Protokoll der Sitzung vom 07.05.2003

......................................................................................................................3040, 3045 Abg. Bischel, CDU:............................................................................................................................3039 Abg. Böhr, CDU:................................................................................................................................3048 Abg. Creutzmann, FDP:.....................................................................................................................3060 Abg. Dr. Geisen, FDP:........................................................................................................................3066 Abg. Dr. Schmitz, FDP:.............................................................................................................3041, 3045 Abg. Frau Baumann, SPD:........................................................................................................3064, 3070 Abg. Frau Ebli, SPD:..........................................................................................................................3063 Abg. Frau Elsner, SPD:......................................................................................................................3074 Abg. Frau Grützmacher, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.................................................................3042, 3046 Abg. Frau Kiltz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.............................. 3034, 3038, 3059, 3065, 3066, 3072, 3080 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:....................................................................................................3051, 3057 Abg. Frau Leppla, SPD:......................................................................................................................3039 Abg. Frau Mohr, SPD:...............................................................................................................3058, 3059 Abg. Frau Morsblech, FDP:................................................................................................................3035 Abg. Frau Schäfer, CDU.....................................................................................................................3076 Abg. Frau Schneider, CDU:.......................................................................................................3062, 3071 Abg. Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:........................................................................3053, 3055 Abg. Hartloff, SPD:.......................................................................................................... 3044, 3049, 3052 Abg. Hohn, FDP:.......................................................................................................................3056, 3077 Abg. Mertes, SPD:.............................................................................................................................3055 Abg. Nink, SPD:.................................................................................................................................3033 Abg. Rösch, SPD:..............................................................................................................................3038 Abg. Schmitt, CDU:............................................................................................................................3068 Abg. Wirz, CDU:.......................................................................................................................3032, 3037 Bauckhage, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau:................ 3036, 3038, 3060, 3069 Beck, Ministerpräsident:.....................................................................................................................3046 Dr. Deubel, Staatssekretär:.................................................................................................................3050 Frau Conrad, Ministerin für Umwelt und Forsten:.............................................................. 3078, 3079, 3080 Frau Dreyer, Ministerin für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit:....................................................3043 Präsident Grimm:............................................3032, 3033, 3034, 3035, 3036, 3037, 3038, 3039, 3040, 3041 3042, 3043, 3044, 3045, 3046, 3048, 3049, 3051, 3052, 3053 3055, 3056, 3057, 3058 Vizepräsidentin Frau Hammer:.........................3059, 3060, 3062, 3063, 3064, 3065, 3066, 3068, 3069, 3070 3071, 3072, 3074, 3075, 3077, 3078, 3079, 3081

46. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 07. Mai 2003

Die Sitzung wird um 14:00 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Guten Tag, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich eröffne die 46. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz.

Zu schriftführenden Abgeordneten berufe ich Heike Raab und Simone Huth-Haage. Letztere führt die Rednerliste.

Entschuldigt sind für heute Staatsminister Herbert Mertin und Staatsminister Gernot Mittler. Ministerpräsident Kurt Beck kann zwischen 15:30 Uhr und 16:30 Uhr nicht an der Sitzung teilnehmen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich freue mich, auf der Zuschauertribüne eine ruandische Regierungsdelegation unter Leitung von Herrn Minister Christophe Bazivamo, dem Minister für Lokale Verwaltung, Informationswesen und Soziale Angelegenheiten, begrüßen zu können. In seiner Begleitung befindet sich Herr Minister Robert Bayigamba, Minister für Jugend, Sport und Kultur, und unser Freund, der Herr Botschafter. Seien Sie herzlich willkommen im Landtag!

(Beifall im Hause)

Zu dieser Delegation gehören auch Jugendliche, die zurzeit ein anderes Programm in Rheinland-Pfalz absolvieren.

Meine Damen und Herren, gemäß den vom Ältestenrat getroffenen Absprachen wird Punkt 5 der Tagesordnung, die Regierungserklärung, in der morgigen Sitzung nach der Fragestunde und der Aktuellen Stunde behandelt werden. Anschließend soll Punkt 14 der Tagesordnung beraten werden.

