Protokoll der Sitzung vom 26.05.2004

.............................................................................................................................4891 Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.............................................................................4844, 4848 Abg. Dr. Enders, CDU:.......................................................................................................................4892 Abg. Ernst, CDU:...............................................................................................................................4873 Abg. Frau Elsner, SPD:.............................................................................................................4851, 4856 Abg. Frau Grützmacher, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:..........................................................................4869 Abg. Frau Kiltz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.............................................................................4854, 4858 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:....................................................................................................4852, 4857 Abg. Frau Mohr, SPD:........................................................................................................................4843 Abg. Frau Morsblech, FDP:.......................................................................................................4853, 4857 Abg. Frau Thelen, CDU:............................................................................................................4864, 4875 Abg. Hartloff, SPD:.............................................................................................................................4889 Abg. Hohn, FDP:.................................................................................................... 4845, 4848, 4871, 4883 Abg. Hörter, CDU:..............................................................................................................................4880 Abg. Licht, CDU:.......................................................................................................................4842, 4846 Abg. Marz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.......................................................................... 4885, 4887, 4889 Abg. Pörksen, SPD:..................................................................................................................4866, 4874 Abg. Schneiders, CDU:......................................................................................................................4876 Abg. Schweitzer, SPD:..............................................................................................................4877, 4883 Abg. Stretz, SPD:..............................................................................................................................4847 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Frauen und Jugend:.......................................................................4855 Frau Conrad, Ministerin für Umwelt und Forsten:.................................................................................4849 Präsident Grimm:............................................4842, 4843, 4844, 4845, 4846, 4847, 4848, 4849, 4851, 4852 4853, 4854, 4855, 4856, 4857, 4858, 4864, 4866, 4869, 4871 Vizepräsidentin Frau Grützmacher:..................4873, 4874, 4875, 4876, 4877, 4879, 4883, 4885, 4887, 4889 4891, 4892 Zuber, Minister des Innern und für Sport:.......................................................................... 4859, 4874, 4889

73. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 26. Mai 2004

Die Sitzung wird um 14:01 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Guten Tag, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich begrüße Sie zur 73. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz.

Zu schriftführenden Abgeordneten berufe ich Christine Schneider und Dieter Klöckner. Letzterer führt die Rednerliste.

Entschuldigt sind für heute die Abgeordneten Joachim Mertes, Dr. Gerhard Schmidt und Anne Spurzem.

Zur Tagesordnung ist anzumerken, zu Punkt 5 der Tagesordnung, Landesgesetz zu dem Staatsvertrag zum Lotteriewesen, und zu Punkt 6 der Tagesordnung, Heilberufsgesetz, ist die Frist zwischen der Verteilung der Beschlussempfehlung und der zweiten Beratung gemäß § 68 Abs. 1 Satz 2 der Geschäftsordnung des Landtags in Verbindung mit § 55 Abs. 1 der Geschäftsordnung des Landtags abzukürzen.

Die Beschlussempfehlungen wurden unter den Drucksachen Nr. 14/3170 und 14/3171 am gestrigen Dienstag verteilt.

Zu Punkt 9 der Tagesordnung, Änderung der Verfassung, ist die Frist zwischen der zweiten und der dritten Beratung abzukürzen.

Zu Punkt 16 der Tagesordnung, der Antrag aller Fraktionen mit dem Betreff, Einsetzung einer EnqueteKommission „Distanz zwischen jungen Menschen und Politik überwinden – Beteiligung weiter entwickeln, Demokratie stärken“ wurde am Dienstag mit der Drucks achennummer 14/3163 verteilt. Auch hier ist die Frist abzukürzen.

Dagegen sehe ich keine Bedenken. Auch ansonsten erheben sich keine Bedenken gegen die Tagesordnung. – Ich stelle sie daher so fest.

(Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Wir hören Sie nicht, also können wir auch nichts sagen! – Dr. Weiland, CDU: Die Akustik ist schlecht! Man versteht Sie nicht!)

Das ist sehr schlecht, dass man mich nicht versteht. Akustisch oder ansonsten?

(Zurufe aus dem Hause: Akustisch! – Hartloff, SPD: Es fehlt am Verständnis!)

Dann bitte ich die Technik, dafür zu sorgen, dass ich umgehend verstanden werde.

(Ministerpräsident Beck: Und zwar richtig!)

Meine Damen und Herren, ich rufe Punkt 1 der Tagesordnung mit dem ersten Thema auf:

AKTUELLE STUNDE

„Neue Konfliktpotenziale durch Windenergieanlagen auf Waldstandorten auf der Grundlage des von der Landesregierung in Auftrag gegebenen Gutachtens der Universität Kaiserslautern“ auf Antrag der Fraktion der CDU – Drucksache 14/3160 –

Für die Antrag stellende Fraktion hat Herr Abgeordneter Licht das Wort.

(Staatsminister Zuber: Der Wind machts!)

Herr Präsident, meine Damen, meine Herren!

(Kuhn, FDP: Man versteht Sie sehr schlecht, Herr Kollege! – Dr. Gölter, CDU: Sie verstehen wir auch nicht! – Hartloff, SPD: Jetzt sagt er auch nichts!)

Ich hoffe, dass mich die Sozialdemokraten nachher nicht wegen der Technik nicht verstehen. Das wäre bedauerlich. (Hartloff, SPD: Die Hoffnung trügt!)

