Herr Dr. Schmitz hat heute wieder einen netten Schlenker gemacht und gesagt, gegen den Masterplan ist nichts einzuwenden.
Herr Dr. Schmitz, es ist nicht nur nichts dagegen einzuwenden, sondern ich würde einmal sagen, dass wir gemeinsam mit unseren Partnern alle Punkte, die wir im Land überhaupt beeinflussen können, in dem Masterplan mit aufgegriffen haben. Wir setzen diese Dinge auch um. Hierüber hat Frau Abgeordnete Anklam-Trapp dezidiert Auskunft gegeben.
Es gibt keinen Zweifel daran. In den ländlichen Regionen ist in den letzten Jahren die Zahl der Hausärzte und Hausärztinnen zurückgegangen. Natürlich muss es uns auch mit Sorge erfassen, dass zunehmend die Bereitschaft von jungen Menschen, sich mit ihren Hausarztpraxen auf dem Land anzusiedeln, zurückgegangen ist.
Ohne Zweifel wird die Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung im ländlichen Bereich in den nächsten Jahren für alle Partner im Gesundheitswesen eine Herausforderung sein. Ich glaube, das hat niemand bestritten.
Der Hausarzt ist der erste Ansprechpartner der Patienten vor Ort. Deshalb ist eine wohnortnahe Präsenz aus unserer Sicht außerordentlich wichtig. Aus diesem Grund gibt es den Masterplan und viele andere Aktivitäten. Wenn ich auf die Bundesebene und darauf schaue, wie wir uns in der Vergangenheit verhalten und wo wir eingewirkt haben, sind das Aspekte, die für die Entwicklung des ärztlichen Lebens im ländlichen Bereich wichtig sind.
Ich nenne ein Beispiel. Erst das Vertragsarztrechtsänderungsgesetz hat es ermöglicht, dass Zweitpraxen entstehen und Teilzeitangestellte möglich sind. Das ist für unser Land von ausgesprochener Bedeutung. Das kann man belächeln. Das ist aber einer der wichtigsten Punkte für die Zukunft zur Sicherstellung der Versorgung auf dem Land.
Bevor ich noch auf andere Punkte eingehe, möchte ich die Versorgung ansprechen. Auch das ist wichtig zu sagen. Wir haben vor allem in ländlichen Bereichen in insgesamt vier Regionen Probleme.
Herr Dr. Schmitz, wir haben aber in 16 von 28 Versorgungsgebieten eine Über- und keine Unterversorgung. Wir haben in keiner einzigen Region eine Unterversorgung, aber in vier Planungsregionen einen Versorgungsgrad, der uns immer wieder in Schwierigkeiten bringt. Das bestreitet niemand. Wenn Sie heute auf dem Land eine Praxis besetzen wollen, geht das nicht mehr so einfach, wie das in der Vergangenheit war. Das ist die Situation. Sie skizziert ganz klar die Herausforderungen für die Zukunft.
Ich komme zur Anzahl der Ärzte und Ärztinnen. Zwischen 1979 bis heute hat sich die Zahl der niedergelassenen Ärzte und Ärztinnen im Land fast verdoppelt. 1979 waren es 3.200 und 2006 über 6.000 Ärzte und Ärztinnen. Natürlich sind die Psychologen und Psychotherapeuten in der Zahl enthalten. Die Teilzeitkräfte waren schon immer mitgerechnet worden, aber dennoch können Sie schon an der Gesamtsumme deutlich erkennen, dass wir noch niemals so viele Ärzte und Ärztinnen hatten.
Die Landesregierung ist seit vielen Jahren auf der Bundesebene aktiv, um die Situation positiv zu verändern. Ich nenne die Honorarreform, über die in der letzten Zeit besonders gern diskutiert wird. Wir wollen, dass Ärzte und Ärztinnen ein transparenteres System und mehr Geld bekommen.
Ich möchte eine Zahl nennen, weil wir uns zurzeit sehr viel über das Geld streiten. Nach neuen Simultationsberechnungen der Kassenärztlichen Vereinigung erhalten die Ärzte und Ärztinnen in Rheinland-Pfalz 9,8 % mehr Geld als im Jahr 2007. Es ist auch ein Verdienst, dass wir dafür gekämpft haben. Dass es Streitereien in der Verteilung gibt, ist eher deren Problem als unseres.
Die Hausärzte und Hausärztinnen haben von dieser Reform ganz klar profitiert. Eine Ihrer Forderungen war mehr Geld, damit Hausärzte und Hausärztinnen entsprechend vergütet werden.
Die Lebensqualität spielt vor allem bei den Landärzten und Landärztinnen eine große Rolle. Deshalb sind im Masterplan bestimmte Punkte – das sind keine Peanuts – enthalten, wie beispielsweise die Entwicklung der Bereitschaftsdienstzentralen. Am Wochenende haben viele junge Leute keine Lust mehr, Wochenenddienste zu machen. Die Attraktivität des hausärztlichen Dienstes liegt auch darin, ob wir in der Lage sind, bestimmte Dinge neu zu organisieren. Die Bereitschaftsdienstzentralen sind dabei ein absolut wichtiger und wesentlicher Punkt.
Viele Männer im Hause belächeln die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Immerhin haben der Wirtschaftsminister und ich gestern an einer Veranstaltung in der Kammer teilgenommen, an der über 100 Betriebe anwesend waren. Diese kapieren schon lange, dass sie in diesem Bereich etwas unternehmen müssen. Das gilt natürlich für die Ärzte und Ärztinnen ganz genauso. Auch hier ist es kein weiches Thema.