Die Punkte 7, 8 und 9 der Tagesordnung, die alle die Justiz betreffen, sollen am Freitag nach der Fragestunde und der Aktuellen Stunde beraten werden.

Mit dieser Maßgabe frage ich, ob es noch weitere Anmerkungen zur Tagesordnung gibt. – Das ist nicht der Fall. Ich stelle die Tagesordnung so fest.

Ich rufe Punkt 2 der Tagesordnung auf:

AKTUELLE STUNDE

„Schienenanbindung des Flughafens Hahn“ auf Antrag der Fraktion der CDU – Drucksache 14/2164 –

Für die Antrag stellende Fraktion hat Herr Abgeordneter Wirz das Wort.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Zugänglichkeit der Machbarkeitsstudie für eine Schienenverbindung zwischen den Flughäfen Frankfurt/Main und Hahn ist für uns der Anlass, heute dieses Thema im Rahmen einer Aktuellen Stunde zu besprechen, wobei ich die Tatsache, dass diese Machbarkeitsstudie bereits seit Juni 2002 vorliegt, heute nicht bewerten möchte, obwohl das Thema für sich den Bereich des Umgangs miteinander betreffen würde, Herr Minister.

Meine Damen und Herren, die Bemühungen, die ehemalige Air Base Hahn für die zivile Luftfahrt nutzbar zu machen und damit im Hunsrück eine für die wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes wichtige Einrichtung zu schaffen, reichen mehr als 15 Jahre zurück.

Zwischenzeitlich konnten die Anfangsschwierigkeiten überwunden werden. Der Flugplatz Hahn mausert sich. Mittlerweile nehmen jährlich über eine Million Menschen dieses Angebot an, und die Tendenz steigt weiter nach oben.

(Staatsminister Bauckhage: Mausern ist doch Vogelsprache!)

Das ist zwar Vogelsprache, aber das sollte so nicht gemeint sein, wie Sie das verstehen.

(Staatsminister Bauckhage: Woher wissen Sie, wie ich das verstehe?)

Die Entwicklung macht aber auch die Grenzen der derzeitig zur Verfügung stehenden Infrastruktur deutlich, meine Damen und Herren. Die Bemühungen unseres Landes, die für die Entwicklung des Hahn notwendige Verkehrsinfrastruktur und damit eine leistungsfähige Anbindung an die Fernverkehrseinrichtungen zu schaffen, hinken der begrüßenswerten rasanten Entwicklung des Hahn aber bei weitem hinterher.

Wenn wir in diesem Haus darüber übereinstimmen, dass die weitere wirtschaftliche Entwicklung, wenn der Hahn mehr als eine ausschließlich regionale Bedeutung erlangen will, nicht eigenständig, sondern nur in der Partnerschaft mit dem Großflughafen Frankfurt dauerhaft möglich ist, dann bedeutet das für uns weitere Anstrengungen im Hinblick auf die Schaffung der notwendigen Verkehrsinfrastruktur zur Anbindung dieses Standorts an den Ballungsraum Rhein-Main und auch an das nördliche Rheinland-Pfalz und die A 48 im Westen, meine Damen und Herren.

Hierbei ist es unumgänglich, den Standort Hahn nicht nur mit einer leistungsfähigen Schnellstraße, sondern auch mit einer leistungsfähigen Schienenanbindung auszustatten.

(Beifall der CDU)

Dabei ist es uns wichtig, dass wir jetzt schnell eine Schienenverbindung vom Hunsrück in Richtung Frankfurt schaffen, aber auch mittelfristig eine schnelle leistungsfähige Verbindung dabei nicht aus den Augen verlieren.

Die Absicht, die Hunsrückbahn zu reaktivieren und zu ertüchtigen, wie es so schön heißt, kann unseres Erachtens hierbei nur ein erster Schritt sein, weil die auf diesem Weg möglichen Verkehrsleistungen den Anforderungen nicht gerecht werden können.

