Ebenen einzusetzen und gerade in Richtung Bundesregierung bzw. Ministerium für Bildung und Forschung die entsprechende Unterstützung einzuwerben. Das sollten alle Fraktionen, die diesen Antrag stützen, mit auf den Weg nehmen, um gegebenenfalls auch in NRW darüber zu beraten, dieses Projekt finanziell zu unterstützen.
Zum Abschluss meines Redebeitrags darf ich mich nochmals ganz herzlich bei den Kollegen Optdendrenk und Brockes, aber auch bei Herrn Bolte-Richter bedanken, dass sie diesen Antrag unterstützen. Das ist gute bilaterale Arbeit, gerade auch der Parlamentariergruppe Benelux. – Herzlichen Dank für die Zusammenarbeit und Ihre Aufmerksamkeit.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte mich zunächst einmal den Worten von Karl Schultheis anschließen und mich ganz herzlich bei der Parlamentariergruppe Benelux – ich darf noch Werner Pfeil ergänzen – bedanken; denn diese heutige Antragsinitiative geht maßgeblich auf das Engagement in der Parlamentariergruppe zurück und zeigt, wie wichtig unsere Parlamentariergruppen hier im nordrhein-westfälischen Landtag auch Brückenbauer sind, zum Wohle unseres Landes und für das geplante Großforschungsprojekt im Dreiländereck.
Dies unterstreicht auch das Beste an der Europäischen Union, nämlich eine Werte- und Wirtschaftsgemeinschaft in Europa, die dadurch herausgestellt wird, in der wir gemeinsam, auch mit dem großen Engagement von international vernetzt arbeitenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die an der Realisierung solcher ambitionierter Großprojekte arbeiten, dafür werben und die wir in dieser Kooperation, die für Wissenschaft ganz immanent ist, unterstützen wollen.
Ein Verbund zahlreicher deutscher Universitäten und Forschungszentren unter Leitung der RWTH Aachen – auch das Forschungszentrum Jülich wurde genannt – hat beim BMBF erste Mittel für die Konzeption des Großforschungsprojektes eingeworben. Das Projekt zielt darauf, bodengestützt statt satellitengestützt Gravitationswellen nachzuweisen. Albert Einstein – er ist schon genannt worden – hat vor etwas mehr als 100 Jahren seine allgemeine Relativitätstheorie aufgestellt. Im Jahr 2015 konnten diese Gravitationswellen dann nachgewiesen werden, und zwei Jahre später, 2017, gab es dafür den Nobelpreis.
Meine Vorredner haben einiges angesprochen, was im Antrag steht. Ich möchte einen Punkt aufgreifen, der immer wieder in der Diskussion mitschwingt. Ich meine folgende Frage: Welchen Nutzen ziehen wir denn zum Beispiel daraus, wenn wir bei der Verschmelzung von schwarzen Löchern erzeugte Schwingungen nachweisen können? Welchen Erkenntnisgewinn ziehen wir daraus? Oder welchen Erkenntnisgewinn ziehen wir daraus, wenn wir den Urknall selbst – Kollege Schrumpf hat darauf hingewiesen, dass auch das ein Ziel der Forschung ist – nachweisen können?
Im Grunde geht es um die Frage: Was bringt Grundlagenforschung unserer Gesellschaft? Was für einen Sinn macht Grundlagenforschung?
Menschen – in besonderer Weise Kinder; die können wir uns hier wirklich zum Vorbild nehmen – sind von Natur aus neugierig, wissbegierig, stellen alles infrage, und wir alle kennen diese berühmte Frage: Warum? Warum ist das so? – Die Wissenschaft liefert seit Jahrhunderten durch genaues Beobachten, durch das Aufstellen von Thesen, durch Experimentieren, durch den Ausschluss oder eben den Nachweis Antworten auf genau diese Fragen des Warum.
Seit Jahrhunderten entstehen aus diesen wissenschaftlichen Ergebnissen Innovationen, neue Technologien und wichtige Impulse auch für die angewandte Forschung an Hochschulen, in Forschungseinrichtungen sowie in Unternehmen.
