Protokoll der Sitzung vom 20.01.2000

für, dass dies in der Bundesrepublik eintreten wird; denn. -sehr verehrte Frau Kohnle-Gros, wenn ich nach Baden

Württemberg schaue, dann ist die Welt ganz anders: Wenn ich nach Berlin schaue, dann vyird sie noch schlimmer. Wenn ich nach Niedersachsen schaue, dann bin ich nicht beruhigt. Ich sage das ausdrücklich. Ich sage Ihnen weiter, dass es Ländergeben mag, die so fest davon überzeugt sind, wie sie wollen, dass man es nicht tun sollte. Sie werden gar keine ande~e Chance mehr haben, wenn es dort praktiziert wird, als es-einzuführen. Dann ist aus meiner Sicht verantwortliche Politik, Herr Dahm, sich nicht hil}zustellen Ünd einem Minister zu un

terstellen, er will Studiengebühren einführen, weil er möglicherweise die fein formulierten Worte im routinemäßig buddhistischen Gebet nicht heruntergebetet hat, sondern dann -ist es aus meiner Sicht die politische Verantwortung, sich zu überlegen, wie-kann ich es in einer.Sftuation des Um- _

bruchs noch erreichen, um letzten Endes den zentralen Anteil

zu fixieren. Dies habe ich getan. Jetzt will ich - manchmal muss man in einer günstigen Situation schon das auskosten; was- mir leider- Herr Kuhn durch seine Bemerkung etwas im Effekt genommen hat, aber doch ganz auskosten- Ihnen die Pressemitteilung von dpa, die Frau Sager sofort in dieser Republik verbreitet hat; vorlesen.

(Zuruf von der SPD: Wer ist das?)

- Da~ ist eine Dame, die dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ange

h~rt und Wissenschaftsministerin in Harnburg ist.

Es heißt dort: -"Die Wissenschaftsministerin Sager.begrüßt den heute vom rheinland-pfälzischen Wissenschaftsminister Zöllner ins Gespräch gebrachten Vorschlag zur Einführung eines Studienkontenmodells im~Hochschulbereich als positiven Diskussionsansatz. Der Vorschlag sollte in den KMK~Bera

tungen zur bundesweiten Absicherung der Studiengebüh

renfreiheit au'fgegriffen werden." Die Wissenschaftsministerin Sager kommentierte den Vorschlag folgendermaßen: "Die Einführung von Studienkonten ist ein positiver hoch

, schulpolitischer Diskussionsansatz. Damit könnte der Versuch einer bundesweiten Absicherung der Gebührenfreiheit zum Erfolg gebracht und gleichzeitig ein wichtiger Beitrag zur

Studienr~form geleistet werden."

Herr Dahm, ,.Studienkonten", sagt Frau Sag er,.,stärken die Selbstbestimmung und individuelle zei~liche Gestaltung d~s Studiums. Außerdem wird der Wiedereinstieg in ein Studium

nach beruflichen oder familiären Studienpausen - übri"

gens ausgesprochen frauenfreundlich - erleichtert. Das Mo- dell schafftAnreize für eine kritische B.ewertung des Studienangebots durch die Studierendem und damit auch Impulse für eine Qualitätsverbesserung."

-(Beifall bei SPD und F.D.P.)

Meine sehr verehrten Damen 'und Herren, wenn wir uns-auf

das Niveau begeben, -in einer zentralen Zukunftsfrag~ dieses Landes nur zur billigen vordergründigen Profilierungmöglt-

cherweise bei einer Klientelgruppierung andere, wie mich, in Schubladen zu stecken, dass ich Studiengebühren mit diesem Vorschlag wollte, dann gibt es keine ernsthafte Diskussion mehr in diesem Haus.

(Beifall bei SPD und F.D.P.)

Es ist gut, das beziehtsich auf alle Parteien, das ist immer wie- ·

der schön, und- das ist das Schöne an der Demokratie, egal,'

·wo man bis auf einige ganz extreme Ausmaße politisch steht -die sind glücklicherweise in diesem Parlament nicht vertreten -, es gibt überall vernünftige Leute, vor allen Dingen dann, wenn_sie die Sachen auch machen müssen und nicht nur darüber reden brauchen. So weit-zu den Hochschulen.

(Beifall bei SPD u·nd F.D.P.)

