Protokoll der Sitzung vom 04.12.2002

...................................................................................................................2399, 2403 Abg. Bracht, CDU:.......................................................................................................... 2356, 2362, 2364 Abg. Creutzmann, FDP:.................................................................................................. 2381, 2383, 2401 Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................... 2369, 2376, 2380 Abg. Dr. Geisen, FDP:...............................................................................................................2397, 2398 Abg. Dr. Schmitz, FDP:.............................................................................................................2391, 2404 Abg. Dr. Weiland, CDU:.............................................................................................................2378, 2383 Abg. Frau Brede-Hoffmann, SPD:.......................................................................................................2406 Abg. Frau Grützmacher, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.............................................. 2395, 2398, 2400, 2402 Abg. Frau Morsblech, FDP:................................................................................................................2409 Abg. Frau Schäfer, CDU.....................................................................................................................2399 Abg. Frau Thelen, CDU:............................................................................................................2385, 2389 Abg. Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.............................................................. 2358, 2365, 2382 Abg. Fuhr, SPD:................................................................................................................................2366 Abg. Hartloff, SPD:....................................................................................................................2408, 2409 Abg. Hohn, FDP:.......................................................................................................................2368, 2375 Abg. Itzek, SPD:.......................................................................................................................2357, 2364 Abg. Kuhn, FDP:.......................................................................................................................2359, 2365 Abg. Lammert, CDU:..........................................................................................................................2378 Abg. Lewentz, SPD:...........................................................................................................................2379 Abg. Licht, CDU:................................................................................................................................2367 Abg. Marz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:....................................................................................2386, 2389 Abg. Mertes, SPD:.............................................................................................................................2373 Abg. Pörksen, SPD:........................................................................................................ 2396, 2400, 2403 Abg. Rösch, SPD:..............................................................................................................................2388 Abg. Schmitt, CDU:............................................................................................................................2374 Abg. Schneiders, CDU:......................................................................................................................2396 Abg. Schreiner, CDU:.........................................................................................................................2405 Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:..........................................................................2403, 2408 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Frauen und Jugend:.......................................................................2404 Frau Conrad, Ministerin für Umwelt und Forsten:.................................................................................2370 Frau Dreyer, Ministerin für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit:....................................................2392 Galle, Bürgerbeauftragter...................................................................................................................2377 Mertin, Minister der Justiz:..................................................................................................................2401 Mittler, Minister der Finanzen:.............................................................................................................2360 Präsident Grimm:............................................2356, 2357, 2358, 2359, 2360, 2362, 2364, 2365, 2366, 2367 2368, 2369, 2370, 2373, 2374, 2375, 2376, 2377, 2378, 2379 2380, 2381, 2382, 2383, 2384 Vizepräsidentin Frau Hammer:.........................2385, 2386, 2388, 2389, 2391, 2392, 2394, 2396, 2397, 2398 2399, 2400, 2401, 2402, 2403, 2404, 2405, 2406, 2407, 2408 2409, 2411 Zuber, Minister des Innern und für Sport:....................................................................................2384, 2398

35. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 4. Dezember 2002

Die Sitzung wird um 14:01 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Guten Tag, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich eröffne die 35. Sitzung des Landtags RheinlandPfalz.

Zu schriftführenden Abgeordneten berufe ich Heike Raab und Erwin Rüddel. Letzterer führt die Rednerliste.

Entschuldigt sind für heute die Abgeordneten Anne Kipp, Renate Pepper, Günther Ramsauer und Franz Schwarz.

Ich freue mich sehr – sicher auch in Ihrem Namen –, einer Kollegin zu ihrem heutigen Geburtstag gratulieren zu können. Es handelt sich um Frau Margit Mohr. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!

(Beifall im Hause)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, zur Tagesordnung ist lediglich darauf hinzuweisen, dass die Nummer 5 der Mündlichen Anfragen – Drucksache 14/1698 – am Freitag nur behandelt werden kann, wenn die Landesregierung zur Beantwortung bereit ist. Gibt es sonstige Hinweise zur Tagesordnung?

