....................................................................................................................... 516, 517 Abg. Creutzmann, FDP:........................................................................................................501, 513, 518 Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.........................................................................498, 502, 505 Abg. Dr. Geisen, FDP:...........................................................................................................524, 525, 526 Abg. Dr. Gölter, CDU:................................................................................................................... 496, 500 Abg. Dr. Schmitz, FDP:........................................................................................................................529 Abg. Dr. Weiland, CDU:........................................................................................................................520 Abg. Frau Ebli, SPD:............................................................................................................................501 Abg. Frau Kiltz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.........................................................................512, 522, 525 Abg. Frau Kipp, SPD:................................................................................................................... 534, 536 Abg. Frau Morsblech, FDP:...................................................................................................528, 532, 538 Abg. Frau Thelen, CDU:.......................................................................................................................541 Abg. Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.............................................................517, 520, 536, 540 Abg. Frau Weinandy, CDU:..................................................................................................................523 Abg. Fuhr, SPD:..................................................................................................................................530 Abg. Hohn, FDP:..................................................................................................................................499 Abg. Jullien, CDU:................................................................................................................................496 Abg. Lelle, CDU:.......................................................................................................................... 528, 529 Abg. Mertes, SPD:...............................................................................................................................519 Abg. Schwarz, SPD:............................................................................................................................510 Abg. Stretz, SPD:........................................................................................................................ 497, 523 Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................................................. 531, 533 Abg. Wirz, CDU:.......................................................................................................................... 508, 511 Bauckhage, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau:...............................506, 515, 521 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Frauen und Jugend:................................................................. 533, 542 Frau Conrad, Ministerin für Umwelt und Forsten:........................................................................... 503, 526 Präsident Grimm:............................................... 496, 497, 498, 499, 500, 501, 502, 503, 505, 506, 508, 510 511, 512, 513, 515, 516, 517, 518, 519, 520, 521 Vizepräsidentin Frau Grützmacher:..................... 523, 524, 525, 526, 527, 528, 529, 530, 531, 532, 533, 534 536, 538, 540, 541, 542, 543
Zu schriftführenden Abgeordneten berufe ich Nils Wiechmann und Alexander Fuhr. Herr Fuhr führt die Rednerliste.
Entschuldigt sind für heute die Abgeordneten Gerd Itzek, Anne Spurzem, Johannes Berg, Ute Granold und Staatsminister Professor Dr. Zöllner.
Ministerpräsident Kurt Beck wird die Plenarsitzung nach der Begrüßung des Präsidenten des Staatsrats der Republik Slowenien etwa gegen 16:15 Uhr verlassen, um mit diesem in seiner Eigenschaft als Bundesratspräsident ein Gespräch zu führen.
Meine Damen und Herren, zur Tagesordnung gestatte ich mir einige Hinweise. Die Fraktionen sind überein gekommen, die Punkte 5, 8 und 18 der Tagesordnung gemeinsam in der morgigen Sitzung nach der Fragestunde und der Aktuellen Stunde mit einer Redezeit von 30 Minuten je Fraktion zu behandeln.
Zu Punkt 6 der Tagesordnung, dem Staatsvertrag: Die Beschlussempfehlung des Innenausschusses wurde unmittelbar vor Sitzungsbeginn verteilt. Mit der Feststellung der Tagesordnung ist gleichzeitig die Frist gemäß § 54 Abs. 1 der Geschäftsordnung in Verbindung mit § 66 Abs. 1 der Geschäftsordnung abzukürzen.
Punkt 7 der Tagesordnung betrifft die Neuorganisation der Straßen- und Verkehrsverwaltung. Der Gesetzentwurf der Landesregierung – Drucksache 14/357 – wurde am Dienstag verteilt. Mit der Feststellung der Tagesordnung ist gleichzeitig die Frist gemäß § 51 Abs. 2 in Verbindung mit § 66 Abs. 1 der Geschäftsordnung abzukürzen.
Punkt 19 der Tagesordnung betrifft Gender Mainstreaming. Die Fraktionen sind überein gekommen, den Antrag bereits in der heutigen Sitzung zu behandeln.
Gibt es Bemerkungen zur Tagesordnung, Wünsche zur Änderung? – Das ist nicht der Fall. Dann kann ich die Tagesordnung so feststellen.
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich nehme Bezug auf die Abläufe in der letzten
Plenarsitzung, in der gegenüber der CDU-Fraktion seitens der Landesregierung der Vorwurf erhoben wurde, dass der Ministerpräsident durch die CDU-Fraktion zu einem unhöflichen Verhalten gegenüber dem Bundespräsidenten aufgefordert wurde, weil die CDU-Fraktion im Rahmen des Entlastungsverfahrens beanstandete, dass sowohl der Ministerpräsident
als auch der stellvertretende Ministerpräsident nicht anwesend waren. Wir haben dies zum Anlass genommen, den Landtagspräsidenten anzuschreiben, und der Landtagspräsident hat mit Schreiben vom 27. September entsprechend geantwortet. Herr Landtagspräsident, ich darf Sie bitten, dieses Schreiben dem Plenum zur Kenntnis zu bringen.
