Protokoll der Sitzung vom 19.10.2011

Wichtig ist mir bei der ganzen GAP-Diskussion – auch das ist ausdrücklich noch im 20-Punkte-Programm genannt –, das Greening darf nicht zu unnötigem, vermeidbaren oder zusätzlichem hohen bürokratischen Aufwand führen. Auch das ist allerdings ein Ansatz, den Cioloş jetzt vorgebracht hat. Unsere Landwirte müssen in ihrer Wettbewerbsfähigkeit erhalten bleiben. Dafür wollen wir uns auch einsetzen.

Das vielleicht einmal in der ersten Runde. Ich freue mich auf jeden Fall, dass wir da noch eine Menge an Diskussion haben werden. Ich bin gespannt, was Sie dazu gleich noch in der zweiten Runde sagen werden.

Vielen Dank.

(Beifall bei SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich darf als Gäste im Landtag eine Gruppe des Clubs Behinderter und ihrer Freunde aus Alzey und Umgebung begrüßen. Wir freuen uns, dass Sie da sind. Herzlich willkommen!

(Beifall im Hause)

Für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN spricht Herr Abgeordneter Johnen.

Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Gäste, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Herr Schmitt, Ihre Argumentation, dass man studiert bzw. Abitur haben muss, um einen Antrag auszufüllen, ist nicht schlüssig. Ich habe kein Abitur, und ich kann es ausfüllen. Es ist

vermessen, Bauern so darzustellen, als wären sie zu blöd, um irgendetwas auszufüllen, was gefordert ist.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Der Titel Ihrer Aktuellen Stunde, die Sie beantragt haben, lautet „Haltung der Landesregierung zu den Vorschlägen der EU-Kommission zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik“, wie Ihnen aus Pressemitteilungen bekannt ist. Sie kennen auch das 20-Punkte-Papier. Das hätten Sie lesen können. Dann hätten Sie die Haltung der Landesregierung eindeutig und vernünftig zur Kenntnis nehmen können.

(Schmitt, CDU: Habe ich!)

In der Gemeinsamen Agrarpolitik, in der GAP-Reform, geht es doch um die Weiterentwicklung der Zukunft und die zukünftige Aufgabe der Landwirtschaft. Das ist doch, eine gesunde Ernährung sicherzustellen und den Klimawandelfolgen entgegenzutreten. Wir müssen die Existenz der landwirtschaftlichen Betriebe sichern.

(Zuruf der Abg. Frau Schneider, CDU)

Aber selbstverständlich. Wenn Sie doch ganz einfach sehen, wenn wir Monokulturen haben, müssen wir das Ganze eindämmen!

(Zuruf der Abg. Frau Schneider, CDU)

Das ist doch – – –

(Zuruf der Abg. Frau Schneider, CDU)

Ich zähle Ihnen das auf, und dann sage ich Ihnen noch ein paar andere Dinge dazu. Wie gesagt, wir müssen die Existenz der landwirtschaftlichen Betriebe sichern. Wir müssen weiter die Entwicklung der ländlichen Räume sichern.

(Zuruf des Abg. Schmitt, CDU)

Hören Sie mir einfach zu, ich habe Ihnen auch zugehört. Ich habe kein einziges Mal dazwischengerufen. Wir haben den demografischen Wandel zu akzeptieren. Wir haben Arbeitsplätze im ländlichen Raum zu sichern. Wir haben dem Umweltschutz, dem Tierschutz und dem Verbraucherschutz in allem gerecht zu werden. Wir haben den EU-2020-Strategien gerecht zu werden. Wir haben so viele Aufgaben. Dann zerreden Sie das an einem Greening, das wichtig ist, das den Boden schützt und die Existenzen der Betriebe sichert.