Grundlagenforschung dient dem Erkenntnisgewinn. Aber gerade rund um ihre inzwischen meistens mit Großgeräten verbundenen technologischen Herausforderungen entstehen beispielsweise beim Bau von Anlagen oder bei der Entwicklung von technischen Verfahren oder Methoden unheimlich viele Innovationen, die für uns sehr wichtig sind.
Ein Beispiel sind adaptive Optiken, die zunächst bei Sternwarten eingesetzt wurden und später auch in der Mikroskopie aufgrund besserer Auflösung bahnbrechende Neuerungen ausgelöst haben. Weitere Beispiele sind die Entdeckung des Riesenmagnetowiderstandes zur Entwicklung von Terabyte-Festplatten und die Entwicklung der Laser, aus denen sich innovative Messverfahren entwickelten. Oder nehmen wir ganz simpel das Beispiel, das für uns alle heute ganz selbstverständlich ist: das Internet, das am CERN eigentlich nur als Beiprodukt entstanden ist, weil Wissenschaftler untereinander leichter miteinander kommunizieren wollten.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, eine aktuelle Studie zeigt, dass sich der Bau des Einstein-Teleskops, wie er von den Konzeptionsgebern geplant ist, nicht nur wissenschaftlich, sondern auch wirtschaftlich positiv auf die Euregio Maas-Rhein und Nordrhein-Westfalen auswirken kann. Für Nordrhein-Westfalen und die Euregio besteht die Chance, bei der Planung, beim Bau und beim Betrieb des Einstein-Teleskops
Deswegen – Herr Präsident, ich komme zum Schluss – wird die Initiative aus dem Dreiländereck von den Niederlanden, Belgien und den angrenzenden Provinzen und Regionen auch finanziell stark unterstützt. Ich finde, hieran sollten wir uns ein gutes Beispiel nehmen und beim Bund gemeinsam für die entsprechende Förderung werben. – Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Die Geschichte ist bereits von den Kolleginnen und Kollegen erzählt worden. Ich will das einmal etwas anders, wenn auch nicht abweichend, darstellen.
1916 ist die Existenz von Gravitationswellen in der allgemeinen Relativitätstheorie von Albert Einstein theoretisch nachgewiesen worden. Er selbst hielt es aber für unmöglich, dass diese jemals physisch nachgewiesen werden könnten.
100 Jahre später ist das erstmalig gelungen; in der Tat erfolgte der direkte Nachweis. 2017 dann gab es einen erneuten Nachweis. Jetzt existiert die Idee eines europäischen Einstein-Teleskops als neuester Generation, um Gravitationswellen nachweisen zu können.
Das Einstein-Teleskop wäre und ist ein Projekt der Spitzenforschung mit globaler Ausstrahlung. Es würde eine neue Ära der Astronomie und Astrophysik einleiten. Dadurch würden mindestens zehnmal bessere Messungen möglich, und es könnte in der Tat ein tausendfach größeres Areal des Weltalls untersucht werden. Es würde neue Erkenntnisse über das Universum und seine Entstehung liefern. Es würde Einblicke in die Phase direkt nach dem Urknall erlauben und die bessere Erforschung von Neutronensternen und Schwarzen Löchern ermöglichen, also die ganz große Frage der Metaphysik vielleicht ein bisschen präziser beantworten, die wir Menschen uns eigentlich stellen, seit es uns gibt: Woher kommen wir, und wohin gehen wir? – Das sind die ganz großen Fragen, die uns bewegen.
Dass dies europäisch angegangen wird, macht deutlich, welchen Spannungsbogen wir zurzeit in der Europapolitik beschreiben. Frau von der Leyen hat im Zusammenhang mit dem European Green Deal davon gesprochen, bis 2050 Klimaneutralität in Europa zu erreichen, sei vergleichbar mit der Landung auf
dem Mond. Es geht also darum, was wir Menschen – die Forschung, die Wissenschaft – leisten können, was möglicherweise über unseren Horizont hinausgeht.
