Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich heiße Sie herzlich willkommen zu unserer heutigen, 70. Sitzung des Landtags von Nordrhein-Westfalen. Mein Gruß gilt auch unseren Gästen auf der Zuschauertribüne sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Medien.
Für die heutige Sitzung haben sich acht Abgeordnete entschuldigt; ihre Namen werden in das Protokoll aufgenommen.
Meine Damen und Herren, vor Eintritt in die Tagesordnung möchte ich Sie auf Folgendes hinweisen: Die Fraktionen von CDU und FDP haben beantragt, gemäß § 19 Abs. 2 unserer Geschäftsordnung die Tagesordnung der heutigen Sitzung zu ergänzen.
Als neuer Tagesordnungspunkt 2 soll beraten werden: dritte Lesung des Gesetzentwurfs der Landesregierung zum „Gesetz zur Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung – GOReformgesetz“ Drucksache 14/3979. Zugrunde gelegt werden sollen die Redezeiten nach Block I.
Als Tagesordnungspunkt 3 soll vorgesehen werden: dritte Lesung des Gesetzentwurfs der Landesregierung Drucksache 14/3977 „Gesetz zur Änderung des Kommunalwahlgesetzes“. Auch hier sollen die Redezeiten nach Block I vorgesehen werden.
Ich lasse abstimmen. Wer mit dieser Änderung der Tagesordnung in der zuvor beschriebenen Form einverstanden ist, den bitte ich um das Handzeichen. – Das sind CDU und FDP. Wer ist dagegen? – Das sind SPD und Bündnis 90/Die Grünen. Damit haben wir die Tagesordnung entsprechend ergänzt.
Die Fraktionen von CDU und FDP haben mit Schreiben vom 17. September 2007 gemäß § 90 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Landtags zu
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte mit einem Kommentar der „Westfälischen Rundschau“ vom 12. September zu unserem heutigen Thema beginnen. Überschrift: „Endlich praxisnah“. Ich glaube, dass dieser Kommentar den Kern der aktuellen Situation trifft:
„Die Lehrerausbildung hat eine üble Schwäche: Da studieren junge Leute jahrelang auf Lehramt und sehen in dieser Zeit kaum je eine Schule von innen. 12 bis 14 Wochen Praktika, meist als stiller Beobachter, mehr ist nicht drin.
Schlimmer noch: Die angehenden Lehrer müssen sich ihrer Ausbildung nach als Wissenschaftler verstehen. Als Physiker, Historiker, Mathematiker, Romanisten. Aber das sollen sie später gar nicht sein.
Das neue Lehrerausbildungsgesetz ist ein Schritt in die richtige Richtung. Es zieht eine erkennbare Grenze zwischen wissenschaftlicher Forschung und der Ausbildung zum Pädagogen. Die künftigen Lehrer brauchen diese Grenze, diese eigenständige Position. Denn in Seminaren werden sie von anderen Studenten, sogar von Dozenten, oft nur belächelt.
Die Studenten kommen mehr und früher als bisher in Berührung mit Schule. Das zehnwöchige obligatorische Praktikum vor dem Studium ist klasse. Hoffentlich merkt der ein oder andere Praktikant dann schon, dass seine Schülererfahrung kaum ein Maßstab für eine Berufsentscheidung sein kann.“
Meine Damen und Herren, ich glaube, dieser Kommentar trifft den Kern des Problems. Wie viele von Ihnen, so habe auch ich Schule als Elternteil und als betroffener Schüler erlebt. Ich hatte aber auch Gelegenheit, als Kollege und als Schulleiter diese Situation jahrelang zu verfolgen.
Wie gewiss viele von Ihnen, so habe auch ich Lehrpersonen erlebt, die mit viel Engagement und Fachwissen Kinder optimal gefördert haben.
Ich habe aber auch Lehrerinnen und Lehrer erlebt, die zwar fachlich ausgezeichnet waren, jedoch im Umgang mit der realen Lebenssituation junger Menschen erhebliche Probleme hatten. Das ist kein Vorwurf, meine Damen und Herren, sondern lediglich die Feststellung, dass sie auf
Nehmen wir die Situation an den Grundschulen: Wir alle wissen, dass diese Schulform von elementarer Bedeutung für die weitere Entwicklung junger Menschen ist. Was hier versäumt wird, ist später kaum reparabel.
