Protokoll der Sitzung vom 15.02.2001

-Drucksache 13/6824

Rahmenbedingung.:n für einen zukunftsfähigen Weinbau in Rheinland-l'falz gastalten

Antrag (Alternativantrag) der Fr::.ktion

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

- Druc"-sache 13/6818

Ich ert_eile der Berichterstatterin, Frau Mathilde Weinandy, das Wort. Die Fraktionen haben eine Redezeit von fünf Minuten vereinbart.

Herr-Prä~ident, meine Damen, meine Herren! Am 25. Januar lag der Antrag der Fraktionen der SPD und F.D.P. zur Marktund Chancenverbes:;erung des rheinland-pfälzi~chen Weins

vor. Der Ausschus~ beschloss mit den Stimmen der SPD und der F.D.P. bei Enthaltung der CDU und bei Ablehnung des

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN die Annahme des-Antrag;::.

Herzlichen Dank. (Beifall bei_ der CDU)

Ich erteile Frau Kollegin Baumann das Wort.

Herr Präsident, meine Damen und Huren! Die Red;:;kteure von Weinwirtschaft;zeitungen haben e:: meist leichter und

einfacher, Wahrheiten zu schreiben,_ als wir Politiker sie laut au;:sprechen können. Ich möchte ein Zitat von Herrmann Pilz von der ,_Weinwirtschaft" anbringen, der in der vorletzten Ausgabe geschrieben hat:

(Vizepräsident Heinz übernimmt den Vorsitz)

.,Ich habe eine Vision für den deutsdien Weinbau. Die deut

schen Erzeuger produzieren Weine, die ihnen die Verbrau

cher aus den Händen reißen, und EJzeuger und Vermarkter

-können gleichermaßen gut leben. Wie müs;:en solche Weine

be~chaffensein? Ein bedeutender deuteher Weinimporteur und Verm

sauber undfrisch-~ein, ohne Fehltöm:, gepaart mit einer angenehm belebenden Säure."

Er sagt weiter: "Da tiat der deutehe Weinbau ein Problem. Der Kern des Problems liegt darin begründet, dass zum Teil

-seit hhren am Markt, das heißt an den Wünschen der Ver

braucherinnen und Verbraucher, vorbei produziert wird."

Der Ausweg aus dieser -Krise kann nur eine klare, eindeutige

-Kundenorientierung ~ein; denn ~er Wurm muss dem Fisch

schmecken und nicht dem Angler.

(Beifall der SPD und der F.D.P.) _

Wichtig dabei ist auch, über den Telh:rrand hinauszuschauen. Was machen die anderen? Was machen die anderen weinbautreibenden Länder anders? Warum sind-wir gut, die anderen aber besser geworden?

E~ hat zum Beispiel in den Überseeländern massive Struktur

veränderungen gegeb§=n. r"1arken zeigen dem Kunden den Weg zum Wein. Qualität hat immer Priorität; Es gibt klare, durchdefinierte Produktionsrichtlinien, Keinei dieser Weine erscheint im unteren Preissegment, und wir brauchen eine Umorientierung in genau diese Richtung.

Die derzeitige Krise _ist besonder~ stark in einzelnen Regionen ausgepragt, und dort insbesondere für das Marktsegment Fasswein. Diese Krise geht nicht einfach vorbei. Die Krisende

stillation ist nicht das Allheilmittel, denn für mich jedenfalls

ist Wein ein genussvolles Getränk und nic_ht etwas, was krisendestilliert werden soll.

(Beifall bei SPD und CDU)

- Dadurch wird auch nicht alles wie früher, be_sonders wenn

man die Klagen-der Fas~weinaufkäufer ernst nimmt, die verstärkt darauf hinweisen, es gibt unterdurch:;chnittliche bis mangelhafte Qualitäten aufdem Markt.

Dies alles müssen wir den Winzern offen sagen. Die Wahrheit ist, den Wein, den sie produzieren, müssen sie selbst verkau-

fen. Wir, das heißt die Fraktionen der SPD und der F.D.P., bie

ten mit unseren weinbaupolitischen Forderungen Auswege hin zu mehr Kunden-, Markt- und Qualitätsorientierung, Um mehr auf den Markt und weniger auf den Staat zu setzen; denn letztlich bedeutet mehr Markt ein konsequentes Einge

~en-auf Kundenwünsche. Stattder Produktion steht das Pro

dukt mitseiner Marktgängigkeit im Vordergrund.

Diese Herausforderung werden Betriebe nur meistern, wenn

_sie zu- Kooperationen-bereit und fähig sind, diese einzuge

hen, und V.1enn sie- ganz eng, orientiertam-Kunden, dessen unterschiedliche Qualitätsansprüche erfüllen können.

-Diese Neuorientierung macht Umstrukturierungen notllven

dig, die in der Übergangszeit intensive Beratungen, UnterStützungen und gezielte Förderung~n _erfordern. ln diesem Bereich sehen wir uns, das heißt, die Politik, in der Pflicht. Ich

denke, das macht ünserAntrag seh(deutlich.

Ansonsten aber ist die Zielrichtung klar: Mehr Markt und we

niger Staatliche Interventionen. Die Politik wird den Weinmarkt letztlich nici:Jt5tabilisieren können.·

(ltzek, SPD; So-ISt es!) -_ Sie kann jedoch neue weinb-aupolitische Impulse setzen. Einen besonderen Stellenwert in unserem Antrag· nehmen die Kooperationen und der Vertragsweinbau ein. Zunächst ist die horizontale Kooperation-zu nennen, wenn sich beispielsweise zwei bis drei Winzer zusammentun und sich die Arbeit im Weinberg, die Kellerwirtschaft und die Vermarktung auf teilen; denn nicht jeder kann alles gleich guttun. Zum Zweiten ist die vertikale Kooperation zu nennen, in der eine Kette vom Erzeuger von Trauben über Winzergenossel')schaften oder Kellereien bis hin zum Leb~nsmitteleinzelhan-. del geknüpft wird. Dies hat Vorteile für alle. Es entsteh"!; eine

- BeWirtschaftung im geschlossenen Kreislauf.