Protokoll der Sitzung vom 15.02.2001

Herzlichen Dank.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Da- dies meine letzte Rede ist, darf ich mir nun erlauben, einige Bemerkun

gen zu 26Jahren Arbeit in diesem Parlament zu machen. Mit diesem Redebei:trag zum Ruanda-Antrag aller Fraktioi'len -dies betone ich-ganz besonders- schließt sich der Kreis mei

nes politischen Wirkens in diesem hohen Hause. 26 Jahre, quasi die Hälfte der Ent11vicklungsgeschichte dieses Landes

Rheinland-Pfalz, habe ich in der _ CDU-Landtagsfraktion - 16Jahre als Mitglied der regierungstragenden Fraktion und zehn Jahre als Mitglied der großen Oppositionsfraktion- Verantllliortung für "unser wunderschönes, für unser reiches Land wahrgenommen. Ich habe meine Pflicht getan, wollte Anwalt

des Geme:inwohls-~ein und hoffe, dass ich dem V;;rtrauen, das mir- meine Partei und die W'ähiH ge~chEnkt haben, gerecht werden konnte.

Ich habe versucht- Sie sind Zeugen-, das zu sagen·, was ich gedacht habe, und habe getan, wa~ ich gesagt habe; und ich

habe immerwieder neu hinzugelernt. Dafür bin ich dankb:ir.

Wir leben in Eina Zeit ~chWieriger Entscheidungen, das heißt, wir ringen um den jeweils richtigen Weg angesicht::

_ globaler Ver3ndeningen. Ich möchte dies mit einigen Stich

worten feStmachen und verdeutlichen: Meine Damen und·Herren, Ein Viertel der Korallenriffe i:;t abgestorben. Mehr als 600 Milliarden Dollar Schäden weltw;oit haben berei~ die Klimaveränderungen nc.ch ~ich gezogen. 2,8 Milliarden Menschen leben von 2 Dollar pro Tag. 1,2 Milliarden Men~chen le

ben mit einem Dollar pro Tag. Alle fünf bis sieben Jahre ver

doppelt ~ich unser verfügbares Wissen, und die Weltbevölke

rung- so eine Prognose- wird bis zum Jahre 2020 etwa sieben Milliarden Menschen betragen.

- 20 % der Menschheit besitzt 80 % der Ressourcen und der Energie. 80 % der Menschheit besitzt 20 % der Ressourcen und der Energie.

- Dieses Ringen um den richtigen Wegangesichts diesa globa

le~ Herausforderungen hat mich immer auf eine Politik hin

gewie5en- wEnn Sie so wollen, wardie5 mein;;, politi~che Leit

kultur -,die-weitgehend korisensorientiert" ist. Ich habe stets

versucht, offen für andere f\1einungen zu öleiben. ·Die Men

schen mögen keinen parteiJ:Jolitischen Fundamentalismus.

Davon bin ich überzeugt.

Am 18. r\llai 2001 werde ich aus dem rheinland-pf3lzischen Landtag aÜsscheiden. ln die;;en 26 Jahren habe ich mich bemüht, manches in Bewegung zu setzen, in der Bildungspolitik, dann in der Urriwt:ltpolitik- das wi;sen noch viele, die im

-Hause sind -, nicht zuletzt in der Europa- und Entwicklungs

Mein Bestreben ~var e5 von Anfang an, den Wandel wertorientiert mit zu gestalten, dies als umweltpolitischer Spre" eher der CDU-Landtagsfraktion gemeinsam mit Klaus Töpfer - für uns war "Schöpfung bewahren" keine bloße Froskel -, fünUahre al~ Vorsitzender des Umweltausschusses d;;s Landtags und die letzten fünf Jahre als Vizepräsident dieses ho

hen Hauses. 5tets war ich in meinem politischen Lebenauf Ausgleich bedacht, wenn dies auch nicht alle meiner politi

~chen Wegbegleiter geschätzt haben, wie "Die Rhtöinpfalz" vermutet hat. Einige meiner politischen Wegbegleiter warEn der Meinung, zu sehr auf Ausgleich!

Ich darf midt über so manche Mitgestaltung und Teilhabe an Entscheidungsprozessen freuen, die in die Zukunft gerichtet waren und ;;ind. Exemplarisch da-rf ich das Landespflegegesetz nennen, auch das Ackerrandstreifenprogramm. Herr Mi

nisterpräsident und f:ierr Pr3sident, das nenne ich deshalb,

weil Sie dabei '.'l!aren. Noch heute klingt mir so manche un;achliche Kritik von Verbandsfunktionären in den Ohren.

Ich nenne weiter die Umwandlung der Erziehun9swissen

schaftlichen Hochschule _in die vierte Universität Koblenzl:,andau, ein damals mühsamer Proze;s- ich bin dankbar, das; ich daran mitwirken durfte-, eine bildungspolitische Perspek

tive im Rau '"!I Koblenz von überragender Bedeutung, wie sich

heute -~rweist, die Einrichtung der lnformation~technologie

an einer ehemaligen Pädagogischen Hochschule und schließlich auch das Herzzentrum Ludwigshafen, um da~ ich mich damals sehr b;;m üht ~aoe.

_26 Jahre politisches Leben haben mich ohne Zweifel auch

_ stark- geprägt. Ich habe Freundschaft und Sympathie erfah-.

ren. Wenige wahrto Freundschaften sind entstanden; -manche so genannte wahre Freundschaften sind zerbrochen.

Wie in and§.ren Leben~bereichen auch,sind mir bittere Erfah

.rungen und men~chliche Enttäuschungen nicht erspart ge

blieben: Gott ;;ei Dank gibt es auch im LebEn- ein Leben außerhalb und nach der Politik. Frau Dr.- Götte, Sie haben das ähnlich formuli;;;rt. Clemeris Nagel ist leider nicht hier.--Er ist meistens irgendwo. Wenn man ihn braucht, ist er nicht da.

(Zuruf von Ministerpr3~ident Beck)

- Ich kenne ihn zu gut. Er kommt vielleicht noch. Ach ja, dort steht er, abererhört nicht zu. Er hat eine hübsche junge Da

me bei sith in der Nähe. Das edel3rt alles.

(Heiterkeit und Beifall im Hause)

Auch mit Clemens Nagel zusammen bin ich wie Papst-Johan

nes XXIII. überzeugt: Nimm dich nicht so wichtig; Giovanni.

_ So geht gerade in diesen Tagen meine Bitte an Sie alle, die ?ie

im Wahlkampf streiten: Streiten Sie um-den richtigen Weg, machen Sie aber auch deutlich, dass es in existenziellen Fra

gen - ich habe einige davon genannt - große Übereinstim~