Wenn ich dann noch eins hinzufügen darf: Von mir aus mag man das Modell als „Kantinenabitur“ beschimpfen. Ich sage Ihnen eins: Wenn ich im Ministerium einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin habe und die arbeiten von 8:00 Uhr bis 15:00 Uhr oder bis 15:30 Uhr ohne Pause, dann schickt mir Frau Dreyer den Arbeitsschutz auf den Hals.
Das, was für jeden Beschäftigten gilt, das muss doch für Kinder und Jugendliche im Alter von 12 oder 13 Jahren allemal gelten.
Dass das nicht nur die Ministerin so sieht, sondern gerade auch von den Eltern so gesehen wird, da hilft ein Blick nach Bayern, nach Baden-Württemberg, nach Hessen und ins Saarland, wo genau dies zum Thema gemacht worden ist.
Deswegen werden wir diesen Weg gehen, beginnend mit dem Schuljahr 2008/09. Wir werden ihn vernünftig vorbereiten. Auch das war an vielen anderen Stellen eine Kritik. Wir werden ihn zusammen mit den Schulen vernünftig vorbereiten. Wir geben mit unserem Modell Antworten auf Fragen, die man in diesem Zusammenhang geben muss.
Ich sage sehr deutlich – das hat Frau Kollegin Morsblech schon in Richtung CDU deutlich gemacht –, Sie geben auf keine der Fragen, die in diesem Zusammenhang beantwortet werden müssen, eine Antwort.
Dann lese ich zum Beispiel in dem CDU-Antrag, wir verkürzen von statt fünf bis zehn auf fünf bis neun. Das kann nur heißen, Sie wollen auch in der Orientierungsstufe schon erhöhen. Dann frage ich Sie, wo die Durchlässigkeit ist, wenn ich in fünf und sechs bereits erhöhe. Wo ist denn die Durchlässigkeit im Bildungssystem noch? Wer soll denn noch übergehen?
Das ist dann eine Orientierungsstufe, die den Namen tatsächlich nicht mehr verdient. Diesen Fragen werden Sie sich in der Debatte stellen müssen.
Die Argumentation mit der Benachteiligung rheinlandpfälzischer Schülerinnen und Schüler – darauf hat Frau Brede-Hoffmann schon hingewiesen –: Wir haben in Rheinland-Pfalz durch unsere Verkürzung, durch Zeitgewinn ohne Qualitätsverlust erreicht, dass bei uns das Durchschnittsalter der rheinland-pfälzischen Studienanfängerinnen und -anfänger – um die geht es – in den letzten Jahren drastisch gesunken ist. Wir sind das einzige Bundesland, das das in diesem Umfang hinbekommen hat. Insofern sind die rheinland-pfälzischen Schülerinnen und Schüler im Moment im Vorteil.
Ich stehe ausdrücklich dazu, dass es im Bildungssystem auch differenzierte Wege gibt. Ich bin nicht der Meinung, dass das alles einheitlich sein muss. Ich habe kein Interesse daran, BEGYS abzuschaffen. Ich halte BEGYS für einen guten Weg. Ich habe kein Interesse daran, etwas an den Hochbegabtenschulen zu ändern. Ich halte das für einen guten Weg.
Jetzt fügen wir einen weiteren Weg hinzu, der versucht, Antworten auf Fragen zu geben, die offensichtlich andernorts nicht erfolgreich beantwortet und auf die hier noch keine Antworten seitens der Opposition gegeben worden sind.
Ich bin der festen Überzeugung, dass das, was wir hier machen, ein guter Weg ist, und er wird auch erfolgreich sein. (Beifall der SPD)
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Rheinland-Pfalz will immer bei den Ersten oder Vorreiter in der Bundesrepublik sein.
Wenn es so kommt, wie es von dieser Landesregierung geplant ist, dann sind wir nicht nur die Nachzügler, sondern wir haben auch die rote Laterne, wir sind die Allerletzten.
Frau Ministerin, es geht nicht um uns, sondern um unsere Jugend. Sie haben nicht nur im europäischen Vergleich einen Nachteil mit der längeren Schulzeit, sondern auch im innerdeutschen Vergleich.
Was Sie da so bringen mit den Ganztagsgymnasien: Also wer in Zukunft, außer den BEGYS-Klassen, das Abitur in Rheinland-Pfalz nach zwölf Jahren machen will, wird verpflichtet, in ein Ganztagsgymnasium zu gehen. Also Sie zwingen dann diese Schüler in die Ganztagsschule. Wo ist da noch die Wahlfreiheit in diesem Land?