Ich weiß, Sie werden jetzt wahrscheinlich wieder sagen, das sei alles nicht nötig. Wir haben die Artenvielfalt, die Biodiversität. Auch das ist Greening. Es ist nicht mehr Aufwand als ein Flächennachweis. Da steht alles drin. Da kann man gleich kontrollieren. Sie brauchen keine zusätzlichen Aufgaben zu erfüllen, um Greening zu fordern. Sie haben eben so schön diese Kappungsgrenze angeführt. Haben Sie denn auch verstanden, was die Kappungsgrenze bedeutet?

(Zurufe von der SPD: Nein!)

Kappungsgrenze ist, Großbetriebe – – –

(Zuruf des Abg. Schmitt, CDU)

Laut Kommission so ca. 100. Das sind 600.000 Euro Verlust. Haben wir einen in Rheinland-Pfalz, in Nordrhein-Westfalen?

(Frau Staatsministerin Höfken: Deutschland!)

Bitte?

(Frau Staatsministerin Höfken: Deutschland!)

Deutschland. Es ist deutschlandweit, was ich Ihnen gerade eben hier gesagt habe.

(Schmitt, CDU: In Rheinland-Pfalz haben wir zwei!)

Wir haben keine großen Betriebe.

(Zuruf der Abg. Frau Schneider, CDU)

Nein. Ich habe gesagt, in Rheinland-Pfalz nicht. Wo haben wir die in Rheinland-Pfalz?

(Zuruf von der CDU)

In Deutschland, laut EU-Kommission. Ich kann Ihnen das zitieren.

(Frau Schneider, CDU: Wir sind hier im rheinland- pfälzischen Landtag!)

Ich weiß nicht, ob Sie jetzt die Bedeutung einer Fruchtfolge kennen.

(Frau Schneider, CDU: Ja!)

Das ist ja schön. Das ist wunderbar. Dann können Sie uns die nachher einmal erklären.

(Frau Schneider, CDU: Gern!)

Wunderbar. Wenn Sie dieses 20-Punkte-Papier des Ministeriums lesen, das haben Sie zum Beispiel anzulegen, um diese ökologischen Vorrangflächen auszugleichen. Wenn Sie sich das einmal ein bisschen zu Gemüte führen – das ist vielleicht ein bisschen lang zu lesen, aber kurz zu verstehen –, da steht drin, es werden Landschaftselemente anerkannt.

Es wird anerkannt, wenn ein Betrieb 20 % seiner Fläche im Leguminosenanbau betreibt. Dann ist alles sofort wieder weg vom Tisch. 20 % als Leguminosen-EiweißStrategie – unsere Versorgung mit Eiweiß für die tierische Produktion ist immens wichtig.

(Frau Schneider, CDU)

Sie können – das ist doch ganz einfach – als Ackerbauer, wenn Sie es anbauen – Herr Zehfuß, das ist doch gar kein Problem –, die Bodenqualität erhöhen.

(Zuruf des Abg. Zehfuß, CDU)

Sie können ganz einfach mit Ihrem Nachbarn, der Vieh hat, oder mit einem Abnehmenden handeln und die Eiweißstrategie und die Eiweißversorgung in Europa bzw. in Deutschland und in Rheinland-Pfalz sichern. Dann brauchen wir kein Soja aus Übersee zu nehmen. Da haben wir die Probleme gelöst. Es ist doch besser, wenn die Wertschöpfung dann hier bei uns bleibt und Ihr Nachbar es hat und Sie Ihr Geld verdient haben. Das ist doch wesentlich besser, als wenn wir es aus dem Ausland einführen.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Jetzt möchte ich noch einen Satz zum Grünland und zum Grünlandumbruch sagen. Ich weiß nicht, ob Sie überhaupt zur Kenntnis genommen haben, wie wichtig unser Grünland eigentlich ist.

(Schmitt, CDU: Das Thema wurde doch hier behandelt!)

Ja, das ist doch gut. Warum wehren Sie sich denn gegen Grünlandumbruchverbot? Besser heute als morgen!