Protokoll der Sitzung vom 25.09.2002

(Unruhe im Hause – Hartloff, SPD: Wenn Ihr jetzt gemeinsam sprecht! – Frau Brede-Hoffmann, SPD: Ich habe mich nicht gemeldet, Herr Kuhn hat sich gemeldet! – Kuhn, FDP: Wir können tauschen! – Lelle, CDU: Streitet Euch nicht, fangt an! – Beifall im Hause)

Wenn sich die Redner einig sind. Bitte schön, Herr Abgeordneter Kuhn.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Sie sehen, auch in dieser Frage sind wir uns einig. Das schiefe Bild, dass Herr Kollege Wiechmann zeichnen wollte, werde ich selbstverständlich korrigieren und deutlich machen, dass es für die FDP-Fraktion um ideologiefreie Behandlung dieses Themas geht.

Gestatten Sie mir zunächst einmal aus gutem Grund ein paar grundsätzliche Bemerkungen zu dem Thema „Lehrerausbildungsreform“. Meine Damen und Herren, diese Reform ist in Deutschland und in Rheinland-Pfalz zu Recht zum zentralen bildungspolitischen Thema geworden. Sie ist auch das Kernstück der Weiterentwicklung des Schulsystems in unserem Land. Ziel ist eine weitere Qualitätssteigerung unseres Schulsystems. Dies ist so in der Koalitionsvereinbarung festgelegt.

Zu diesem Thema gibt es eine bundesweite Diskussion. Der Reformvorschlag von Herrn Minister Zöllner, insbesondere die duale Ausrichtung der Ausbildung, ist das bisher überzeugendste Konzept, das uns deutschlandweit bekannt ist.

(Beifall der FDP und der SPD)

Das angestrebte duale System wird den Erfordernissen eines verbesserten Praxisbezugs gerecht und beseitigt bisherige Schwächen, die von allen zu Recht beklagt werden.

Ein enger Praxisbezug von Anfang an ist sinnvoll und notwendig. Wir brauchen eine enge Verzahnung zwischen theoretischer Ausbildung und der Vermittlung von methodischen, didaktischen Kenntnissen und der Entwicklung pädagogischer Fähigkeiten.

Nur so haben wir die Chance eines kontinuierlichen sinnhaften Aufbaus der Ausbildung und einer Weiterentwicklung bis in das Berufsleben hinein. Die notwendige weitere Professionalisierung liegt im Interesse der Schüler, aber auch der Lehrer in ihrem anspruchsvollen und schweren Beruf. Sie sind selbst Schlüssel für eine deutliche Qualitätsverbesserung eines weiterentwickelten Qualitätsmanagements.

Meine Damen und Herren, über den dualen Ansatz hinaus bietet das vorgeschlagene Modell eine große Chance, in der Bachelorphase zu mehr Flexibilität zu kommen. Positive Synergieeffekte können in der Tat genutzt werden.

Der Charme des von Herrn Minister Zöllner vorgeschlagenen Modells besteht insbesondere darin, dass es offen ist für mögliche Verbesserungen, und zwar, ohne das Gesamtkonzept in Frage zu stellen. Das hat Herr Minister Zöllner von Anfang an deutlich gemacht.

(Beifall der FDP und der SPD – Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Genau!)

Das ist der Kern des Ganzen.

Die FDP-Fraktion ist dankbar für die Offenheit und die breite öffentliche Diskussion, auch politische Diskussion in diesem Zusammenhang. Insofern bedanken wir uns für die beiden Aktuellen Stunden, etwas weniger bei den Grünen, die es immer noch nicht gelernt haben, eine Aktuelle Stunde richtig zu formulieren,

(Beifall der FDP und der SPD – Zuruf der Abg. Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

aber vielleicht bekommen sie das noch hin.

Meine Damen und Herren, das Gespräch mit Personalräten, mit Hochschulen, mit Studienseminaren, Verbänden, aber auch politischen Gremien ist notwendig und so gewollt; denn das Schulsystem wird für die nächsten Jahrzehnte durch diese Reform nachhaltig geprägt.

Wir bedanken uns bei Herrn Minister Zöllner für das Angebot – das Angebot gilt für alle -, diesen Vorschlag rückhaltlos zu diskutieren, und für die Aufforderung, sich zu beteiligen.

(Beifall der FDP und der SPD)

Hierbei vermisse ich die konstruktive Mitarbeit der beiden Oppositionsfraktionen.

(Zuruf des Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Meine Damen und Herren, die FDP-Fraktion beschäftigt sich seit Beginn dieser Legislaturperiode intensiv mit Reformkonzepten und beteiligt sich aktiv an diesem Meinungsbildungsprozess. Unsere Vorschläge sind bekannt. Ich möchte an dieser Stelle, weil wir uns nicht über Zeitungen unterhalten oder verständigen wollen, für eine vernünftige Modifikation werben.

Es ist eine Modifikation, die völlig ideologiefrei ist und nichts mit den Interessen von Lehrerverbänden zu tun hat. Die FDP-Fraktion ist absolut unabhängig in ihrem bildungspolitischen Handeln.

