Protokoll der Sitzung vom 07.07.2005

(Zuruf des Abg. Bracht, CDU)

Meine Damen und Herren, welche Wahrnehmung haben Sie von diesem Land, woher nehmen Sie die Begründung für diese Behauptung, die Sie nicht nur gesagt, sondern auch aufgeschrieben haben?

(Beifall der SPD und der FDP – Creutzmann, FDP: So ist es!)

Das Folgende stammt auch aus dem Papier „Offensive Wirtschaftspolitik“ vom Juli 2004. Falls Sie es vergessen

haben, auf Seite 8 Ihres Beschlusses nachlesbar, lieber Herr Kollege Jullien.

Wörtliche Rede: „Die sozial-liberale Landesregierung ist mit ihrer Wirtschaftspolitik gescheitert. Sie betreibt nur noch kosmetische Schönheitskorrekturen. RheinlandPfalz fehlt es an Wirtschaftskraft.“ –

Ich kann Ihnen das nicht ersparen. Aber wer so dick aufträgt, der muss sich auch mit den Realitäten konfrontieren lassen.

(Beifall der SPD und der FDP)

Dort steht, die CDU beschließt, es fehle an Wirtschaftskraft. Bertelsmann-Studie besagt – wörtliche Rede –, Seite 164 nachlesbar: „Beim Wirtschaftswachstum verbessert sich das Land um drei Plätze auf Rang 3. In allen Jahren innerhalb des Beobachtungszeitraums wuchs die rheinland-pfälzische Wirtschaft deutlich überdurchschnittlich.“

Erklären Sie mir bitte, wie Sie zu Ihrem Beschluss gekommen sind, meine Damen und Herren.

(Beifall der SPD und der FDP – Zuruf des Abg. Jullien, CDU)

Da muss ich niemand anderen fragen.

(Jullien, CDU: Lesen Sie den Bericht des Rechnungshofs!)

Lieber Herr Kollege Jullien, es geht noch weiter. Noch nicht aufregen, es geht noch weiter.

Seite 5 Ihrer Beschlüsse: „Rheinland-Pfalz fällt im Ländervergleich zurück“ –, wörtliche Rede.

(Kuhn, FDP: Oh!)

Herr Kollege Wirz hat noch einen draufgesetzt: „Beim Wachstum und Arbeitsmarkt fällt Rheinland-Pfalz im Vergleich zu den meisten anderen Ländern zurück.“ – Das hat der Herr Kollege Wirz am 29. April dieses Jahres erklärt.

(Pörksen, SPD: Der redet viel, wenn der Tag lang ist!)

Die Bertelsmann-Studie dazu besagt: „Rheinland-Pfalz setzt seine Aufwärtsbewegung fort. Wie bereits im Ranking 2003 zu beobachten, entwickelt sich RheinlandPfalz stark. Rheinland-Pfalz profitiert davon, dass es mit die kräftigste Wirtschaftsdynamik aufweist“ –, Seiten 12 bis 14 der Studie.

Meine Damen und Herren, wie kommen Sie zu Ihrer Bewertung?

(Beifall der SPD und FDP)

Mein Kollege Herr Bauckhage wird darauf noch eingehen. In Ihrem Beschluss steht auf Seite 10: „Die CDU

fordert den Ausbau einer leistungsfähigen Verkehrsinfrastruktur.“ – In der Forderung sind wir uns einig.

(Jullien, CDU: Ach nee!)

Ach nee.

Ich will Ihnen nur sagen, wie die Untersuchung aussieht. Bertelsmann-Studie, Seite 165: „Die Verkehrsinfrastruktur ist im bundesdeutschen Vergleich überdurchschnittlich gut ausgebaut.“

Ich sage nicht, das ist alles unser Verdienst, aber es hat sich schon eine Menge getan, Herr Dr. Gölter. Wir haben innerhalb dieses Zeitraums die ICE-Anbindung bekommen, die wir vorher nicht hatten. Eine ist noch im Bau, aber die durch den Westerwald, die uns mit Montabaur eine ganz wichtige Einbindung an das europäische Schnellbahnnetz gebracht hat, ist in diesem Zeitraum fertig und in Dienst gestellt worden.

(Zurufe von der CDU)

Sie hatten gesagt, so viel hat sich in diesem Zeitraum nicht getan, dass der Sprung gerechtfertigt wäre.

Ich will nur aus meiner Sicht erklären, dass es schon einige ganz einschneidende Veränderungen in diesem Zeitraum gegeben hat, im Übrigen auch bei der Straße.

Wenn Sie die Bahnverkehrsinfrastruktur in RheinlandPfalz mit anderen Ländern vergleichen, werden Sie auch nicht zu einem anderen Schluss kommen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich will natürlich alles andere, als dem Punkt ausweichen, den die Vorsitzende vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN angesprochen hat.

Natürlich, es ist wahr, wir haben in Deutschland insgesamt, in den Ländern und auch in Rheinland-Pfalz eine zu hohe Rate der Neuverschuldung. Das ist überhaupt keine Frage.

(Zuruf von der CDU: Wie stehen wir denn da im Ranking?)

Vielleicht hören Sie einen Moment zu.

Es wird unsere Aufgabe sein, unsere Anstrengungen zur Ausgabendisziplin fortzusetzen.

(Zuruf des Abg. Schnabel, CDU – Jullien, CDU: Was sagt der Rechnungshof dazu?)

Ja, ja.

Ich will Ihnen belegen, dass das keine Behauptung ist, die einfach aus der Luft gegriffen ist.

(Keller, CDU: Das glaubt noch nicht einmal der Rechnungshof!)

Sie können Zwischenrufe machen, die mit den Fakten nicht übereinstimmen. Sie können sogar Beschlüsse fassen.

(Jullien, CDU: Lesen Sie den Bericht des Rechnungshofs!)

Ja, ja. Ich weiß, dass es weh tut. Aber so ist das manchmal im Leben. Ich muss es auch aushalten, wenn es bei mir weh tut.

(Beifall der SPD und der FDP)

Schauen Sie sich den Bericht des Statistischen Landesamts an. Ich hoffe, Sie haben ihn.

(Zuruf des Abg. Schnabel, CDU)

Was? Er ist bestellt, Herr Schnabel?

Ich stelle für das Protokoll fest, Herr Kollege Schnabel behauptet öffentlich, dass die Daten, die das Statistische Landesamt veröffentlicht, bestellt wären, das heißt, manipuliert sind.

Ich weise dies im Namen unseres Statistischen Landesamts mit Nachdruck zurück, Herr Schnabel.

(Beifall der SPD und der FDP – Zurufe von der CDU)

Das ist eine böse Verleumdung. Sie sollten das in Ordnung bringen.