In der Tat, Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist es in der heutigen Zeit unentbehrlich, über eine gesunde Ernährung in Kindergarten und Schule zu reden.
Vor vielen Jahren besuchte ich eine Grundschule, die mit einem Ganztagszweig in Münster neue Wege ging. Damals waren die Diskussionen, ob es für kleine Kinder richtig sei, einen ganzen Tag in der Schule zu verbringen, noch in vollem Gange.
Zum Beweis der Notwendigkeit des Ganztags wurde ich als Mitglied des städtischen Schulausschusses in der Schule zu einem gemeinsamen Mittagstisch geführt. Die Leiterin der Schule erläuterte uns, dass sie gerade das gemeinsame Essen für ausgesprochen wichtig erachte. Neben der Tatsache, dass diese Kinder im Elternhaus wenig Chancen auf gemeinsame Mahlzeiten und auf das Erlernen von Tischkultur hätten, stellte die Leiterin dar, dass das Essen für sie eigentlich Bestandteil des Unterrichts sein müsse. Denn Lehrer und Schüler kauften die Lebensmittel gemeinsam ein. Sie besprachen das Entstehen der Lebensmittel im Unterricht. Schließlich wurde das Essen zum größten Teil auch gemeinsam gekocht. Die Kinder lernten auf diese Weise nicht nur, dass zum Beispiel Möhren gesund sind, sondern sie lernten auch, wie sie wachsen und wo man sie kaufen kann und ganz selbstverständlich auch, wie gut sie schmecken.
Zugegeben: Was damals in dieser kleinen Gruppe zustande gebracht wurde, wird in dieser Ausführlichkeit nicht überall möglich sein. Aber ich denke, für diese Kinder in dieser Schule war das der richtige Weg zu einer gesunden Ernährung, bewuss
Seit meinem damaligen Schulbesuch sind viele Jahre vergangen. Die Notwendigkeit, Kindern und an manchen Stellen auch ihren Eltern nahezubringen, welche Lebensmittel ein gesundes Leben ermöglichen, was gut für körperliche Gesundheit ist und was man am besten zu welcher Jahreszeit zu sich nimmt, ist gewachsen. Denn immer mehr junge Menschen kennen sich nicht mehr aus in den natürlichen Lebensgrundlagen. Die Folgen werden in unserem Antrag deutlich klargestellt.
Um diese Folgen nicht eintreten zu lassen, sind wir in Nordrhein-Westfalen schon einige Schritte gegangen. So wurde mit dem Landesprogramm OPUS in den vergangenen Jahren ein Anfang in den schulischen Bereichen gemacht. Dies wird fortgesetzt durch das Folgeprogramm „Netzwerk Bildung und Gesundheit in NRW“. Die Zahl der Partner wird sich noch vergrößern. Die Landesregierung hat durch das Verbraucherministerium eine Internetseite zu diesem Thema eingerichtet.
Dieser Antrag ergänzt die Aktivitäten bzw. führt sie fort und dehnt sie vor allen Dingen auch auf den Kindergartenbereich aus, nach dem Motto: Man kann nicht früh genug anfangen. Deshalb ist es gut, dass hier im Hause große Einigkeit herrscht und dass es zu diesem gemeinsamen Antrag gekommen ist.
Die Verankerung des Themas in den Bildungsvereinbarungen des Kindergartens und der Einzug der Ernährungs- und Verbraucherberatung in die Lehrerbildung sind der durchaus richtige Weg. Hoffen wir für alle, die nachwachsen, auf einen guten Erfolg im Sinne der Gesundheit. – Schneller ging es nicht.
Frau Kastner, ich bin begeistert. Herzlichen Dank, das war ganz toll. Sie haben jetzt den Takt vorgegeben. – Frau Schneppe für die SPD-Fraktion, Sie haben das Wort. Bitte schön.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In den vergangenen 15 Jahren hat sich die Zahl der übergewichtigen Kinder in Deutschland auf über zwei Millionen verdoppelt: ein Indiz für weit verbreitete Fehlernährung und für Bewegungsmangel – keine Frage.
Vollkornprodukte, zu wenig Milchprodukte, sie sind nicht genügend mit Kalzium, Vitamin D und Fohlsäuren versorgt, sie essen zu viele Süßigkeiten, zu viel Fett, zu viel Salziges, und sie trinken zu wenig gesunde Flüssigkeiten.
Kurzum, unsere Kinder weisen eine Unterversorgung mit bestimmten Vitaminen und Mineralstoffen auf. Diese sind aber sehr wichtig für den reibungslosen Ablauf der Körperfunktionen, für die Leistungsfähigkeit und für das Wohlbefinden.
Das heißt, eine richtige und vollwertige Ernährung ist deshalb für Gesundheit und Wohlbefinden unentbehrlich, auch für Erwachsene. Damit meine ich keineswegs die viel gepriesenen Snacks mit viel gesunder Milch, die vielleicht toll schmecken, aber keineswegs besonders gesund sind, wie uns die Werbung das weismachen will.