Die Antrag stellende Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat beantragt, Punkt 36 der Tagesordnung – Drucksache 14/1651 – ohne Aussprache zu behandeln. Nach der Aktuellen Stunde soll ohne Aussprache darüber abgestimmt werden. Wenn sich dagegen kein Einwand erhebt und auch sonst keine Änderungsvorschläge gemacht werden, dann stelle ich die Tagesordnung so fest.

Ich rufe Punkt 2 der Tagesordnung mit dem ersten Thema auf:

AKTUELLE STUNDE

„Die aktuelle Finanzlage des Landes Rheinland-Pfalz“ auf Antrag der Fraktion der CDU – Drucksache 14/1658 –

Für die Antrag stellende Fraktion spricht Herr Abgeordneter Bracht.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Staatssekretär im Finanzministerium, Herr Dr. Deubel, hat in der gestrigen Sitzung des Haushalts- und Finanzausschusses den Ausschuss darüber unterrichtet, dass sich die Einnahmenentwicklung des Landes im November dramatisch verschlechtert hat. Die 650 Millionen Euro Mindereinnahmen, die in der Steuerschätzung

schon einkalkuliert waren, würden in der Realität weit übertroffen.

Die Novembereinnahmen lägen mit minus 7,5 % – gleich 50 Millionen Euro – unter den Vorjahres-Novembereinnahmen. Da man sowohl bei der Haushaltsplanung als auch bei der Steuerschätzung aber von im November steigenden Einnahmen gegenüber dem Vorjahr ausgegangen sei, sei das Loch, das jetzt zusätzlich entstanden sei, erheblich größer als die besagten 50 Millionen Euro.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, damit steigt das von der Regierung eingestandene, von uns nicht in seiner Dramatik, aber in seiner Tendenz vorhergesehene Defizit des laufenden Haushalts von 650 Millionen Euro auf unserer Schätzung nach mindestens 730 Millionen Euro bis 750 Millionen Euro.

Da die Regierung auch für den Dezember bei ihrer Schätzung von steigenden Einnahmen gegenüber dem Vorjahr ausgegangen ist, man jetzt aber glücklich sein dürfte, wenn sie denn gleich blieben, was nicht zu erwarten ist, gehen wir davon aus, dass am Ende des Jahres tatsächlich Mindereinnahmen und damit ein zusätzliches Defizit von mindestens 850 Millionen Euro entstanden sein werden.

Meine Damen und Herren, vor diesem Hintergrund und der schon im Haushalt einschließlich Nebenbetrieben eingeplanten Nettokreditaufnahme von rund 1,2 Milliarden Euro nehmen sich Ihre Sparbemühungen in diesem Jahr von 230 Millionen Euro wie Kleckerbeträge aus.

(Beifall der CDU – Itzek, SPD: Das hat er nicht gesagt!)

Man muss sich das einmal vorstellen. Herr Ministerpräsident, Sie sollten zuhören. Diese, Ihre Landesregierung wird am Ende dieses Jahres die Verschuldung des Landes um mindestens 1,7 Milliarden Euro, wenn nicht 1,8 Milliarden Euro, trotz Einsparung von 230 Millionen Euro hochgeschraubt haben.

(Zuruf des Ministerpräsidenten – Zuruf des Abg. Schweitzer, SPD)

Das sind rund 3,5 Milliarden DM nach alter Rechnung, meine Damen und Herren. Das ist eine schlichte Katastrophe. Das hat es in der Geschichte dieses Landes noch nicht gegeben. Das ist eine Katastrophe.

(Beifall der CDU)

Jetzt kommen Sie mir nur nicht schon wieder mit dem Argument, dass nur die Weltkonjunktur schuld daran sei. Herr Ministerpräsident, Herr Finanzminister, das ist verlogen.

