Jetzt diskutieren wir eigentlich über diesen Antrag, und da kommen Sie um die Ecke und fangen wieder mit Ihrem Pflichtfach an. Sie hätten sich vorher mal darüber austauschen müssen, über welchen Inhalt wir hier eigentlich diskutieren.
Ich habe hier gerade wortwörtlich gesagt: Wir sind bereit, diese Diskussion zu führen. – Damit haben wir angefangen; wir hatten auch entsprechende Anhörungen. Wenn das Ganze aber diese Form hat, bin ich aus den Gründen, die ich gerade skizziert habe, sind wir nicht dafür, noch ein neues Fach einzuführen.
Vorhin habe ich zufällig gelesen, man könne sicherlich darüber streiten, in welcher Form man digitale Informatikkompetenzen in den Unterricht mit einfließen lässt. Ich habe gesehen, es wird – im August vermutlich – einen neuen Erlass dazu geben. Da sind wir sicher alle auf dem Weg.
Aber ich finde, es ist eine ganz krumme Tour, uns hier einen Antrag zu präsentieren, so zu tun, als ob von einem Pflichtfach Informatik nicht mehr die Rede wäre, und dann genau dazu eine Frage zu stellen. Das müssen Sie mir mal erklären. – Danke.
So weit die Antwort auf die Kurzintervention. Vielen Dank, Frau Kollegin Dr. Bunse. – Nächste Rednerin ist Frau Kollegin Beer für Bündnis 90/Die Grünen.
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Da geht aber jetzt technisch mega etwas durcheinander. Das muss man sehr deutlich sagen.
Liebe Frau Bunse, dass Sie ein bisschen beleidigt sind, weil Sie nicht haben mitspielen können – Sie haben das selbst so gesagt –,
ist schade. Aber ich glaube, das war noch nicht der richtige Zeitpunkt. Ich habe die Pressemitteilung der Kollegin Vogt mit Interesse zur Kenntnis genommen. Mit dem Konzept, das Sie da auflegen mit Ihren bildungspolitischen Sprechern, sind Sie meilenweit hinter dem zurück, was in NRW längst Praxis ist. Das muss man wirklich sagen.
Wenn das die Antwort auf die Fragen der Zukunft ist, muss ich sagen: Das finde ich eher enttäuschend. Das, was von der Bundesebene, von Frau Wanka, kommen soll, steht auch noch in den Sternen. Das, was hier drinsteht, ist also ein bisschen mehr Pythia als reale Politik. – So viel zu den Einlassungen der CDU.
Ich möchte damit beginnen, mich bei Hans Feuß zu bedanken; denn seine sehr sachliche, aber immer enorm kompetente und praxisnahe Art und diese bestimmte Lässigkeit haben für viel Substanz in der Diskussion gesorgt. Herzlichen Dank!
Ganz besonders möchte ich mich bei Monika Pieper für die Leidenschaft für dieses Thema bedanken, was auch in diesem Antragsentwurf noch einmal deutlich geworden ist, und für das Vorantreiben des Bewusstseins für die Bedeutung und Bedeutsamkeit dieses Themas. Das ist auch dein Verdienst.
Ich habe mich sehr gefreut, dass du uns nicht in die Zwickmühle gebracht hast, diesen Antrag ablehnen zu müssen; denn die Frage nach dem Pflichtfach Informatik war ja an erster Stelle aufgehängt. Darüber müssen wir in der Tat streiten, und wir haben es auch oft genug getan. Wir möchten es eben nicht abwälzen, sondern zu einer Aufgabe der gesamten Schulentwicklung machen wollen. Dann wird man das in dem Kanon der naturwissenschaftlichen Fächer verankern und ihm einen anderen Stellenwert geben müssen.
Aber ich glaube, wir sind sehr beieinander, wenn wir sagen: Das Leben und Lernen in der digitalen Gesellschaft wird zur klaren Leitperspektive schulischer Entwicklung, um bildungsgerecht allen Kindern und Jugendlichen Zukunftsperspektiven in der digitalen Welt zu eröffnen. Ja, informatisches Wissen und informatische Grundbildung gehören heute zum Weltwissen, und das erschließt die Welt. Deswegen muss man auch begreifen, was dahintersteckt, wenn im Internet plötzlich die Algorithmen wirken und einem alle möglichen Angebote gemacht werden, weil man einmal auf eine Seite geklickt hat.