Und genau hier setzt eine bessere Ernährungs- und Verbraucherbildung an. Denn körperliche und geistige Entwicklung von Kindern und Jugendlichen steht ebenso in engem Zusammenhang mit einer ausgewogenen Ernährung wie ein ausreichendes Maß an Bewegung, das weder vor dem Fernseher noch vor dem Computer erreicht werden kann.
Um Fehlernährung und die damit verbundenen Folgekrankheiten, wie Adipositas, Diabetes, orthopädische Beschwerden und Haltungsschäden sowie Herzkreislauf- und Stoffwechselstörungen weitgehend zu vermeiden, muss der Zusammenhang zwischen Ernährung und Gesundheit schon früh verdeutlicht werden. Einmal erworbene Ernährungsmuster werden häufig ein ganzes Leben lang beibehalten. Die Kinder müssen schon im Kindergarten kennenlernen, dass das Zubereiten frischer Mahlzeiten Spaß machen kann. Sie müssen kennenlernen, dass frisch zubereitetes Essen einfach besser schmeckt. Es genügt nicht, ihnen dieses Wissen zu vermitteln, sie müssen es aktiv erleben, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Das Grundwissen von Kindern über Lebensmittel und Ernährung geht ständig zurück. – Sie haben schon darauf hingewiesen, Frau Kastner. – Die meisten Kinder kennen Fisch nur noch als Fischstäbchen. Und auch gemeinsame Mahlzeiten mit der Familie sind nicht mehr selbstverständlich.
Da wird die Rolle der allgemeinen Bildungsinstitutionen umso wichtiger. Gesundheitsförderung muss demnach bereits im Kindergarten obligatorisch werden. Da Ernährungsbildung immer auch etwas mit Verbraucherbildung zu tun hat, wäre darüber hinaus auch ein kritischer Umgang mit den zahlreichen, speziell für Kinder hergestellten
Kinder sind bekanntlich die schwächsten Verbraucher. Deshalb sind Eltern und Wirtschaft genauso aufgerufen wie Politik, Kinder besser vor den Folgen der Fehlernährung zu schützen. Denn es kann nicht sein, meine Damen und Herren, dass Ernährungsberatung nur dann von der Politik beachtet wird, wenn es Lebensmittelskandale gibt.
Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang das Forschungsprojekt REVIS, Reform der Ernährungs- und Verbraucherbildung in Schulen. In der Schulpraxis unterliegt es bislang in weiten Teilen dem Engagement der Schule oder einzelner Lehrer, ob und wie die Bildungsbereiche Ernährung und Konsum behandelt werden. REVIS will hier auf unterschiedlichen Ebenen Hilfestellung bieten. Die konkreten Lehrinhalte sind fächerübergreifend. Ernährungs- und Verbraucherbildung muss also keineswegs als neues Fach eingeführt werden.
Darum sollten wir die Gunst der Stunde nutzen und gemeinsam zum Wohl unserer Kinder handeln. Ich finde es positiv, dass das ein Allfraktionenantrag ist. Ich freue mich auf die Abstimmung.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich darf mich insoweit meiner Vorrednerin anschließen, dass auch wir begrüßen, dass es gelungen ist, Leitlinien zu diesem Themenfeld zwischen allen Fraktionen zu verabreden.
Gesundes Essen ist gerade für Kinder und Jungendliche eine extrem wichtige Grundlage, da man sich das Ernährungsverhalten oftmals, wie wissenschaftliche Studien zeigen, in jungen Jahren aneignet und sich dort getroffene Dispositionen der Fehlernährung auch bis weit in das Erwachsenenalter erstrecken können. Daher sind auch das frühzeitige Kennenlernen und das Wissen um den wichtigen Stellenwert gesunder und ausgewogener Mahlzeiten von herausragender Bedeutung.
Es ist zugleich natürlich nicht Aufgabe der Politik, den Menschen vorzuschreiben, was sie essen sollen oder dürfen, und ebenso wenig Aufgabe
Dennoch sollte Politik mit Aufklärung und entsprechenden Angeboten der Transparenz einen Beitrag leisten, dass die Menschen das richtige Bewusstsein entwickeln, sich über Ernährung zu informieren, und Kenntnisse bereitstellen, wie sich Mahlzeiten und Speisen zusammensetzen. Die Gesellschaft sollte insbesondere in den Bildungsinstitutionen, gerade auch im Interesse von Kindern und Jugendlichen, die Möglichkeit eröffnen, frühzeitig transparent bekanntzumachen, wie gesunde und ausgewogene Ernährung aussieht.