Die Verkürzung der Gymnasialzeit ist ohne Qualitätsverlust möglich, wie die Ergebnisse aus anderen Bundesländern beweisen, wo dies schon lange eingeführt ist.
Es ist beispielsweise in Sachsen und Thüringen eingeführt, und die liegen im innerdeutschen PISA-Vergleich allesamt vor Rheinland-Pfalz.
Eins ist doch klar: Das Abitur nach zwölfeinhalb Jahren hält nicht, was es verspricht oder was man erwartet hat, nämlich dass man bereits zum Sommersemester studieren kann. Nicht einmal in Rheinland-Pfalz kann man das in allen Fächern.
Jetzt darf ich kurz etwas zitieren, gestern im „Mannheimer Morgen“ mit der Überschrift „Studienbeginn nur im Herbst“: Wer an der Universität Mannheim ein Studium beginnen möchte, kann dies ab sofort nur noch zum Herbstsemester tun. Bisher hatte man die Möglichkeit, sich auch im Frühjahr für viele der an der Universität angebotenen Studiengänge zu bewerben. – Jetzt kommt es: Im Zuge der Umstellung auf die BachelorStudiengänge hat sich die Universität entschlossen, nur noch einmal im Jahr Studenten zuzulassen. Der Bache
lor-Abschluss dauert in der Regel drei Jahre und wird in Studienjahre und nicht in Semester eingeteilt. Wer also diesen Herbst keinen der begehrten Studienplätze an der Uni ergattern kann, hat erst wieder in einem Jahr die Chance auf eine Zulassung.
Ich garantiere Ihnen: Mannheim wird bald überall sein. Sie akzeptieren sehenden Auges, dass unsere Abiturienten dann geringere Chancen haben.
Es ist doch nicht so, wenn Sie jetzt sagen, wenn unsere Abiturienten kein Mittagessen haben, können sie nicht so gut lernen. Das ist alles vor Ort organisierbar.
Unsere Schüler sind nicht dümmer als die in anderen Bundesländern. Deswegen können die auch nach zwölf Jahren das Abitur machen. Merken Sie sich das.
Herr Abgeordneter Keller, ich kann nicht erkennen, was die wirklich neuen Argumente in Ihren Ausführungen eben waren. Aber ich möchte Sie herzlich bitten – da ich ein Interesse daran habe, dass wir diese Frage auch im Ausschuss konstruktiv miteinander diskutieren –, sich wenigstens einmal die Zahlen zu Gemüte zu führen.
Da ist es nun einmal so, dass die Zahl der Studienanfängerinnen und Studienanfänger im Sommersemester drastisch angestiegen ist. Da ist es nun einmal so, dass das durchschnittliche Anfangsalter der rheinlandpfälzischen Studierenden um über ein Jahr zurückgegangen und dies in keinem anderen Bundesland so passiert ist. Da ist es nun einmal so, dass es zwischen dem Kollegen Zöllner und mir und den Hochschulen in dieser Frage eine vernünftige Abstimmung gibt, um den jungen Menschen gute Perspektiven zu eröffnen.
Noch einmal: Wir gehen einen Weg, der neue Optionen eröffnet, der aber auch endlich Antworten auf Fragen gibt, die man im Zusammenhang mit einer Verkürzung der gymnasialen Schulzeit beantworten muss, nämlich wie man Kinder nicht überfordert, wie man sie fördert, wie man ein vernünftiges pädagogisches Konzept macht, wie man die Durchlässigkeit im Bildungssystem gewährleistet und damit insgesamt einen zukunftsweisenden Weg eröffnet. Ich wäre froh, auf eine dieser Fragen von Ihnen eine Antwort zu bekommen.
Meine Damen und Herren, von beiden Antragstellern ist beantragt worden, in beiden Fällen den jeweiligen Antrag an den Ausschuss für Bildung und Jugend zu überweisen. Wer der Überweisung des Antrags der Fraktion der CDU – Drucksache 15/60 – sowie des Alternativantrags der Fraktion der FDP – Drucksache 15/79 – an den Ausschuss für Bildung und Jugend zustimmt, den bitte ich um das Handzeichen! – Das ist somit einstimmig beschlossen.
Zwangsheirat und sog. „Ehren-Morde“ verhindern – Integration fördern und Hilfsangebote für Migrantinnen und Migranten ausbauen Antrag der Fraktion der SPD – Drucksache 15/58 –