Geothermie – ein Baustein im System der erneuerbaren Energien in Rheinland-Pfalz Antrag (Alternativantrag) der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksache 14/3387 –
Geothermie – eine zukunftsfähige regenerative Energieform Antrag (Alternativantrag) der Fraktionen der SPD und FDP – Drucksache 14/3401 –
Frau Präsidentin, meine sehr geehrte Damen und Herren! Der federführende Ausschuss für Wirtschaft und Verkehr hat in seiner 39. Sitzung am 10. November 2005 zu den drei vorliegenden Anträgen beschlossen, dem Landtag die Annahme eines Antrags in der ihnen vorliegenden Form in der Fassung der Vorlage 14/4840 mit dem Titel „Geothermie, ein wichtiger Baustein im System der erneuerbaren Energien für Rheinland-Pfalz“ zur Annahme zu empfehlen.
Der mitberatende Ausschuss für Umwelt und Forsten hat beschlossen, sich der Beschlussempfehlung des Wirtschaftsausschusses zur Annahme des Antrags anzuschließen. Ich bitte Sie um Ihre Zustimmung.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Die Herausforderung in der Energiepolitik, vor der wir stehen, ist, dass es uns gelingt, die Wirtschaft und die Umwelt, Ökologie und Ökonomie miteinander in Einklang zu bringen. Das bedeutet, dass wir auf der einen Seite auf erneuerbare Energien setzen. Das bedeutet auf der anderen Seite, dass wir ganz besonders auf effiziente Formen erneuerbarer Energien setzen, das heißt, vor allem auf grundlastfähige Formen. Das ist die eine Konsequenz daraus. Dieses Kriterium der Grundlastfähigkeit war und ist für die CDU immer ganz entscheidend.
Wir haben in Rheinland-Pfalz die große Chance, einen solch vernünftigen Weg mit der Geothermie, mit der Erdwärme einzuschlagen. Es gibt eine ganze Reihe von Vorteilen, die für die Nutzung dieser Energieform sprechen. Ich will nur einige nennen.
3. Wir können aus der Erdwärme nicht nur Strom, sondern Strom und Wärme gewinnen. Gerade die Kombination aus beidem macht die Sache wirtschaftlich so interessant.
4. Jetzt bin ich wieder bei der Grundlastfähigkeit angelangt. Die Erdwärme steht uns im Gegensatz zu manch anderer Energieform ständig zur Verfügung.
Es gibt gute Argumente, die für diese Energieform sprechen. Jetzt kommt eines hinzu. Wir haben in RheinlandPfalz insbesondere im Oberrheingraben ganz hervorragende geologische Bedingungen für die Nutzung dieser Energieform.
Meine Damen und Herren, die Erdwärme ist eine Chance für uns. Lassen Sie uns diese Chance konsequent nutzen. Lassen Sie uns der Erdwärme zum Durchbruch verhelfen. (Beifall bei der CDU)
Es wird sicherlich nicht alles von heute auf morgen gehen. Die Sache ist technologisch recht kompliziert. Wir haben heute die große Chance, langfristig für in ein paar Jahren die richtigen Weichen zu stellen. Das sollten wir tun. (Zuruf des Abg. Licht, CDU)
Die CDU hat im Juli 2004 mit einem Antrag dieses Thema in diesem Hause auf die Tagesordnung gebracht. Wir begrüßen, dass unsere Initiative nun in einen gemeinsamen Antrag aller Fraktionen, die im Parlament vertreten sind, gemündet ist. Das ist gut für unser Land.
Die einzelnen Maßnahmen sind sinnvoll, die in diesem Antrag eingebracht werden. Ich will nur drei Punkte herausgreifen.
1. Es ist sehr sinnvoll, dass ein Geothermieatlas erstellt wird. Dieser Atlas wird uns helfen, genauer zu erkennen, wo im Einzelnen in Rheinland-Pfalz gute Voraussetzungen und Chancen für die Erdwärme bestehen.
2. Das ist ein wichtiger Punkt. Wir müssen den Kommunen und den Unternehmen helfen, was die Information angeht. Es gibt Defizite in diesem Bereich. Wir müssen besser über die Chancen, Potenziale und Voraussetzungen informieren.
3. Es ist sinnvoll, dass wir die Investoren unterstützen bei der Umsetzung von Erdwärmeprojekten gerade in dieser Phase, in der wir uns befinden. Ich füge hinzu, es ist sinnvoll, dass wir die Förderung auf die Erstbohrungen konzentrieren; denn an dieser Stelle bei der Erstbohrung haben wir die Chance, einen effektiven Anreiz für die Nutzung dieser Erdwärme und dieser Energieform zu setzen.
