Die Benotung der Arbeits- und Sozialkompetenzen mit sechs Einzelnoten ist für die Lehrkräfte mit einem zusätzlichen Arbeitsaufwand verbunden. Das weiß ich. Aber diese Aspekte flossen schon immer in eine Fachnote ein und mussten auch immer von jeder Lehrerin, von jedem Lehrer berücksichtigt werden. Wie hat man denn früher diese Teilnoten gefunden? Doch wohl auch nicht durch Knöpfeabzählen.
Meine Damen und Herren, welcher zusätzliche Mehraufwand entsteht jetzt für verantwortungsbewusste Lehrerinnen und Lehrer? Natürlich muss die Lehrerin bzw. der Lehrer die Noten für das Arbeits- und Sozialverhalten festhalten und weitergeben. Aber auch vorher musste er für den Fall von Beschwerden nachweisen, wie diese Note zustande kam.
Zur Unterstützung dieses neuen Instruments haben wir eine Handreichung veröffentlicht, die Erläuterungen, Anregungen und Vorschläge für die Praxis enthält. Darin wird beispielsweise ein praktikables Verfahren beschrieben, wie Schulen die Bewertung effizient bewältigen können.
Man kann vieles auf das erwidern, was wir heute in den Reden der Opposition gehört haben. Ich habe meinen Standpunkt dargelegt. Es ist ganz wichtig, auf die zu hören, auf die es ankommt, nämlich auf unsere Schülerinnen und Schüler. Die muss man einmal befragen.
Ich bitte Sie, an dieser Stelle ganz ruhig zu werden. Ich möchte Ihnen einmal etwas vorlesen, was mir gestern im Landtag von einer Schülergruppe auf die Frage geantwortet wurde: Was hal
Die Schüler sagten: Kopfnoten helfen zu sehen, wer sich anstrengt. Wer gutes Sozialverhalten zeigt, wird wahrscheinlich eher den Zugang zu einem Beruf bekommen. Anstrengungen machen sich bezahlt.
Meine Damen und Herren, wenn wir den eigenverantwortlichen Schüler, die eigenverantwortliche Schülerin wollen, dann sollten wir auf diese Stimmen hören. – Danke.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Besucherinnen und Besucher! Ich kann Ihnen, meine Damen und Herren von den Regierungsbänken, eine freundliche Anerkennung aus der DDR aussprechen. Bis zur Wende gab es nämlich dort auf den Zeugnissen vier Kopfnoten, die in einer Gesamtnote, also einer fünften Note, zusammengefasst wurden.
Diese Kopfnoten wurden nach der Wende abgeschafft, weil sie zu starr waren, gezielt zur Stigmatisierung von Schülerinnen und Schülern beitrugen und nicht zuletzt, weil der Staat sich eine Persönlichkeitsbeurteilung anmaß, die nach unserer Auffassung nicht nur zweifelhaft, sondern verwerflich ist.
Sie, meine Damen und Herren von den Regierungsbänken, können es besser. Bei Ihnen sind es gleich sechs Noten.
Sehr geehrte Frau Ministerin, als die Kopfnoten 1974 abgeschafft wurden, hat es ja geradezu Massenproteste im Land gegeben. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum sie jetzt wieder eingeführt werden.
Der Vorsitzende des Philologenverbandes führt aus, dass man die Schüler am Gymnasium durchaus mit zwei Kopfnoten beurteilen könne, weil die Schülerinnen und Schüler dort einfach diszipliniert seien. Mit dieser Formulierung macht
er deutlich, welche Probleme in den Kopfnoten stecken, dass sie nämlich zu einer Stigmatisierung von bestimmten Schülergruppen führen, nämlich der Schülergruppen, die insbesondere in den Haupt- und Realschulen vertreten sind, bei denen die Varianz der Kopfnoten in der Tat angewendet wird. Dort werden die Kopfnoten übrigens auch als Disziplinierungsmöglichkeit verstanden.
Niedersachen hat übrigens die Kopfnoten, und man ist dort ähnlich unglücklich über die Kopfnoten wie die Schulen in Nordrhein-Westfalen. Ihre Bildungspolitik besteht zum großen Teil nur aus Blaupausen. Nur wird diese nicht besser, wenn Sie eine Blaupausenpolitik machen.
Kopfnoten fehlt mehr als anderen Noten die objektive Bemessungsgrundlage. Deshalb werden sie oft im Pi-mal-Daumen-Verfahren vergeben.
Herr Kaiser, und das ist Ihre Innovationspolitik: das Pi-mal-Daumen-Verfahren. Gewünscht werden und wurden Kopfnoten von der Wirtschaft. Das haben Sie eben auch ausgeführt. Sie werden aber nicht gewünscht von den Schülerinnen und Schülern, auch nicht von den Pädagogen, die zum Wohle ihrer Kinder eine vernünftige Erziehung in der Schule praktizieren wollen.
Meine Damen und Herren, Sie von den Regierungsbänken haben die Not mit den Noten in Nordrhein-Westfalen zu verantworten. Kopfnoten werden nach vorherrschendem Menschenbild von Lehrern kritisch hinterfragt oder bewusst begrüßt. Zu Recht mahnen die Kirchen an, dass Persönlichkeiten nicht in Kopfnoten gepresst werden können und dass dies dem christlichen Menschenbild widerspricht.
Lehrerinnen und Lehrer beurteilen Verhalten danach, ob es ihrem eigenen normativen Kodex entspricht. Schülerinnen und Schüler aus der Mittelschicht werden hier eindeutig bevorzugt.
Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Familien oder mit Zuwanderungsgeschichte werden wieder einmal benachteiligt.
gen vornehmen? Kopfnoten helfen den Kindern und Jugendlichen nicht dabei, einen Beruf zu finden, sondern sie bringen für einige Kinder deutliche Benachteiligungen.
Über die Kopfnoten, meine Damen und Herren, vermitteln Sie Kindern und Jugendlichen ein Selbstbild, das diese bis ins Erwachsenenalter mit sich herumtragen. Das, meine Damen und Herren, ist unverantwortlich. Ihre Argumentation der positiven Effekte lässt sich auch umdrehen, dass Kopfnoten nämlich negative Effekte für die Schülerinnen und Schüler haben. Dies haben die Kirchen sehr deutlich formuliert. Wir hoffen nur, dass ihre Verantwortungsbereitschaft und ihre Konfliktfähigkeit ausreichen, um die vorgetragene Kritik positiv und konstruktiv umzusetzen.
Bei der Performance, die Sie heute Morgen hingelegt haben, und angesichts der Ankündigungen, die Sie in den letzten Tagen über die Presse in Nordrhein-Westfalen haben verbreiten lassen, sieht das nicht besonders gut aus. Da wird die Schulaufsicht eingeschaltet, um Kopfnoten durchzusetzen. Der Staatssekretär stimmt in diese Forderungen ein. Aber er ist im Land ohnehin dafür bekannt, dass er Druck aufbaut.
Die Eigenverantwortung der Schulen, erst recht die der einzelnen Lehrer, wird ausgeschaltet. Am liebsten würde das Ministerium in jede Abweichlerschule unmittelbar selber hineinregieren.
Auch Ihre Ausführung zum Thema Ersatzschulen, Herr Kaiser, lässt davon ausgehen, dass es sich eigentlich um Drohungen handelt, die ausgesprochen werden.
Nehmen Sie doch Eigenständigkeit und Selbstständigkeit ernst! In den Schulen von NordrheinWestfalen ist deutlich mehr Kompetenz vorhanden als an der Spitze des Ministeriums.