(Glocke des Präsidenten – Beifall der FDP und der SPD – Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das ist ein guter Schlusssatz!)

Meine Damen und Herren, jetzt können Sie in der zweiten Runde natürlich gespannt sein, wie meine Vorschläge aussehen.

(Beifall der FDP und der SPD)

Es spricht nun Frau Abgeordnete Brede-Hoffmann.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Am Ende dieser Diskussion werde ich noch lernen, wie die Reihenfolge aussieht. Ich hätte die Kollegen von der CDU erwartet.

Vielen Dank für den Hinweis, Frau Kollegin.

Bitte schön.

(Beifall der CDU – Mertes, SPD: Man hilft sich, wo man kann!)

Man lernt nie aus.

Die Diskussion zum Thema „Lehrer- und Lehrerinnenausbildung“ befände sich im Moment in einer Arbeitsphase, so dachte ich zumindest in einer der letzten Plenarsitzungen, als wir einen SPD-Antrag beschlossen. Sie befindet sich auch in dieser Arbeitsphase.

Wir haben einen Vorschlag des Ministeriums vorgelegt bekommen, sowohl im Ausschuss als auch im Plenum. Wir befinden uns in der Diskussion mit allen Beteiligten, die für Schule und für Lehrer- und Lehrerinnenausbildung zuständig sind, um an diesem Vorschlag des Ministeriums zu arbeiten.

Es ist sicherlich kein verwunderlicher Prozess. Es fällt jedem, mit dem wir sprechen, ein, an welcher Stelle eine kleine Änderung doch angemessen wäre, und jeder kann diese kleine Änderung aus seiner ganz interessengeleiteten Sicht begründen.

Das ist legitim, richtig und gut so; denn wir wollen mit allen an Lehrer- und Lehrerinnenausbildung Beteiligten, den tatsächlich besten Weg ausloten.

(Beifall der SPD und der FDP)

Insofern finde ich die Diskussion, die die GRÜNEN zu einer ganz erstaunlichen Formulierung einer Aktuellen Stunde gebracht hat, dass nämlich ein Alternativvorschlag in einem kleinen Punkt eine Verhinderung sein würde, eine etwas erstaunliche Diskussion. Wenn das immer so wäre, dann gäbe es wirklich so gut wie keinen Fortschritt durch Diskussion.

Das habe ich übrigens ganz anders gelernt. Rede und Gegenrede sollten bei mir immer in den positiven Kompromiss münden. Ich denke, wir befinden uns auf diesem Weg.

(Beifall der SPD und der FDP – Zurufe von dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Lassen Sie mich einiges noch einmal betonen. Ich möchte unterstreichen, was mein Kollege Kuhn gesagt hat,

(Zuruf des Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

dass das vorgelegte Konzept von Herrn Minister Zöllner – was bis jetzt im Vorschlag vorhanden ist – das bisher interessanteste ist, das in der Bundesrepublik diskutiert wird, das in sich schlüssigste und interessanteste.

(Beifall der SPD und der FDP)

Weil es so qualitativ hochwertig ist, ist auch die Diskussion an diesem so vielfältig möglich. Wäre es nur ein kleines loses Papier, wären nicht so viele Menschen interessiert, mit uns darüber zu reden. Dieses Konzept ist so hervorragend, dass wir spüren, dass die Diskussion daran interessant ist.

(Beifall der SPD und der FDP – Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Frei heraus!)

Dieses Konzept – das möchte ich betonen – setzt die Ziele um, die wir in unserem Antrag sowohl in der letzten Legislaturperiode als auch in dieser formuliert hatten. Es setzt sie alle so um, dass wir die Umsetzung hochinteressant finden.

Durch die Zusammenführung von Theorie und Praxis in der Hochschule ist es ein dualer Bildungsgang geworden. Es ist dadurch ein verknüpfter Studiengang geworden, dass Zentren für Lehrer- und Lehrerinnenausbildung diese Klammer institutionaliert herstellen können.

Es ist ein Bildungsgang mit einer hohen professionalisierten Ausrichtung geworden. Diejenigen, die sich in einem solchen Bildungsgang für ein Studium als Lehrerin oder Lehrer entscheiden werden, machen dies mit der Entscheidung für den Beruf der Lehrers oder der Lehrerin und mit einer fachwissenschaftlichen Orientierung zum Beispiel des Mathematikers oder des Phys ikers oder der Mathematikerin oder der Physikerin. Vorrangig ist aber die Entscheidung zum Lehrer und zur Lehrerin.

(Beifall bei SPD und FDP)

Ich glaube, wir haben aus PISA am allerersten gelernt, dies brauchen wir in der Bundesrepublik Deutschland wirklich. Wir brauchen Menschen, die in unseren Schulen mit der ganzen Leidenschaft für das Lehren, für das Beibringen und für das Vermitteln von Inhalten unterrichten. Diese Leidenschaft muss größer als die Leidenschaft für das Fach sein, mit dem sie sich beschäftigen.