Protokoll der Sitzung vom 15.12.2000

den Pädagogen heftigst widersprochen.

(Beifall bei der CDU)

Ihre Erfahrung ist eine andere, eine gegensätzliche. Herr Minister, b~i der Vorlage der gesamten Fakten wir.d genau hin

zusehen sein. Der Umkehrschluss des Ministeriums allerdings, dass mim den ·potenziellen Vorteil kleiner Klassen einfach nicht genügend genutzt habe, ist im Grunde wiederum eine undifferenzierte Lehrerschelte. Schlüssiger scheint mir die Er· klärung, dass sich eine erfahrene Lehrkraft bei Unterrichtsausfall auf den Pflichtstoff beschränkt und die Wahlgebiete dieses Lehrplans zur Seite lässt. Dies ist wohl eher die Erklärung dafur; denn dieser Pflichtbere_ich ist auch geprüft worden.

Eine mutwillige Interpretation des Ministeriums· liegt meiner Meinung nach auch in der Bewertung der besten Ergebnisse im Gymnasium und in Integrierten Gesamtschulen vor. Die GRÜNEN haben daraus die Forderung abgeleitet,-das -Angebot integrierter Schulformen in Zukunft auszuweiten.

(Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Sehr richtig!)

Dem hat Herr Kuhn heftig widerspreche~. und zwar mit Recht widersprochen; denn er verweist darauf, dass die IGSSchüler durchweg schlechter. abgeschnitten haben. Herr Kuhn, Ihre Kritik richtet sich zwar gegen die GRÜNEN, Sie meinen ab~r mit Recht den e_igenen Minister.

(Beifall bei der CDU)

Ich will dies-auch mit Zahlen belegen. Der Anteil an den Spitzenleistungen im C-Teil des MARKUS-Tests bedeutet für Gym

nasien 37,9 %. Die IGS ist nur mit 25,5 % vertreten. Im Real

schulbereich haben die Realschulen und die Regionalen Schu

len Anteile von 15,2 % und 15,7 % bei den Besten, die IGS aber nur 6,7 %:Wenn das keine gravierenden Unterschiede sind, dann ist drei mal drei acht.

(ltzek, SPD: Ist das nicht so? Ich habe gemeint, es wäre so!- Mertes, SPD: Nah dran! Gebt ihm eine Chance!)

Herr Minister, erstaunlich ist übrigens, warum bei dieser Repräsentation nur die positive Spitzenleistung dargestellt wur

de. Ich denke, wir müssen uns auch mit dem unteren Sechstel beschäftigen. Die eben genannten Zahlen belegen eindeutig, dass bei der Gesamtschule offensichtlich weniger Schüler der oberen Begabungsebene angehören. Dies ist meiner Meinung nach eine Folge der Aufhebung des Drittelparagraphen. Ich denke, darüber sollten all die besonders nachdenken, die durchaus sehr wohl der IGS wohlgesonnen sind.

(Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Mein Gott, das sind doch Diskussionen von vor 20 Jahren!- Mertes, SPD: Seien Sie froh, dass er so nah dran ist!)

Lassen Sie mich noch etwas zu den Rückmeldungen sagen. Al~ leteilnehmenden Schulen und Lehrkräfte erhalten sie. Betei

ligte Mathematiklehrerinnen und -Iehrer erhalten zusätzlich eine differenzierte Rückmeldung zur von ihnen selbst unterrichteten Klas-se, und zwar an ihre Privatadresse. Ist diese differenzierte Rückmeldung nicht auch· für die Schulleitung wichtig, Herr Minister? Wie soll eine Schulleitung ihrer Verantwortung gerecht werden, wenn ihr die wichtigen Fakten vorenthalten werden. 1\lutzbare Hinweise für das Qualitätsmanagement zu. gewinnen, war Ihre erklärte Zielsetzung, Herr Zöllner. Das war absolut richtig. Dann müssen diese Er- gebnisse aber auch in aller Offenheit diskutiert werden.

So weit in der ersten Runde.

(Beifall bei der CDU- Bruch, SPD: Oh, es gibt noch eine zweite! - Mertes, SPD: Eine Schrecksekunde lang habe ich gedacht, Sie würden es nicht merken, dass er aufgehört hat!)

Für die SPD-Fraktion erteile ich der Abgeordneten Frau Schmitt das Wort.

Herr Prasident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Man musste eigentlich keine Prophetin sein, um das bewährte CDU-Prinzip auch hier wieder heraushören zu können, und zwar geht es im Grunde nach wie vor darum, zu behaupten, Nachrichten sind nur dann gute Nachrichten, wenn es schlechte Nachrichten sind. Wenn es bedauerlicherweise keine schlechten Nachrichten sind, wie jetzt bei der Auswertung von MARKUS, dann reden wir sie halt im bewährten Prinzip

_. sch I echt.

(Beifa11 bei der SPD- Bruch, SPD: So ist das!)

Das ist Ihr Verfahren. Das haben Sie heu1e wieder bestätigt.