Politik kann den Menschen vermitteln, dass eine einseitige Ernährung oder ein Zuviel an bestimmten Lebensmitteln langfristig die Gesundheit schädigen kann. Zentral ist deshalb die Bewusstseinsbildung und sind nicht etwa Verbote oder Bevormundungen.
Mangelnde Kenntnisse und Fehlernährung belasten das Gesundheitssystem und die Folgen einer unausgewogenen Ernährung verursachen einen enormen volkswirtschaftlichen Schaden. Das bestätigen uns die Experten bereits seit Jahren. Die Auslöser sind hierbei nicht nur Fehlernährung, sondern auch mangelnde Bewegung. Beides miteinander verbunden kann sich, gerade auch bei Kindern und Jugendlichen, zu einem hohen, verstärkten Gesundheitsrisiko verdichten.
Meine Damen und Herren, dass sich die Politik für eine verbesserte Aufklärung und frühzeitige Kenntnisse gesunden Essens einsetzt und dies auch in Kindertagesstätten und Schulen zukünftig ermöglicht, entlässt die Eltern aber nicht aus ihrer Verantwortung. Genau dieser Punkt der Elternverantwortung ist uns als FDP-Landtagsfraktion ein sehr wichtiger. Wir sind fest davon überzeugt, dass der Erfolg der Vermittlung richtiger Ernährungs- und Speisekultur in besonderer Weise davon abhängt, dass ein entsprechendes Bewusstsein auch vom Elternhaus gefördert und in seiner Entwicklung unterstützt wird.
Wir appellieren an die Verantwortung aller Elternhäuser, auch dort, wo das Vertrauen der Kinder in ihre Familien am größten ist, hier entsprechende Zeichen zu setzen, Verantwortung zu übernehmen und auch von Elternseite aus darauf zu achten, dass entsprechende Speiseangebote in Bildungseinrichtungen und Kindertagesstätten sowie Schulen diesen Grundsätzen entsprechen.
Seit vielen Jahren verweisen Experten darauf, dass sich Eltern leider zunehmend zu wenig um eine gesunde Ernährung ihrer Kinder kümmern. Eine steigende Anzahl von Kindern besucht vor
mittags Schulen und andere Bildungseinrichtungen ohne ein gesundes Frühstück im Rucksack. Wir appellieren an die Elternhäuser ausdrücklich, sich hier zukünftig stärker einzubringen.
Mit dem konsequenten Ausbau der Ganztagsangebote und der Übermittagbetreuung wirkt die Koalition auch dieser Problematik entgegen. Das geht nur sukzessive. Zugegeben: Nicht alles Wünschenswerte ist über Nacht finanzierbar.
Ich empfinde die mangelnde Empathie bestimmter Elternhäuser im Zusammenhang mit der Ernährung ihrer Kinder als sehr bedrückend. Es ist uns wichtig, auch die Eltern, die in wirtschaftlich schwierigen Verhältnissen leben, zu ermuntern, sich um eine gesunde Ernährung ihrer Kinder zu kümmern. Viele Statistiken zeigen ja, dass es bei diesem Bevölkerungsteil eine höhere Korrelation mit der Fehlernährung von Kindern gibt als bei anderen Bevölkerungsteilen.
Es ist zum Glück nicht zutreffend, dass ungesundes Essen günstiger sei und gesundes teurer. Ganz im Gegenteil gibt es viele Beispiele, die zeigen, dass gerade nicht die wirtschaftliche Verfügungsmasse entscheidend ist: Fast Food von einer Fast-Food-Kette ist teurer als eine gesunde Mahlzeit; ein Bund Möhren kostet weniger als eine Tüte Chips. Es gibt auch für sozial schwächere Familien viele gesunde Produkte – im wahrsten Sinne des Wortes – am Markt zu erwerben.
Wenn wir die Marktkräfte stärken, wird es auch zukünftig möglich sein, für eine gesunde Ernährung aller Kinder in NordrheinWestfalen zu sorgen. – Ich danke Ihnen.
Vielen Dank, Herr Kollege Witzel. – Jetzt hat für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Frau Beer das Wort. Bitte schön.
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es geht also doch! Es ist möglich, auch im Schulausschuss gemeinsame Anträge hinzubekommen!
Manchmal dauert es etwas länger. Aber dass Sie alle dem Thema Ernährungs- und Verbraucherbildung zugeneigt sind, das zeigen die Diskussionen
Lebensgestaltungskompetenzen – das ist in der Tat der Begriff, der deutlich macht, worum es uns geht, wenn wir darauf dringen, dass die Ernährungs- und Verbraucherbildung einen festen Platz in der Allgemeinbildung erhält. Ein Bereich davon ist die gesundheitsfördernde Ernährung. Alle meine Vorredner/-innen haben darauf hingewiesen: Das Ernährungsverhalten manifestiert sich in der Regel bereits im Kindesalter. Einmal erworbene Ernährungsmuster werden oft ein Leben lang beibehalten.