Protokoll der Sitzung vom 23.01.2008

(Beifall von der SPD)

Wenn es früher zu Verhandlungen gekommen wäre, wären Risiken früher aufgedeckt worden. Man hätte früher ein belastbares Zukunftskonzept entwickeln können. Da fehlt die Zeit, die Sie verloren haben! Sie haben sie verloren, weil Sie folgender Auffassung waren – ich zitiere aus dem Plenarprotokoll vom 22. August 2007 –:

„Die Bank ist aber nach allem, was mir der neue Vorstandschef und der Aufsichtsratvorsitzende gesagt haben, trotz der zu erwartenden Verluste nicht in einer Schieflage.“

(Lachen von der SPD)

„Wir meinen, für erfolgreiche Verhandlungen braucht man Alternativen.“

Das waren Ihre Worte. – Noch am 17. November haben Sie in der „Westfälischen Nachrichten“ gesagt: „Es gibt und gab nie einen Zeitdruck.“ Das haben Sie dort gesagt!

(Lachen von der SPD)

Wir haben Ihnen damals gesagt: Die Zeit drängt. Führen Sie Verhandlungen mit denen, die verhandeln wollen! Niemals wurde nach unseren Informationen von einer Übernahme vonseiten der LBBW gesprochen.

(Lachen und Zurufe von der Regierungs- bank)

Auch dazu müssen Sie uns die Daten und Fakten präsentieren; das hätte ich gern auf dem Tisch.

(Beifall von SPD und GRÜNEN)

Es ist überhaupt nicht die Frage, ob es die LBBW oder die Helaba ist, Herr Ministerpräsident.

(Widerspruch von der CDU)

Unser Anliegen war und ist es, dass es ein öffentlich-rechtliches Bankensystem mit starken Landesbanken auch in Zukunft in Deutschland gibt.

Sie hätten auch damals schon früher Verhandlungen mit anderen beginnen können. Sie hatten Alternativen, nach denen Sie suchen wollten. Angeblich standen die Privatbanken als Investoren von der Tür. Davon haben wir auch nie etwas gesehen.

Deshalb veröffentlichen Sie auch nicht Ihr Citibank-Gutachten, weil Sie es nicht auf den Tisch legen wollen. Das können wir hier konstatieren.

(Beifall und Zurufe von SPD und GRÜNEN)

Bis heute – ich habe heute wieder nichts anderes gehört – haben wir nur unverbindliche Absichtserklärungen.

(Rainer Schmeltzer [SPD]: Phrasen!)

Ob überhaupt und wann eine Fusion mit der Helaba zustande kommt, ist noch völlig unklar. Die „Financial Times“ vom 21. Januar 2008 sagt dazu – auch das zitiere ich –:

„… für das Geschäftsmodell der Zukunft gibt es nur eine vage Fusionsabsprache mit der hessisch-thüringischen Helaba.“

Herr Ministerpräsident, Sie haben kein Konzept. Deshalb sind Sie auch heute nicht ans Rednerpult gegangen!

(Beifall von SPD und GRÜNEN)

Aber ein paar Daten und Fakten sind jetzt klar und liegen auf dem Tisch. Klar ist, dass die Steuerzahler die Zeche zahlen für die Risikostrategie dieser Bank. Das ist klar.

Klar ist auch, dass die Kommunen massiv leiden werden, weil sie von den Sparkassen weniger Ausschüttungen bekommen werden. In Bochum sind es – sie haben schon nachgerechnet – 12 Millionen €, die fehlen. Diese 12 Millionen € hätte die Stadt gern, um damit im sozialen Bereich, im Bildungsbereich und im frühkindlichen Bereich entsprechende Initiativen zu finanzieren. Das Geld wird den Kommunen an allen Ecken und Ende fehlen, insbesondere deshalb, weil in diesem Haus auch konstatiert werden muss, dass man den Kommunen durch Haushaltsentscheidung Geld genommen hat, das ihnen eigentlich zugestanden hätte. Das heißt: Diese Situation der Kommunen wird nochmals durch die Lage bei der WestLB verschärft.

(Beifall von der SPD)

Es ist zu befürchten, dass es als Nächstes viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der WestLB treffen wird. Wir korrigieren es gerne noch einmal: Von den 1.500 Stellen hat damals Herr Fischer von der WestLB gesprochen und nicht wir.