Herr Lelle, Sie hätten gE!rn- das wurde eben auch noch einmal_ deutlich, gerade, was Sie in Bezug auf die IGSProblematik gesagt haben - ganz bestimmte Ergebnisse gehabt: Sie hätten gern Ergebnisse zum Unterrichtsausfall und zur Statistik gehabt. Sie hätten gern diesen Streit- das haben Sie-eben auch getan- um die JGS angekurbelt. Dann ist es anders gekommen.

Was mich vor allen Dingen verwundert - dies kritisiere ich auch, Ihre Ausführungen waren Beleg dafür-, dass Sie einen Monat nach der Pressekonferenz des Ministeriums 7,5 Minuten der Aktuellen Stunde nutzen wollen, um eine differen

zierte Bewertung dieser Auswertung MARKUS zu machen. Ich denke, das gehört in den Fachausschuss. Dort hätten wir differenziert darüber diskutieren können.

(Zuruf des Abg. Lelle, CDU)

Was Sie wollen, ist, im Grunde genommen all das wiederholen zu wollen, was Sie bisher an.. Plattheiten draufgehabt haben".

Ich darf noch einmal daran erinnern, in welchem Zusammenhang MARKUS steht. Ich darf auch an Ihren Antrag erinnern. Sie sagen, 800 000 DM sind in den.. Sand gesetzt". Sie haben all das bekommen, was Sie gefordert haben. Vorausgegangen im Oktober 1998 war ein einstimmiger Beschluss dieses Hauses, wir wollen- ein Qualitätssicherungssystem. Ein Jahr später haben wir ein Rahmenkonzept erhalten. Dann haben wir entsprechende Anträge gestellt, um MARKUS mit Inhalten z.u füllen. Sie wollten damals- der Antrag liegt Ihnen sicherlich noch vor-, um die Aussagekraft der Testergebnisse als Grundlage - ich dad zitieren - für danach einzuleitende Konsequenzen zu erhöhen, einen Vergleich der Schularten. Das hat der Minister gemacht. Jetzt passt Ihnen das Ergebnis nicht, und Sie sagen, trotzdem ist das Geld.. zum Fenster hinausgeschmissen". Diese Logik müssen Sie mir einmal erklären.

(Vereinzelt Beifall bei der SPD)

Herr Lelle, aus unserer Sicht haben Wir durchaus wertvolle Hinweise durch diese erste Auswertung bekommen. Sie wis

sen genau,-es ist nur eine erste Auswertung. Nach nur einem halben Jahr liegen erste Grobergebnisse vor. Mitte dieses Monats werden die Schulen genau diese Feinaus~overtung, zu der Sie soeben gefordert und moniert haben, dass sie noch nicht vorliege, und die Schulen wüssten überhaupt nicht, was im Detail an ihren Schulen zur Standortbestimmung gegeben

sei, liefern. Auf dieser Basis- dies wissen Sie- wird es zu Feinauswertungen kommen. ln der Tat werden wir noch einige Konsequenzen aus der Feinauswertung ziehen müssen. Ich

sehe das genau wie Sie, dass Sie sagen, wir müssen uns auch mit d_em unteren Sechstel im Leistungsbereich beschäftigen. Natürlich wollen wir überlegen, was geschlechtsspezifische Auswertung angeht. Aber gemach!

_(Zuruf aus dem Hause)

- Nein. Es ist wichtig, dass jetzt vor allen Dingen die beteiligten Schulen ihre Rückmeldungen geben, wenn sie denn ihre Ergebnisse eingesehen haben. Alles andere, was Sie bis Zl,! diesem Punkt interpretieren wollen, steht auf wackligen Füßen. Ich würde mich davor hüten, ~infach zu sagen,

800 000 DM sind.. zum Fenster hinausgeschmissen".

(Vereinzelt Beifall bei der SPD)

Herr Lelle; vor allen Dingen- dies ist a-us meiner Sicht das Ent-scheidende - wissen Sie, dass wir eine hohe Beteiligung an dieser Erhebung hatten. Sie wissen, dass zwei Drittel aller

Lehrerinnen und Lehrer diese individuelle, nur an sie gerichtete Auswertung -haben wollen. Indem Sie sagen, diese Ergebnisse sind lächerlich, ziehen Sie im Grunde alle mit hinein und sagen, es beschäftigen sich die mit lächerlichen Inhalten,

die sich um diese Auswertung und Umsetzung für ihren Unterricht bemühen. Das haben die Lehrerinnen und Schülerinnen nicht verdient, die sich hiermit intensiv befasst haben.

(Zuruf des Abg.l.:elle, CDU)

Von daher appelliere ich an Sie, nehmen Sie die Ergebnise ernst und leisten Sie einen eigenen Qualitätsbeitrag zur We-i

terentwic~lung des Schulsy5tems. Das hier war jedenfalls keiner.

(Beifall bei der SPD- Beifall der Abg.Erau Morsblech, F.D.P.)

Bevor die näcnste Rednerin das Wort ergreift, darf ich Gäste im rheinland-pfalzischen Landtag begrüßen, und zwar Mitglieder des F.D.P.-Verbandsgemeindeverbands Bad Marien- · berg sowie Schüler der Straße_nwärterklasse 98b der BBS Mayen.

Herzlich willkommen im Landtag!

(Beifall im Hause)