Protokoll der Sitzung vom 16.02.2000

zeichnen.

(Frau Grützmach er, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: · Leider, leider!)

Die geschlechtsspezifische Arqeitsteiiung und die strukturelle Benachteiligung von Frauen im öffentlichen Dienst wird nicht aufgebrochen und damit eben auch nicht die vorherrschende Männerquote reduziert.

Es bleibt dabei: Je höher die Karriereleiter, desto dünner wird die Luft für Frauen. Leitungsebenen bleiben weiterhin frauenfreie Zone, Fr;auenförderung_ wird in den Ministerien fast durchgängig allein mit Vereinbarkeit von Familie und Beruf- für Frauen, wohlgemerkt- gleichgesetzt.

Weiterhin gilt: Führungspositionen für die 'Männer und Teilzeitarbeit für die Frauen, damit sie den Herren E_ntscheidungsträgern auch weiterhin die- Familien- und Hausarbeit vom Hals halten können.

(Zurufe von der SPD- Frau_Grützmacher, BÜI\!DNIS-90/DIE GRÜNEN: - So ist es dcich! Sehen Sie es sicli doch einmal an!)

Meine Damen und Herren, ich 'kann beim besten Willen- ich würde es gern- zu keiner anderen Bewertung kommen. Das _ Landesgleichstellungsgesetz hat- als Steu-erungsinstrument versagt, weil es die soeben beschriebenen strukturellen. Schwachpunkte aufweist und auch noch viele andere, von denen ich heute nicht red~n kann. und die wir bei der Besprechung des Berichts noch- ausführlicher diskutieren müssen. Diese strukturellen Schwachpunkte müssen nun nach diesem niederschmetternden Bericht korrigiert werden.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN- Glocke des Präsidenten)

\f\!ir von BÜNDNIS 90/DlE GRÜNEN hab_en 1995 einen eigenen Gesetzentwurf vorgelegt, der diese Schwachstellen korril]iert hat; die in der damaligen Anhörung von Fachleuten schon heftig kritisier): worden waren und als ineffizient betrachtet wurden. Ich hoffe, Sie betrachten unsere damals schon sehr

wei1sichtigen Vorschläge heute vor dem Hintergrund dieses Berichts mit anderen Augen.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

-Präsident-Gr_imm:

Es spricht die Abgeordnete Frau Kipp.

Abg. Frau KipprSPD:

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Gestatten ~ie mir; dass ich zu der Vergehensweise von BÜNDNIS 90/DIE GRÜ

NEN zunächst einmal etwas sage. Dass Sie heute eine Aktuelle Stunde zu diesem !hema beantragt haben, kann ich nicht verstehen. (Zuruf der Abg. Frau Grützmach er,

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Sie haben'dies nur genutzt- das habe ich vorausgesehen-, um Ihre alten Meinungen und Vorurteile gegen-äas Landesgleichstellungsgesetz vorzubringen.

'(Beifall der SPD und der F.D.P.)

Ich kann keine Aktualität-darin sehen, wenn ich an 1991 anknüpfe und darüber meine Kritik loswerde.

(Zurufe def Abg. Frau Bill und Frau Grützmacher, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wir haben als SPD-fraktion im Frauenausschuss am 1. Februar erklärt, dass wir einen Antrag einbringen werden, dass dieser Bericht_heute oder morgen im Plenum als eigenständiger Ta

gesordnu.ngspunkt behandelt wird. Das -hätte dieser Bericht auch verdient.

(Beifall der SPD und der F.D.P;_- Zuruf der Abg. Frau Bill, BÜNDNIS 90/DE GRÜNEN)

Sie haben das gewusst, aber das hat Sie nicht davon abgehal

-ten, heute eine Aktuelle Stunde zu beantragen, um Ihre eige

ne Politik damit zu machen oder es zumindest zu versuchen.

(Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Frauenpolitik wollten wir · damit machen!)

Der Gipfel war, dass Sie gestern, also einen Tag vor der Aktu

ellen Stunde, eine Pressekonferenz zu dem Thema ge_geben haben. Das ist für. mich eine parlamentarische Vorgehenswei

se, die ich nicht nachvollziehen kann.

(Beifall bei der SPD- Zurufe von dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Die SPD-Fraktion ist der Meinung, dass dieser Bericht, der uns vom zuständigen Ministerium zugeleitet worden ist - nach

§ 20 des Landesgleichstellungsgesetzes ist nach viereinhalb Jahren erstmals ein Bericht vorzulegen-; ein ausgezeichneter Bericht ist. Dieser Bericht wurde dem Landtag zugeleitet, und es gab eine gemeinsame Pressekonferenz des Ministerpräsidenten und der zuständigen Frauenministerin. Ich bin mit beiden der Meinun-g, dass dies ein ausgezeichneter Bericht ist. Es hat noch nie so ausführliche Datenerhebungen zu einem Gesetz gegeben.

(Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DI_E GRÜNEN: Vielleicht sagen Sie einmal etwas - zu den Ergebnissen!)

Es war· eine Bestandsaufnahme, die_ wir ganz ·dringend brauchten, um weiterarbeiten zu können. Dieser Berichtwird als Grundlage dienen.

(Beifall der SPD und der F.D.P.)

Sie sfnd aber auf den Bericht überhaupt nicht eingegange~,

~ sondern haben diese ganzen ollen Kamellen gebracht, die Sie

schon 1991 zum Landesgleichstellungsgesetz verbreitet haben und auch bei der Verabschiedung des Gesetzes 1995 immer und immer mit den gleichen platten Sprüchen wiedergekäut haben. (Beifall bei SPD und F.D.P.)

Dieser Tiger, der nachher Bettvorleger oder Bettvorlegerio war, so müsste man- es eigentlich sagen, der zahnlose Tiger und die dünne Luft in den höheren Etagen kommen immer und immer wieder bei Ihnen. Mit Sprüchen istdie Frauenpolitik nicht voranzubringen.

(Beifall bei SPD und F.D.P.- F-rau Grützmach er, BÜNDNIS 90/PIE GRÜNEN: Das stimmt aber doch!)

Wir stehen nach wie vor zu dem- verabschiedeten Landes

gl~ichstellungsgesetz. Es ist nach wie vor richtig und zutreffend. Auch wenn Sie hundertmal anderer Meinung sind, es ist eines der erfolgreichsten Landesgleichstellungsgesetze, wenn nicht sogar das erfolgreichste.

(Frau Grützmach~r, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: in Rheinland-Pfalz!)

Es hat nach wie vor Bestand, allen Unkenrufen zum Trotz. Ich habe damals bei der Verabschiedung schon einmal gesagt, auch wir als-Frauenpolitikerinnen haben uns damals vehement gegen die so genannte Härteklausel gewehrt, uns dann aber überzeugen lassen, dass das der Garant dafür ist,

(Mertes, SPD: Die Garantin!)

dass dieses Gesetz verfassungskonform ist. Welchen Nutzen hätte uns ein Landesgleichstellungsgesetz gebracht, das im

Paragraphendschungel hängen geblieben wäre? So war dies

die Grundlage. Der Bericht liegt nun vor. Er beschönigt nichts, sondern zeigt die Erfolge-auf, die vorhanden sind, auch wenn Sie das bestreiten.

(Glocke des Präsidenten)