Protokoll der Sitzung vom 20.12.2007

Entgegen der fälschlich von rot-grünen Interessenvertretern verbreiteten Darstellung sind Kopfnoten weder ein bürokratisches noch ein unfaires

System. Das Gegenteil ist der Fall. Die Noten zum Arbeits- und Sozialverhalten tragen dazu bei, Sozialkompetenz und Arbeitsverhalten zu fördern.

(Carina Gödecke [SPD]: Glauben Sie wirk- lich, was Sie vortragen, oder haben Sie die Rede vorher nicht gelesen?)

Zudem geben Kopfnoten den Schülern beim Wechsel auf eine weiterführende Schule eine wichtige Rückmeldung, damit sie ihren weiteren Bildungsweg erfolgreich beschreiten können.

Aus Sicht der FDP erschöpft sich die Aufgabe unserer Schulen und Lehrkräfte zur Vermittlung von Bildung nicht allein in der Form des Anhäufens reinen Wissens. Auch die Wertevermittlung muss nach unserer Auffassung von Relevanz sein. Neben dem reinen Fachwissen und der fachspezifischen inhaltlichen Bewertung müssen auch das Arbeitsverhalten, der soziale Umgang, die Fähigkeit zur Anpassung an Gruppenstrukturen sowie zur individuellen Entfaltung, zur Einbringung und Leistung eines jeden einzelnen Schülers eine Rolle spielen. Denn Schule muss auf möglichst viele Herausforderungen des täglichen Lebens vorbereiten.

Die Kopfnoten bieten Lehrern und Schülern hierfür eine nachvollziehbare und sinnvolle Handreichung zur Bewertung.

(Beifall von Ralf Witzel [FDP] – Sylvia Löhr- mann [GRÜNE]: Es sind ja auch alle so be- geistert!)

Der Nutzen für unsere Schüler besteht bei einer Bewertung mit Kopfnoten darin, dass den Schülern auf diese Weise ermöglicht wird, das eigene Verhalten einzuschätzen. Sie erhalten eine Rückkopplung für den Umgang miteinander und auch für die bisweilen zu Unrecht als Sekundärtugenden bezeichneten Werte.

Tatsächlich werden die heutigen Schüler im zukünftigen Arbeits-, aber auch im persönlichen Leben immer wieder mit genau den durch Kopfnoten bewerteten Formen des Umgangs mit anderen Menschen konfrontiert werden. Daher ist es sinnvoll, die individuelle Kompetenz im Sozial- und Arbeitsverhalten zum Wohle der Schüler möglichst frühzeitig zu stärken. Und genau das macht die Koalition aus FDP und CDU in NordrheinWestfalen.

Schlichtweg absurd ist die Behauptung der Opposition, Kopfnoten könnten zu einer möglichen Benachteiligung schwächerer Schüler führen. Diese Behauptung ist falsch. Gerade Schülerinnen und Schülern, die in der regulären und klassischen Leistungsbewertung eher durchschnittliche oder

gar unterdurchschnittliche Leistungen erzielen, kann verdeutlicht werden, dass auch das Sozial- und Arbeitsverhalten – also auch Zuverlässigkeit und Verantwortungsbereitschaft – wahrgenommene wichtige und geschätzte Werte darstellen. So können Kopfnoten eben diesen Schülerinnen und Schülern ein individuelles Erfolgserlebnis vermitteln und auch zu einer verstärkten Leistungsbereitschaft in anderen schulischen Fächern animieren.

Wenn die Grünen in ihrem Antrag auf die Kopfnoten als vermeintlich pädagogisch unsinnige Maßnahme verweisen, müssen sie sich fragen lassen, welche Werte sie als pädagogisch relevant erachten.

(Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: Mehr als Sie! – Zurufe von der SPD)

Die grünen Ideologen bewerten demnach ganz offenbar allen Ernstes das Vermitteln von Leistungs- und Verantwortungsbereitschaft als unsinnig. Auch die Erwähnung bzw. Bewertung von Zuverlässigkeit und Sorgfalt ist, geht es nach den Grünen, eine zu vernachlässigende Eigenschaft, ebenso die Förderung der Selbstständigkeit, das Einschätzen und die mögliche Veränderung des Konflikt- und Kooperationsverhaltens der Schüler.

(Zuruf von Sören Link [SPD])

Genau das ist der Unterschied zwischen rotgrüner und unserer Bildungspolitik.

Wir haben klar definiert, welche Inhalte und Werte vermittlungsrelevant sind. Denn für die schwarzgelbe Koalition gehören auch die Sozialkompetenz sowie das Arbeitsverhalten zur Gesamtbildung eines jungen Menschen.

(Beifall von der FDP)

Wertevermittlung zwängt den individuellen Schüler nicht in ein disziplinarisches Korsett, sondern kann ihm als Handreichung zur Selbstreflexion, als Ansporn zur Leistungssteigerung dienen und die individuelle Persönlichkeit bereichern.

Der Presse war in diesen Tagen zu entnehmen, dass einige Schulen in konfessioneller Trägerschaft das System der Kopfnoten ablehnen. Dort möchte man angeblich die Benotung in ein Textformat überführen. Man muss jedoch fragen, ob diese Form der Bewertung nicht letztendlich ein entsprechendes, wenn auch in der Form verklausuliertes System darstellt, der Inhalt jedoch vollständig übereinstimmt.

