Sehr geehrter Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Alle Vorrednerinnen haben es schon gesagt, Sprache ist der Schlüssel dazu, dass ein Mensch am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann. Kinder erschließen sich Welten durch Sprache. Sie treten in Kontakt mit ihrer Umwelt, in der Familie, aber auch außerhalb, zum Beispiel in der Kita. Freunde finden, soziales Lernen, all dies ist nur durch Kommunikation möglich. Auch der Erfolg des späteren Schulbesuches hängt entscheidend von der Sprachkompetenz ab. Dies ist den Fachkräften in unseren Kitas bewusst. Sie setzen auf sprachliche Bildung von Anfang an, wie sie auch in unseren Bildung- und Erziehungsempfehlungen verankert ist.
Verbale Kommunikation ist groß geschrieben. Die KitaTeams ermuntern die Kinder, aktiv zu kommunizieren. Die Sprachförderung in unseren Kindertagesstätten ist eine Kombination aus a) alltagsintegrierter sprachlicher Bildung und b) zusätzlichen Sprachfördermaßnahmen für jene Kinder, die sprachliche Defizite haben. Durch diese Zusatzmaßnahmen erreichen wir jährlich rund 18.000 Kinder, von denen übrigens mehr als die Hälfte Deutsch als Muttersprache hat.
Dieses Konzept bereitet die Kinder sehr gut auf den Schulbesuch vor. Dies hängt auch mit der hohen Besuchsquote in unseren Einrichtungen zusammen, die wir unter anderem durch die Beitragsfreiheit erreicht haben. Im Vorschuljahr gehen praktisch alle Kinder in einen Kindergarten.
Die wenigen Kinder, die keinen Kindergarten besuchen, werden im Vorfeld der Einschulung vonseiten der Schule hinsichtlich ihrer Sprachkompetenz getestet. Werden
Defizite festgestellt, wird der Familie die Teilnahme des Kindes an einer Sprachfördermaßnahme in einem örtlichen Kindergarten dringend empfohlen. Plätze hierfür werden stets freigehalten, so wie es das Schulgesetz in § 64 a vorsieht.
Verbindliche Sprachtests für alle Vierjährigen, wie Sie sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU, fordern, sind nicht sinnvoll. Ein einmaliger Test sagt nichts aus über das tatsächliche Können eines Kindes.
Wenn das Kind einen schlechten Tag hat oder es die Testperson nicht kennt, wird es unter Umständen gar nicht reden, egal wie wortgewandt es normalerweise ist.
Die langfristige, regelmäßige Dokumentation der kindlichen Entwicklung, wie sie in unseren Kindertagesstätten Standard ist, ist sehr viel aussagekräftiger, zumal sie auch aufzeigt, welchen Förderbedarf ein Kind hat.
Unser Konzept der Sprachförderung in den Kitas funktioniert sehr gut und findet im Übrigen bundesweit Anerkennung.
Ich will Ihnen ein paar Punkte nennen, die wir über die alltagsintegrierte Sprachbildung durch die Erzieherinnen und Erzieher und durch das zusätzliche Sprachförderprogramm in unseren Kindergärten haben. Wir haben 410 interkulturelle Fachkräfte in unseren Kitas beschäftigt. Wir haben ein europäisches Sprachenportfolio in verschiedenen Kindergärten eingerichtet. Es gibt bilinguale und trilinguale Sprachprojekte in vielen Kindertagesstätten. Wir haben sogenannte Konsultationskindertagesstätten, mehrere haben den Schwerpunkt Sprache gewählt. Wir haben ein Netzwerk, das heißt „frühstart“. Das setzen wir mit der Hertie-Stiftung um. Da geht es um die Sprachbildung in den Kitas.
Wir setzen das Projekt „Lichtblicke“ mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung um. Wir beteiligen uns am Bundesprogramm „Schwerpunkt-Kitas Sprache & Integration“. Hier beschäftigen wir 159 halbe Sprachförderkräfte über das Bundesprogramm.