Ich komme noch einmal zum Vertragsarztrechtsänderungsgesetz. Inzwischen wurden in Rheinland-Pfalz 181 Genehmigungen für Zweitpraxen ausgestellt. Das zeigt deutlich, dass das ein wichtiger Baustein in der zukünftigen Versorgung in unserem Land ist.
Wir haben inzwischen verschiedene Maßnahmen angepackt, und zwar angefangen bei der Ausbildung über die Weiterbildung. Vieles ist auch erfolgreich umgesetzt worden. Wir haben inzwischen eine Praxisbörse, eine Famulaturbörse und mehr allgemeinmedizinische Lehrpraxen. Hierbei handelt es sich um ein echtes Defizit in der Vergangenheit.
Die Weiterbildung ist in dem Bereich verbessert worden. Wir haben mehr Weiterbildungsstellen. Wir haben auch Weiterbildung in Teilzeit und eine Verbundausbildung begonnen, auch wenn sie noch nirgends zu 100 % funktioniert. Aber auch das ist ein wichtiger Punkt für die Zukunft. Wir arbeiten an einer besseren Auswahl der Studierenden, um sicherzustellen, dass mehr Menschen,
Man kann das alles belächeln. Ich sage aber abschließend, dass es nicht die Patentlösung gibt. Die Ursachen dafür, dass wir weniger Interesse von Ärzten und Ärztinnen auf dem Land haben, ist absolut vielschichtig. So differenziert und umfassend muss auch die Antwort auf dieses Problem sein. Deshalb müssen alle einen Beitrag dazu leisten.
Ich komme zu meiner letzten Anmerkung. Wenn ein Beruf wie der Arztberuf in den letzten Jahren vor allem aus dem eigenen Berufsstand so oft so schlecht und negativ dargestellt wird, braucht man sich manchmal nicht über die Skepsis junger Leute zu wundern, dass sie keine große Lust mehr haben, in diesen Beruf zu gehen.
Eine ärztliche Veranstaltung, die damals von der Kassenärztlichen Vereinigung und der Landesärztekammer organisiert wurde, wird mir unvergessen sein. Zu dieser wurden zwei Studenten eingeladen. Diese wurden am Ende der Streitveranstaltung gefragt, wie sie die Veranstaltung bewerten und ob sie Lust hätten, später in den ärztlichen Beruf zu gehen.
Der O-Ton der Studenten hat gelautet: Eigentlich haben wir ganz unbefangen studiert und wollten auch Arzt werden. Nach der Veranstaltung müssen wir uns das ernsthaft überlegen und uns noch einmal mit dem auseinandersetzen, was hier gesagt worden ist. Wir wissen nicht, ob wir das wirklich noch wollen. – So viel zu den Ärzten.
Vielleicht hat diese Woche jemand den „SPIEGEL“ gelesen. Herr Präsident, das ist der letzte Satz. Ich möchte einmal darauf hinweisen, dass das, was darin steht, den Ärzten und diesem Beruf auch einmal guttäte. Es gibt auch Ärzte, die sagen, ihnen gehe es gut, das sei ein schöner Beruf, und sich zwei Seiten lang darüber auslassen, dass es Spaß macht, in diesem Bereich zu arbeiten.
Das ist auch mein Appell. Wir müssen alle daran arbeiten, dass es für junge Menschen attraktiv wird und bleibt, sich als Hausärzte auf dem Land niederzulassen. Dafür tragen wir alle eine Verantwortung.
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Frau Ministerin hat es sehr deutlich gesagt. Sie reden eine Situation schlecht und nieder, die in Wirklichkeit nicht so schlecht ist.
Herr Dr. Schmitz, Sie haben die Statistik erwähnt und sie – ich kann nicht wortwörtlich zitieren – als geschönt betrachtet. Sie sprechen die Beschäftigung von teilzeitbeschäftigten Frauen in den Praxen im Beruf an.
Wir sehen darin nicht das Problem. Wir sehen darin die Chance, dass Frauen, die den hoch qualifizierten Beruf der Ärztin erlernt und studiert haben, die Möglichkeit haben, selbstbewusst und eigenverantwortlich in Praxen zu arbeiten, die es aufgrund der veränderten Gesetzesbedingungen früher gar nicht so gab.
Ich weiß, dass es in unserem Land in vielen Bereichen Bewerbungen von Ärzten und Ärztinnen in Krankenhäusern gibt, die sich blind bewerben, weil sie von dieser schönen Region und diesem hoch qualifizierten Angebot partizipieren, daran teilhaben wollen.
Aber es ist einfach. Wenn es nicht so läuft, wie man es sich vorstellt – – – Es ist wiederholt angesprochen worden. Es gibt Regionen, über die man sich Sorgen machen muss, damit in Zukunft die ärztliche Versorgung gesichert ist. Es ist einfach, das alles der Politik in die Schuhe zu schieben.
Ich habe noch nicht einen brauchbaren Vorschlag, weder von Ihnen, Herr Dr. Schmitz, noch von Herrn Dr. Rosenbauer, gehört.
Es gibt Bemühungen, die ich ansprechen möchte, nämlich von kommunaler Seite. Das ist meines Erachtens nachahmenswert.
Lassen Sie mich noch einen Satz zu Altenkirchen sagen. Der Landrat und der Bürgermeister aus Altenkirchen bemühen sich sehr intensiv, junge Ärzte in die Region zu bringen und bei denjenigen, die an das DRK-Krankenhaus kommen, für die Region zu werben.