Wir könnten das jetzt im Alltag anhand von ganz vielen Dingen durchdeklinieren; aber es ist so. Deswegen bin ich froh, dass wir zu diesem gemeinsamen Antrag gekommen sind. Wir sind uns nämlich wirklich darin einig, die Sache voranzutreiben und zu einer Schulentwicklungsaufgabe zu machen. Das muss man in der Schrittigkeit auf allen Ebenen, die in dem Antrag beschrieben sind, durchdeklinieren.
Besonders freut mich auch, dass wir noch einmal einen Schwerpunkt auf die Frage gelegt haben, wie viele Mädchen und Frauen eigentlich Zugang zu diesem Feld bekommen. Mich hat die Ausstellung im Heinz-Nixdorf-Forum zu Ada Lovelace begeistert:
die Pionierin, die – man höre und staune – 1815 geboren und leider schon 1852 gestorben ist. Sie war die erste Programmiererin der Welt und hat sich auch damals schon mit einer kritischen Reflexion zu dem Thema „Maschinen“ zu Wort gemeldet. Sie hat gesagt: Mit den Maschinen muss man umgehen lernen. Man muss sie verstehen lernen, und deswegen muss man das Programmieren lernen.
In ihrer Biografie hat sie gegen sehr viele Widerstände dieses Bildungsfeld für sich erschlossen und ihren Beitrag dazu geleistet. Wenn wir es hinbekommen, dass mehr Mädchen und Frauen Ada Lovelace kennenlernen, wenn wir diese Wege öffnen und eine Begeisterung für das Feld naturwissenschaftlicher Bildung insgesamt hinbekommen, wenn nicht mehr damit kokettiert wird: „Ich kann kein Mathe, und ich kann kein Informatik“, sondern wenn diese Fächer zum wesentlichen Bestandteil unseres Weltwissens werden – und zwar schon bei den sehr jungen Kindern –, wenn altersgerecht – auch analog – das Thema „Programmieren“ gelernt und ein Verständnis dafür geschaffen wird – ich glaube, dann sind wir einen großen Schritt weiter, diese Welt zu begreifen und sie vor allen Dingen kritisch und aktiv mitgestalten zu können.
Deswegen bin ich dankbar für diesen gemeinsamen Antrag. Als Wertschätzung der Arbeit, die von dir in den letzten fünf Jahren geleistet worden ist, ganz herzlichen Dank auch für die immer konstruktiven Beiträge und für das Beharren darauf, dass es um die Sache geht. Danke, Monika!
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ja, Frau Dr. Bunse, Sie haben recht, das heutige Thema, gerade auch als Piratenantrag, ist nicht neu, aber – und da bin ich ganz bei Ihnen, werte Frau Beer – es lohnt sich, genauer hinzuschauen.
Es ist gut, dass schon im ursprünglichen Antrag die Piraten auf die Forderung nach einem Pflichtfach Informatik bei gleichzeitiger Streichung von Naturwissenschaften verzichtet haben.
Erfreulicherweise wird im vorliegenden Antrag sowohl in der ursprünglichen als auch in der dann geänderten Form ebenfalls auf das sonstige Ausspielen von Informatik gegen die Einbettung digitaler Anforderungen in anderen Fächern verzichtet. Daher können wir diesem Antrag sowohl in der alten als auch in der neuen Fassung viele positive Aspekte abgewinnen.
Die Sachdarstellung ist wohl weitgehend unbestritten. Gerade im MINT-Bereich haben wir unter RotGrün vollkommen unzureichende Aktivitäten erleben müssen.
Ich erinnere nur an SPD-Aussagen zu unserem Antrag, die MINT-Aktivitäten deutlich zu verstärken: Da wurde doch tatsächlich davon gesprochen, die FDPForderungen seien – ich zitiere mit Erlaubnis des Präsidenten – „überzogen“. Was für eine Verkennung der Wirklichkeit!
