Protokoll der Sitzung vom 19.01.2000

Ziele - es sind gute Ziele_- nicht erreichen wird. Es wird.also keine schnelleren Verfahren und keine Personaleinsparungen geben. Wenn es nur eine Tatsacheninstanz gibt,_ werden-Prozesse noch aufwendiger und zeitintensiver bearbeitet und

_geführt werden müssen als bisher. Das bedeutet: Längere Verfahren und mehr Personal.- Das weißjeder Praktiker.

Man möge sich' vorstellen, ein Rechtsuchender aus Saarburg müsste wegen eines Streitwerts von 1 700 DM mitsamt Zeu

gen zur Berufu'ng bis _nach Koblenz anreisen. Hier drängen sich bereits verfassungsrechtliche Bedenken~ auf.

(Zu rufdes Abg. Pörksen, SPD)

Das steht in einem sehr engen Zusam·menhang mit dem Haushalt, weil suggeriert wird, dass· durch eine solche Reform Per

sonaleinsparungen möglich seien. Das ist eine Täuschl!ng, die wir uns nicht gefallen lassen dürfen.

·(Pörksen,_ SPD: Dann müssen Sie in Berljn Reden halten und nicht hier!)

Deshalb fordern !wir vom Justizminister eine klare Stellungnahmne und nicht Stellungnahmen, die mal so und mal so ausfallen. I..

(Vereinzelt Beifall der CDU) I.

M. D -ld_H_.... d P eme amen ur erren, em weiteres gravieren es' roblem in diesem Land - das ist hinlänglich bekannt- ist der. I... Strafvollzug und insbesondere· die dramatische_ Uberbe.legung unserer Ju~tizvollzugsanstalten. Es steht fest, die Baumaßnahmen, die jetzt ergriffen wurden, werden eindeutig. I.

zu spät ergriffen.; Jahr für Jahr wurde zugebracht und auf das Wunder einer sinkenden Zahl von Strafgefangenen gehofft.

Meine Damen uL Herren, das-Gegenteil ist eingetreten, mit der Folge, dass ldie Justizvollzugsanstalten jetzt aus allen Nähten platzen. Ich will das nicht im Einzelnen schildern, weil das bekannt ist: I Einzelzellen wurden zu Doppelzellen um

funktioniert, Sozialräume wurden zu Haftzellen usw. '.

Ganz neue Tön~ zum Strafvollzug ausländischer Häftlinge

I hört man s:it einjgen Wochen aus der Bundeshauptstadt Berlin: Ausländer sollen ihre Haftzeit in ihrem Heimatland verbüßen. - Das war von der Bundesjustizministeri.~ kurz nach

Weihnachten zu pören. Ziel des Vorstqßes ist es, die überfüllten deutschen Justizvollzugsanstalten zu entlasten. Die Vor-· stellung ist nicht1 Uninteressant. Die HaftverbüBung im Aus1

land ist billiger, d 1eu.tsche Haftanstaltenwürden entlastet und die Regelung hätte sicherlich auch eine nich't unbeachtliche präventive Wirku1ng auf ausländische Straftäter.

-Bekanntlich hatt~ der hessische Justiz~inister im Frühjahr des letzten Jahres eihen solchen Vorschlag bereits unterbreitet.'

! Damals war die Reaktion der SPD noch einhellig ablehnend. Meine Damen u1d Herren, unsere_ SPD im Landtag ist, nach~ dem der Vorschlag von der Genossin aus Berlin geKommen ist, wieder einm11 abgetaucht. Auch hier müssen Sie Farbe

·bekennen und ~agen, ob ~ie die Aufassung von Frau Dr. Däubler-Gmelin teilen; denn Strafvollzug ist ein landespolitisches Themt das im Zusammenhang mit dem Haushalt. I.. steht. Dem darfst die SPD im Land nicht verweigern.

- Die CDU-Fraktioh fordert eine ernsthafte Prüfung dessen,

I was auf Bundesebene diskutiert wird und wozu viele andere

bereits Stellung genommen haben. Ich erwarte eine klare Po

sition seitens der SPD im Land zu den Vorschlägen der eige

nen Bundesjustizministerin.

(Vereinzelt Beifall bei der CDU- PÖrksen, SPD: Ist das hier eine Fragestunde?)

