbstferien - auch aufnehmen können.
Gleichzeitig stocken wir die Geld-statt-StellenMittel um 20 Millionen € auf 115,5 Millionen € auf. Mit diesen Maßnahmen setzen wir das um, was wir vor der Wahl gesagt haben.
Wir werden die wenigen Wochen bis zum Beginn des neuen Schuljahres zudem für weitere Veränderungen nutzen:
Die Fächer Biologie, Chemie und Physik bleiben erhalten. Das von der früheren Landesregierung für das Schuljahr 2005/2006 geplante neue Fach Naturwissenschaften wird nicht eingeführt. Schulen, die das Fach Naturwissenschaften im Schuljahr 2004/2005 in Klasse 5 probeweise unterrichtet haben, können dies bis zum Ende des Schuljahres 2005/2006 in der Klasse 6 fortführen.
Beide Vorhaben sind Inhalt einer Rechtsverordnung, die noch zum 1. August 2005 in Kraft gesetzt werden soll.
Meine Damen und Herren, die Einführung von Ganztagsangeboten in den Schulen war ein richtiger Schritt,
der aber nicht weit genug ging. Wir werden die Ganztagsangebote erweitern. Bis 2012 werden wir erstmals 50.000 vollwertige Ganztagsangebote in der Hauptschule schaffen.
Die Angebote in der Grundschule werden wir qualitativ erheblich verbessern, damit sie keine bloßen Betreuungsangebote bleiben.
Durch eine solche Qualitätsverbesserung werden wir die Attraktivität erhöhen und deswegen über die bisherige Zielmarke von 200.000 Ganztagsangeboten in der Grundschule hinausgehen.
Vereinbarung von Familie und Beruf. Sie erlaubt den Schulen eine flexible Gestaltung des Unterrichts mit mehr individueller Betreuung und Förderung. Dazu gehört auch, meine Damen und Herren, dass Schülern, die es nötig haben, wieder Zeit für das intensive Einüben von Lesen, Schreiben und Rechnen gegeben wird.
Noch für das kommende Schuljahr werden wir zusätzlich zu den bisher vorgesehenen Mitteln für die Ganztagsangebote 24 Millionen € zur Verfügung stellen. Am Ende werden es - wie in der Koalitionsvereinbarung festgelegt - jährlich zusätzlich 120 Millionen € sein oder 2.400 LehrerstellenÄquivalente. Wir tun damit das, was wir vor der Wahl gesagt haben.
Meine Damen und Herren, unsere Schulen müssen mehr Verantwortung für die Ergebnisse ihrer Arbeit übernehmen. Die Schule der Zukunft ist eine verantwortliche Schule. Deshalb ist sie auch eine selbstständige Schule. Wir werden die Schulen in die Lage versetzen, ein spezifisches Angebotsprofil zu entwickeln, ihr Personal selbst einzustellen, gezielte Personalführung und -entwicklung zu betreiben, eigenständig über ihre Mittel in Form von Stellen- und Sachmittelbudgets zu entscheiden, den Unterricht im Rahmen staatlicher Vorgaben selbstbestimmt zu organisieren und sowohl eigenverantwortlich als auch durch Unabhängige von außen ihren Entwicklungsstand und ihre Qualität zu überprüfen.
Unser Ziel ist es, dass die Schulleiter von den Schulkonferenzen zunächst auf die Dauer von acht Jahren gewählt werden.
Wir wollen den fairen Wettbewerb der Schulen, weil wir überzeugt sind, dass er zu mehr Leistung führt. Selbstständigkeit und Wettbewerb als Prinzipien der sozialen Ordnungspolitik sind deshalb für uns auch Grundelemente einer modernen Schulentwicklung.
Wir werden dafür sorgen, dass Leistungsdaten einzelner Schulen veröffentlicht und verglichen werden können. Dabei werden wir Unterschiede gewichten und berücksichtigen, also auch die unterschiedlichen sozialen Randbedingungen ins Auge fassen. Diese abgesicherte Aufbereitung von Leistungsdaten einzelner Schulen ist auch eine grundlegende Bedingung, um Schulen mit
besonderem Handlungsbedarf zu identifizieren. So können Ressourcen zielgerichtet zugeteilt, Unterstützungsmaßnahmen passgenau konzipiert und die schulischen Standardvoraussetzungen angemessen berücksichtigt werden.
Regelmäßige Überprüfung der Leistungen nicht nur der Lernenden, sondern auch der Lehrenden und der Leistungen der einzelnen Schulen sind ein wichtiger und selbstverständlicher Bestandteil eines freiheitlichen Schulsystems. Dazu gehört auch eine verbindliche externe Evaluation und ein wirksames schulformbezogenes Controlling der Schulaufsicht.
Meine Damen und Herren, wir werden wieder mehr Wert auf Erziehung legen. Wir wollen dafür sorgen, dass unsere Schulen ihren Erziehungsauftrag wieder selbstbewusst wahrnehmen können, vor allem gemeinsam mit den Eltern. Das ist in allen Schulformen gleichermaßen notwendig. Der Erziehungsauftrag der Schule ist nicht wertneutral, sondern er ist wertorientiert. Unser christlich-jüdisch-abendländisches Erbe und die Werte der Aufklärung sind dafür die richtige Grundlage.
Wir werden das Schulgesetz und die Ausbildungs- und Prüfungsordnungen zum Schuljahr 2006/2007 novellieren, wie wir es angekündigt haben. Im Zuge dieser Reform werden wir unter anderem das Berichtszeugnis am Ende von Klasse 2 um Ziffernnoten ergänzen. Das gibt den Eltern verlässliche Informationen und greift das Interesse von Kindern auf, sich zu vergleichen und zu messen.
Wir werden den sogenannten Drittelerlass in der Ausbildungs- und Prüfungsordnung für die Sekundarstufe I wieder aufheben. Zentrale Abschlussprüfungen für die Bildungsabschlüsse der Sekundarstufe I und für das Abitur verschaffen auf Dauer den Schulen klare Zielerwartungen und sichern bei den Schulabschlüssen Vergleichbarkeit und Gerechtigkeit.
Wir werden das Einschulungsalter schrittweise und behutsam senken. Auch damit tragen wir dazu bei, die Abhängigkeit der Bildungschancen von der sozialen Herkunft, die in Nordrhein-Westfalen besonders ausgeprägt ist, zu mindern.
Wir wollen schrittweise erreichen, dass die Kinder in der Grundschule noch früher an das Erlernen einer Fremdsprache herangeführt werden. Wir streben Fremdsprachenunterricht bereits in der ersten Klasse an.
Wir werden mehr Unterricht dadurch gewährleisten, dass Elternsprechtage, Konferenzen oder Weiterbildungen grundsätzlich außerhalb der Unterrichtszeiten stattfinden.
Meine Damen und Herren, den Schulen in freier Trägerschaft werden wir ein verlässlicher Partner sein. Mit dem In-Kraft-Treten der ersatzschulfinanzrechtlichen Vorschriften des Schulgesetzes zum 1. Januar 2006 wird das alte Niveau der Ersatzschulförderung für die Zukunft wieder festgeschrieben.