Herr Kollege Jullien, ein solches Verfahren ist nach der Geschäftsordnung nicht vorgesehen. Ich möchte zunächst auf Folgendes hinweisen:
Wir haben diesen Sachverhalt in der Sitzung des Ältestenrats am 27. September ausführlich miteinander erörtert. Diese Erörterung bzw. meine Stellungnahme ist dann in den Brief vom 27. September, den ich Ihnen geschrieben habe, eingeflossen. Wenn Sie damit einverstanden sind, bin ich gern bereit, diesen Brief auch den anderen Fraktionen des Hauses zur Verfügung zu stellen.
AKTUELLE STUNDE „Betriebsstörungen und Betriebssicherheit des Kernkraftwerks Philippsburg nach den Feststellungen und Entscheidungen der zuständigen Bundes- und Landesbehörden und ihre Auswirkungen in Rheinland-Pfalz“ auf Antrag der Fraktion der CDU – Drucksache 14/345 –
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Das erschwert ein bisschen die zusammenhängende Darstellung, weshalb ich um ein gewisses Verständnis für gewisse Unterbrechungen bitte.
Die aktuelle Diskussion über die Kernenergie in Deutschland hat seit dem 11. September zweifelsohne einen erschwerten Hintergrund. Sachverständige sagen, dass in 10 von 19 Anlagen kein vollständiger Schutz gegen den Absturz eines Kampfflugzeugs vorhanden ist und alle Kernkraftwerke in der Welt dem gezielten Angriff eines großen Passagierflugzeugs nicht Stand halten.
Diese aktuelle Diskussion überlagert den Atomkompromiss, den die Bundesregierung mit der Energiewirtschaft unter Einbeziehung der SPD-geführten Bundesländer geschlossen hat. Sie wissen, Mühlheim-Kärlich wird im Rahmen dieser Vereinbarung auf Dauer vom Netz gehen. Sie wissen, dass die Transporte nach La Hague und in die Zwischenlager Gorleben und Ahaus durch den Bau von Interims- und Zwischenlagern, beispielsweise in Biblis und Philippsburg, reduziert werden sollen.
Vor diesem Hintergrund sind die Vorgänge in Philippsburg zu sehen, die uns, die Öffentlichkeit und im besonderen Maße auch die Bevölkerung in der Vorderpfalz, in den letzten Tagen zunehmend beschäftigt haben. Vom 12. bis 27. August dieses Jahres ist der Reaktor Philippsburg 2 betrieben worden, obwohl die Voraussetzung für den Betrieb, ein funktionierendes Sicherheitssystem, nicht gegeben war. Nach Feststellung des Mangels ist der Reaktor nicht abgeschaltet worden; er wurde weiter betrieben, obwohl eine verantwortungsbewusste Würdigung zu dem Ergebnis hätte führen müssen, dass der Reaktor bei einem Leck des Kühlsystems mit einer erheblichen Wahrscheinlichkeit nicht mehr hätte beherrscht werden können.
Nach einer mit der Abschaltung verbundenen Revision zum Austausch abgebrannter Brennstäbe ist der Reaktor am 12. August wieder hochgefahren worden. Am 25. August ist in einem der vier Flutbehälter des Notkühlsystems festgestellt worden, dass die notwendige Konzentration an Borsäure nicht erreicht war. Am 27. August ist festgestellt worden, dass zwei weitere der vier Flutbehälter zu wenig Borsäure enthielten.
Meine Damen und Herren, tritt im Reaktorkühlsystem ein Leck auf, wird der Reaktor automatisch abgeschaltet. Abschaltstäbe, die in den Kern eingeführt werden, saugen die Neutronen auf, und das Notkühlsystem tritt in Kraft. Ist allerdings in den Flutbehältern des Notkühlsystems die notwendige Borsäurekonzentration nicht erreicht, werden die Neutronen nicht gebunden. Dies kann – es muss nicht sein, aber kann - dazu führen, dass der Reaktor, der durch die Nachzerfallswärme weiter erhitzt wird, sich wieder einschaltet. Dies bedeutet dann in der Tat die nicht auszuschließende Gefahr eines GAU, des größten anzunehmenden Unfalls, die Kernschmelze.