Dass dies in Nordrhein-Westfalen und in Europa stattfindet, ist meiner Meinung nach allemal die Unterstützung des Landtages wert. Gerade in einer Zeit, in der die Wissenschaft als wichtigster Ratgeber für politische Entscheidungen vielfach infrage gestellt oder populistisch hinterfragt wird, ist das ein deutliches Zeichen für eine freiheitlich-demokratische Politik, die auf der Grundlage von wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Nordrhein-Westfalen sind bereits an der Konstruktion einzelner Elemente des Detektors beteiligt, unter anderem von der Universität Münster oder der RWTH Aachen. Dazu arbeiten sie mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der gesamten Europäischen Union zusammen, insbesondere aus den Niederlanden und Belgien. Forscherinnen und Forscher aus NRW könnten später in erster Linie und begleitend bei der Konstruktion und der Weiterentwicklung, aber auch bei konkreten Messungen und Auswertungen vor Ort tätig werden.
Insgesamt handelt es sich also um ein Projekt von herausragender wissenschaftlicher Relevanz und von großer Bedeutung nicht nur für die Region, sondern für die ganze Welt.
Mich persönlich und meine Fraktion würde es sehr freuen, wenn Nordrhein-Westfalen ein Teil dieses wahrhaft europäischen Projektes werden könnte. – Herzlichen Dank für die Unterstützung.
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Schön und klug haben Sie alle gesprochen. Herr Schrumpf hat seine Rede sogar noch mit Poesie garniert. Was wollen wir mehr? Ein schöner Abend hier im Parlament.
Den vorliegenden Antrag der vier Altparteien, die Landesregierung zu beauftragen, sich für den Bau des Einstein-Teleskops im Dreiländereck Aachen/ Lüttich/Maastricht einzusetzen, begrüßt die AfD ausdrücklich.
Sie haben natürlich mit der Ihnen eigenen Fürsorge oder Ignoranz gegenüber einem demokratischen Miteinander die AfD aus dieser Antragstellung herausgehalten.
Aber da irren Sie und zeigen, dass Sie unser Parteiprogramm nicht gelesen haben oder einfach nicht zur Kenntnis nehmen.
Die AfD-Fraktion begrüßt jede Form der Zusammenarbeit zwischen den europäischen Staaten, mit der die einzelnen Staaten auf Augenhöhe freiwillig und partnerschaftlich gemeinsame Projekte in Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft verfolgen und sowohl finanzielle Mittel als auch kluge Köpfe zusammenbringen.
Dieses europäische Projekt eines gemeinsamen Forschungsvorhabens ist genau von der Ausrichtung, wie es sich die AfD als gemeinsames Projekt zwischen europäischen Staaten vorstellt. Damit knüpft man ja auch an eine jahrhundertealte Tradition des Wissenschaftsaustauschs innerhalb Europas an. Man erzeugt Synergieeffekte durch die Zusammenarbeit zwischen mehreren Staaten.
In diesem Fall hat das Projekt neben den praktischen, organisatorischen und finanziellen Vorteilen vor allem auch eine tiefe symbolische Bedeutung. Der Euregio-Raum ist seit dem Frankenreich – Herr Schultheis, das wissen Sie auch – ein Gebiet, auf dem immer ein Austausch stattgefunden hat.
Grenzen spielten für Jahrhunderte gar keine Rolle. Sie waren zumindest durchlässig. Erst durch die beiden Weltkriege wurden die Grenzen wahrnehmbar und hinderlich.
Die Arbeit der Euregio ist nun die Grundlage, auf der die Zusammenarbeit zwischen den Beneluxländern und Deutschland intensiviert wird.
Die AfD-Fraktion begrüßt vor allem auch die Tatsache, dass sich die vier Altparteien modernen Forschungsprojekten öffnen. Sie werden uns dann immer an Ihrer Seite finden. Allerdings scheinen Sie in dem Bereich sehr selektiv vorzugehen. Denn einem anderen wichtigen modernen Forschungsbereich verweigern Sie sich einfach: der Forschung im Bereich moderner Kernkrafttechnologie.
Auch hier sollten Sie bereit sein, mit den anderen Staaten zusammenzuarbeiten, die nämlich nicht so leichtsinnig sind, ihre Energieversorgung dem Zufall zu überlassen. Mit dem Kernforschungszentrum
Jülich hatten wir einmal ein Kernforschungsinstitut, das weltweit Spitze war. Das ist Schnee von gestern und bedeutet einen riesengroßen Schaden für unser Land.