Meine Damen und Herren, einstweilen können wir, solange

dfe Justizvollzugsanstalt~n hoffnungslos überbelegt sind, auf wohlformulierte Presseerklärungen· aus der Konservendos_e, zu hochtrabenden Resozialisierungsbemühungen gerne ver_: zichte.n. Angesichts der Tatsache, dass in Rheinland-Pfalz

noch nicht einmal die Grundstandards in Form von ausreichendem Haftraum, saniüiren Anlagen und Beschäftigungsmöglichkeiten gegeoen sind, ist es wirklich fehl am Platz; dass wir diese Presseerklärungen zu wirklich hochtrabenden Re2o

zialisierungsbemühungen über uns ergehen lassen müssen.

Zum Stichwort "Überlastung" der Justiz muss auch ein Feld angesprochen ·werden, das selten angesproc;hen wird. Ich möchte heute die Situation der Gerichtsvollzieher im Land ansprechen. Fest steht, dass es zu wenig Gerichtsvollzieh,er gibt. Vom Verband wurden uns in Einzelfällen Überlastungen von durchschnittlich 160% bis 210% berichtet. Gründe hierfür sind unter anderem der Aufgabenzuwachs, zum Beispiel die Übertragung der Abnahme d~r eidesstattlichen Versiche

rung auf die GerichtSvollzieher. Kurzfristige Abhilfe ist nicht in Sicht. Die Ausbildung daue0= drei Jahre. Die Gerichtsvoll

zieher beklagen ~ich zu Recht.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wer glaubt, dies sei in erster Linie ein Problem der Gerichtsyollzieher, der irrt. Hier entsteht Tag für Tag den Gläubigern ein wirtschaftlicher Schaden, wenn Vollstreckungsmaßnahmen· verspätet durch-· geführt werden.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, w~nn man seinen vor Gericht durchgesetzten Titef nicht mehr in angemessener Zeit realisieren kann, geht ein Stück Rechtsstaat verloren. Es ist nicht zu erkennen, dassdie Landesregierung ein Konzept vorlegen könnte, um diesem Problem zu-begegnen.

Meine sehr verehrten Damen Uf)d Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn diese von mir aufgezeigten Mängel be

stehen- daran besteht überhaupt kein Zweifel-, müssen wir auch darüber reden. Nicht darüber zu reden heißt, Missstände fortzuschreiben und weiter zu vergrößern. EinE!s steht fest: Die ~eche.zahlen im Ergebnis der Rechtsstaat und die Bediensteten.

Vielen Dank. (Beifall de-r CDU)

Vizepräsident.Heinz:

Für die SPD-Fräktion erteile ich Herrn Abgeordneten Redmer das Wort.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Der Justizhaushalt ist wie immer unspektakulär, aber nicht problemlos. Die Jus

tizpolitik.der \!'ergangenen Jahre erfolgte Qeräuschlos und ohne Skandale. Das alles kann aber nicht bedeuten, dass wir

.. wegschauen und uns nicht mit einzelnen punkten auseinan

. der setzen-müssen. Es kann gar nicht bedeuten, dass wir nicht Perspektiven für die Zukunft entwickeln müssen.

Dass die Opposition dies alles anders und viel problembeladener sieht, haben wir von dem. Kollegen Berg hören können. Das haben wir auch vor zwei Jahren von ·ihm hören können. Auch damals hat er ein Horrorszenario an die Wand gemalt. Herr Kollege Frey musste damals noch antworten. Der Kollege Caesar ~tand voll in der Schusslinie des Kollegen Berg, was er alles falsch gemacht hätte. Ich habe Ihre. Red_e gestern Abend nachgelesen. Schütteln Sie nicht den Kopf. Ich weiß, was Sie vor zwei Jahren gesagt haben. Sie haben massive Vorwürfe gegen das vorgebracht, was Herr Caesar an Rechtspolitik im Land gestaltet hat.

Wir haben die Rechtspolitik des Herrn Caesar vor mehreren· Jahren, vor zwei Jahren und in den letzten Wochen immer gleich beurteilt. Wir sind froh, dass der Kollege Mertin als

' neuer Justizminister den Weg des Kollegen Caesar weiter