(Beifall der CDU)

Hierbei spielt natürlich die Überlegung eine Rolle, dass eine vierspurige durchgängige B 50 dann überfordert sein wird, wenn die derzeit schon erkennbare Entwicklung des Frachtaufkommens von bisher etwa 200.000 Tonnen sich bis 2005 – das sind die Prognosen, und das ist nicht mehr sehr lange, meine Damen und Herren – auf mehr als 400.000 Tonnen verdoppeln wird und zusätzliche Gesellschaften wie DHL oder Nachtpoststern den Hahn für die Luftfracht nutzen werden. Die Air France und die Aeroflot sind bereits vor Ort.

Die Entwicklungschancen hängen ganz wesentlich davon ab, ob und wie schnell wir es schaffen, die notwendige Verkehrsinfrastruktur auf die Beine zu stellen.

Ich möchte zu den wesentlichen Ergebnissen der Studie kommen. Der Auftrag der Gutachter war dahin gehend konditioniert, dass die Fahrzeit weniger als 60 Minuten betragen und die Züge im Stundentakt fahren sollten.

Die Gutachter kommen zu dem Ergebnis, dass

1. eine Reaktivierung der alten Hunsrückbahn unter Verwendung der bisherigen Trassen die gestellte Aufgabe nicht erreicht – für diese Lösung werden knapp 35 Millionen Euro benötigt – und

2. von den weiteren drei alternativen Lösungen die Alternative eins präferiert wird, die unter anderem vorsieht, dass bis Bingen das vorhandene Streckennetz im Wesentlichen genutzt wird und ab Bingen bis zum Flugplatz Hahn die Strecke neu gebaut wird.

(Glocke des Präsidenten)

Ich komme zum Schluss, Herr Präsident. Ich werde in der zweiten Runde darauf zurückkommen.

Diese Trassierung sieht unter anderem eine Untertunnelung des Binger Stadtwalds vor und verläuft im Wesentlichen parallel zur B 50. Für diese Lösungen werden Baukosten in Höhe von 710 Millionen Euro geschätzt.

Vielen Dank, meine Damen und Herren.

(Beifall der CDU)

Meine Damen und Herren, der Gesprächsgeräuschpegel ist zu hoch.

(Mertes, SPD: Das stimmt!)

Es spricht Herr Abgeordneter Nink.

Sehr geehrter Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! 25. April 2002, 5. Dezember 2002 und 7. Mai 2003: Fast halbjährlich wird der Flughafen Hahn im Landtag thematisiert. Das ist gut so; denn über Gutes soll man reden und reden lassen.

Der Hahn ist ein gelungenes Beispiel guter Politik der rheinland-pfälzischen Landesregierung.

(Beifall der SPD und der FDP)

Natürlich gehört zu einem solch umfangreichen Projekt – Herr Kollege Wirz hat dies bereits angedeutet –, dass Kritiker auf dem Plan stehen. Dazu gehört auch die Kritik am derzeitigen Zustand der Schienenanbindung.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, bei allem Respekt aber habe ich manchmal den Eindruck, die Kritiker sprechen von einer Modelleisenbahn, die man morgens aufbaut und abends wieder abbauen kann.

(Beifall der SPD und der FDP – Creutzmann, FDP: Sehr gut! – Zuruf des Abg. Dr. Weiland, CDU)

Aber worüber sprechen wir wirklich?

Herr Kollege Wirz hat es angedeutet: Wir sprechen über die Reaktivierung der Hunsrückbahn, und wir sprechen über die Möglichkeit, zwischen Frankfurt und Hahn eine Fahrzeit von weniger als einer Stunde zu erreichen. Über die Reaktivierung der Hunsrückbahn ist heute in der „Rhein-Hunsrück-Zeitung“ ein Artikel erschienen. Dort wird auf die Problematik der Reaktivierung eingegangen. So sollen zum Beispiel 81 bestehende Bahnübergänge um 50 % reduziert werden mit Konsequenzen für alle, die diese Bahnübergänge heute dazu nutzen, kurze Wege zu ihrer Arbeitsstelle zu haben. Deswegen darf man schon heute darauf gespannt sein, wie bei der Realisierung dieses Projekts die Reaktionen der örtlichen Kommunalpolitiker und der heutigen Kritiker sein werden.