Ich werde es noch einmal versuchen, meine Damen und Herren.

Die bisherigen Zielvorgaben des Landes sollen zugunsten der Windkraft geopfert werden. Mit dem Gutachten der Universität Kaiserslautern untermauert die Landesregierung ihren Paradigmenwechsel.

(Hartloff, SPD: Wer behauptet das?)

Meine Damen und Herren, ich bezeichne das so; denn wer sehr genau hinschaut, kann eine sehr feine Veränderung feststellen, eingeläutet durch dieses Gutachten.

Landschafts- und Naturschutz und leider einmal mehr der Schutz der Menschen werden gegenüber der Windkraft nachrangig behandelt und, laut Gutachten, auch noch so eingestuft, meine Damen und Herren.

Herr Ministerpräsident und Herr stellvertretender Ministerpräsident Bauckhage, Sie vollziehen infolgedessen einen Dammbruch der bisherigen Landesplanung. Sie wollen von der Natur bestimmte Kernzonen in Rheinland-Pfalz verändern.

(Hartloff, SPD: Alles Behauptungen!)

Sie wollen das Aufstellen von Windrädern in Naturschutzgebieten, in Naturparks grundsätzlich öffnen, meine Damen und Herren. Dazu sagt die CDU grundsätzlich Nein. (Beifall der CDU)

Herr Ministerpräsident, ich empfehle Ihnen, sich einmal die Konsequenzen dieses Gutachtens vor Augen zu führen; denn es bedeutet, dass Sie am Schluss Windräder auch im Pfälzer Wald und im Naturpark SaarHunsrück aufstellen.

(Creutzmann, FDP: Das stimmt doch gar nicht! – Zuruf der Abg. Frau Grützmacher, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das ist die Folge des Gutachtens.

(Frau Mohr, SPD: Das stimmt doch gar nicht! – Creutzmann, FDP: Er hat es auch nicht gelesen!)

Hören Sie einmal genauer zu. Landespflegerische Taburäume nach den Vorgaben des landespflegerischen Planungsbeitrags nach § 16 Landespflegegesetz, die gestern noch galten, bezeichnet Frau Ministerin Conrad als eine Fehlinterpretation der geltenden Landesziele; so die Ministerin wörtlich im Ausschuss.

Meine Damen, meine Herren, die am 13. Mai dieses Jahres vom Innenminister genehmigte Teilfortschreibung des Regionalen Raumordnungsplans im Bereich Windenergie der Region Trier beispielsweise hält Frau Conrad für eine Fehlinterpretation der geltenden Landesziele.

Meine Damen und Herren, das muss man sich nur einmal vor Augen führen. Das vorliegende Gutachten zur Planung von Windenergieanlagen auf Waldstandorten setzt genau diese Haltung in die Praxis um, nicht mehr und nicht weniger.

Für die Raumordnungspläne der Region Trier und Rheinhessen-Pfalz galt bisher – für Koblenz haben Sie schon Bedingungen verändert –, ich zitiere: „Grundsätzlich sollen Gebiete mit besonderer Bedeutung für die Erhaltung und Entwicklung der heimischen Tier- und Pflanzenwelt sowie Landschaftsräume von besonderer Eigenart, Vielfalt und Schönheit oder hohem Erlebniswert von Windenergieanlagen freigehalten werden. Das ist Ziel der Landesplanung.“

Genau dort sucht das Gutachten in Zusammenarbeit mit seinem Auftraggeber, den Landesforsten, seine Standorte – meine Damen und Herren, was soll ich denn davon halten? –, Standorte in – nach dem Landesentwicklungsprogramm (LEP) III; ich zitiere aus diesem – einem landesweit bedeutsamen Erholungsraum.

Meine Damen und Herren, Standorte – ich habe sie von der Landespflege einmal überprüfen lassen; ich kann Ihnen die Prüfung auch vorlegen –, die in einem Wassersicherungsraum, in einem Wasserschutzgebiet oder in einem Landschaftsschutzgebiet liegen. Dazu sagt eine Verordnung – § 3 – der Landesregierung aus, es ist verboten, in diesem geschützten Gebiet die Natur zu schädigen, das Landschaftsbild zu verunstalten oder

den Naturgenuss zu beeinträchtigen, also Ausschlussflächen, meine Damen und Herren.

(Beifall der CDU)

Das sind auch Kernzonen der Naturparks. Ich nenne einmal nur die laut Gutachten ab 650 Höhenmetern vorgesehenen Bereiche rund um den Erbeskopf, der höchsten Erhebung von Rheinland-Pfalz. Von dieser höchsten Erhebung aus könnten Sie dann auf 378 Windräder schauen.

(Glocke des Präsidenten)

Ich komme zum Schluss.

Birkenfeld: 51, Idar-Oberstein: 53, Kempfeld: 32, Dhronecken: 52, Hermeskeil: 60, Morbach: 33, Osburg: 61, Saar-Hochwald: 26.

(Schwarz, SPD: Was denn?)

Meine Damen und Herren, ich sage, Profit für Wenige zulasten der Allgemeinheit darf nicht das Ziel der Landesregierung und schon gar nicht der Politik sein. Dazu sagt die CDU Rheinland-Pfalz ein entschiedenes und – aus der Umwelt stammendes – nachhaltiges Nein.

(Beifall der CDU)