(Itzek, SPD: Ach ja, verlogen!)

Natürlich hat die Weltkonjunktur daran einen Anteil, aber der Grund für die dramatischen Ausmaße liegt in Ihrem eigenen Handeln. Sie höchstpersönlich haben im Frühjahr die Hand der Opposition, die Ihnen mit einem Ta

bleau von Einsparmaßnahmen entgegengestreckt war, ausgeschlagen.

(Frau Schmitt, SPD: Welches Volumen hatten die denn?)

Liebe Frau Schmitt, ich gebe zu, die gut 100 Millionen Euro, die wir vorgeschlagen hatten, hätten das Problem nicht gelöst,

(Frau Schmitt, SPD: Aha, aha!)

aber sie wären ein Beitrag gewesen, es zu lösen. Das Problem wäre heute nicht so groß, wie es ist.

(Beifall der CDU – Zuruf des Abg. Schweitzer, SPD)

Herr Ministerpräsident, Herr Finanzminister, Sie höchs tpersönlich haben im Bundesrat Ihre Hand für eine Steuerreform gehoben, die nicht nur maßlos ungerecht ist und die Stütze unserer Wirtschaftsordnung – den Mittelstand – kaputtmacht, sondern die zudem die Eckpfeiler der Staatsfinanzierung über den Haufen wirft.

(Mertes, SPD: Damals war es Ihnen nicht genug!)

Sie sind auch dafür verantwortlich.

So sind Sie in logischer Konsequenz auch dafür verantwortlich zu machen, dass die aktuelle Arbeitsmarktentwicklung – wir haben gerade heute die aktuellen Zahlen gehört – so dramatisch ist, wie sie ist.

(Zuruf der Abg. Frau Schmitt, SPD)

Meine Damen und Herren, Sie höchstpersönlich in der Regierungskoalition und in der Regierung sind dafür verantwortlich, dass noch bis in die letzten Wochen hinein zusätzliche, nicht finanzierbare strukturelle Dauerbelastungen für den Haushalt beschlossen wurden, wie zum Beispiel die Schulen, die neu in die Ganztagsbetreuung sollen.

(Itzek, SPD: Wollen Sie die nicht? – Glocke des Präsidenten)

Das Mindeste, was der Steuerzahler hätte erwarten dürfen, wäre gewesen, dass die Beschlüsse über dauerhafte Zusatzbelastungen erst einmal fallen gelassen worden wären. All das haben Sie nicht gemacht. Deshalb sind Sie – auch aufgrund vieler anderer Einflüsse – schuld daran, dass wir diese miserable Haushaltssituation haben, wie wir sie derzeit haben.

(Beifall der CDU)

Meine Damen und Herren, bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, freue ich mich, Gäste im Landtag begrüßen zu können. Auf der Zuschauertribüne begrüße ich Mitglieder des SPD-Ortsvereins BilligheimIngenheim und Mitglieder des Katholischen Arbeiterver

eins Bellheim. Seien Sie herzlich willkommen im Landtag!

(Beifall im Hause)

Es spricht Herr Abgeordneter Itzek.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Lieber Herr Kollege Bracht, es ist uns allen noch sehr gut in Erinnerung, was gestern Herrn Staatssekretär Dr. Deubel über die Entwicklung der Steuereinnahmen in diesem Monat dargestellt hat. Dann hätten Sie aber auch so ehrlich sein und sagen müssen, dass es sich so oder so entwickeln kann. Es kann auch positiv für uns sein, wenn wir sehen, wie sich die gesamtstaatliche Steuerentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland in den nächsten Monaten entwickelt.

(Bracht, CDU: Was kann denn noch positiv daran sein, dass man in einem Monat Mindereinnahmen hat?)

Es könnte für dieses Land sogar positiv sein. Das gehört auch zu einer ehrlichen Darstellung.

(Mertes, SPD: So ist das! – Zurufe der Abg. Schnabel und Bracht, CDU)