(Zuruf von Gisela Walsken [SPD])

Die Kollegen waren dabei. Das war keine Information, die sozusagen als unsere Schätzung herausgegangen ist. Wir werden sehen, wo wir am Ende auskommen. Sie haben heute gesagt: Der Abbau ist unumgänglich. – Wir werden beobachten, wie es weitergeht und wie Sie damit umgehen. Aber eines sage ich Ihnen auch – das sage ich in Richtung von Minister Laumann, auch wenn er nicht da ist. Er versucht eine Art Verschleierungstaktik.

(Minister Armin Laschet: Der ist da!)

Entschuldigung.

(Zuruf von der SPD: Wo ist er denn? – Minis- ter Armin Laschet: Er ist gerade einmal rausgegangen!)

Das ist ja okay; das können Sie ihm dann ja sagen. – Er hat eine Art Verschleierungstaktik versucht.

(Helmut Stahl [CDU]: Das kann der gar nicht!)

Diese Verschleierungstaktik geht nicht auf. Es drohten – so macht er uns glauben – in diesen Tagen böse und gute Arbeitsplatzverluste. Wir lassen es nicht durchgehen, Herr Stahl,

(Beifall von Frank Sichau [SPD])

dass der mögliche Jobabbau bei Nokia ein „Abbruch sehr rentabler Stellen“ ist – was stimmt –, während es bei den Jobs der WestLB „um eine Sanierung, um eine große Bank in NRW zu erhalten“ gehe. Das gegeneinanderzustellen, dient nicht diesem Land. Auch das muss man einmal deutlich sagen.

(Beifall von SPD und GRÜNEN)

Auch hier ist die öffentliche Meinung eindeutig. Das „Handelsblatt“ vom 21. Januar schreibt – ich zitiere gerne:

„Während der Landesvater im Finnen-Bashing zu rhetorischer Höchstform auflief, brannte hinter ihm die eigene Hütte schon lichterloh. Denn bei der WestLB stehen jetzt Hunderte Jobs auf der Kippe, und hier trägt die Landesregierung als gewichtiger Eigentümer ein gerüttelt Maß an direkter Mitverantwortung.“

(Beifall von SPD und GRÜNEN)

Herr Ministerpräsident, die Menschen haben Ihr doppeltes Spiel durchschaut. Die Doppelrolle als NRW-Chefbanker und als Sozialschauspieler ist enttarnt.

(Beifall von SPD und GRÜNEN)

Da das hier eine Unterrichtung der Landesregierung ist – das will ich zum Schluss zum Thema WestLB noch einfügen –, hätte ich von Ihnen an dieser Stelle zumindest gerne schon einmal einen Eindruck gehört, wie Sie denn die Finanzierung aus dem Landeshaushalt sicherstellen wollen. Dazu hätte ich doch ein paar Informationen von Ihnen erwartet, Herr Minister, denn es geht hier um Steuermittel und um die Mittel, die die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes für diese Bank aufwenden können und aufwenden werden müssen,

(Widerspruch von Dietmar Brockes [FDP])

die uns dann für andere wichtige Projekte nicht zur Verfügung stehen. Das wird die Diskussion sein, die da draußen in den nächsten Wochen hochbrandet. Aber Sie wissen es – wir beide haben auch darüber gesprochen: Wir als SPD in der Opposition werden diese Bank nicht kaputt reden. Wir werden mithelfen, diese Bank in eine gute Zukunft zu führen, weil sie wichtig ist für den Standort. Dabei bleiben wir auch.

(Beifall von der SPD – Widerspruch von der CDU)

Aber politisch muss man das kritisieren, was zu kritisieren ist, meine Herren, auch wenn Sie das nicht gerne hören. Dabei bleibe ich.

(Beifall von SPD und GRÜNEN – Zuruf von der CDU: Das müsste ein Kurswechsel sein!)

Meine Damen und Herren, ich halte zusammenfassend fest: Sie haben keinen Seismografen, der Vorbeben erkennt, kein Frühwarnsystem für wirtschaftliche Probleme.

(Ralf Jäger [SPD]: Und keine Ahnung!)