Protokoll der Sitzung vom 18.05.2011

.............................................................................................................................................. 16 Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................................................. 14 Abg. Frau Klamm, SPD:.................................................................................................................................. 14 Abg. Frau Klöckner, CDU:............................................................................................................................... 13 Abg. Frau Schellhammer, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................................................. 8, 15 Abg. Frau Schleicher-Rothmund, SPD:........................................................................................................... 13 Abg. Haller, SPD:................................................................................................................................... 9, 15, 16 Abg. Hering, SPD:..................................................................................................................................... 11, 15 Abg. Köbler, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:...................................................................................................... 14 Abg. Mertes, SPD:........................................................................................................................................... 11 Abg. Schnabel, CDU:....................................................................................................................................... 14 Alterspräsident Pörksen:............................................................................................................................. 5, 11 Beck, Ministerpräsident:.................................................................................................................................. 17 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur:................................................ 20 Frau Alt, Ministerin für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen:....................................................... 19 Frau Conrad, Bevollmächtigte des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund und für Europa............................... 20 Frau Dreyer, Ministerin für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie:.................................................... 19 Frau Höfken, Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten:............................... 19 Frau Lemke, Ministerin für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung:........................................ 19 Hartloff, Minister der Justiz und für Verbraucherschutz:................................................................................. 19 Dr. Kühl, Minister der Finanzen:...................................................................................................................... 19 Lewentz, Minister des Innern, für Sport und Infrastruktur:.............................................................................. 19 Präsident Mertes:............................................................................................. 11, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20

1. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 18. Mai 2011

Die Sitzung wird um 11:02 Uhr von Alterspräsident Pörksen eröffnet.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich eröffne die erste Sitzung des Landtags Rheinland-Pfalz der 16. Wahlperiode.

Ich rufe Punkt 1 der Tagesordnung auf:

Eröffnung durch den Alterspräsidenten

Es entspricht dem parlamentarischen Brauch, dass die oder der älteste Abgeordnete die erste Sitzung leitet, bis der Parlamentspräsident gewählt ist.

Meine Damen und Herren Abgeordnete, ich frage Sie daher, ob jemand unter Ihnen ist, der vor dem 18. Juli 1944 geboren ist. – Dies ist offensichtlich nicht der Fall. Damit bin ich Alterspräsident. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als fortzufahren.

Ich heiße die Mitglieder des neu gewählten Landtags herzlich willkommen, vor allem auch diejenigen, die erstmals ein Mandat erhalten haben. Ich begrüße die Mitglieder der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, die nach fünf Jahren wieder den Sprung in den Landtag geschafft haben.

Wir haben auch viele Ehrengäste im Hause. Einige wenige möchte ich persönlich begrüßen.

Als Vertreter der katholischen Kirche begrüße ich Seine Eminenz Professor Dr. Dr. Karl Kardinal Lehmann und Herrn Ordinariatsdirektor Bernhard Nacke.

Herr Kardinal, ich darf Ihnen im Namen aller Mitglieder des Hauses nachträglich recht herzlich zu Ihrem 75. Geburtstag gratulieren und Ihnen für Ihr schweres Amt alles Gute wünschen.

(Beifall im Hause)

Ich begrüße für die evangelische Kirche Herrn Kirchenrat Dr. Thomas Posern. Herr Präses Schneider musste uns leider bereits wieder verlassen.

(Beifall im Hause)

Ich möchte Herrn Kardinal Lehmann und dem Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Herrn Nikolaus Schneider, recht herzlich für den feierlichen ökumenischen Gottesdienst und die wohlgesetzten und mahnenden Worte danken. (Beifall im Hause)

Willkommen heiße ich den Vorsitzenden des Verbandes Deutscher Sinti & Roma Jacques Delfeld.

(Beifall im Hause)

Ich freue mich, dass Ihre Exzellenz Madame Christine – ich beschränke in diesem Fall aus bestimmten Gründen meine Begrüßung auf den Vornamen –, die Botschafterin unseres Partnerlandes, der Republik Ruanda, unter uns ist. Seien Sie herzlich willkommen!

(Beifall im Hause)

Als Doyen des Consularischen Corps begrüße ich den Generalkonsul der Türkei, Herrn Aslan Alper Yüksel.

(Beifall im Hause)

Ebenso begrüße ich Herrn Pierre Lanapats, den Generalkonsul der Französischen Republik.

(Beifall im Hause)

Willkommen heiße ich auch Herrn Professor Dr. KarlFriedrich Meyer, den Präsidenten des Verfassungsgerichtshofs Rheinland-Pfalz, Herrn Klaus Behnke, den Präsidenten des Rechnungshofs, Herrn Dieter Burgard, den Bürgerbeauftragten, und Herrn Edgar Wagner, den Landesbeauftragten für den Datenschutz. Seien Sie uns herzlich willkommen!