Fakt ist aber auch, dass manche Defizite gerade in den ersten Schuljahren kaum erkannt wurden. Sonst hätte eine entsprechende Hilfestellung geleistet werden können. Aber auch dies ist kein Vorwurf an die Unterrichtenden, sondern lediglich die Feststellung, dass eine angemessene, praxisnahe Vorbereitung im Studium zu kurz gekommen ist. Ich nenne zum Beispiel die so wichtige Diagnostik.
Umso erfreuter sind wir, dass gerade die Vorbereitung auf den so wichtigen Lehrberuf in der Grundschule endlich die Aufwertung erfährt, die für unser gesamtes Schulsystem dringend notwendig ist.
Wir sind überzeugt davon, dass unterschiedliche Schulformen auch unterschiedlicher inhaltlicher Vorbereitung bedürfen. Sie wissen, wir stehen aus tiefster Überzeugung zum gegliederten Schulwesen. Da ist es dann konsequent, die Lehrerausbildung in diese Richtung zu reformieren.
„Ein äußerer Rahmen für alle, starke inhaltliche Ausdifferenzierung je nach Schulform – das macht Sinn und folgt den Expertenempfehlungen.“
Das Entscheidende ist: Gewinner dieser Reform werden die Schulen und die Kinder sein, denn sie werden in Zukunft Lehrpersonen in den Klassen haben, die mit wesentlich mehr Praxiserfahrung auf die jeweilige Situation und Aufgabe ihrer Schulform vorbereitet sind.
Ich möchte mich ausdrücklich bei den beiden dafür zuständigen Ministerien bedanken, die in hervorragender Zusammenarbeit ein wirkliches Meisterwerk geschaffen haben.
Meine Damen und Herren von der Opposition, wenn Sie uns das nicht abnehmen, sollten Sie zumindest respektieren und zur Kenntnis nehmen,
was landesweit eine wirklich hervorragende Resonanz gefunden hat. Die GEW sprach von einem „bundesweit zukunftsweisenden Vorschlag“. Der VBE sprach „von einem deutlichen Signal der Landesregierung, an dem sich die anderen Bundesländer messen lassen müssen“.
Frau Löhrmann, der sicherlich von uns allen anerkannte Bildungsforscher Jürgen Baumert erklärt, dass diese Reform ein Vorbild für andere Bundesländer sein könnte. Nur von der Opposition kommt mal wieder ausschließlich billige Nörgelei.
Meine Damen und Herren, ich bitte Sie: Zeigen Sie wirklich einmal Größe und erkennen Sie diesen historischen Schritt, diese „Qualitätsrevolution“, wie es ein Presseorgan genannt hat, endlich an. Sie haben das leider jahre- bzw. jahrzehntelang versäumt.
Man kann zu PISA stehen, wie man will. In einem Punkt waren und bleiben sich alle Experten einig: Die Schwächen im Schulsystem lassen sich nicht durch Strukturdebatten beheben, sondern nur durch besseren Unterricht. Genau dafür ist und bleibt letztlich die Lehrerin bzw. der Lehrer verantwortlich.
Deshalb setzt diese Reform genau an der richtigen Stelle an. Mehr Praxisnähe und Praxisbezug schon vor und während des Studiums werden unsere Weichenstellungen für eine bessere Bildungspolitik optimieren.
Diese Reform ist in der Tat ein Meilenstein auf dem Weg zu einer besseren Schule. Sie schafft für die Lehrpersonen endlich eine adäquate Vorbereitung auf den gewiss nicht leichten Schuldienst. Vor allem aber hilft sie letztlich den Schülerinnen und Schülern durch eine qualitative Verbesserung des Unterrichts. In diesem Ziel sollten wir uns alle einig sein. Ich danke Ihnen, dass Sie dies gemeinsam auf den Weg gebracht haben. – Vielen Dank.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es war gerade schön anzusehen, wie man sich gegenseitig
beglückwünscht hat. Seit vielen Jahren setzt sich die FDP in Nordrhein-Westfalen für eine grundlegende praxisgerechte Reform der Lehrerausbildung ein, die mit einer gelingenden individuellen schulischen Förderung aller Kinder und Jugendlichen in unserem Land untrennbar im Zusammenhang steht. Die FDP und die CDU haben dies in dem neuen Schulgesetz verankert.