Tatsächlich verfügt auch nicht die Ziffernote als solche über die Relevanz der Aussage. Entscheidend ist die hinter den Ziffernoten stehende Aussage. Gerade auch für die konfessionellen Schulen sollte die Wertevermittlung, die Vermittlung von Sozial- und Arbeitskompetenz ein nachvollziehbarer Bestandteil der Bildungspolitik sein, da viele der Kompetenzbereiche sich auch in den eigenen Ansprüchen, in dem eigenen Wertekanon widerspiegeln. Daher ist die Kritik, die von dieser Seite an den Kopfnoten geübt wird, so nicht nachvollziehbar.

Angeblich soll an verschiedenen Schulen aufgrund des vermeintlichen bürokratischen Aufwands den Schülern umfassend ein „Gut“ als Kopfnote zugeordnet werden. Wenn dem so wäre, kann dies so nicht hingenommen werden.

(Zuruf von der SPD: Ui! – Sören Link [SPD]: Gibt es eine Schulpolizei?)

Ein zentraler Bestandteil des Bildungsauftrages der Lehrerschaft ist auch die Vermittlung von Werten. Diese sollte auch in der zustehenden Form wahrgenommen werden. Aber es muss auch dem jeweiligen Schüler hierbei Recht geschehen. So hat jeder Schüler das Recht, dass er oder sie nicht gleichmacherisch und unverdient eine allgemeine Standardbeurteilung zugewiesen bekommt, die seine individuellen Verhaltensweisen lediglich pauschaliert.

Wertevermittlung erfolgt immer auch durch das Vorleben von Werten. Dies gilt auch für die Verantwortungsbereitschaft, die Sorgfalt und das Kooperationsverhalten der Lehrkräfte.

(Zuruf von Carina Gödecke [SPD])

Daher appelliere ich an die Lehrer, dass sie die Schüler als individuelle Persönlichkeiten betrachten und einer fairen, differenzierten und wahrheitsgemäßen Bewertung nachkommen.

(Thomas Trampe-Brinkmann [SPD]: Zwangs- korsett!)

Dass SPD und Grüne jedoch von einem ernsthaften, zu befürchtenden Konflikt bei der erstmaligen Vergabe der Kopfnoten schwadronieren, zeigt deutlich, dass es der Opposition weniger um die Inhalte als um das Erzeugen von Unruhe und die Verunsicherung von Lehrern, Eltern und Schülern geht.

(Beifall von CDU und FDP – Edgar Moron [SPD]: Das ist ja hoch originell!)

Das System ist umsetzbar und kann den Schülern als eine Handreichung zur Selbsteinschätzung und zur Entfaltung der Persönlichkeit dienen.

(Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: Deshalb macht das auch kein anderes Land so!)

Es kann die individuelle Leistungsbereitschaft steigern und das Sozial- und Arbeitsverhalten stärken. Im Sinne der Schüler – und auf diesen sollte immer unser Augenmerk ruhen – ist die Einführung und ordnungsgemäße Umsetzung der Kopfnoten angemessen und sinnvoll.

(Edgar Moron [SPD]: Setzen! Sechs!)

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall von der FDP)

Danke schön, Frau Pieper-von Heiden. – Für die Landesregierung spricht nun die Schulministerin, Frau Sommer.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Kopfnoten sind nicht neu.

(Lachen von der SPD – Edgar Moron [SPD]: Das stimmt! – Weitere Zurufe – Glocke)

Bis 1974 erhielten Schülerinnen und Schüler Noten in den Bereichen Betragen, Fleiß und Beteiligung am Unterricht. Diese hatten bei Schülerinnen und Schülern sowie bei Eltern hohen Stellenwert. Kein Wunder! Ich bin der Überzeugung – und viele mit mir –, ein junger Mensch in der Schule

(Marc Jan Eumann [SPD]: Erzählen Sie mehr aus dem 19. Jahrhundert!)

richtet sich nicht nur nach Zensuren in Unterrichtsfächern aus;

(Beifall von CDU und FDP)

zu seiner Persönlichkeit gehört unter anderem auch, wie er sich seinen Mitschülern, seinen Lehrern gegenüber verhält, oder ob er womöglich mehr leisten kann, als er im Unterricht zeigt.

Es ist daher Zielsetzung der Schule, die Schülerinnen und Schüler von Anfang an in diesem umfassenden Sinne zu bilden und zu fördern.

(Beifall von der CDU)

Denn nur so können sie ihren weiteren Bildungs- und Berufsweg erfolgreich beschreiten. Kategorien wie Zuverlässigkeit, Leistungsbereitschaft, Kooperationsfähigkeit gehören zu den sogenann

ten Soft Skills, Fähigkeiten also, die von der Wirtschaft immer stärker verlangt werden.

Bei Bewerbungen um einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz ist heute in vielen Fällen nicht allein das Zensurenspektrum entscheidend, sondern: Wie passt der Bewerber ins Team, ist er einsatzfreudig, ist er belastbar?

(Marc Jan Eumann [SPD]: Deswegen brau- chen wir die Gemeinschaftsschule, um ge- nau solche Fähigkeiten auszubilden!)

Gerade deswegen ist es zeitgemäß und notwendig, die Entwicklung des Arbeits- und Sozialverhaltens bewusst in den Blick zu nehmen und zu fördern. Es ist dabei wichtig, dass nicht nur die Schülerinnen und Schüler selbst ihre Zensuren verstehen, sondern insbesondere auch die Eltern haben einen Anspruch auf klare und verständliche Bewertungen.