Meine Damen und Herren, kurzum, die Erdwärme ist eine Energieform der Zukunft. Diese Zukunft kann zu einem guten Teil hier im Land, in Rheinland-Pfalz, liegen. Lassen Sie uns diese Chance nutzen.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich freue mich ganz besonders, dass nach langem Ringen die Fraktionen meinem Vorschlag gefolgt sind und sich zu einem gemeinsamen Antrag zusammengefunden haben, den wir heute hier verabschieden. Ich kann nur sagen: Was lange währt, währt endlich gut. – Ich bin auch sehr froh, dass während der Vorbereitungsphase dieses Antrags keine Fraktion die gereichte Hand der anderen zurückgewiesen hat, sondern ganz im Gegenteil, man hat konstruktive Kritik geübt, aber auch Vorschläge eingebracht, was letztlich zu diesem gemeinsamen Ergebnis geführt hat.
In meinen Augen war neben allen Beratungen und der Anhörung, die wir zu diesem Thema schon gemacht haben, die Fahrt des Umweltausschusses, begleitet von einigen Mitgliedern des Wirtschaftsausschusses, in die Toskana letztendlich entscheidend dafür, dass wir zu einem gemeinsamen Antrag gekommen sind. Durch den Besuch in dieser klassischen Region der Geothermie in Italien wurden bei einigen Abgeordneten Vorurteile abgebaut, und ein konsensfähiges Sachwissen konnte meines Erachtens aufgebaut werden, sodass das in meinen Augen die wichtigste Grundlage war, dass wir das gemeinsam jetzt auf den Weg bringen.
Zunächst einmal zu den Grundlagen an sich: Ich muss da einiges relativieren, das in meinen Augen bei dem Herrn aus der Fraktion der CDU immer noch in sehr naiver Form vorhanden ist. Die in der Erde gespeicherte Wärme ist nach menschlichem Ermessen unerschöpflich. Mit zunehmender Tiefe – das wissen wir – nimmt in der Erde die Wärme zu. Im Mittel sind es pro 100 Meter 3 Grad oder pro 1.000 Meter 30 Grad. An der einen oder anderen Stelle – dazu gehören bestimmte geologische Bedingungen – kann das schneller sein oder auch weniger schnell.
Die Bedingungen in Italien, wie wir sie vorgefunden haben, waren und sind optimal. In Lardarello ist diese geothermische Tiefenstufe sehr gering. Das heißt, hier nimmt die Wärme sehr schnell mit zunehmender Tiefe zu. Der dort geförderte Wasserdampf hat eine Temperatur von 250 Grad und einen sehr hohen Druck, also ideale Grundlagen für die Erzeugung von Strom. Wärme wird in der Toskana nur sekundär genutzt. Italien weiß diesen Fundus zu schätzen und baut auch die Stromerzeugung aus der Geothermie aus, was man absolut verstehen kann.
Meine Damen und Herren, so ideal – das muss ich deutlich sagen – sind die Bedingungen in Rheinland-Pfalz nicht. Aber Geothermie stellt für uns eine große Option auf lange Sicht hin dar.
Geothermie ist aber nicht emissionsfrei und ist auch nicht umweltneutral; denn wer die Toskana gesehen hat, weiß, dass diese Region sehr stark mit überirdischen Rohren verrohrt ist und es an allen Ecken zischt und rauscht. Ganz umweltneutral ist das nicht.
Nein, das müsste alles in der Tiefe verrohrt werden. Das sind wahnsinnig kostspielige Angelegenheiten.
Bekanntlich zählt der Oberrheingraben zu den idealen Gebieten auf der Erde, aber – ich hatte das erwähnt – diese geologischen Bedingungen und diese thermalen Bedingungen sind hier weitaus schlechter als in der Toskana. Im Mittel haben wir bei uns in einer Tiefe von 2.500 Metern nur 100 Grad Celsius, maximal 150 Grad Celsius. Mit diesen Temperaturen gibt man sich in der Toskana gar nicht erst ab. Das muss ich dazu sagen. Aber für uns ist es eine große Chance. Für uns kann man, wenn man einen zweiten Kreislauf, einen KalinaKreislauf, dranschaltet, auch gewisse Mengen an Strom erzeugen.
Meine Damen und Herren, die Geothermie ist eine zukunftsträchtige Form der Energiegewinnung für Rheinland-Pfalz. Mit dem Oberrheingraben hat RheinlandPfalz einen Standortvorteil, den es zu nutzen gilt. Da auch eine große Anzahl – das muss man deutlich sehen – von Wärmeverbrauchern durch die dichte Bevölkerung und die Industriedichte in der Oberrheinischen Tiefebene vorhanden ist – hier liegt zunächst einmal der Schwerpunkt, bei uns auf der Wärmenutzung, und der wird lange Jahre darauf liegen –, denke ich, dass der Oberrheingraben eine ideale Region für eine Referenzzone Geothermie in Deutschland ist. Das sagt auch dieser Antrag: dass wir uns alle dazu bekennen und alles in die Wege leiten werden und wollen, dass die Geothermie in Rheinland-Pfalz ausgebaut wird.
Meine Damen und Herren, Geothermie ist eine Chance und eine Möglichkeit der Energiegewinnung. Aber Geothermie kann nur ein Baustein in einem Energiemix aus erneuerbaren Energien sein.