Selbstverständlich besteht ein deutlicher Fachlehrermangel, und laut Prognosen wird sich dieser Mangel gerade im MINT-Bereich noch zusätzlich verstärken. Dies gilt nicht zuletzt auch für das Fach Informatik. Das Schulministerium hat im Ausschuss letzte Woche den bereits heute hohen Anteil fachfremden Unterrichts an vielen Schulformen von deutlich über 50 % bis hin zu 70 %, 80 % erkennen lassen. Wer die Zukunft nicht verspielen will, muss auch hier die Anstrengungen für beste Bildung deutlich verstärken.
Der FDP ist es wichtig, dass Kindern und Jugendlichen verbindlich eine informatische Grundbildung vermittelt und möglichst mehr Informatikunterricht ermöglicht wird. Wir sehen mehr Informatik explizit nicht als Gegensatz, sondern als Ergänzung zu einem integrierten, vernetzten Ansatz digitaler Bildung in allen anderen Fächern.
Das zarte Pflänzchen des Modellversuchs „Informatik an Grundschulen“ haben wir daher immer begrüßt, aber auch frühzeitig eine Ausweitung angemahnt. Natürlich bedarf dies qualitativer Grundlagen. Daher unterstützen wir die Forderung, die verbindliche Aufnahme von Lerninhalten der informatischen Allgemeinbildung in den Unterricht der Grundschulen vorzubereiten.
Sehr geehrte Damen und Herren, wenn wir ehrlich sind, ist die Forderung nach Zulassungsbeschränkungen an den Hochschulen etwas überpointiert. Lediglich Münster ist nicht zulassungsfrei. Letztlich sind die Kapazitäten vorhanden, es fehlen die Studierenden.
Dennoch kann es nicht schaden, hier mit den Hochschulen in Gespräche einzutreten. Aus Sicht der FDP muss dabei klar sein, dass für Hochschulen gegebenenfalls zusätzliche Mittel bereitgestellt werden. Kapazitätsausweitungen dürfen nicht zulasten anderer Fächer gehen. Bei dem Punkt Lehramtszugangsverordnung ist es nun in eine Prüfung geändert worden. Das scheint uns auch sinnvoll. Hier darf natürlich nicht zulasten anderer Fächer agiert werden.
Wir wissen, dass in vielen MINT-Fächern laut Prognosen ein massiver Lehrermangel absehbar ist. Sicherlich besteht auch eine reziproke Affinität zwischen Informatik und anderen MINT-Fächern. Insofern scheint es auch uns nicht abwegig, eine solche Öffnung zu prüfen. Auch die nun nachträglich ergänzten Forderungen sind aus unserer Sicht mitzutragen.
Zusammengefasst: Der Antrag ist sicher nicht der Stein der Weisen, aber es geht in die richtige Richtung. Daher werden wir zustimmen.
Sehr geehrter Herr Präsident, werte Landeregierung, liebe Damen und Herren des Ministeriums, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bedanke mich für die bereichernde und schöne gemeinsame Arbeit in diesem Hohen Hause und wünsche Ihnen allen von Herzen alles Gute für Ihre weitere Zukunft.
Die Arbeit mit Ihnen hat mir sehr viel Freude gemacht. Mein ganz besonderer Dank gilt auch meiner Fraktion, die meine Arbeit stets mit Fachkompetenz und im Dialog, manchmal auch in der dialektischen Auseinandersetzung tatkräftig unterstützt hat. Ihnen allen ganz herzlichen Dank. Ich verabschiede mich. Auf Wiedersehen!
Vielen Dank, Frau Kollegin Schmitz. – Aber so schnell lassen wir Sie nicht gehen; denn Frau Kollegin Beer hatte sich noch zu einer Zwischenfrage gemeldet. Die werden Sie sicherlich zulassen.
Herzlichen Dank, dass Sie die Zwischenfrage noch zulassen. Liebe Frau Schmitz, mir war es nicht bewusst, dass das jetzt Ihre letzte Rede war. Ich hoffe, Sie entschuldigen – das ist meine Frage –, dass ich das nicht auch in meiner Rede erwähnt habe.
Ich möchte mich noch persönlich bedanken für die konstruktiven Gespräche und die freundliche und gute Zusammenarbeit. Danke schön!