(Beifall im Hause)

Es freut mich, dass auch zwei ehemalige Präsidenten des Landtags unter uns sind, und ich begrüße Herrn Dr. Heinz Peter Volkert und Herrn Christoph Grimm ganz herzlich.

(Beifall im Hause)

In gleicher Weise und ganz besonders herzlich begrüße ich die ehemalige Vizepräsidentin Susi Hermans, die vor 60 Jahren an der konstituierenden Sitzung der zweiten Wahlperiode in diesem Hause teilgenommen hat. Herzlich willkommen Frau Hermans!

(Beifall im Hause)

Sie hat mir eben gesagt, sie hätte viel lieber oben gesessen. Sie war schon oben, man hat sich aber wahrscheinlich nicht in der Lage gesehen, sie oben zu platzieren. Sie ist doch noch gar nicht so alt.

(Heiterkeit im Hause)

Als Vertreter der ehemaligen Abgeordneten begrüße ich Herrn Theo Magin.

(Heiterkeit im Hause)

Nicht weniger herzlich begrüße ich die Vertreter unserer Partnerregion Mittelböhmen, Frau Vize-Gouverneurin Zusana Jentschke-Stöcklova und Herrn VizeGouverneur Dr. Milan Nemec. Herzlich willkommen im Hause!

(Beifall im Hause)

Abschließend begrüße ich alle Gäste auf der Tribüne, die ich nicht namentlich erwähnt habe, so auch die Ver

treter der Medien. Seien Sie uns alle herzlich willkommen am heutigen Tag!

(Beifall im Hause)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, das Deutschhaus beherbergt seit genau sechzig Jahren, nämlich seit dem Beginn der zweiten Wahlperiode, den Landtag von Rheinland-Pfalz. Heute vor 60 Jahren wurde hier ebenfalls die konstituierende Sitzung abgehalten.

Die parlamentarische Geschichte des Hauses ist jedoch noch viel älter. Sie beginnt am 17. März 1793; denn an jenem Tag trat der Rheinisch-Deutsche Nationalkonvent der Mainzer Republik in diesem Haus zusammen.

Die Französische Revolution und der Einmarsch französischer Truppen bis zum Rheinufer haben diese Republik und die Wahl eines Parlaments damaliger Prägung in dem Landstrich zwischen Bingen und Landau ermöglicht, aus meiner Sicht leider ohne die Beteiligung von Bad Kreuznach.

(Beifall der Abg. Frau Klöckner, CDU)

Damals hieß es noch Kreuznach und nicht Bad Kreuznach. Wenn wir in die alten Protokolle schauen, so stellen wir fest, dass schon damals die Sitzung von einem Alterspräsidenten eröffnet wurde. Es handelte sich um den 81-jährigen Mainzer Bürger Johann Martin Eckel, den die Mainzer National-Zeitung als einen „ehrwürdigen Greis“ beschrieb. Ich hoffe, dass das nicht morgen auch von mir in den Zeitungen steht.

Eckel benannte sodann die jüngsten Deputierten zu provisorischen Konventssekretären. Daran schlossen sich der Namensaufruf der Abgeordneten und die Wahl des Präsidenten an.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie sehen, das parlamentarische Prozedere in diesem Haus zu Beginn einer Wahlperiode hat sich seit 1793 nicht wesentlich verändert.

Seinerzeit beteiligten sich weniger als 20 % der Wahlberechtigten – und das waren nur Männer – an der Wahl, was aber nicht verwundern kann. Damals gehörten viel Mut und Optimismus dazu, Demokrat und Republikaner zu sein. Viele haben diesen Mut seinerzeit und in den folgenden Jahrhunderten mit dem Leben bezahlt. Daran erinnern wir uns, wenn wir heute die Erhebungen in den vielen nordafrikanischen und arabischen Staaten verfolgen.

Wir haben nach dem Zweiten Weltkrieg die Demokratie nicht erkämpft; sie ist uns in die Wiege gelegt worden. Aber wir sind mit ihr aufgewachsen und haben sie mit Leben erfüllt. 70 % der Deutschen halten die Demokratie für die beste aller Staatsformen. Nur rund 10 % sehen das anders. Der Rest ist unentschieden.

Auch im weltweiten Vergleich erhält unsere demokratische Grundordnung gute Werte. Wir rangieren sogar vor Großbritannien, dem Mutterland der Demokratie.

Gewiss gibt es auch in unserer Demokatie noch manches zu verbessern. Das belegt die Entwicklung der Wahlbeteiligung bei unseren Landtagswahlen. Auch wenn sie bei der letzten Wahl wieder leicht angestiegen ist, so liegt sie doch weit hinter den Zahlen der 70er- und 80er-Jahre zurück, als in Rheinland-Pfalz regelmäßig 80 % bis 90 % der Wahlberechtigten wählen gegangen sind.

Es gibt sicherlich ein ganzes Bündel von Gründen, die für den Rückgang der Wahlbeteiligung ursächlich sind. Mangelndes politisches Interesse mag auch dazugehören, vor allem bei jüngeren Menschen.