Kommen wir jetzt zu dem Schulen. Auch bei den Schulen ist die Ausgangslage ähnlich wie bei den Hochschulen. Wir haben eine Steigerung in der Größenordnung von 6 %. Ich sage au-sdrücklich und nehme das auf, was Frau Brede-Hoffmann gesagt hat; ich darf Ihnen versichern, das ist keine billige Äußerung. Ich bin der festen Überzeugung, jeder im Kabinett

sieht und denkt genauso, dass diese Landesregierung und si

cher auch dieses Parlament, wenn es einen solchen Beschluss fasst, ge·rn noch mehr in diesen Bereich stecken würde. Nur, meine Damen und Herren; eine Diskussion Oberdie Schulpoli•

tik und die Problem~. die wfr in der Unterrichtsvers~rgung

hapen, unter der Überschrift zu führen, wie es tatsächlich immer wieder, glücklicherweise nicht heute in diesem Parlament, passiert ist, aber in der Öffentlichkeh, dass sie der Sparstrumpf der Landesregierung wäre, ist unverantwortlich.

Ich will Ihnen nur die Konsequenzen, Herr Dahm, aufzeigen, was passiert ist. Wenn es eine durchschnittliche Steigerung des Landeshaushalts in der Größenordnung von ungefähr 1,5% gibt und wir eine Größenordnung der Schule von 6% haben, dann bedeutet das - es reicht meis't;ens die Wahr

scheinlichkeitsrechnung aus, die Sie sich übrigens an einigen Stellen zur Plausibilität selbst machen können, da braucht man keine Anfragen zu stellen -, dass wir eine Grö~enord nung im Schulbereich von minqesteris 5 % mehr haben als der Rest. Das heißt, wenn der Schulbereich tatsächlich so behandelt worden wäre, die gleiche Steigerungsrate hätte, hät

te man 5 % weniger. Das ist nachvollziehbar. Es ist leicht nachvollziehbar, dass wir eine Größenordnung von ca. 4,5 Milliarden DM in diesem Bereich in der Schule haben; 5%

von dem ganz groß und rundgerechnet sind 200 Millionen DM. Das heißt, de:facto hat es eine Umlagerung innerhalb des Landeshaushalts von 200 Millionen DM oder ca. i 000 Stellen zugunsten der Schule gegeben. Das ist das, was dieser Landeshaushalt aussagt.

(Beifall bei derSPD)

Jetzt kann·man sagen, es sind noch 30 zu-wenig. Dann muss man aber auch sehen, dass 2 000 Stellen in diese Richtung marschiert sind: Dies ist eine langfristige Perspektive und Politik diesefLandesregierung.

·Herr Dahm, dann sollten, wir, ~enn wir die Spiele spielen, we

nigstens ehrlich.miteinander umgehen._ Die Zahlen, die der Ministerpräsident und ich genannt haben, sind Zahlen, die

. eher nach unten gerech-net sind. ln der öffentlichen Diskus

sion ließen s_ich gern auch die re~nen Haushaltszahlen verwenden, dann kämen wir zu Steigerungen im Personalbereich in der Größenordnung von 80 %. wir.haben schon alles herausgerechnet, was man durch Umschichtungen und durch haushaltsinterne Veränderungen letZten Endes abziehen kann.

Ich sage ausdrücklich öffentlich immer: Diese 43 % oder 45 % werden natürlich den Notwendigkeiten, wenn man im alten Stil vorangeht, der Schule nicht gerecht. Es ist selbstverständ

lich so, dass man natürlich auch die Tarifsteigerungen - Sie haben Obrigehs·vergessen, nachzufragen, Herr Dahm -,auch die strukturellen Veränderungen, die in jedem Haushalt stattfinden und ungefähr zu Steigerungen von 1 % bis 1,5 % jedes Jahr fahren, ohne dass eine einzige Lehrerwochenstunde vorhanden ist, noch abziehen muss. All d_as wird doch

Oberhaupt nicht bestritten. Jedoch 'b~legt die Schwerpunkt

setzunQ eindeutig, dass es ein Oberproportionales Wachstum gegeben hat.

Zu Ihrer konkreten Frage habe ich Ihnen konkret geantwor

tet, dass die Kleine Anfrage mit der Genauigkeit, mit der Sie das haben wollen und mit der Sie pfleg~n. nachzufragen, wegen der verschiedenen Umstrukturierungen und aufgrund der Ressortierung der Tariferhöhungen entweder in Zentralkapiteln oder im Kapitel des Wissenschafts- und BildungsVJinisters nicht beantwortbar ist. NatUrlieh hätte ich schätzen können, aber ich muss ehrlich zugeben, ich dachte, dass Sie die Schätzung, was dies wohl ausmacht, selbst vornehmen können. Diese Arbeit will ich Ihnen nicht abnehmen.

(Zuruf der Abg. Frau Bill, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN- Dr. Br

Strafarbeit; for Herrn Dahm !)

Ich glaube, wir haben mit dieser langfristigen Perspektive des

Haush~lts die Schule konzeptionell für die Aufgaben, die auf sie zukommen, fit gemacht, ohne die Probleme gelöst zuha- _