Dies ist eine Liste, die nicht abschließend ist. Ich will damit deutlich machen, dass die Sprachförderung einen sehr hohen Stellenwert in unserer Kindergartenpolitik hat.
Ich mache es kurz. Ich kann nur feststellen, Sie sind mittlerweile vollkommen von der Realität und den Menschen vor Ort entfernt.
Reine Ideologie ersetzt bei Ihnen mittlerweile den gesunden Menschenverstand. Offensichtlich erschreckt Sie das Wort „Test“. Ich will sagen, es ist natürlich kein Test, wie Sie ihn sich möglicherweise vorstellen, vor dem Sie panische Angst haben. Es ist eine kindgerechte, spielerische Erfassung des Sprachvermögens, und nichts anderes.
Ich will eines sagen. Die Kürzungen, die Sie vorgenommen haben, sind hier mit keinem Wort erwähnt worden. Schämen Sie sich!
(Beifall der CDU – Frau Brede-Hoffmann, SPD: Jetzt aber! – Ramsauer, SPD: Eine richtig nette Person!)
Liebe Frau Huth-Haage, das Günstigste, wenn man ideologische Auseinandersetzungen vermeiden will, ist, dass man schaut, was die Wissenschaft zu bestimmten Themen sagt, und versucht, sich daran zu orientieren. Ich muss sagen, in dieser ganzen Sprachförderdebatte habe ich von Ihnen noch nie ein Zitat aus einer wissenschaftlichen Publikation gehört, das auch nur ansatzweise Ihre Thesen belegen würde.
(Beifall der SPD und vereinzelt bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf der Abg. Frau Huth-Haage, CDU)
Auch gut, um Ideologie zu vermeiden, ist es, die Realität wahrzunehmen. Sie reden von der Starterklasse an der
Realschule plus, verschweigen, dass wir Sprachvorkurse und Eingliederungslehrgänge nicht nur an der AnneFrank-Realschule plus haben, sondern an 81 Schulen im Land. Jetzt sagen Sie mir einen vernünftigen Grund. Wissen Sie, wie diese Kurse ablaufen? Die Kinder und Jugendlichen haben am Anfang 20 Stunden Sprachunterricht. Jetzt sagen Sie mir bitte, was schlimm daran ist, wenn sie 20 Stunden Sprachunterricht gemacht haben, dass sie zum Beispiel noch am Sport-, Musik-, Kunstunterricht oder sonst etwas teilnehmen. Fördern und integrieren, so machen wir das. Das ist aus meiner Sicht auch der einzig vernünftige und gangbare Weg.
(Beifall der SPD und des BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zurufe der Abg. Frau Schmitt, SPD, und Frau Huth-Haage, CDU)
Wer das ablehnt, der steht im Ruf, ideologisch zu handeln, und nicht diejenigen, die sich darum kümmern, dass gefördert und integriert wird.
Ich sehe keine weiteren Wortmeldungen mehr. Ich habe keinen Antrag auf Ausschussüberweisung. Wir stimmen unmittelbar ab. Wer dem Antrag der Fraktion der CDU – Drucksache 16/3972 – zustimmen möchte, den bitte ich um das Handzeichen! – Danke. Wer stimmt dagegen? – Danke. Wer enthält sich? – Der Antrag ist mit den Stimmen der SPD und des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gegen die Stimmen der CDU abgelehnt.
Wir kommen zur Abstimmung über den Alternativantrag der Fraktionen der SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksache 16/3994 –. Wer dem Antrag zustimmen möchte, den bitte ich um das Handzeichen! – Danke. Wer stimmt dagegen? – Danke. Der Antrag ist mit den Stimmen der SPD und des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gegen die Stimmen der CDU angenommen.
Meine Damen und Herren, wir sind am Ende unserer heutigen Plenarsitzung. Die nächste Plenarsitzung ist am Dienstag, 14. Oktober 2014, 14:00 Uhr. Ich wünsche Ihnen einen guten Nachhauseweg.