Meine Damen und Herren, natürlich kann man sagen, es gab kein Leck im Kühlsystem. Der Reaktor lief normal, aber ohne die vorgeschriebene Notkühlung. Dass das Unwirksamwerden der Notkühlung im Falle des Falles 14 Tage unbemerkt blieb und nach der Feststellung der Reaktor weiterbetrieben wurde, hätten alle Befürworter der Kernenergie, auch ich, in der zurückliegenden Zeit als böswillige Erfindung des Undenkbaren zurückgewiesen. Das Ganze hat sich nicht im unbewohnten Patago
nien in Südamerika abgespielt, sondern in Nordbaden, wenige hundert Meter Luftlinie von Rheinland-Pfalz entfernt, und die dem Kernkraftwerk nächstgelegene Gemeinde ist nicht Philippsburg, sondern das pfälzische Römerberg mit seinem Ortsteil Mechtersheim.
Nach dem behördeninternen Bekanntwerden wurde der Vorfall von den Verantwortlichen - das ist mein derzeitiger Sachstand - zunächst als bedeutungslos, Kategorie 0, eingestuft. Dies war lange Zeit auch die Auffassung des den Vorgang begutachtenden TÜV München. Auch das Umweltministerium in Stuttgart schloss sich zunächst dieser Bewertung an. Erst die Gesellschaft für Reaktorsicherheit schlug Alarm und erkannte die Dimension des Störfalls.
Der Bundesumweltminister Trittin und der badenwürttembergische Umweltminister Müller kamen am 6. Oktober, Sonntag vor acht Tagen, zu einer gemeinsamen Bewertung. Müller stellte am Montag der vergangenen Woche öffentlich „die fachliche Kompetenz des Betreibers in Frage“, ein wörtliches Zitat aus dem „Mannheimer Morgen“. Dies ist eine, wie ich meine, an Schärfe nicht mehr zu überbietende Bewertung.
Dieser Betreiber ist eine hundertprozentige Tochter eines Vorzeigeunternehmens, nämlich der Energieversorgung Baden-Württemberg.
Meine Damen und Herren, ich bitte um Nachsicht. Ich werde im weiteren Verlauf noch einmal auf den weiteren Vorgang eingehen und dann eine Reihe von Bitten an die Landesregierung richten, von der wir wissen, dass sie nicht zuständig ist, von der wir aber dennoch eine Stellungnahme und detaillierte Aufklärung auch gegenüber den zuständigen Gremien im rheinland-pfälzischen Landtag erbitten werden.
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Kollege Dr. Gölter, ich mache keinen Hehl daraus, dass wir leicht verunsichert waren, als ein solcher Antrag aus Ihrer Fraktion auf die Tagesordnung der Plenarsitzung gesetzt wurde. Wenn die GRÜNEN oder wir das getan hätten, hätten wir gewusst, was damit ausgesagt werden soll. So mussten wir abwarten, bis wir heute von Ihnen die Hälfte von dem gehört haben, was hinter Ihrem Antrag steckt.
Wenn wir plötzlich eine Öffnung erreichen würden, wenn wir uns vielleicht einmal in Ruhe über Risiken und Chancen unterhalten könnten – Sie wissen, wir nehmen die
Sie haben begonnen, den eigentlichen Vorgang zu schildern. Daher erspare ich mir dies. Sie haben angekündigt, dies nachher fortzusetzen. Insofern bringt es nicht viel, wenn wir uns all das noch einmal vorsagen, was wir in der Presse gelesen haben oder in den Gesprächen, die wir führen konnten, über den tatsächlichen Ablauf dieses meiner Meinung nach nicht zu verharmlosenden und in keiner Weise tolerierbaren Unfalls gehört haben, der in diesem Kernkraftwerk in BadenWürttemberg geschehen ist.
Wenn wir ein paar Wochen zurückdenken, wissen wir, dass sich die Welt verändert hat und sich die Einstellung eines jeden Einzelnen verändert hat. Was bis zur ersten Septemberwoche völlig undenkbar war, gehört plötzlich zu einem Schreckensszenario, das zuvor für uns überhaupt nicht vorstellbar war. Wir alle haben geglaubt, es gäbe bestimmte Räume, die diesen Aktionen einfach entzogen sind. Dass dies nicht der Fall ist, haben wir am 11. September in Amerika erleben müssen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, auch die Atomkraftwerke in der Bundesrepublik Deutschland sind nicht darauf ausgelegt, dass sie Terroraktionen und -anschlägen, wie sie in den USA verübt wurden, standhalten können. Sie sind auch nicht auf fahrlässige Betriebsleiter ausgelegt oder darauf, dass es Unternehmer gibt, denen das Geldverdienen wichtiger ist als die Einhaltung von Sicherheitsvorschriften.
Von den Terroranschlägen haben wir am 11. September erfahren, und es macht uns immer noch betroffen. Ich glaube, es gibt immer noch keine Vorstellung, wie man diesen Bereich wird herausnehmen können.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, aber die Punkte 2 und 3 sind gar nicht so sehr neu. Sie sind vielleicht in den letzten Jahren ein wenig in Vergessenheit geraten. Das, was in Philippsburg geschehen ist, zeigt uns ganz deutlich, dass es höchste Zeit ist, darüber zu reden und erneut darauf zurückzukommen.